Autor Thema: [Offen] Für die Fiktion interessantes PG  (Gelesen 7415 mal)

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Offline Adanos

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Re: [Offen] Für die Fiktion interessantes PG
« Antwort #25 am: 17.04.2007 | 21:35 »
@ Maarzan:

Ich denke den Grundsatz des Regelfixens kann man auch in einem Erzählspiel realisieren und sollte es auch. Auch da gibt es Regen, auf die sich die Spieler geeinigt haben. Stoßen sie auf eine Lücke, dann muss auch darüber Einigkeit herrschen, die Vokabel "verantwortungsvoller Umgang" klingt irgendwie etwas nach "du darfst dass jetzt nicht, weil ich es sage" und das ist nicht so cool. Allerdings: in solchen Storytelling Sachen können die Helden ohnehin schon meist recht viel kraft Erzählung. Ich schätze, da ist Powergaming an sich schon kaum möglich, da es weniger Crunch gibt und sich mehr um den Fluff dreht. Erzählen ist vor allem Fluff.

Das mit den Regeln als Beschreibung der Spielwelt verstehe ich nicht so ganz. Das ist eigentlich so gut wie immer so, dass die Regeln auf die Spielwelt Einfluss nehmen. So nach dem Motto, und wenn Kühe fliegen können, dann haben Bauern überdachte Weiden.  :D

Offline Lord Verminaard

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Re: [Offen] Für die Fiktion interessantes PG
« Antwort #26 am: 30.04.2007 | 14:12 »
Es gibt sicherlich eine Menge interessante Ansätze, durch regeltechnische Belohnungen interessante Beiträge zum Spielinhalt herauszufordern. Skyrock hat das gut auf den Punkt gebracht. Sicher gibt es da auch noch viele Möglichkeiten, auf die einfach noch keiner gekommen ist. Eine Sache möchte ich jedoch hervorheben:

Für eine wirklich gute Fiktion braucht man mehr als nur leblose Versatzstücke, die von den Spielern ausschließlich aus regelmechanischen Gründen dort hineingeworfen werden. Wenn ich daher die Spiritual Attributes bei TRoS durch die Decke jage, aber die Beweggründe meines Charakters mir eigentlich gar nichts bedeuten, werde ich nie dieselbe Intensität in der Fiktion erreichen wie die Runde am Nachbartisch, die vielleicht plain D&D ganz ohne solche Mechanismen spielt, bei der sich die Spieler aber trotzdem stark mit ihren Charakteren identifizieren, sich mit ihnen freuen und mit ihnen leiden.

Gerade eine zu ausgefeilte Mechanik kann manchmal daher sogar schädlich sein, wenn sie den Spieler dazu bringt, zu viel über Zahlen nachzudenken und zu wenige darüber, was er eigentlich von den fiktiven Ereignissen hält. Immer vorausgesetzt natürlich, eine interessante Fiktion ist als eine (Haupt-)Spaßquelle gewünscht.

Mechanische Belohnungen muss man sehr gezielt einsetzen und es nicht übertreiben. Sie können auch leicht zu falschen Freunden werden. Manchmal muss das System ein bestimmtes Verhalten auch bestrafen, damit der Spieler es dann trotzdem machen kann, ganz bewusst und aus Beweggründen, die in der Fiktion liegen. Das ist dann der ultimative Beweis, dass dem Spieler die Fiktion was bedeutet.
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Durag

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Re: [Offen] Für die Fiktion interessantes PG
« Antwort #27 am: 1.05.2007 | 12:08 »
Erstmal vollständige Zustimmung zu Lord Verminaards kompletten Post.

Mechanische Belohnungen muss man sehr gezielt einsetzen und es nicht übertreiben. Sie können auch leicht zu falschen Freunden werden. Manchmal muss das System ein bestimmtes Verhalten auch bestrafen, damit der Spieler es dann trotzdem machen kann, ganz bewusst und aus Beweggründen, die in der Fiktion liegen. Das ist dann der ultimative Beweis, dass dem Spieler die Fiktion was bedeutet.

Aber genau dort ist das Problem - wer PG per Definition (und nur um solches PG geht es ja vermutlich,  nicht um den "Hauch von PG", den jeder anständige Spieler betreiben muss, um überhaupt im Rennen zu bleiben) betreibt, wird eben diese Bestrafung nicht oder seltener als andere Spieler in Kauf nehmen.

Prince of Persia

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Re: [Offen] Für die Fiktion interessantes PG
« Antwort #28 am: 1.05.2007 | 17:01 »
Gerade eine zu ausgefeilte Mechanik kann manchmal daher sogar schädlich sein, wenn sie den Spieler dazu bringt, zu viel über Zahlen nachzudenken und zu wenige darüber, was er eigentlich von den fiktiven Ereignissen hält.

In der Regel können Spieler selbst entscheiden, wie viel Aufmerksamkeit sie der Fiktion schenken. Da sollte man die Wirkung der Regeln auf das Spielverhalten nicht überschätzen.

Regeln werden nur solange befolgt, wie der Spieler Vertrauen darin hat, dass sie ihm helfen Spaß zu haben. Sobald das Vertrauen nicht mehr da ist - was bei Rollenspielern sehr schnell passiert, falls sie überhaupt damit ins Spiel gehen - werden die Regeln ignoriert.


Offline Lord Verminaard

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Re: [Offen] Für die Fiktion interessantes PG
« Antwort #29 am: 1.05.2007 | 21:39 »
@ Prince of Persia: Offenbar haben wir da unterschiedliche Erfahrungen gemacht. :) Im Übrigen geht es in diesem Thread ja gerade um Spieler, die sich von Regeln leiten lassen, Powergamer nämlich, nach der Definition von 1of3.
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Prince of Persia

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Re: [Offen] Für die Fiktion interessantes PG
« Antwort #30 am: 1.05.2007 | 21:51 »
Im Übrigen geht es in diesem Thread ja gerade um Spieler, die sich von Regeln leiten lassen, Powergamer nämlich, nach der Definition von 1of3.

Stimmt auffallend.   :-\

Dann betrachte bitte meinen Einwurf als allgemein gesprochen und nicht direkt auf dieses Beispiel.

Offline reinecke

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Re: [Offen] Für die Fiktion interessantes PG
« Antwort #31 am: 12.05.2007 | 20:01 »
Der Powergamer ist ja der, der bei einem (kampflastigen) Rollenspiel nicht Brettspiele +2 nimmt, sondern Schwerter +2 (es sei denn es ist ein Spiel bei dem man regelmäßig Brettspielproben durchführen muss).

Also: Er setzt die "richtigen" Prioritäten.

Wie wär's wenn man ein Aspekte-System ähnlich dem WUSHU-würfel system macht?
Also
Kämpfer bringt +1
abgerissener Sölder, der als einziges die Schlacht von Buxtehude überlebte bringt +3

daraus setzt man sich drei vier Dinger zusammen und schon hat man schön viel Color im Charakter, weil der PG ja möglichst viel + haben möchte.

Geht das in die Richtung, um die es dem werten Initiator geht?

Offline Adanos

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Re: [Offen] Für die Fiktion interessantes PG
« Antwort #32 am: 16.05.2007 | 20:08 »
Nö, du hast nämlich beides mal einen Kämpfer, wenn du den ganz normalen und den aus Buxtehude nimmst.

Aber bei Brettspiel und Schwerter hast du zwei verschiedene Dinge verglichen und das geht nicht.

Das oben ist okay, ein Spezialkampfstil kann vorhanden sein, der dann besondere Vorteile bringt, wenn der Auslöser eintritt.

Aber ansonsten sollte man schon zwischen Fluff_Fähigeiten und Crunch Fähigkeiten unterscheiden.

Wenn beides (wie bei DSA4) aus demselben Ressourcenpool bezahlt wird, ist das schon mal schlecht, dann ist ja klar, dass man sich eher auf das Wesentliche konzentriert. Ressourcen sind ja bekanntlich begrenzt.

Daher sollte man für sowas dann zwei verschiedene Ressourcenpools einbauen.

Übrigens kann man zwischen Fluff und Crunch auch auf demselben Gebiet unterscheiden. Schwerter +2 wäre Crunch, Schaukämpfer +2 wäre Fluff. Letzeres bringt nämlich nichts ausser gut auszusehen.

Offline reinecke

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Re: [Offen] Für die Fiktion interessantes PG
« Antwort #33 am: 21.05.2007 | 16:15 »
Zwei Ressourcne sind aber kaum der Fiktion zugänglich, denn der PG wird die Fluff-Fähigkeiten schlicht kaum nutzen.

Wenn er aber seine Crunch-Fähigkeiten dadurch steigert, dass er die Fiktion bereichert, ist doch das erreicht, was hier gewünscht war.
Es geht ja nicht darum, den Kämpfer zu verhindern, sondern den PG bereichernd einzubauen.