Servus alle zusammen,
mein Name ist Norbert Matausch, 35 Jahre alt, Spielleiter seit 1984, seit 1993 spielen wir würfellos (dramalastig, narrativistisch).
Ich finde ohnehin, daß es regelloses Spiel nicht geben kann, denn ohne, wenn auch minimale, (Gesprächs-) Regeln könnte ein gemeinsame (Erzähl) Tätigkeit nicht funktionieren.
Was uns allerdings im Laufe der Jahre aufgefallen ist, daß werte- und generell auch skill- oder attributfreies Rollenspiel nur den Spielern zusagt, die dem narrativistischen SPiel was abgewinnen können. Für Simulationisten oder Gamisten ist diese Art der Spiels schlichtweg grauenvoll. Seitdem unsere Gruppe zum ersten Mal würfellos gespielt hat, setzte bei uns ein schleichendes Werte-Sterben ein... aus sechs Attributen wurden vier, wurden drei, und schließlich hatten wir gar keine mehr, sondern nur noch Beschreibungen. Ich erinnere mich gut an die Sitzungen, in denen wir in unserem eigenen Cyberpunk-Setting spielten -- Regelwerke brauchte man ja keine mehr --: Jeder von uns hatte auf seinem Charakterblatt einfach Zitate aus seinen Lieblingsromanen stehen, die seinen Charakter beschrieben. Das machte das Spiel sehr intensiv, vielleicht auch deswegen, weil man im wirklichen Leben in wirklichen Situationen auch keine Zahlenwerte zum Beschreiben hat. Konflikte lösen wir seitdem einvernehmlich, und ich als SL/Producer habe nur das letzte Wort bei Unklarheiten.
Und so wurde aus einem anfänglich wertelosen Spiel ein Spiel, das lediglich den sozialen Kontrakt regelt, die spielwelt-technischen Fragen aber gar nicht.
Grüße aus München!