Das altehrwürdige Genre des Aufbauspiels ist eigentlich schon eines, das ich hin und wieder goutiere. Ich habe aber festgestellt, dass mich bei vielen Titeln eine Technik stört, die ich "Scale Hopping" nenne: das wilde durcheinandermischen verschiedener Maßstäbe. Dieses scheint vor allem dann aufzutreten, wenn im Spiel eine relativ kleine Anzahl von Individuen simuliert wird. Also wenn man beispielsweise mit einer Handvoll Siedlern anfängt, und diese müssen sich fortpflanzen und werden irgendwann sterben.
Da hat das Spiel also das Problem, dass es einerseits über relativ lange Zeitspannen von mehreren Generationen funktionieren muss (sonst könnte man sich diesen Aspekt ja sparen), aber gleichzeitig auch relativ kurzfristige Ereignisse darstellen will.
Ein paar Beispiele, was ich damit meine:
- Banished: hier findet genau das statt, was ich gerade beschrieben habe. Die Siedler altern und pflanzen sich fort, und es werden Jahreszeiten simuliert. Man muss also zB zusehen dass für den Winter genug Feuerholz, Lebensmittel und warme Kleidung vorhanden sind. Nachwuchs wird mit 10 oder 17 Jahren arbeitsfähig, je nach Schulbildung. Aber: während eines simulierten Jahres (also von Winter zu Winter) altern die Figuren um mehrere Jahre - wieviel genau habe ich nicht gemessen, ich tippe mal 4 oder so.
- Surviving Mars: hier wird ein Tag/Nachtzyklus simuliert. Allerdings funktioniert die Nacht eher wie der Winter in obigem Spiel, vor allem wird keine Solarenergie erzeugt. IIRC altern die Figuren auch hier, aber würde da nicht drauf wetten, hab es lang nicht mehr gespielt. Aber vor allem tritt der Disconnect hier zu Tage, wenn man eine Nachschubrakete von der Erde erwartet. Der interplanetare Flug dauert 9 Monate -- aber gleichzeitig nichtmal einen Tag/Nachtzyklus.
Das ärgert mich halt nicht zuletzt, weil ich das Gefühl habe, dass die Entwickler mich als Spieler für blöd halten: "Och ist ja Science Fiction, weiss ja eh niemand wie lang auf dem Mars ein Tag dauert". It's not rocket science!
(Das in der Grundsache sehr ähnliche "Aven Colony" umschifft diese Klippe, indem es einfach in einem völlig anderen Sonnensystem spielt - schwupp kann niemand mehr monieren, wie lange auf diesem Planeten ein Tag oder ein Jahr dauert. Aber iirc altern hier auch die Figuren nicht.)
Allerdings mag ich es durchaus, wenn die Siedler/Figuren nachvollziehbar irgendwo herkommen. Und nicht wie bei vielen derartigen Titeln einfach per Mausklick "gebaut" werden. Dann lieber eine komplett anonyme Bevölkerung wie in Sim City.
Welche Aufbauspiele könnt ihr empfehlen, die kein Scale Hopping betreiben?
Thema: "Scale Hopping" in Aufbauspielen (Gelesen 188 mal)
