Autor Thema: Setting aus Hintergrund  (Gelesen 3489 mal)

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Joe Dizzy

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Setting aus Hintergrund
« am: 7.11.2006 | 22:19 »
Habe dieses hier in Jaspers' Thread über Settings gepackt, aber da der Thread bereits sein eigenes Thema hat, wollte ich ihn nicht zumüllen. Darum dies vorweg zum für diesen Thread releveanten Unterschied zwischen Setting und Hintergrund.

Zitat
Ich glaube man muss unterscheiden zwischen erspieltem Setting und gedrucktem Setting (den ich der Einfachheit mal Hintergrund nenne).

Anscheindend wird beides in den gleichen Topf geworfen, aber es gibt grundlegende Unterschiede. Setting (erspieltes) entsteht und verändert sich im gemeinsamen Vorstellungsraum und dem Spiel darin. Setting ist das, was für das tatsächliche Spiel und die Leute, die daran teilnehmen, von Relevanz ist.*

Hintergrund (d.h. gedrucktes Setting aus einem Regelwerk oder Sourcebook) hingegen befindet sich ausserhalb des Spiels. Aus dem statischen Hintergrund wird im Spiel ein dynamisches Setting gemacht.

* - Das ist nicht 'Situation' in der Forge-Theorie. Was ich mit Setting meine, schliesst auch alle Elemente ein, die entweder in der jetztigen oder einer vorherigen Situationen implizit im gemeinsamen Vorstellungsraum vorhanden sind.

Wie macht man aus Hintergrund Setting? Gibt es dafür (unausgesprochene) Regeln oder weitverbreitete Vorgehensweisen?
Welche Eigenschaften muss der Hintergrund aufweisen, um besonders gut/schnell/einfach Setting daraus zu formen?
Wie muss ein Hintergrund aufgebaut sein, damit er sich schlecht/langsam/schwer zu Setting formen lässt?
« Letzte Änderung: 7.11.2006 | 22:42 von 1of3 »

Offline Dr.Boomslang

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Re: Setting aus Hintergrund
« Antwort #1 am: 7.11.2006 | 22:33 »
Bevor sich die Begriffe einbürgern hätte ich da erstmal einen Änderungsantrag o:)
Ich würde die Begriffe die du verwendest genau umgekehrt benutzen wollen. Hintergrund also als das was eben hinter einem liegt, aber teil des Spiels ist, und Setting als das was explizit vor dem Spiel extern festgehalten wird.
Das kommt irgendwie meinem Empfinden der Worte näher. Vor allem da in Setting ja "set" also fixieren, festlegen drin vorkommt, finde ich diese Verwendung passender.

Dann werden wir noch ein Problem haben das Leute wohl auch danach trennen wollen wie nah etwas an der eigentlichen Handlung ist. Das wäre also die Trennung in Charaktere und "Welt". Aber um so eine Trennung soll es ja hier nicht gehen?
Aber auch das würde besser mit meinen Begriffen zusammen passen, denn den Hintergrund eines Charakters entwickelt man ja im Spiel (behaupte ich einfach mal) und wenn man das tut wird man diesen wohl selten als Setting bezeichnen wollen (es sei denn der Charakter wäre Teil des selben, er würde also nicht fürs Spiel speziell geschaffen).
« Letzte Änderung: 7.11.2006 | 22:42 von Dr.Boomslang »

Joe Dizzy

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Re: Setting aus Hintergrund
« Antwort #2 am: 7.11.2006 | 23:12 »
Ich habe die Begriffe so gewählt, weil sie mit der Forge-Definition von Setting gut zusammenfallen. Wenn man jetzt nun (Forge-)Setting Hintergrund nennt, und das andere Setting, dann ist das nur unnötig verwirrend. Reine Bequemlichkeit also.

Die kurze Erklärung zu Beginn muss reichen, um mögliche Missverständnisse wie du sie beschrieben hast zu verhindern.

Offline Dr.Boomslang

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Re: Setting aus Hintergrund
« Antwort #3 am: 7.11.2006 | 23:24 »
Es gibt eine Forge Definition von Setting?!

Offline Merlin Emrys

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Re: Setting aus Hintergrund
« Antwort #4 am: 8.11.2006 | 03:45 »
Wie macht man aus Hintergrund Setting? Gibt es dafür (unausgesprochene) Regeln oder weitverbreitete Vorgehensweisen?
Hintergrund wird in meinen Augen Setting, indem die geneigte Spielrunde diesen Teil des Gesamten in den Fokus rueckt und mit eigenen Details "belebt". Wenn ich einen Vergleich zum Theater ziehen darf: Das, was auf der Buehne ist, ist aktuelles "Setting", was als "Umwelt" darum herum gedacht wird (i.a. eine Vorstellung von der Lebensweise, die "an jenem Ort zu jener Zeit" "ueblich ist"), ist Hintergrund. In den Meistersingern ist ein Teil des Hintergrundes z.B. das Zunftwesen. Es wird niemals als ganzes gezeigt oder thematisiert, aber es ist implizit immer praesent.
Setting laesst sich damit immer noch weiter oder enger definieren. Ist z.B. Nuernberg in den Meistersingern Hintergrund, oder genuegen die zwei Schauplaetze, um ganz Nuernberg zum Setting zu erklaeren? Wuerde man im dritten Akt die Gasse als "Hintergrund" betrachten?

Welche Eigenschaften muss der Hintergrund aufweisen, um besonders gut/schnell/einfach Setting daraus zu formen?
Wie muss ein Hintergrund aufgebaut sein, damit er sich schlecht/langsam/schwer zu Setting formen lässt?
Ich denke, auch da bietet der Vergleich mit einer Buehne einen guten Ansatz: Wenn auf der Buehne ein paar Dinge sind, die sofort Assoziationen geben, in welches "Umfeld" sie gehoeren, bietet sie einen schnellen Einstieg. Schwerer macht sie es mit inkongruenten oder nicht eindeutigen Elementen.
Man kann nicht allgemeingueltig sagen, welche Elemente vorhanden sein muessen oder sollten - das haengt zu sehr vom Stueck ab. Wichtig ist, dass Dinge dabei sind, die als "pars pro toto" stehen. Je mehr Information hier schon von der "Ausstattung" getragen wird, desto leichter haben es die Akteure, ihren eigenen "Spielraum" zu finden und ihn kongruent zu fuellen.
Wenn man dann noch auf ausreichend Platz zwischen den Dingen laesst und vielleicht ein paar "besondere" Dinge auf die Buehne stellt, "erklaerungsbeduerftige" Dinge, an denen die Spieler oder die Handlung anknuepfen kann, muesste das Spiel schnell in Gang kommen koennen...

Offline critikus

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Re: Setting aus Hintergrund
« Antwort #5 am: 8.11.2006 | 09:56 »
Also,

mit etwas Phantasie läßt sich doch aus fast jedem Setting/Hintergrund Stoff für ein eigenes Abenteuer finden. Am besten ist es natürlich, die Settings/Hintergründe lassen von vornherrein genug Freiraum und legen nicht alles detailiert fest.
»Einem wahrhaft intelligenten Menschen ist nichts, wohlgemerkt nichts, unmöglich!«
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"Ich bin mit dem was Du schreibst nicht einverstanden, aber ich werde Dein Recht Deine freie Meinung zu äussern mit meinem Leben verteidigen" - - Evelyn Beatrice Hall (1868 – 1956), doch nicht Voltaire (1694-1778)

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Joe Dizzy

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Re: Setting aus Hintergrund
« Antwort #6 am: 8.11.2006 | 11:13 »
mit etwas Phantasie läßt sich doch aus fast jedem Setting/Hintergrund Stoff für ein eigenes Abenteuer finden.

Genau. Nur will ich das nicht mit dem Begriff "etwas Phantasie" bekleben und dann einfach abtun. Ich will wissen mit welchen Schritten aus dem Text im Buch (Hintergrund) ein Element des Spiels (Setting) gemacht wird und nach welchen Kriterien vorgegangen wird, was zum Setting wird und was nicht.

Ich glaube, dass diese Dinge stark damit verwoben sind, welche Spielform man mit dem Spiel umsetzen will, d.h. ob man stärker auf Herausforderungen setzt, eher auf Bedeutungen oder auf bestimmte Eigenschaften einer Spielwelt.

Wenn dem so ist, dann kann man denke ich umgekehrt Settings so entwerfen, dass sie einer bestimmten Spielform besonders dienlich sind. Das Spiel damit also noch besser auf eine bestimmte Spielidee zuschneiden.

Damit ich rausbekommen kann, wie man das macht, muss ich vorher überlegen was der Hintergrund für die Spielgruppe leisten soll. In diesem Fall wie die Spieler aus dem Hintergrund das Setting für ihre Runde schöpfen.

Darum: Wie wird Setting aus dem Hintergrund geschöpft? Wie geht man dabei vor? Was hilft und was stört dabei?
« Letzte Änderung: 8.11.2006 | 11:17 von Georgios »

Offline critikus

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Re: Setting aus Hintergrund
« Antwort #7 am: 8.11.2006 | 12:12 »
"Wie wird Setting aus dem Hintergrund geschöpft? Wie geht man dabei vor? Was hilft und was stört dabei?"

(Kurz: habe gerade in meinem Wörterbuch nach "Setting" gesucht und heraus kam u.a. "Hintergrund". Nach meinem Gefühl sind Setting und Hintergrund synonym, also das gleiche. Man könnte allerdings so weit differenzieren, dass ein Hintergrund wesentlich detailierter ist als ein Setting, das u.U. nur ein paar zeilen umfassen kann. Das ist für mich aber eher Haarspalterei)

Kurz und knapp. Ich bezweifle fast, dass es eine besondere, quantifizierbare Methode gibt. ich kann nur schildern  wie ich das mache.

Ein Beispiel ist ein letztens gespieltes Abenteuer im Harry-Potter-Universum. Dabei denken alle nur an Hogwarts und magisch begabte Schüler. Pustekuchen. Bei Harry Potter ist viel mehr drin, allein schon weil die Weltbeschreibung durch die Bücher und ihre Fans immer detailierter wird.

Was nehme Ich?
Es gibt auf unserer Welt eine parallele Gesellschaft, die von Hexen und Zaubereren gegründet wurde. Hier beherrschen die Menschen Magie. Es gibt eine Regierung, Gerichtsbarkeit, Gesetze und eine Polizei, die darüber wacht, dass keine nichtlizensierte Magie angewand wird. Die Gesellschaft ist miitels Magie von unserer abgekapselt, Wechselwirkungen sind aber möglich. Dann gibt es noch unterschiedliche Fraktionen die sich bekämpfen und Drachen, fliegende Besen...

Damit hast du bereits genug Hintergrund  für das anstehende Abenteuer:
Ein mächtiger Magier, der zwischen den Welten wandelt, bastelt in der magischen Welt Superdrogen, die er in unserer Welt verkauft. Diese Drogen verursachen viel Leid, weil auch magische Kids sie nehmen und Mist anstellen. Die Spieler kommen dem auf die Spur, bringen die Bösen zur Strecke und lernen, das zwischen Himmel und Erde mehr gibt als sie bisher dachten.

In der Story hast du alle Versatzstücke aus den Harry-Potter-Büchern, nur alles etwas düsterer und böser. Und keine Schüler. Wie bin ich darauf gekommen? Du wirst es nicht gerne hören: es fiel mir einfach ein.

Du kannst aber auch überlegen, was dir an dem Setting/HIntergrund gut gefällt und was du damit anfangen kannst bzw. welche Art Abenteuer du machen willst oder gerne Spielst. Damit bist du schon einen Schritt weiter. Der Rest sollte sich durch intensives Grübeln ergeben. Ich nehme nie die Haupthandlungen sondern bastele mir Situationen die als nebenplot gut hineinpassen, aber nicht weiter interferieren. Oder ich erweitere sogar den Hintergrund ein wenig.

« Letzte Änderung: 8.11.2006 | 12:14 von critikus »
»Einem wahrhaft intelligenten Menschen ist nichts, wohlgemerkt nichts, unmöglich!«
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Joe Dizzy

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Re: Setting aus Hintergrund
« Antwort #8 am: 8.11.2006 | 13:10 »
(Kurz: habe gerade in meinem Wörterbuch nach "Setting" gesucht und heraus kam u.a. "Hintergrund". Nach meinem Gefühl sind Setting und Hintergrund synonym, also das gleiche. Man könnte allerdings so weit differenzieren, dass ein Hintergrund wesentlich detailierter ist als ein Setting, das u.U. nur ein paar zeilen umfassen kann. Das ist für mich aber eher Haarspalterei)

Daher die Unterscheidung, wie ich sie im Anfangspost formuliert habe.

Zitat
Kurz und knapp. Ich bezweifle fast, dass es eine besondere, quantifizierbare Methode gibt. ich kann nur schildern  wie ich das mache.

Solange du das nicht willkürlich und zufällig machst, gibt es eine Methode. Diese (persönliche?) Methode in Worte zu fassen, darum geht es mir. Wenn man genügend Methoden verschiedener Personen hat, kann man schauen ob es Parallelen oder Ähnlichkeiten dazwischen gibt.

Zitat
Wie bin ich darauf gekommen? Du wirst es nicht gerne hören: es fiel mir einfach ein.

Ich bin mir sicher, du hast nicht den erstbesten Einfall, der dir in den Sinn kam, aufgeschrieben.

Was folgt ist reine Spekulation meinerseits:
Du hast ein Auge auf das Spiel geworfen, dass du mit diesem Hintergrund leiten wolltest. Du hast dich gefragt, was brauche ich für das Spiel und was ist unwichtig?

Erstmal hast du den Hintergrund weitergesponnen und mit Inhalten ausgefüllt, die vorher nicht da waren: magische Drogen und ihre Händler zum Beispiel. Der Hintergrund hat dir nicht das geliefert, was du für das Setting brauchst.

Du hattest auch eine klare Vorstellung, was du für ein Spiel haben willst: es geht um eine Entdeckung über die Welt und den ersten Kontakt mit Magie. Es gibt eine Aufgabe: stellt den bösen Magier. Auch das hat dir der Hintergrund nicht geliefert, sondern hast du als Teil des Settings eingebracht.

Der Hintergrund (wie du ihn formuliert hast) war dir dahingehend eine Hilfe, als dass er wenige Vorgaben gemacht hat, was darin nicht möglich ist. Die restliche Setting-Kreation hast du basierend auf deiner Erfahrung als SL gemacht: die Spieler brauchen eine Aufgabe und es sollte etwas mit Magie zu tun haben, da es ein wichtiger Teil des Harry Potter-Hintergrundes ist.

Hypothese: ein Hintergrund sollte keine Einschränkungen machen, was das Setzen von Aufgaben für die Spieler darstellt. Kann der Hintergrund dem SL entgegenkommen, in dem die Beschreibung mit vielen potentiellen Aufgaben für die Spieler ausgeschmückt wird?

Offline 1of3

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Re: Setting aus Hintergrund
« Antwort #9 am: 8.11.2006 | 15:13 »
Diese (persönliche?) Methode in Worte zu fassen, darum geht es mir.

Wenn das alles ist kann mir geholfen werden. Mir brauchts den Schlusssatz unter jedem Kapitel von Die Unendliche Geschichte: Dies ist eine andere Geschichte und soll ein ander Mal erzählt werden. Das tu ich nämlich mit größtem Vergnügen.

(P.S.: Wer das Buch nicht gelesen hat, hat was versäumt.)

Offline Merlin Emrys

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Re: Setting aus Hintergrund
« Antwort #10 am: 9.11.2006 | 06:32 »
Ich bin mir sicher, du hast nicht den erstbesten Einfall, der dir in den Sinn kam, aufgeschrieben.
Ich frage mich, ob da nicht ein paar Dinge halb- bis fast unbewusst ablaufen. Mir kommen oft kurze Abenteuerideen, aber meist verschwinden sie wieder. Manche nicht, oder nicht dauerhaft... Die kommen irgendwann wieder, wenn ein anderer Gedanke eine pfiffige Ergaenzung waere. Und dann verschwinden sie zuweilen zusammen wieder in der Versenkung... bis sie wieder gebraucht werden.

Erstmal hast du den Hintergrund weitergesponnen und mit Inhalten ausgefüllt, die vorher nicht da waren: magische Drogen und ihre Händler zum Beispiel. Der Hintergrund hat dir nicht das geliefert, was du für das Setting brauchst.
Errh... das wuerde ich fuer "sachlich falsch" halten. Okay, wenn man es absolut und ganz woertlich nimmt, hm, ja - aber:
- Die Hintergrundwelt umfasst ausdruecklich die gesamte Jetzt-Zeit-Welt, d.h. Drogen und Drogendealer auch.
- Haendler mit magischen Substanzen werden ausdruecklich erwaehnt, z.B. in der Winkelgasse, wo die Substanzen fuer das Fach "Zaubertraenke" besorgt werden; Fred und George koennte man sogar auch dazurechnen.
- "Zaubertraenke" umfasst die Herstellung medizinisch wirksamer Substanzen, auch psychoaktiv wirksamer Substanzen (Liebestraenke).
Fuer mein Gefuehl bietet der Hintergrund Drogen und ihre Dealer also schon - auch wenn der Begriff selbst so nicht gebraucht wird. Und der konkrete Drogendealer war (natuerlich) nicht da.

Du hattest auch eine klare Vorstellung, was du für ein Spiel haben willst: es geht um eine Entdeckung über die Welt und den ersten Kontakt mit Magie. ... Auch das hat dir der Hintergrund nicht geliefert, ...
Hm, was war noch gleich ein Thema von "Harry Potter und der Stein der Weisen"?

Hypothese: ein Hintergrund sollte keine Einschränkungen machen, was das Setzen von Aufgaben für die Spieler darstellt. Kann der Hintergrund dem SL entgegenkommen, in dem die Beschreibung mit vielen potentiellen Aufgaben für die Spieler ausgeschmückt wird?
Ich wuerde sagen, es ist gar nicht noetig (und vielleicht sogar kontraproduktiv, weil gedanklich einengend), potentielle Aufgaben zu benennen. Es ist am besten, wenn sie sich "ergeben". (Mir kommt gerade das Bild einer Gussform in den Sinn: Die Form ist das "Negativ" der Sache, die "gemacht" werden soll. Uebertragen: Eine gute Hintergrundwelt laesst ganz viele Stellen als "Gussformen" offen, die durch ihre "Form" Ideen aufkommen lassen: "Genau dahinein wuerde jetzt folgendes Abenteuer / folgendes Abenteuerelement passen!")
Rowling bietet in ihren Buechern (die den Hintergrund ausmachen) ja in dem Sinne keine expliziten "potentiellen Aufgaben". Sie beschreibt allerdings die Arbeit von Herrn Weasley, und aus einer Mischung dieser Taetigkeiten mit dem, "was man aus unserer Welt so kennt", ergibt sich dann die Moeglichkeit, andere Gestalten an etwas anderer Stelle etwas ganz aehnliches machen zu lassen.

Wenn das alles ist kann mir geholfen werden. Mir brauchts den Schlusssatz unter jedem Kapitel von Die Unendliche Geschichte: Dies ist eine andere Geschichte und soll ein ander Mal erzählt werden. Das tu ich nämlich mit größtem Vergnügen.
Fuer jemand, der nicht weiss, was Du Dir beim Schreiben gedacht hast, ist das ein wenig kryptisch.
Wenn ich es mal so interpretiere, wie es mir am ehesten gemeint zu sein scheint, pflichtest Du critikus bei und sagst, dass es keine "Methode" gibt, sondern nur ein "plopp"?

Offline Rasumichin

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Re: Setting aus Hintergrund
« Antwort #11 am: 13.11.2006 | 13:07 »
Um Merlins Bild der "Gussform" weiter auszuarbeiten (zumindest so, wie ich es verstehe...) :
Meines Erachtens ist ein (redaktioneller) Hintergrund für die Umsetzung in (gruppeninternes) Setting dann am produktivsten, wenn er eine große Menge an Anregungen bereithält, ohne einzuschränken (sollte eigentlich evident sein).
Wie setzt man das nun praktisch um?
In meinen Augen am besten, indem man die Hintergrundbeschreibung so gestaltet, dass sie den "Stil" der Welt wiedergibt, ohne durch allzu konkrete, global wirksame Details rigide Vorgaben an die Ereignisse innerhalb des Spiels zu machen und die Handlungsfreiheit der Spieler (SL eingerechnet) zu reduzieren.
Sprich, extreme Metaplotfixiertheit auch in "nebensächlichen" Randbereichen des Hintergrundes ist der Umsetzung in nicht mit dem Hintergrund kollidierendem Setting hinderlich.
Mag jetzt etwas nach Binsenweisheit klingen...
aber da es noch nicht angesprochen wurde und mMn doch eine ziemliche Grundlage bei der Beantwortung der angesprochenen Fragestellung ist, dachte ich mir, ich erwähne es einfach mal.

Nun kann natürlich auch ein umgekehrter Ansatz gewählt werden, wenn der Stil des Hintergrundes nicht dem Geschmack der eigenen Spielgruppe entspricht, da das aber nicht meine Methode ist, möchte ich eine nähere Erörterung anderen Forenusern überlassen.

Offline Maarzan

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Re: Setting aus Hintergrund
« Antwort #12 am: 13.11.2006 | 17:03 »
Zwei Sachen will ich dazu anmerken:

DasSetting ist typischerweise auch nur ein bestimmter Ausschnitt aus dem implizierten Gesamten, auch wenn unterschiedliche Systeme diesen AUsschnitt mal weiter und mal enger fassen und unterschiedlich tief dringen. Ein Problem liegt dann vor, wenn dieser Fokus nicht mit dem übereinstimmt, welcher durch die Charaktergenerierung gesetzt wird. Dann hat man zwar ein bisschen - wahrscheinlich sogar zur Charaktersituation unpassende, Stimmung - aber nichts, was man im Spiel selbst gewöhnlich gebrauchen kann.

Das zweite Problem liegt in der Art der Darstellung des Settings. Rollenspiel lebt von Konflikten und daraus anstehenden Entscheidungen, welcher Art auch immer die dann sind. Unvorteilhafte Hintergründe bieten keine oder keine sinnvollen/nichttrivialen Konflikte, entweder in dem sie das Spielumfeld zu grob und oberflächlich gestalten oder in dem die Antwort schon direkt oder indirekt vorgegeben ist. Manchmal hat sich ein Settingautor auch schon zu sehr ausgetobt und die Konflikte mit seinen NSC/Metaplot schon gelöst und kaumetwas übrig gelassen.
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline Rasumichin

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Re: Setting aus Hintergrund
« Antwort #13 am: 13.11.2006 | 22:10 »
Unvorteilhafte Hintergründe bieten keine oder keine sinnvollen/nichttrivialen Konflikte [.]

Sehe ich ebenso, dazu kann noch, analog zu dem von Dir als erstes angesprochenen Punkt, das Anbieten zu extremer Konflikte kommen, sprich, Solchen, die bestimmte Charakteroptionen in weiten Teilen des Settings (zumindest nach Auslegung zahlreicher Spielrunden) nahezu unspielbar machen (z.B. Ghul-SC bei SR, Ork-SC bei DSA), da von Seiten der Mitspieler Lynchmobs als wahrscheinlichste Reaktion auf diese Charaktere antizipiert werden, was von Seiten eventueller Spieler doch eine recht hohe Frustrationstoleranz erfordert....

Joe Dizzy

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Re: Setting aus Hintergrund
« Antwort #14 am: 16.11.2006 | 14:53 »
Ich habe bei den letzten Antworten den Eindruck, dass es bei erfahrenen Rollenspielern einen großen blinden Fleck gibt was Hintergrund und Setting angeht.

Wie es scheint, läuft die Setting-erschaffung nach folgenden Prinzip ab:

1) Hintergrund liefert Inspirationsquelle.
2) ????
3) Ein spielbares Setting ist fertig.

Schritt 2 haftet eine mystische Eigenschaft an, weil dort "Kreativität" und "Einfallsreichtum" angeblich herrschen und deshalb nicht in Worte oder Regeln gefasst werden können.

Ich behaupte mal, das weder kreatives Genius noch brillante Einfälle von Nöten sind, um ein gut spielbares Setting zu formen. Der Hintergrund liefert Rohmaterial, das Setting erfüllt im Spiel eine bestimmte Funktion.

Wenn die Funktion deutlich ist, kann man versuchen mögliche Formungsstrategien daraus abzuleiten. Also... was ist die Funktion, die ein Setting erfüllen muss?

Offline Rasumichin

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Re: Setting aus Hintergrund
« Antwort #15 am: 16.11.2006 | 15:05 »
Also... was ist die Funktion, die ein Setting erfüllen muss?

Aus meiner Sicht (und ohne besondere Reihenfolge) :
- Schaffung einer für die Gruppe interessanten Atmosphäre
- Bereitstellung der Möglichkeit für die von den Spielern bevorzugte Interaktion mit dem Setting (Kampf, Konversation usw.)
- Lieferung von Szenarioaufhängern