@AxeScreamer:
Denn im Moment überwiegen irgendwie die Vorteile des Klassensystems:
Die Vorteile die du aufzählst sind leider nur wahr wenn du dir D&D zum Vorbild nimmst.
Midgard beispielsweise, hat sowohl Klassen als auch Stufen aber von Vergleichbarkeit (Punkt 1) ist da kaum gegeben (Das einzige was man da sagen kann, ist das der Charakter der Stufe X maximal einen Wert von Y in Verteidigung und Ausdauer hat und selbst das Schwankt mit der Hochgradig zufälligen Charaktererschaffung), du wirst kaum (noch) ein System finden das eine kompliziertere Steigerung als Midgard hat(Punkt 3), und von Spielbalance (Punkt 4) ist da in meinen Augen kaum was zu spüren.
2. Ein Magier soll nicht so gut kämpfen können wie ein Krieger? Kein Problem mit Klassen
Warum ist das wünschenswert? Hat das vielleicht was mit Punkt 5 zu tun? Sind dir die Punkte wirklich wichtig und kannst du das nicht vielleicht auch mit einem Stufen/Klassen-losen system hinbekommen?
Aber zurück zum Thema, für mich ist der positivste Punkt von Stufen: Sie machen mir Spaß! Wirklich! Man hat's Schwarz auf weiß das sich der Charakter nennenswert verbessert, man was erreicht hat. Wenn ich dagegen sehe wie belanglos es mir erscheint wenn bei Gurps oder CoC irgendein Wert von 13 auf 14 steigt und sich belanglosigkeit an belanglosigkeit reiht, sehne ich mich jedesmal an Stufen zurück, selbst an die von Midgard. Und bei Midgard machen die nichts weiter als einem ein paar Optionen "freizuschalten" wenn man genug kleinzeug gelernt hat. Und damit wäre ich auch schon am nächsten interessanten Punkt: Am Charakter zu basteln macht Spaß und "Hindernisse" die es dabei zu überwinden gibt/Vorraussetzugen die es zu erarbeiten gilt, sind auch irgendwo spaßig.
Stufen können ein solches Hinderniss sein. Das kann man zugegeben auch anders hinbekommen, ist aber selten so schön, als wenn sich auf einen Schlag viele neue Möglichkeiten ergeben.
Ich mag auch Klassen, wenn sie ein funktionierendes Spiel fördern, die Dinge ins Rampenlicht rücken die für das angedachte Spiel wichtig sind und somit helfen sicherzustellen das ein Spieler nicht am Ende der Charaktererschaffung mit einem nutzlosen Charakter dasteht (Wichtig ist hier also das man erstmal ein Spiel andenkt, ansonsten machen Klassen in meinen Augen keinen Sinn).
@Heckenritter:
Wenn man die Gesamt-Erfahrung irgendwo notiert sorgt dies für eine genauso gute Vergleichbarkeit der Charaktere, da sich Stufen ja meist als "Eine bestimmte Mernge Erfahrung" ausdrücken lassen.
Ja aber diese "bestimmte Mernge Erfahrung" sagt nunmal nicht im geringsten etwas über die Vergleichbarkeit der Charaktere aus. Vergleiche einen Shadowruncharakter der alle seine Punkte in Flairskills ("Japanisch", "Gebräuche: Aborigines") investiert hat mit einem Charakter der sich auf seinen Job spezialisiert hat. Oder vergleiche mal bei Midgard (bei dem eine Stufe kaum etwas anderes ist als der Marker, das man eine bestimmte Menge Erfahrung in Fertigkeiten umgewandelt hat) den Händler der alle bekannten Sprachen bis zur Perfektion beherrscht mit dem Händler der all diese Punkte in "Verhandeln" investiert hat.
Auch kein Problem ohne Klassen, so lang Steigerungsmölichkeiten eine begrenzte Resource bleiben.
Ich habe trotz "Steigerungsmölichkeiten als begrenzte Resource" zweierlei Probleme ohne Klassen kennengelernt:
a) Tausendsassa! Wenn alle alles lernen können, gibt es Spieler (mich eingeschlossen) die dazu verführt werden ihre Fertigkeiten möglichst breit zu streuen, mit der Konsequenz das alle Charaktere nahezu die gleichen Fähigkeiten auf dem gleichen miserablen Niveau haben und statt einem Team das sich irgendwie ergänzt, hat man eine Slapstickgruppe und keine "mechanische" unterstützung die Charaktere "miteinander" spielen zu lassen.
b) Magie-Unendliche Weiten: Ich habe oftmals die Erfahrung gemacht das es, sowohl in der Breite wie auch in der Höhe, eine "Obergrenze" bei mundanen Fähigkeiten gibt. Meist sind das dann auch die Systeme die eine strikte Trennung von Zauberkundigen und Nicht-Zauberkundigen gibt (und es kaum zulassen das man Später noch zuaberkundig wird), was zur Folge hat, das der Spieler des Nicht-Zauberkundigen irgendwann nichts mehr hat in das er sein EP sinvoll investieren kann, während die Magier noch nichtmal ihre Halbwertszeit erreicht hatten. Hatte zur Konseuquenz das die meisten Nicht-Zauberkundigen Charakter dann irgendwann gleich aussahen und nur noch in Flairskills investieren konnten, was reichlich unbefriedigend ist.
Durch die Vorgabe von Klischees und einem engen, einschnürenden Rahmen an Möglichkeiten fällt das Potential an unterschiedlichen Charakteren deutlich kleiner aus.
Auch wenn Sadrak AxeScreamer Klischeebeladung aufgeführt hat, ist das nicht zwangsläufig der Fall bei Klassen. Ich fand jedenfalls fand z.b. die recht klassenlose DSA4-Charaktererschaffung, weit klischeebeladener und einengender als die meisten Charakterklassen von D&D.
D&D sagt mir nur was der Charakter kann und damit welchen "funktionalen" Platz er Charakter in der Gruppe hat, es lässt mir aber recht offen was für einen Charakter der Charakter hat.