Autor Thema: Habt ihr euren Schaffenshöhepunkt/Magnus Opus schon ereicht?  (Gelesen 1316 mal)

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Offline Nachtfrost

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Ich bin jetzt gefühlt mittendrin.
Ich spiele jetzt seit 34 Jahren Rollenspiele und habe immer mit gleicher Begeisterung gespielt als auch geleitet. Retrospektiv war ich in den Anfangs-/Teenagerjahren ein ziemlich grottiger SL und meine Mitspieler haben das wohl ähnlich gesehen. Ich habe Hintergrundmaterial verschlungen und Abenteuer geplant, wollte aber eher Geschichten erzählen und konnte die ach so tollen Szenen nicht an den Spieltisch transportieren, so wurde das ganze oft zum Rohrkrepierer. Mittlerweile habe ich mehrere "Wellen" an Rollenspielrunden, getrennt durch Auszeiten oder ungewollte Durststrecken (Berufseinstieg, Umzüge, Vater geworden) hinter mir. In den Zwischenzeiten habe ich mich (auch dank des  :t:) weiter mit Rollenspiel auseinandergesetzt, über die Jahre mit Theorie beschäftigt, viel Ideen und Tipps aufgesaugt und auch gefunden was ich für mich will.  Dazu kommt natürlich die Persönlichkeitsentwicklung, welche ich in den vergangenen 30 Jahren durchgemacht habe. Durch die holprigen Anfänge hinterfrage ich mein Spielleiten allerdings immer noch hart, auch wenn ich seit vielen Jahren durchweg gutes Spielerfeedback bekomme.

Lange Rede kurzer Sinn: Seit jetzt drei Jahren - seit mein Sohn alt genug ist, dass ich mir einen Abend die Woche nehmen kann - läuft meine aktuelle Homebrew-D&D-Kampagne, die ich als mein temporäres Magnum Opus bezeichnen würde.
Ein übergeordneter in der Historie der Welt verankerter epischer Plotbogen, in die Kampagne eingebundene relevante Charakterhintergründe, immer wieder Sandboxanteile und ich habe keine Angst neue Dinge mal auszutesten (z.B. Flashbacks, Montagen, Spieler eine Szene als Antagonisten erleben zu lassen "meanwhile...", rückwärtiges Erzählen á la Blades in the Dark) und auch wieder zu verwerfen wenn es nicht zündet. Und und und.
Die beste alle Zeiten ist jetzt  :d

Ob ich mit der Kampagne bis zum Ende komme, weiß ich jetzt natürlich noch nicht, aber die Spieler sind kontinuierlich mit Elan dabei und die letzten drei Jahre würde ich schon als Magnum Opus stehen lassen.
Ich kann die Gedanken hinter den Regeln ja durchaus verstehen. Dämonen sollen schliesslich schreckliche und furchteinflößende Wesen sein. Daher müssen auch die entsprechenden Regeln grauenvoll sein.

OPERA RPG - ein Rollenspiel um Seelenwanderung und Ethik

Offline Namo

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Das hört sich richtig, richtig schön an  :) Genau so einen Zustand wünscht man sich ja irgendwie dauerhaft.
spielt: mit den Gedanken

Offline First Orko

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Zuerst war da nur DSA. Da dachte ich: "Ach DAS ist Rollenspiel" und hab mich eingelesen und diskutiert, gespielt und geleitet. Ein paar Runden gut, einige schlecht, viele so mittel.

Dann kam Deadlands, WOD, ein paar Versuche in DnD, Warhammer Fantasy - und ich dachte "Ach das ist auch Rollenspiel mit anderen Welten!". Hab mich da auch probiert, paar gute Runden, paar schlechte, ein paarso mittel.

Dann hab ich Indies entdeckt und dachte "Ach DAS ist Rollenspiel mit ANDEREN Regeln!" und habe viel probiert auf Cons und in Oneshots. Einige echt gute, wenige schlechte, einige mittelmäßige.

Jetzt bin ich an nem Punkt, wo ich durch viel (sehr viel!) ausprobierte Systeme ziemlich genau weiß, was ich mag, was ich kann, was funktioniert und mit welcher Art von Spielenden.
Das sorgt dafür, dass die eher schlechten Runden im Schnitt langsam viel geringer werde, sogar nahezu null. Damit steigt die subjektive Qualität an.
"Magnum Opus" als DAS herausragende Werk bzw. DIE EINE RUNDE finde ich zu hoch gegriffen und irgendwie auch fehl am Platz. Ich hatte eine verdammt gute Rippers-Kampagne mit toller Gruppe und sehr schönem Abschluss. Die war schon irgendwie herausragend, aber es wäre noch Luft nach oben.

Unterm Strich weiß ich jetzt sehr genau, was ich will und was nicht und was mit wem geht. Und ich bin kompromissbereit und offen gegenüber Neuem. Damit kann ich derzeit gut leben. Ich kann mir tatsächlich recht wenig Raum nach oben vorstellen - es sei denn, ich hätte das Vierfache an Freizeit und das ist mangels Reichtum ohne Job nicht machbar, daher bin ich ziemlich zufrieden mit der Hobbysituation bei, wo ich trotz Kind (und dank gutem Zeitmanagement, wechselseitiger Unterstützung mit meiner Partnerin und richtiger Systemwahl) immer noch drei regelmäßige Runden haben kann und trotzdem genug Zeit für die Familie übrig ist.
It's repetitive.
And redundant.

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Dir ist schon klar, dass es in diesem Forum darum geht mit anderen Leuten, die nix besseres mit ihrem Leben zu tun haben, um einen Tisch zu sitzen und sich vorzustellen, dass wir Elfen wären.

Offline KWÜTEG GRÄÜWÖLF

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Also ich kann nach 30 Jahren SL-Gemurkse demütig sagen: ich lern immer wieder was dazu, probiere auch mal Zeug aus, das ich früher skeptisch sah, und dank alberner und wundervoll kreativer Spieler läuft da die Kurve immer noch aufwärts.

Ich hab aber dazwischen auch immer wieder kreative Pausen, wo entweder gar nix läuft, oder ich einfach als Spieler dabei sitze. Das hilft enorm. Die 30 Jahre am Stück spielleiten, urks, da wäre ich ausgebrannt  :P
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Into the valley of Death
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Offline Koenn

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Man muss dazu noch erwähnen, dass man als SL nur dann ein gefühltes Magnus Opus erreichen kann, wenn die Spieler das auch so mit so viel Spaß und Emotion erleben, und dazu sind nicht alle Spieler geeignet, weil Geschmackssache unterschiedlich ist. Und es ist manchmal sehr systemabhängig, bei manchen Settings gelingt es einem als SL nicht, eine gute Basis für die Immersion zu legen.

Ich hatte glücklicherweise als SL schon ein paar Höhepunkte, aber ob darunter das Magnum Opus war weiß ich noch nicht.
Aber man lernt stetig dazu und ändert permanent Dinge im Leitstil, vor allem zähe/unzufriedene Runden früher abzubrechen (kürzlich nach 2x leiten Dune 2W20 abgebrochen, wir sind irgendwie alle nicht damit warm geworden, obwohl alle Lust darauf hatten).

Ich bin gerade in einer lebendigen NSC-Phase, die alle ihre Geschichten, Motivationen, Schrullen und Handlungen haben, die (Spieler-)Charaktere müssen nur danach greifen und sie tun es andauernd - und die roten Fäden sind noch sichtbar. Bin damit insgesamt sehr zufrieden aktuell.

Besser bewerten kann ich nicht die regelmäßigen Runden, sondern One-Shots von Cons. Letzte ReuCon hatten nach meiner SR5-Runde 3 Spieler spontan Lust wieder mit SR5 anzufangen. Hoffe die Jungs da wieder zu treffen  :headbang:
Ritzelschnick.