Epilog
Duisburg
>>05.06.2059-15:06:43<<Marcia Kline stand am Fenster und rauchte. Hinter ihr auf dem Schreibtisch stand der dunkelblaue ECC Optichrome Decoder. Ein Datenkabel führte zu Marcias persönlichem Computer.
"Datenübertragung komplett.", säuselte eine weibliche Stimme aus dem Computer. "Möchten Sie speichern?"
"Ja.", raunte Marcia leise.
"Datei gespeichert."
Sie wandte sich um. Schmidt saß ihr gegenüber in einem breiten Ledersessel, die Beine übereinandergeschlagen und stützte sich auf den Gehstock.
"Danke, Gordon. Sie haben ziemlich viel einstecken müssen, was?"
Der Angesprochene zuckte unbestimmt mit den Schultern.
"Dafür bezahlen Sie mich. Und es hat mich einige Lektionen gelehrt, insbesondere über die AGC."
Marcia nickte.
„Ich glaube, wir müssen unsere Taktik etwas umstellen. Kümmern Sie sich bitte darum.“
Gordon nickte und erhob sich. Das schmerzverzerrte Gesicht ließ erahnen, dass er noch immer Schmerzen hatte.
Als er das Zimmer verlassen hatte, setzte sich Marcia an den Computer und überflog die dekodierten Daten, die sie aus dem Chip extrahiert hatte.
Bei der Sache war sie jedoch nicht. In Gedanken spielte sie wie ein Schachspieler die möglichen Züge ihrer Gegner durch – und ihre eigene Reaktion darauf.
Plötzlich hielt sie inne. Reaktion war etwas für Menschen, die nicht vorausschauten.
Sie schüttelte langsam den Kopf. Immerhin hatte sie sich und Dr. van Ruyter gezeigt, dass gut geplante Aktionen den Gegner verunsicherten und sich letztendlich auszahlten. Die AG Chemie war es nicht gewohnt, auf ihrem eigenen Terrain kämpfen zu müssen, denn im Grunde waren die Märkte abgesteckt. Neue Bewerber wurden einfach übernommen oder niedergewalzt.
Dass ein anderer Megakonzern es wagen würde, den AA-Konzern anzugreifen, daran schienen die Herren in den Chefetagen nicht mal im Entferntesten gedacht zu haben.
Jetzt aber war da Capital Empire und wollte Krieg. Daran kam die AGC nicht vorbei.
Zufrieden lächelnd aktivierte sie eine Rufverbindung.
„Dr. van Ruyter.“
Es dauerte eine Weile. Dann antwortete er.
„Frau Kline?“
„Ich denke, ich habe eine Vorstellung, wie wir das Projekt weiter vorantreiben.“
Ruyter schwieg. Insgeheim wusste Marcia, dass er sich nicht gerne auf sie verließ. Das beschädigte seinen guten Ruf im Vorstand.
Als er schließlich antwortete, troff seine Stimme vor Sarkasmus.
„Was haben Sie sich wieder für perfide Pläne ausgedacht, Frau Kline?“
Shadowrun: Capital Files
Volume/01 - MetaHuman Poker
Ende
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