Autor Thema: RPGBau schwer gemacht (2) - Nomen est...ja was eigentlich?  (Gelesen 1702 mal)

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Offline 1of3

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RPGBau schwer gemacht - Teil 2
Nomen est...ja was eigentlich?

Noch bevor ein potentieller Spieler seine Augen auf das Charakterblatt richten kann, werden ihm unweigerlich zwei andere Dinge ins Auge fallen: Cover und Titel.

Da ich im Kunstunterricht immer ausgelacht wurde, widme ich mich heute dem Titel. Wie auch das Charakterblatt ist der Titel ein wesentlicher Teil der Aufmachung des Spiels. - Der Titel sollte die Essenz des Spiels sein destilliert in eine Zeile.

Viele Autoren schaffen es allerdings nicht, diesem hohen Anspruch in ihren Werken gerecht zu werden. Daher will ich heute die gängigen Benennungsmöglichkeiten bei Rollenspielen untersuchen und auf ihre Nützlichkeit untersuchen.

Wichtige Kriterien für die Nützlichkeit eines Titels ist offensichtlich seine Aussagekraft und sein Widererkennungswert.

Wer wir sind
Der Titel beschreibt was die Charaktere sind oder was die Charaktere tun. White Wolf benutzt dieses Verfahren in seiner WoD-Linie seid Jahren (Vampire, Werwolf, Magus), aber auch Nephilim oder auch Barbaren sind Beispiele dieser Spielart.
Diese Methode gehört zweifellos zu den Sinnvollen, da sie Informationen über ein relevantes Spielelement bietet.

Thema, Stimmung, Genre
Sinnvolle Methode Nummer 2. Beispiele für diese Rubrik sind BESM, Crimson Skies, Earthdawn, Primetime Adventures, Shadowrun, und der Ursprung unseres Hobbies: Dungeons & Dragons.
Bei dieser Methode kann man ein wenig spielen, indem man die Information ein wenig verpackt. Der Titel Earthdawn vermittelt zwar eine gewisse Stimmung, was damit aber genau gemeint ist, erfährt nur, wer das Werk näher betrachtet.

Worte in freier Wildbahn
Diese Variante ist zwar so der Knaller nicht, kann aber durchaus Erfolg haben. Wie uns z.B. Das Schwarze Auge zeigt.
Wie funktionierts? Man nehme einfach ein Wort, dass sich cool anhört und schreibe es auf den Buchdeckel (oder Seite 1). Die Aussagekraft ist zwar naturgemäß gering, aber bei geschickter Wahl lässt sich zumindest ein gewisser Wiedererkennungswert sicherstellen.

Rababara
Insbesondere bei Fantasy-Spielen anzutreffen ist die Methode das Spiel auch mit einem Fantasy-Wort (häufig dem Namen der Hintergrundwelt) zu betiteln. Das ist allerdings keineswegs phanatsievoll. Das PrO listet bei 52 Spielen gegenwärtig 13 mit einem Kunstwort-Titel. (*) Ziemlich genau 25%.
Der Widererkennungswert ist auch nicht immer gegeben und entsteht wenn, dann häufig durch Assoziationen mit bekannten Worten. – Und diese Verbindungen sind nicht immer beabsichtigt.

NDA - Namen durch Abkürzung
Diese Variante treibt vor allem bei sog. Universalsystemen ihr Unwesen. Gurps hats vor gemacht und alle meinen es nachmachen zu müssen. Dabei ist diese Variante vermutlich die mieseste. Eine Abkürzung erstmal keinerlei Aussagekraft, der Wiedererkennungswert ist äußerst gering und der witzig war das schon vor ner halben Dekade nicht mehr.
Viele sind inzwischen dazu übergegangen die Abkürzung so zu kreieren, dass ein Wort in freier Wildbahn entsteht. Aber dann kann man die Prozedur auch gleich lassen und sich einen vernünftigen Titel suchen.

Parlez-vous francais?
Eine weitere Variante ist für den Titel eine Fremdsprache zu benutzen. Beispiele wären WuShu oder Rêve du Dragon. Das kann relativ langweilige Titel richtig aufmotzen.
Wichtig ist hierbei, das Englisch keine Fremdsprache ist. Die meisten Rollenspieler sprechen hinreichend Englisch, um einen durchschnittlichen Rollenspieltitel im Schlaf zu übersetzen. Auch sollte man bedenken, welche Assoziation die betreffende Sprache hervorruft. Japanisch eignet sich für Animes, Latein für Mittelaterliches usw.
Optimal sind derartige Titel gewählt, wenn der durchschnittliche Leser grade noch erahnen kann, was gemeint ist.
(Noch ein Ratschlag: Lasst auf jeden Fall checken was ihr verzapft. – Von jemandem, der sich damit auskennt.)

Es lebe das System
Auch herausragende Systemelemente sind eine Möglichkeit zur Namensfindung. Diese Variante haben etwa The Pool und Tristat dX gewählt. Insofern bietet diese Möglichkeit eine gleich sinnvolle Alternative zu NDAs.



Die Macht des Untertitels
Die genannten Varianten sind quasi gängigen Grundformen der Benennung. Eine wertvolle Methode die Kreation noch ein wenig zu pimpen ist der Untertitel. Mit dieser Methode lassen sich auch wenig wirksame Kreationen - wie etwa Elemente aus der Gruppe Rababara - noch rausreißen.
Aber auch andere Titel kann man noch ein wenig abrunden. Einige Beispiele:
Magus: Die Erleuchtung, WuShu - The Ancient Art of Action RPG, Splitter - Ein symbolistisches Rollenspiel.

Schrifttricks
Diese Methode ist höchstens ist nur kleines Gimmick, wenn der Name steht. Anwender sind AERA, LodlanD oder [(dys.topia)]. Solche Spielereien in der Schreibung reißen keinefalls einen schlechten Titel raus - immerhin sind Worte zum sprechen da -, aber wenns zum Stil des Spiels passt, kann so was noch das i-Tüpfelchen sein.


(*) Die Zahlen stammen vom 13.04.2005.