Moin,
ich hatte Samstag - vergleichsweise spontan - Rollenspiel.
Ich rief eine Freundin und Kommilitonin an, nennen wir sie E., und wollte wissen, was sie am Wochenende machte. Ausgebucht. Unter anderem mit Rollenspiel. Unwissend, was denn da gespielt würde, erklärte ich, dass ich sonst auch gerne mit zum Rollenzock käme.
Gesagt, getan. Ich erfuhr, dass es sich um DSA3 handele und die Gruppe noch nicht in der kommenden Kombination gespielt habe. Naja, ich bin ja wagemutig.
Nachdem ich nun vor ein paar Wochen beim Arbeitskreis Fantasy, hochtrabender Name für die Rollenzock-AG der Uni, mit einem Kämpfer zwei Tage des Namenlosen (aus dem Abenteuer) ertragen hatte, wollte ich nun auf jeden Fall einen Magiewirker spielen. Denn die fachlichen Gespräche der beiden Magister waren auf jeden Fall das Interessanteste, was in jenen Tagen geboten wurde.
Da Stefan nie das spielt, was offenbar alle anderen spielen (i.e. Magier und Hexen), will Stefan also einen Druiden. Mir war bei der Wahl auch egal, was Druiden nun genau können. Das wusste ich nämlich nicht. Mit dem Ansatz, dass Druiden die besten Geistesbeherrscher seien, konnte ich mich dann auch ganz gut abfinden.
Weiter gab es in der Gruppe:
J.: Spielte einen Stufe-4-Magier, der wie ich später erfuhr in ein paar Solo-Abenteuern hochgelevelt wurde. DSA-Experte, guter Charakterdarsteller.
J-H.: Spielte einen Rondra-Geweihten. Liest wohl gelegentlich das Grofafo, wobei ich vergessen habe, nach dem Nick zu fragen. DSA-erfahren.
P.: Spielte einen Barden. Spielt wohl hauptsächlich D&D und SR, kannte DSA nicht. Auch guter Charakterdarsteller.
E. spielte einen Jäger.
Gelitten hat T., aber dazu gleich.
Charaktere bauten E., P. und meiner Einer bei J. Der erklärte uns, dass das Abenteuer im Albernischen spielen werde ("so eine Art mittelalterliches England") und der SL uns angewiesen habe, unsere Charaktere schonmal bekannt zu machen. So habe T. ihm das mitgeteilt. Wir, gar nicht dumm, entschieden uns im gleichen Gasthaus eingekehrt zu sein.
Ausgerüstet mit diesen Vorbereitungen begaben wir uns zum Spielort, wo J-H. und T. schon auf uns warteten.
Da Spiel begann. T. erklärte, dass "das große Hafenfest in Havena" stattfinde und wir auf dem Weg dorthin seien. Wir erklärten daraufhin den großartigen Werdegang der Bekanntschaft unserer Charaktere, woraufhin T. den Kopf schüttelte. Wir seien noch gar nicht in Havena, sondern nur auf dem Weg dorthin.
Statt nun das Gasthauf an die Straße zu verlegen, kannten sich unsere Charaktere nunmehr doch nicht. Da war ich schon verwirrt.
Jetzt ging es erstmal rasend bergab mit allen Schreckensgeschichten, die so im Netz kursieren.
Was passiert nämlich beim Betreten der Stadt? Richtig, man muss seine Waffen abgeben. Kein Problem. Ich erklärte, dass mein Osram seinen Vulkanglasdolch (ein Obsidian-Messer, mit dem Druiden Rituale, also ihr spezielles Klassenfeature, abziehen) behalten wolle. Er wisse schon, wie das am besten ginge.
Dass ich nicht gewillt war, mir darüber Gedanken zu machen, wie das zu bewerkstelligen sei, hatte T. offenbar nicht verstanden. Mir wären natürlich mindestens drei Möglichkeiten eingefallen: Das Ding am Körper verstecken, als Werkzeug ausgeben oder als archäologisches Fundstück für den Verkauf. Er fragte nur, wo ich das Ding normalerweise trüge. "Am Körper antwortete ich."
Bevor ich nun irgendetwas Weiteres sagen konnte, hatte T. auch schon gewürfelt. Was da gewürfelt wurde, weiß ich nicht und offenbar war auch egal, was auf meinem Charakterblatt geschrieben stand. Bei dieser Unzahl an Fertigkeiten müsste es wohl auch eine Zahl geben, mit der Mann - so man denn will - Dinge am Körper verstecken kann. Alles egal: Die Gardisten fanden die Waffe.
J. wandte ein, dass man das ja als Werkzeug augeben könne und beschrieb detailliert, wie so ein Vulkanglasdolch aussehe. T. erwiederte, dass dies ja nun nicht geschehen sei. Anstatt noch was zu dazu zu sagen, winkte ich innerlich ab - ich hatte ja noch gar nicht Gelegenheit gebhat zu sagen, was mein Charakter nun versucht, noch waren mir die mechanischen Regeln dafür erläutert worden, noch hatte ich überhaupt beabsichtigt mir darüber Gedanken zu machen. Ich war gepestet und trug mich mit dem Gedanken, diesem Erwin demnächst zu entfliehen.
Es kam noch besser. T. hatte zuvor erklärt, dass man ganz viele Dinge bei diesem Hafenfest tun könne. Insbesondere könne man dort absolut alles erwerben. Ich hatte das Gefühl, dass wir gehalten waren, zu erklären, was unsere Charaktere in der Stadt wollten.
E. entschied, dass sich ihr Jäger einfach mal eine Stadt anschauen wolle. J.s Magier hatte sich wohl bei den Solo-Abenteuern zu einem gesuchten Mörder gespielt und er erklärte, dass er in den Menschenmassen untertauchen wollte. Der Barde sah natürlich eine gute Gelgenheit zum Geldverdienen.
Ich überlegte also: In dem Write-up im Magiebuch wurden Druiden als an magischen Dingen interessiert beschrieben. Ich erklärte also: "Osram sucht das
MacGuffin." Ich hatte irgendwie geahnt, dass durch die Beschaffenheit von MacGuffins wohl eines in der Geschichte auftreten würde und wollte schonmal einen Kicker einbringen, um das Spiel etwas zum Laufen zu bringen. Nur wusste erstmal niemand, SL inklusive, was der Begriff bedeuten sollte. Ich erklärte das.
Ich hätte nun erwartet, dass ich nunmehr davon in Kenntnis gesetzt würde, dass gewisse Kisten aus Padonas
TM Eisstadt eintreffen sollten. Davon wusste ich zu dem Zeitpunkt natürlich nichts. Diese diffizile Intention ging meinen Mitspielern aber sämtlich ab. Osram suchte also irgendein magisches Artefakt und fand noch nicht mal irgenwas, weil Magie in Havena ja geächtet sei! Gabs hier während des Hafenfestes nicht eben noch alles?
Egal. The Spiel must go on. Ich überlegte schon, dass es ja vielleicht gar nichts in dem Abenteuer gäbe, hinter dem alle her sind. Wäre ja mal ne Abwechslung. Ich rationalisiere also: Nächster Schritt ist Zusammenführung der Gruppe.
Doch weit gefehlt! Ich darf weder den Magier dabei beobachten, wie er eine ulkige Figur mit einer Holzkrone (offenbar ein Insider für Setting-Kenner) mit einem Horriphobus bedenkt, noch dem Barden beim Spiel zuhören, weil die Stadt
so "weitläufig" ist. Was zur Hölle?! Sollten wir uns nicht ursprünglich schon längst kennen, um Zeit zu sparen?!
Jetzt tat ich also meinen Unmut kund. E. bezeichnete mich daraufhin scherzend als Powergamer, was mit Sicherheit richtig ist (da bin ich stolz drauf), hier aber terminologisch unangebracht. Ich korrigierte helfend zum "Hartwurst-Verneiner", was aber auch niemand verstand.
T. berief eine Zigaretten-Pause ein, wie ich glaube um die Gemüter zu beruhigen. Das wäre dann das erste Gute, was er an diesem Abend tat. Sein weiteres Verhalten beim Versuch das Problem zu klären war jedoch schon wieder ungeschickt, denn er benutzte die Worte "Richtiges Rollenspiel". Daraufhin drohte ich an zu gehen. Der Wink kam an an und er verbesserte sich zu Rollenspiel, wie er es gerne spiele.
Damit konnte ich leben, immerhin hatte ich schon länger mal vor gehabt, mit E. zu zocken, die Gelegenheit wollte ich ja dann doch nicht so schnell begraben, zumal ja noch nichts passiert war.
— FORTSETZUNG FOLGT —