Autor Thema: Über die Berechenbarkeit von Spielern,...  (Gelesen 1624 mal)

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Offline unicum

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Über die Berechenbarkeit von Spielern,...
« am: 14.08.2023 | 17:26 »
Ich hatte am Wochenende einen Con, habe zwei Abenteuer geleitet und bin beim zweiten ins Grübeln gekommen,...

Erst mal eine Kurze zusammenfassung: Das zweite war ein Sonntagsabenteuer, prinzipiell war es darauf ausgelegt das es auch reines "Tavernenspiel" sein kann, wenn alle daran spass haben. Wie es so will kenne ich die Leute die sich eintragen alle und schätze einen so ein das es für ihn eben auch etwas sein muss zum "Tothauen".

Also okee, Tavernenspiel und dann eben etwas zum Todhauen.

Ich war ja vorbereitet, es gab sogar einen Plot (hüstel).

---------- Vorhang auf für das Drama ----------

Spielfiguren - bunt aus aller welt zusammengewürfelt durch ein ominöses Torereignis finden sich in einem 5* Luxus Etablisment das keine Wünsche offenlässt. Und die NSC in dem Etablisment sind irgendwie zu 90% von der Sorte welche die Spielfiguren normalerweise als "Monster & finsteres Dämonengezücht" beschreiben würden. Da alles gesittet zugeht ist aber genügend Zeit für Tavernenspiel,...
Schliesslich begeben sich die Spielfiguren in den Wellnessbereich (im tiefen Keller) hier gibt es Sauna, Friseure, Massage, Maniküre .. welche auch neue Hufeisen anlegen wenn man auf Hufen unterwegs ist. Es gibt auch Edelprostitution wenn man so will. (hat nur einer beantragt, ratet mal wer)

Gruppe verteilt sich (2 in der Sauna, 1 beim Friseur 1 bei der Massage 1 mit zwei Prostituierten bei der "Massage") soweit sogut,... vorhang auf was igrendwann mal ein Plot sein will: Ein Arlarm schallt durch das Etablisment "Ein Typ 9 Dämon hat sich materialisiert, begeben sie sich zürgig zu den Ausgängen, folgen sie den Anweisungen des Personales .... *bla*bla*"

Gruppe rennt zu den Schliessfächern und greift zu Waffen, Tränken, Materialkomponenten - die Rüssis bleiben im Schrank man hat ja keine Zeit.

Es folgt die beschreibung wie auch die Bediensteten und die anderen Gäste fliehen - niemand kümmert sich um die Schliessfächer. Man sieht einige kleine Dämonen welche auf ein paar Leute einhacken. Diese Leute gehören alle der gleichen Spezies X an (welche in der Gruppe nicht vertreten ist).

Gruppe geht auf die Suche, man sieht eine Leiche Spezies X dann findet man den Typ 9 Dämon. Der quetscht sich mit einer sehr, sehr geringen Bewegiungsweite durch die Gänge - ich habe mal 3m in einer Kampfrunde festgelegt. Er ist extremst behindert und eigentlich für niemanden eine gefahr der schneller ist als er - also ALLE (es gibt keine Sackgassen in der anlage und an jeder ecke einen Ausgang).

4 von 5 Leuten hauen drauf oder schauen zu, Nummer 5 sagt "Ich schau mich mal um ob ich noch jemanden finde der Hilfe braucht".

An der Stelle kann sich ja jeder mal fragen "was hätte ich gemacht?"

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Fluffy

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Re: Über die Berechenbarkeit von Spielern,...
« Antwort #1 am: 14.08.2023 | 17:51 »
ich versteh das problem nicht? Das ist ein normaler Spieleabend mit normalem Spielerverhalten. Was ist daran jetzt zu besprechen? Es ging doch voran.

Offline Arkam

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Re: Über die Berechenbarkeit von Spielern,...
« Antwort #2 am: 16.11.2023 | 11:20 »
Hallo zusammen,

nach etwas Überlegung vermute ich das so die zu rettende Person kaum zu retten war.
Der größte Teil der Gruppe hat sich um den größten Gegner gekümmert. Der war aber aufgrund der Räumlichkeiten eigentlich nicht die Bedrohung.
Die kleineren Dämonen standen dann zusammen gegen den einen Spielercharakter + die Zielperson. Der Kampf war dann wahrscheinlich von der Sorte sehr herausfordernd - zwei sichere Tote.

Meiner Erfahrung nach werden die meisten Spielenden erst dann kreativ wenn sie sich unterlegen fühlen. Das scheint hier nicht der Fall zu sein. Das man dann erst Mal die potentiell größte Bedrohung mit vollen Ressourcen angeht ist nachvollziehbar.
Vor allem wenn man bedenkt das die Durchsage diesen Gegner ja alsd Hauptbedrohung und den Kampf gegen ihn als wichtige Komponente einführte.
Die Zielperson war ja nach der Beschreibung den Charakteren nicht bekannt. Ich bezweifle ob ich mir in einer hektischen Situation, auf Rüstungen wurde verzichtet!, Gedanken zu den Opfern der kleineren Dämonen gemacht hätte. Auf den Gedanken das sie nicht nur Chaos anrichten oder essen wollten sondern eine konkrete Zielperson suchen wäre ich sicherlich auch nicht gekommen.

Nach der Beschreibung hört sich das System nach D&D oder einem seiner vielen Ableger oder nach einem Oldshool System an. Bei D&D und seinen Ablegern ist bei den fertigen Abenteuern und Kampagnen meistens eine klare Plotstruktur vorgegeben und bei Oldshool Sachen ist man ja entweder in einer Sandbox oder bekommt mögliche Aufträge und eben frei angehbare Situationen vorgesetzt.
Bei beiden ist es eher unüblich das man den Plot erraten soll.

Je nach System kommt noch hinzu das große Gegner einfach aufgrund sehr vieler Trefferpunkte einfach viele Beteiligte verlangen um den Kampf nicht endlos zu ziehen und so die Chance auf Würfelglück des Gegners zu reduzieren.

Gruß Jochen
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Offline Jiba

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Re: Über die Berechenbarkeit von Spielern,...
« Antwort #3 am: 16.11.2023 | 11:31 »
Ohne dir zu nahe zu treten, unicum, aber ich verstehe weder, was das Ganze eigentlich soll, noch die Motivation der Antagonisten oder Spielercharaktere noch habe ich eine Ahnung, wie der Kenntnisstand der Spieler zu den Geschehnissen aussah…
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline bobibob bobsen

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Re: Über die Berechenbarkeit von Spielern,...
« Antwort #4 am: 16.11.2023 | 12:42 »
Als Spieler würde ich denken:
Aha die SL macht mir ein Angebot. Ich kann den dicken Dämon mit geringem Risiko umhauen. So eine Kampfrunde dauert 6 Sekunden wenn der nach 5-6 Runden weg ist kann ich mich also etwa 30 Sekunden später um sein Ziel kümmern. was soll da schon passieren. zumal ich ja gerade dieses eindeutige Angebot vom SL bekommen habe.
Und wenn ich jetzt nicht den Dämon plätte kommt der bestimmt später dann und hat die Behinderung durch schmale Gänge kann ich vergessen.

Offline JollyOrc

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Re: Über die Berechenbarkeit von Spielern,...
« Antwort #5 am: 16.11.2023 | 14:11 »
Ich habe für mich gelernt, dass die Leute selten bis nie das tun, was ich erwartet habe, es sei denn ich winke mit einer ganzen Kleingartenkolonie von Zäunen.

Dazu gehört: Möchte ich, dass eine Dämoneninvasion für zielgerichtet hält (und eben nicht einfach nur "oh, die sind da und wüten herum", dann muss das deutlich ausgesprochen werden. Und je hektischer und unbekannter die Situation, desto deutlicher müssen diese Hinweise sein.

Konkret auf das Szenario von unicum: Dass nur Personen von Volk X getötet wurden ist halt ein eher... subtiler Hinweis darauf, dass die jemanden suchen. Und in Abwesenheit von klaren Aufträgen, suchen sich die Leute halt ihr eigenes Abenteuer. (tun sie ja auch oft genug MIT klaren Aufträgen)

Was das taktische Vorgehen gegen den Big Bad Demon angeht: Da ticken halt viele unterschiedlich...
Fürs Protokoll: Ich bitte hiermit ausdrücklich darum, mich in der Zukunft auf schlechte oder gar aggressive Rhetorik meinerseits hinzuweisen. Sollte ich das dann wider Erwarten als persönlichen Angriff werten, bitte auf diesen Beitrag hier verweisen und mir meine eigenen Worte um die Ohren hauen! :)

Offline Issi

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Re: Über die Berechenbarkeit von Spielern,...
« Antwort #6 am: 18.11.2023 | 08:30 »
Ganz allgemein
Denke viele Spielleiter orientieren sich
1. Am Spieler, der am schnellsten und lautesten schreit
2. An der Figur, die im Kampf am meisten einstecken und austeilen kann

Sterben tun dann aber idR. die Figuren, der weniger lauten Spieler, die erst denken bevor sie handeln.
Sprich: Es sollte umgekehrt sein


Spieler sind "Herdentiere". Und bequem. Kommt häufig darauf an, wer das" Rudel " gerade "anführt".
Und auf wen die Spielleitung wie reagiert.

Es gibt immer die Möglichkeit ein Stopp zu setzen und Spieler einzeln zu fragen, was sie machen wollen.

Auch kritisch nachfragen, kann was bringen ala : " Und ihr wollt das Gleiche machen wie Spieler X?"
« Letzte Änderung: 18.11.2023 | 08:32 von Issi »

QuantizedFields

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Re: Über die Berechenbarkeit von Spielern,...
« Antwort #7 am: 18.11.2023 | 09:55 »
Ich kann jetzt nicht sagen, dass es zu 100% das Problem gewesen wäre, aber für mich klingt es nach zwei Sachen:

1. Es gab nicht genügend Informationen, um eine gute oder alternative Entscheidung zu treffen. Mit den wenigen Informationen, die ich hier bekommen habe hätte ich wahrscheinlich auch einen Kampf mit dem Dämon provoziert, da dies das einzig "actionable" Ding zu tun war.
2. Falls dies nicht als Kampf gedacht war (und auch nicht interessant genug ist, um als Kampf in Zügen und Runden dargestellt zu werden), hätte ich das nicht zu einem Kampf kommen lassen. Sprich:  skill checks, fast-forward, negativ Beschreibungen und ähnliches. Alles, nur keine Initiative und draufhauen.

Aus deiner Beschreibung kann ich nicht erkennen, was du als Ziel vor Augen hattest. In deiner Meinung, was hätten die Spieler:innen machen sollen? Wie sähe der "richtige" Weg aus? :)

Offline Eleazar

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Re: Über die Berechenbarkeit von Spielern,...
« Antwort #8 am: 18.11.2023 | 12:07 »
Wenn es drum ginge, gezielt eine Person aus der Species X vor der Ermordung zu bewahren, dann hätte ich noch Informationen gebraucht: Z.B. Elfenprinzessin Hortensia ist mit großem Gefolge in den Spa-Bereich eingezogen. Und dann sehe ich den Grad 9-Dämon und die Mini-Dämonen auf lauter Elfinnen einkloppen.

Jetzt wäre mir das Ziel klar und auch die Notwendigkeit, nicht nur zuerst den großen Dämon aufzuhalten.

Sonst könnte ich auch meinen: "Der große Dämon ist eigens erwähnt worden. Er ist das Hauptproblem. Wir sind die Hauptproblemlöser. Das ist ein Match, um den Rest kümmern sich einstweilen die Bademeister und die mit Peitschen und Stilettos bewaffneten Prostituierten."

Ich glaube, die Infos, die dir ganz offensichtlich erschienen, waren für die Gruppe alles andere als offensichtlich. So wurde es schwierig.

Offline nobody@home

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Re: Über die Berechenbarkeit von Spielern,...
« Antwort #9 am: 18.11.2023 | 12:21 »
Aus deiner Beschreibung kann ich nicht erkennen, was du als Ziel vor Augen hattest. In deiner Meinung, was hätten die Spieler:innen machen sollen? Wie sähe der "richtige" Weg aus? :)

Ist 'ne gute Frage, denn aus meiner Sicht wäre in dieser Situation relativ egal, ob die SC das Ziel des Anschlags überhaupt retten. Ermitteln, wer dahintersteckt, muß hinterher so oder so jemand...und selbst das müßten nicht zwingend die SC sein, auch dann wenn die Chance höher sein mag, daß die NSC, die im Fall mangelnden Spielerinteresses ersatzweise einspringen müßten, die Sache mit entsprechenden Konsequenzen vergeigen.