Conflict (dt.: Konflikt, alt. Titel: Tatort Springfield, Regie: Curtis Bernhardt), 1945
Der Film beginnt mit einer Darstellung der Ehe von Richard (Humphrey Bogart) und Katherine Mason, in der es nach fünf Jahren nicht gut aussieht. Die beiden giften sich an und nörgeln permanent aneinander herum. Katherine verdächtigt ihren Mann, in ihre jüngere Schwester Evelyn verliebt zu sein. Richard streitet das nicht ab. Katherine macht ihm aber deutlich, dass sie ihn nie freigeben wird.
Anlässlich ihres fünfjährigen Hochzeitstages richtet der befreundete Psychiater Dr. Hamilton eine kleine Feier für die Eheleute aus. Hier trifft Richard und Katherine auch auf Evelyn und einen jungen Herrn, der offensichtlich Gefallen an Evelyn findet. Richard setzt die Situation zu, er fährt früh nach Hause und nimmt dabei neben seiner Frau auch Evelyn mit. Es regnet stark, die Straßenverhältnisse sind schlecht, Richard ist mit seinen Gedanken woanders und so kommt es zu einem Unfall. Der einzige Mensch, der zu Schaden kommt, ist Richard selbst, der eine Weile lang ein Gipsbein tragen muss.
Nach seiner Genesung gibt Richard vor, auch sein verheiltes Bein nicht mehr bewegen zu können, was der behandelnde Arzt als psychosomatisches Handicap diagnostiziert. Im Beisein seiner Frau empfiehlt er ihm Urlaub und Schwimmen. Richard ist einverstanden.
Dann ist der Ausflug zu einem Hotel in den Bergen bereits vorbereitet, Richard aber führt ein Geschäftstelefonat und behauptet, am Abend noch eine Besprechung zu haben. Seiner Frau schlägt er vor, schon vorzufahren. Katherine willigt ein.
Auf ihrem Weg zum Ausflugsziel fährt sie kurz bei dem Psychiater Dr. Hamilton vorbei, der ihr einen guten Aufenthalt wünscht und ihr eine Rose schenkt, die sie an ihrem Kostüm befestigt. Katherine fährt in die Berge. An einem engen, einsamen Pass versperrt ihr ein Auto den Weg. Es ist Richard, der Katherine auflauert, sie ausschaltet und dann in ihrem Auto in einen Canyon hinabstürzt.
Im weiteren Verlauf des Films ist zu sehen, wie Richard versucht, den besorgten Ehemann zu mimen. Er ruft mehrfach im Hotel an, informiert irgendwann auch die Polizei, beschreibt den Polizisten im Beisein seines Freundes Dr. Hamilton seine Frau und deren Kleidung äußerst penibel und verhält sich auch sonst ganz so, wie das von einem sorgenden Ehemann zu erwarten ist. Eine erste Irritation für Richard wird allerdings durch die Tatsache verursacht, dass die Leiche seiner Frau nicht gefunden wird.
Trotz wachsender Unruhe bemüht sich Richard um Evelyn. Ein gewisses Interesse an ihm zeigt sie durchaus, aber zu einer ernsthaften Verbindung ist sie nicht bereit. Sie behauptet, selbst wenn ihre Schwester tot sei, stände sie in einer Verbindung zu Richard immer zwischen ihnen.
Auch Evelyns junger Verehrer bemüht sich weiter um sie, was Evelyn zunächst zwar verunsichert, Richard sieht seine Chancen auf ein Liebesglück mit ihr aber dennoch schwinden.
Schon bald ereignen sich Dinge, die Richards Geisteszustand an den Rand des Wahnsinns bringen. Es sieht nämlich so aus, als lebe Katherine noch. Es riecht zuhause nach ihrem Parfum, außerdem findet sich der Ring, den Katherine bei ihrem Fortgehen getragen hat, wieder im Safe des Hauses.
In seinem Büro findet Richard schließlich einen Brief mit der Handschrift seiner Frau. Er enthält einen Pfandschein. Als Richard den Pfandschein auslösen will, bekommt er einen Anhänger Katherines mit Fotos der Eheleute präsentiert. Allerdings zeigt ihm der Pfandleiher im Geschäftsbuch die Unterschrift seiner Frau und behauptet, der Ring könne nur von ihr selbst ausgelöst werden. Richard brauche dafür eine schriftliche Genehmigung von ihr. Ansonsten müsse er 3 Monate warten. Dann könne er ihn kaufen. Der irritierte Richard vergisst daraufhin, seinen Pfandschein wieder mitzunehmen, informiert aber die Polizei. Als er mit dem Inspektor erneut die Pfandleihe betritt, ist der Pfandleiher jedoch ein anderer, der Anhänger gar nicht mehr vorhanden und selbst der Eintrag im Geschäftsbuch ist von einer anderen Frau unterschrieben worden.
Einen Moment lang verdächtigt Richard Evelyn, die Rolle Katherines zu spielen. Er lässt die Handschriften seiner Frau und die auf dem Brief von einem Spezialisten vergleichen, der ihm aber bestätigt, dass sie von derselben Person stammen. Für Richard sieht es so aus, als habe seine Frau auf irgendeine wundersame Art und Weise überlebt und wolle sich jetzt an ihm rächen. Das kann aber nicht sein, Richard weiß ja, dass sie tot ist! Dannglaubt er sie in der Stadt zu sehen, läuft ihr hinterher und folgt ihr schließlich in eine leere Wohnung, die vermietet werden soll. Seine Frau ist weg.
Dem Wahnsinn nahe beschließt Richard am Tatort nachzusehen. Er steigt in den Canyon hinunter, findet das zerschmetterte Auto und erkennt, dass Katherine nicht hinter dem Steuer sitzt. Dann tauchen Polizisten und sein Freund, der Psychiater Dr. Hamilton auf. Richard wird festgenommen. Von Dr. Hamilton erfährt er, dass alle seltsamen Vorkommnisse von der Polizei fingiert wurden, um ihn zum Tatort zu treiben und so als Mörder überführen zu können. Schließlich verrät ihm Dr. Hamilton, dass er einen einzigen Fehler gemacht hat: Er hat bei der Beschreibung seiner Frau vor der Polizei die Rose an ihrem Kostüm erwähnt. Diese Rose hat sie aber erst nach ihrer Abreise von Dr. Hamilton geschenkt bekommen. Aus diesem Grund wusste der Psychiater, dass Richard ein Lügner ist. Richard ist als Mörder überführt.
Der Film ist gradlinig und schnörkellos. Die Schlinge um Richards Hals zieht sich zusammen wie bei einer griechischen Tragödie. Die Auflösung der merkwürdigen Vorkommnisse ist allerdings nicht gerade tiefgründig. Der Film will Spannung erzeugen und das gelingt ihm auch recht gut. Viel mehr ist nicht zu sehen.
Immerhin gibt es aber noch einen Aspekt mehr als den Mord, Richards geistige Zerrüttung und letztendliche Überführung. Richard ist zwar der Mörder, es ist aber auffällig, wie sympathisch er hier gezeichnet wird. Seine Ehefrau ist wirklich eine garstige Schachtel und ihre Aussage, sie werde Richard nie gehen lassen, kommt einer tödlichen Drohung gleich. Als Richard merkt, dass Evelyn sich nicht auf ihn einlassen kann, lässt er sie sofort ziehen und empfiehlt sogar ihrem jungen Verehrer, der bereits einen Korb von ihr erhalten hat, es noch einmal bei ihr zu versuchen. Richard liebt Evelyn wirklich und will, dass sie glücklich wird. Wenn nicht mit ihm, dann mit einem anderen. Am Schluss vergewissert sich Richard bei Dr. Hamilton, dass Evelyn von seiner Überführung keine Ahnung hat. Damit weiß er, dass sein Verdacht, Evelyn habe ihm etwas vorgespielt, unbegründet war. Es ist der einzige Trost, der ihm bleibt: Evelyn ist keine falsche Schlange, sondern ein gutes Mädchen.
Der Film wird nicht gerade gefeiert. Öfter liest man, dass das Ende zu schnell kommt. Richards geistige Zerrüttung werde nur angedeutet, ein Film mit dem Titel „Conflict“ hätte mehr zeigen müssen… ich bin da unschlüssig. Bogart als expressionistischer Wahnsinniger? Geht das überhaupt? Wir Zuschauer bekommen im Film gezeigt, was Richard wahnsinnig macht. Er selbst bleibt äußerlich relativ kühl. Seine Taten sprechen aber für sich. Wir können aufgrund seiner Handlungen ahnen, wie es in ihm aussieht, auch wenn man es seiner Darstellung nicht allzu stark ansieht. Ich finde, das ist auch eine Qualität. Es muss ja nicht immer alles möglichst dick aufgetragen werden. In meinen Augen ist der Film kein Meisterwerk, aber doch recht sehenswert.