Religion(s) in the Forgotten RealmsReligion ist eines der Themen in den Forgotten Realms, dass vielleicht deswegen interessant sein könnte, weil Götter hier real sind und das Leben (und die Zeit danach) der Bewohner maßgeblich beeinflussen kann.
Hintergrund (für das Spiel am Tisch eher zweitrangig):Die Forgotten Realms haben wahrscheinlich den größten Pantheon aller mir bekannten Spielwelten. Nicht nur, dass es unzählige Gottheiten der Menschen gibt, nein, auch alle anderen Humanoide (und auch nicht so Humanoide...) verehren zumindest eine Gottheit oder haben ihren eigenen Pantheon. Die Besonderheit hierbei ist, dass der menschliche Pantheon sich dabei auf die Forgotten Realms bzw. Abeir-Toril und die anderen Planeten beschränkt, während die Gottheiten der anderen Lebewesen (teilweise) auch in anderen Teilen des Multiversums verehrt werden. Moradin, Corellon, aber auch Lolth sind hier nur Beispiele.
Über allen Göttern steht Ao als "Overgod". Er hat selbst keine Anhänger und ist mächtiger als alle Götter zusammen. Auch wenn es selten erwähnt wird, steht er auch über allen Göttern Abeir-Torils, die nicht von Menschen angebetet werden...und, was niemand außer ihm weiss, es gibt noch etwas über ihm. Was oder wer dies ist, ist gänzlich unbekannt.
Die Göttergeschichte der Forgotten Realms ist von Tumulten durchsetzt, vorsichtig ausgedrückt. Eines der wichtigsten Ereignisse war der Diebstahl von Aos "Tablets of Fate" durch Myrkul und Bane, was dazu führte, dass Ao alle Gottheiten mal kurzfristig aus dem "Himmel" warf und sie als Sterbliche auf Faerûn rumwandern durften. War für einige nicht so gut, sie überlebten es nicht (was allerdings nur bedeutet, dass Ao bestimmen kann, ob und wann sie wiederkommen). Dies war die "Time of Troubles" (in Kurzform). Eine der Folgen davon waren, dass Ao bestimmte, dass alle Götter nun abhängig von ihren Gläubigen wurden, weil sie sich vorher zu wenig um sie gekümmert hatten. Heisst im Klartext: Wenn niemand mehr an eine Gottheit glaubt oder sie anbetet, stirbt diese Gottheit.
Das Sterben von Gottheiten ist in den Forgotten Realms eh so eine Sache, da Ao ein paar Dekrete aufgestellt hatte (wie das nun in der 5E aussieht, konnte ich leider nicht herausfinden), die einen gewissen Konkurrenzkampf zwischen den Göttern förderte: Götter haben ihre Portfolios und keine zwei Götter eines Pantheons können das gleiche Portfolio haben. Und da Ao auch quasi Götter einfach erschaffen konnte bzw. zahlreiche Sterbliche auch zu Götter aufsteigen liess, konnte es bei der Umverteilung schon mal ein wenig rauer zu gehen. Beispiele für ehemalige Sterbliche, die zu Göttern wurden: Cyric, Kelemvor, Velasharoon, Finder Wyvernspur, Azuth, Mask und noch einige mehr, u. a. Mystra, aber die jetzige Inkarnation (nach dem x-sten Tod) ist mWn keine ehemalige Sterbliche.
Religion im Alltag:Religion spielt im Alltagsleben eine wichtige Rolle, aus gutem Grund. Allerdings beziehen sich diese Informationen nur auf Menschen (oder Wesen, die menschliche Götter anbeten); Informationen zu den nicht-menschlichen Göttern habe ich so nicht gefunden.
Menschen beten zu Gottheiten, nicht zwingend nur zu einer. Dies macht ja durchaus Sinn, denn der Seemann wird bei Sturm auf See evtl. Umberlee bitten, ihn zu verschonen, während er beim Glücksspiel in der Kneipe ein Stoßgebet an Tymora (Göttin des Glücks) richtet, um nicht seine gesamte Heuer zu verlieren. Gerade Gebete auch an "böse" Gottheiten sind nicht zwingend außergewöhnlich, auch der Bauer wird Talos (Gott der Stürme) anflehen, dass die Stürme seine Felder nicht vernichten.
Im Laufe eines Lebens wird sich (hoffentlich) eine Gottheit herauskristallisieren, die ein wenig über andere herausragt. Alles andere wäre eher ungünstig, denn Atheisten und Menschen, die ihren (primären) Gott verraten haben, werden nach ihrem Ableben zu "Faithless" (Atheisten) oder "False" (Verräter). Da jede Seele von Kelemvor, dem Gott der Toten, gerichtet wird, bedeutet es für diese Seelen, dass sie als "Faithless" auf alle Ewigkeiten (oder bis von Dämonen geraubt werden, was nicht unbedingt besser ist...) an die "Wall of the Faithless" auf der Fugue Plane gefesselt werden. "False" kann es noch härter erwischen: Sie werden von Kelemvor gerichtet, für alle Ewigkeit. DIe Strafen reichen von Aufgaben, die sie für immer erledigen müssen, bis zur ewigen Folter.
Gläubige dagegen werden in das Reich ihrer Gottheit geführt, allerdings hatten sie eine Chance, wenn sie dies vermeiden wollten (wenn man eine böse Gottheit anbetete, konnte dies ja eine Option sein): Sie konnten einen Vertrag mit Teufeln abschließen, selbst zu einem zu werden. Es wurden natürlich Versprechen gemacht von "zahlreichen Aufstiegsmöglichkeiten", aber meist begann man als Lemure und ob man jemals ein Pit Fiend werden würde...nun, es war immerhin eine Wahl.
D&D lebt(e) ja durchaus auch von Gesinnungen und bei den Göttern wurde hier keine Ausnahme gemacht. Es gibt gute, böse und neutrale Götter und alle wurden angebetet. Wo und wie welcher Glaube erlaubt war, hängt natürlich immer von der Region ab, aber grundsätzlich war der Glaube und auch Tempel von bösen Göttern auch in zivilisierten Gegenden nicht zwingend verboten, so lange sie sich an die Gesetze des Königreichs/des Staates hielten. Ein Beispiel hierfür waren z. B. Anhänger von Malar (Gott der Jagd und der Biester), die in Cormyr ganz legal Geschhöpfe züchten dürften, sei es für die Jagd der Adligen, als Speise in edlen Gasthäusern oder als Wachen für bestimmte Gebäude. Vollkommen legitim, so lange sie die Gesetze einhielten. Auch der Glaube an Loviatar war in offenen Gesellschaften nicht zwingend verpönt; wer sich freiwillig der Lust am Schmerz hingeben wollte, sollte dies tun können.
Auch, wenn es technisch gesehen in der 5E egal geworden ist, gab es in den Forgotten Realms eine Besonderheit: Die "One-Step-Rule", dass nur Götter Paladine "haben" dürfen, deren eigene Gesinnung auf einer der Achsen höchstens "One Step" von LG abwich, galt in den Forgotten Realms nicht. So gab es schon immer Paladine der Sune oder des Corellon (beide CG).
Einige Gottheiten für den Spieltisch (nicht nur für Clerics/Paladins):Meine SC haben sich immer eine Gottheit ausgesucht, egal, ob sie nun göttliche Zauber wirken konnten oder nicht. Es passte zu ihrem Hintergrund bzw. war ein Teil davon. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden; ob sie zu einem passen oder ob man das überhaupt will, bleibt ja jedem selbst überlassen.
Mask:
Mask hat mich als Gott schon immer fasziniert. Er ist der Gott der Diebe, der Trickster, der immer im Schatten agiert. Hat seine Finger überall drin und manipuliert, um das Beste für sich herauszuschlagen und nicht immer macht er sich Freunde. Er hat z. B. mal die Gestalt eines Schwertes angenommen, so dass Cyric (hier noch als Sterblicher) den Gott Bhaal erschlagen konnte. Er ergaunerte sich so manches Portfolio, verlor einiges aber auch wieder, als er zu gierig wurde. Er erahnte auch die Katastrophe der Spellplague und suchte einen Nachfolger für sich (womit diese Informationen nicht mehr ganz aktuell sind). Der neue Mask ist ein ehemaliger Sterblicher namens Drasek Riven. Ein ehemaliger Zhentarim Auftragsmörder mit einem weichen Herz für Hunde und Schwächere; es treibt ihn zur Weissglut, wenn er Schwächere (insbesondere Kinder) schlecht behandelt sieht, so dass das Ableben eines Talos-Klerikers, der ein Kind misshandelt hatte, sich über mehrere Stunden hinzog. Mit Drasek vollzog Mask auch einen Gesinnungswechsel; war er früher NE, so ist er nun CN. Definitiv eine Gottheit, die ich für meinen Rogue (Thief), Shadow Sorcerer oder auch Shadow Monk nehmen würde.
Kelemvor:
Gott der Toten. Seine Priester kümmern sich um Friedhöfe und die Bestattungen, aber auch um den Trost der Hinterbliebenen. Sie (genau wie ihr Gott) hassen Untote, denn dies widerspricht dem Ethos Kelemvors. Klingt nach einer guten SC-Karriere.
Asmodeus:
Der Teufel? Wie jetzt? Nun, Asmodeus war eine Gottheit, da er sich die göttliche Essenz von Azuth holte. Er hat(te) schließlich auch Abyss und Hölle vereint. Aber selbst wenn er nun keinen Gottstatus mehr innehaben sollte, dürfte er weiterhin so mächtig sein, um auch Klerikern Zauber zu gewähren. Und auch, wenn er als das personifizierte Böse erscheinen mag, er ist eine rechtschaffende Gottheit und wird Chaos vermeiden wollen. Die eine Seele hier oder da wird ein Abenteurer ihm schon besorgen können.
Shevarash:
Gehen wir mal in den elfischen Pantheon. "The Black Arrow", viele Anhänger sind Ranger und Bogenschützen aller Art. Ein Drow-Hasser, jemand, der kriegerische Handlungen als geeignetes Mittel ansieht, um Konflikte zu lösen.
Baervan Wildwanderer:
"The Masked Leaf", eine gnomische Gottheit von Druiden, Ranger und Forest Gnomes. Das heilige Symbol ist ein Gesicht eines Waschbären und er selbst hat auch die Gestalt eines Waschbären. Also bitte...wie kann man da zögern?
Lektüre:
- Ed Greenwood presents: Elminster´s Forgotten Realms
- Faiths & Pantheons 3E (inklusive Web Enhancement "Do´s and Don´ts")
- Faiths & Avatars 2E
- Demihuman Deities 2E