@Eulenspiegel:
Tatsächlich habe ich den Kern Deiner Frage erst beim zweiten Lesen erschlossen, eine Nachlässigkeit meinerseits, für die ich mich entschuldigen möchte. Deswegen habe ich dann aber später (beim Korrekturlesen meiner Antwort) noch einen Nachtrag eingefügt (siehe Änderungsdatum), in dem ich Südossetien nicht als völkerrechtsverbindlichen Staat bezeichnet habe. Bei aller berechtigten Skepsis gegenüber den Institutionen der UNO halte ich die UNO und das Völkerrecht noch immer für die besten Einrichtungen zur Kriegsvermeidung. Insofern ist Deine Frage schon in meinem Beitrag beantwortet.
Ich schließe mich folglich diesmal der deutschen Politik an und sehe beides nicht als Staaten, sondern als Bevölkerungsgruppen (wie u.a. auch die Tibeter). Deswegen habe ich das unter "Intervention aufgrund von Menschenrechtsverletzungen" geschrieben. Es mag gute Gründe für Russland geben, beide Volksgruppen nach einer Ausrufung dieser als Nationalstaaten zu akzeptieren. Mit dem Thema/der regionalen Besonderheit habe ich mich aber nicht beschafft, also kann ich Dir hier keine spezifische, sondern nur eine allgemeine Antwort geben: Für mich steht im Vordergrund, wen die UNO als Staat anerkennt, nicht wen einzelne Länder, und mögen sie auch so mächtig sein wie Russland, als Staat anerkennen. Das sind völkerrechtlich verbindliche Staaten, und das ist nicht der Willkür einzelner Staaten überlassen.
(Kritiker mögen jetzt einwerfen, dass es sich stattdessen um ein Gentlemen Agreement der Großmächte handelt, wer Staat sein darf. Das trifft zu, aber die UNO ist für mich ein "Wurstbrot": Nichts ist besser als der der Ewige Frieden. Aber ein Wurstbrot ist besser als nichts.)
Die Bundesrepublik hat einmal ähnliches betrieben wie Russland, als sie sich ohne Rückabsprache mit den Bündnispartnern und ohne UNO-Entscheidung entschloss, die jugoslawischen Teilrepubliken (besonders Kroatien) als Staaten anzuerkennen. Meiner Meinung nach Öl ins Feuer gegossen, was damals aber mit den besten Motiven und aus den hehresten Gründen und edelsten Absichten betrieben wurde. Anhand der Beispiele, die Du ansonsten aufgeführt hast (z.B. Palästina) lässt sich Dein Interventionswunsch ebenso belegen wie meine Interventionsskepsis.
Deine Utopie von der allzeit interventionsbereiten Welt ist gut und schön. Wenn Du daran glaubst, will ich Dir da nicht widersprechen. Persönlich nehme ich an, dass soetwas regionale Konflikte verschärfen/eskalieren lassen könnte, weil jede Seperatistenbewegung darauf baut, dass eine irgendeine Großmacht [USA, China, Russland, evtl. Indien (und die EU ?)] zu ihren Gunsten im Fall eines Bürgerkrieges interveniert. Und kämpft nicht jede Separatistenbewegung irgendwo für die gute Sache (tm) einer unterdrückten Mehrheit/Minderheit (tm) ? DAs führt meiner Meinung nach zu einer Balkanisierung der welt und Weltpolitik. (Prinzipiell habe ich nichts dagegen, dass Staaten sich spalten, wenn etwas zusammengepresst wird, was nicht zusammen gehört oder gehören will. Das kann und sollte aber friedlich verlaufen, wie die Auflösung der Tschechoslowakei.)
Für mich ist die Unterscheidung Verteidigungs- und Interventionskrieg durchaus erheblich, u.a. weil ein Verteidigungsfall einfacher zu bestimmen ist als ein Interventionsfall. Das entschärft das Missbrauchspotential.