In den Diskussionen um Spielleiter-Stile kommt ja immer mal wieder das Schlagwort „Dienstleisungs-SL“ (DL-SL) auf, was praktisch auch den „Konsumenten-Spieler“ (was z.T. in Richtung von
Laws „Gelegenheitsspieler“ geht) auf den Plan ruft. Im Grunde bedient der DL-SL dann auch Bedürfnisse, die seiner Entertainer-Fähigkeiten bedürfen. Im Lichte verschiedener, denkbarer
Motivationen, stelle ich mir nun die Frage, ob nicht auch ein DL-Spieler existieren kann.
Für gewöhnlich, so mein Gefühl, geht dieser Punkt leider immer etwas unter – und zwar in zweierlei Hinsicht. Einerseits zielt die Motivation, ein DLer zu sein, i.d.R. auf den SL ab. Andererseits kann die Lust am „Dienstleisten“ schnell mit der Lust „am Anwenden einer DL-Technik“ – also dem einwandfreien Gebrauch von DL-Techniken – verwechselt werden. In der Tat geht es doch beim „Dienstleisten“ aber eher darum, aus der Freude seiner Mitspieler ein Glücksmoment für sich zu beanspruchen (Frei nach dem Motto: Ist der Kunde glücklich, ist es auch der DLer).
Das scheint nun auf dem ersten Blick reichlich banal. Ein erster Vorschlag, dem entgegen zu kommen, könnte daher in Richtung Verteilung der Erzähl- bzw. Gestaltungsrechte gehen. Ein DL-Spieler, der handelt, um seinen Mitspielern – inkl. dem SL (im klassischen RS) – Freude zu bereiten, würde so (vorübergehend) zu einem „Quasi-SL“ mutieren können. Würde das aber der Sache wirklich gerecht werden?
Ich denke, dass hierbei ein Missverständnis vorliegen könnte. Möglicherweise verhält es sich so, dass diesem Spieler einfach nur die „geeignete Bühne“ zur Verfügung gestellt werden muss. Damit sind nicht zwangsläufig neue Erzählrechte gemeint. Das ist auch nicht zu verwechseln damit, dass jedem Spieler sein „Scheinwerferlicht“ gegönnt sein soll. Diesem Aspekt wohnt m.E. eine völlig andere Qualität inne, denn der DL-Spieler will ja nicht selbst im Scheinwerferlicht glänzen, sondern (hauptsächlich) die anderen Mitspieler erfreuen. Insofern würde der eigentliche SL diesem Spieler gegenüber als „Sidekick“, als Stichwortgeber, auftreten. Ähnlich dem „Roadie“ einer Band, würde der SL also dafür sorgen, dass dieser DL-Spieler genügend Möglichkeiten erhält, die anderen Spieler zu unterhalten: angefangen von bestimmten Stichworten in diversen Dialogen, über NSCs bis hin zu ganzen Szenen.
Praktisch könnte ich mir vorstellen, dass solche Spieler oftmals in Form eines Zweit-SLs auftreten
können. Ich selbst habe schon Spieler erlebt, welche bestimmte Sachen ausspielten, die weder vorteilhaft für sie waren, noch wirklich zwingend notwendig für die Verkörperung des eigenen Spieler-Charakters: In diesen Fällen vermute ich, dass es sich vielleicht um das hier beschriebene „Entertainment“-Element gehandelt haben kann. Davon abgesehen ist es sicherlich auch vorstellbar, dass DL auch als „Kooperation“ auftritt (auch, wenn dann die DL ein „Mittel zum Zweck“ darstellen kann).
Wie seht Ihr das? Habt Ihr solche Erfahrungen gemacht? Und wenn ja, wie würdet Ihr – als SL oder Gruppe – solch ein Motiv bedienen? Welche „Techniken“ sollte/kann ein „Roadie“-SL anwenden?
Gruß,
Arbo
P.S.: Ich bitte darum, „Fremdbegriffe“ bei erstmaliger Nutzung in eigenen (!) Worten kurz zu erklären (keine Links!).
[EDIT]: Den Rowdy zum Roadie gemacht