Autor Thema: Mulholland Drive  (Gelesen 3793 mal)

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Re: Mulholland Drive
« Antwort #25 am: 3.10.2004 | 17:53 »
 Ne, Ne!
Ich bin der Überzeugung, dass die zweite Hälfte des Films nasch der ersten kommt; der Film bleibt chronologisch in der richtigen Reihenvolge, die beiden Mädels tauschen nur einfach die Rollen.
Das erkennt man an den Dialogen auf der Party am Ende; der Regisseur erzählt jemandem der neben ihm steht, "...ich bekam einen neuen Pool, sie bekam einen Poolreiniger"- was ja klar auf die Episode vorher abzielt.

Die Lynchfilme sind das Äquivalent zu den Büchern von James Joyce-
wirklich großartig, ein tolles Zeichen, was kreative Menschen alles künstlerisch umsetzern können und ein Krampf für Junstkritiker und Analytiker. Mullholland Drive ist das filmische Äquivalent zu Finnegans Wake (und das hab ich auch nicht verstanden). 

Eye Of Gruumsh

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Re: Mulholland Drive
« Antwort #26 am: 4.10.2004 | 15:23 »
Ich bin hier auf Patricks Seite. Man kann die Teile nicht chronologisch anordnen, da der erste nicht tatsächlich stattfindet, sondern lediglich eine Illusion ist, was der Aufenthalt im Club Silencio eindeutig macht.
Von Anfang an bis zur Szene, in der die blaue Box geöffnet wird, geschehen nur die Ereignisse rund um den Regisseur auch tatsächlich, der Rest ist der Traum von Naomi Watts.
Der Regisseur selbst wird ja im Verlauf der Handlung von Hollywood zerstört, der kreative Geist wird zum kapitalistischen Opportunisten.

Was ich aber an Lynchs Filme so genial finde, ist die Tatsache, dass sie ein Erlebnis bieten, auch wenn man sie zunächst nicht versteht. Als ich den Film zum ersten Mal gesehen habe, hab ich so gut wie gar nichts kapiert, aber eindrucksvoll fand ich den Film dennoch.

Gast

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Re: Mulholland Drive
« Antwort #27 am: 8.10.2004 | 23:21 »
Einfach mal Quote:

Und wie gesagt: Man kriegt für Mulholland Drive ne ziemlich geile Interpretation hin, wenn man seinen Verstand ausschaltet... Und irgendwo hier im Forum müsste noch ein Thread sein, wo ich ne Unknown Armies Interpretation dafür gefunden habe....


Ist nicht irgendwie speziell gemeint ... ich wollte nur ein typisches Posting haben :)

Ich habe den Film gerade gesehen, und das einzige, was ich daran nicht verstehe, ist das Leute ihn nicht verstehen.

Oder gar Bedeutung in ihn reinlesen wollen ;)

Ich finde, im ersten Teil wird einfach ein Teil einer Geschichte erzählt ... nicht besonders geschlossen, die Geschichte, aber auch ohne großen Cliffhanger.

Und dann geht die Blonde mit ihrer neuen Freundin ins Kabaret, schläft ein, und träumt etwas wirres.

Und dann wacht sie auf, und die Vorstellung und der Film sind zuende.

(Ich träume öfter ähnlich wirre Dinge. Wer nicht?)

Mehr ist an dem Film nicht dran ... genau so wenig wie man Paul Celan wirklich deuten kann.

Aber ich lese ihn gerne.

Und den Film fand ich auch gut ... nette Bilder, gute Schauspieler, und schöne Menschen.

(Die beiden Hauptfiguren .. aber auch der Regisseur. Und der Poolreiniger!)

wjassula

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Re: Mulholland Drive
« Antwort #28 am: 9.10.2004 | 10:29 »
Mir geht es bei den Lynch-Filmen oft so, dass ich auf einer intuitiven Ebene schon verstehe, worum es geht, weil er sehr, sehr effektiv mit Bildern arbeitet. Aber diesen Eindruck dann genau zu formulieren ist wahnsinnig schwierig. Andererseits habe ich grade zu Mullholland Drive schon einige sehr präzise Analysen (an)gelesen, die ganz und gar nicht auf Intuition basierten (im Wesentlichen Abwandlungen dieser "erster Teil nach zweitem Teil" - Geschichte). Sieht so aus, als käme man auf unterschiedlichen Wegen zu einem Verständins des Films, und das ist doch auch ein Merkmal von Qualität.

Ich habe mal einen Band mit Lynch-Interviews gelesen, und daraus den Eindruck gewonnen, dass er beim Filmen oft genau so arbeitet - also auch Bilder verarbeitet, von denen er nicht oder nicht genau weiss, wie sie in den Film passen. Abgesehen davon, dass ich überzeugt bin, dass andere Teile der Filme völlig durchdacht sind, ist das ja auch nicht irgendwie "unkünstlerisch" oder handwerklich schlecht. Zufall, Unterbewusstes und vor allem der Ansatz, den Zuschauer beim Verständnis des Films mitarbeiten zu lassen sind ja eigentlich auch schon wieder alte Hüte in der Kunst. Insofern teile ich dieses "Unsinn um des Unsinns willen" - Argument nicht. Das klingt so wie "Das kann ja meine kleine Schwester auch" bei abstrakter Kunst. Geht irgendwie an der Problematik vorbei.