Autor Thema: Warum DSA und seine Abenteuer einfach nix für mich sind  (Gelesen 24523 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Eulenspiegel

  • Gast
Re: Warum DSA und seine Abenteuer einfach nix für mich sind
« Antwort #100 am: 31.12.2007 | 16:33 »
Ehrlich gesagt macht deine Argumentation für mich überhaupt keinen Sinn. Ich habe nie gesagt, dass der Umkehrschluss davon, dass der SL die Regeln nicht nach Gutdünken ändern soll, ist das die Spieler es auch tun.
Nein. Du hattest das nicht behauptet. Aber andere Leute hier im Thread meinten, alle sollten die Regeln ändern können.

Aber OK, fangen wir am Anfang an:
Wir haben also ein Regelsystem. Sagen wir, die Gruppe hat nicht blindlings ins Regal gegriffen und sich das erstbeste Regelsystem geschnappt, sondern hat auch ein bißchen Zeit mit Suchen verbracht und sich ein Regelwerk gekauft, dass zu ihrem Spielstil passt.
Aber egal, wie lange sie gesucht haben und egal, wie gut das Regelwerk auch zu ihnen passt: Es gibt immer Situationen, in denen die Regeln nicht optimal sind. (Diese Situationen treten bei einem guten Regelwerk und bei einer sehr homogenen Gruppe selten auf, aber sie treten auf.)
Und hier hat man nun die Wahl suboptimal mit den Original-Regeln weiterzuspielen, zumindest diesen Spielabend noch suboptimal zu spielen und am Ende des Abends evtl. eine Hausregel einführen (für eine Situation, die vielleicht alle 5 Jahre einmal auftaucht) oder man ändert diese Regel ganz spontan im Spiel.

Ich denke, es sollte klar sein, wieso ich die letzte Möglichkeit bevorzuge. (Wieso mit einer suboptimalen Regel spielen, wenn man auch gleich mit einer besseren Regel spielen kann?)
Jetzt gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, wie der Prozess der Regeländerung während des Spieles vorgehen kann. Hier mal eine kleine Liste von Möglichkeiten:
- Ein beliebiger Spieler darf jederzeit sagen, dass er jetzt spontan eine beliebige Regel ändert.
- Ein bestimmter Spieler (zum Beispiel der SL) darf sagen, dass er jetzt spontan eine beliebige Regel ändert.
- Ein beliebiger Spieler macht einen Änderungsvorschlag, man geht erstmal outtime und diskutiert ganz demokratisch mit Abstimmung, ob die Regel geändert wird.

Das ist natürlich nur eine kleine Liste der Möglichkeiten. - Es gibt noch zig andere Möglichkeiten, wie man mitten im Spiel die Regeln ändern kann. Und hier habe ich dann im letzten Post geschrieben, weshalb ich dafür bin, dass diese Regeländerung vom SL durchgeführt wird.

Aber zur Frage, wieso man überhaupt eine Regeländerung machen sollte: Wenn man feststellt, dass eine Regel suboptimal ist, dann bringt es nichts, mit dieser suboptimalen Regel bis zum Ende des Spielabends durchzuspielen. Davon hat niemand etwas. Stattdessen ist es besser, sofort Abhilfe zu schaffen.

Zitat
Des Weiteren Frage ich mich, wie der SL die Regeln beständig mal so und mal so auslegen soll, damit er den unterschiedlichen Spielern gerecht wird. Wie in einem solchen hin und her beständig der richtige Weg für einzelne Spieler gefunden werden soll erschließt sich mir nicht.
Tja, sowas nennt man auch Empathie oder Softskills. - Ich habe nie gesagt, dass es einfach für den SL wird. Aber es ist schaffbar.

Zitat
Der Spielspaß hängt doch bei weitem nicht nur von den Regeln ab, sondern die Regeln bilden ein Grundgerüst auf dem sich, zusammen mit weiteren Annahmen wie das Spiel ablaufen sollte, das Spiel entfalten kann.
Klar sind die Regeln nur ein Grundgerüst, auf dem sich das eigentliche Spiel entfaltet. - Aber wenn das Grundgerüst bereits brüchig ist, dann kann sich auch das Gebäude/Spiel auf dem Grundgerüst nicht vollständig entfalten.

Falls du mir nicht glaubst: Ändere mal mitten im Spiel die Regeln. (Ob nun mittels goldener Regel oder mittels Abstimmung ist egal.) Du wirst feststellen, dass sich das Spielgefühl gleich dramatisch mitändert. Das ist ein Zeichen dafür, dass das Spiel wesentlich von den Regeln abhängt.

Zitat
Warum nun der Spielspaß flöten gehen soll, wenn sich im Voraus alle darauf einigen sich an die Regeln zu halten, ist mir unklar.
Du gehst zu extrem daran.
Die Grundregeln haben ein gewisses "Spielspaßniveau". Solange man sich an die Grundregeln hält, bleibt dieses Spielspaßniveau erhalten. Durch Einführung bzw. weglassen der goldenen Regel kann man dieses nun leicht verändern. (In manchen Gruppen verändert sich durch Einführung der goldenen Regel der Spielspaß positiv und in anderen Gruppe verändert er sich eher negativ. - Aber auf alle Fälle führt die goldene Regel zu einer Änderung der Regeln. Und die Änderung der Regeln führt zu einer Änderung des Spielspaßes. - Ob diese nun positiver oder negativer Natur ist, hängt von der jeweiligen Gruppe und der speziellen Regeländerung ab.)

Online Gawain

  • Brezelkaiser
  • Adventurer
  • ****
  • Beiträge: 850
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Gawain
Re: Warum DSA und seine Abenteuer einfach nix für mich sind
« Antwort #101 am: 31.12.2007 | 16:52 »
Ich glaube, wir reden zum Teil einfach aneinander vorbei.
Wenn eine Regel Mist ist, sollte sie geändert werden, meiner Meinung nach als Entscheidung der Gruppe und nicht in SL-Autonomie . Es sollte eine neue Regel erstellt werden, die das gewünschte Ergebnis besser erzielt. Wenn die Unstimmigkeiten der gegebenen Regel nur klein sind, kann man auch einfach mit einem Schulterzucken weitermachen. Hier greift dann der Kompromiss den alle eingegangen sind.
Die goldene Regel fällt mir aber im Wesentlichen dann negativ auf, wenn der SL sie benutzt um einen bestimmten Ausgang zu erzwingen und auf solche Fälle beziehe ich mich, wenn ich sage, dass der SL nicht mal ebenso situativ die Regeln ändern bzw. mal für ein paar Minuten außer Kraft setzen sollte.

Empathie und Soft Skill äußert sich mMn so, dass der SL Situationen entsprechend der Vorlieben der Spieler und der Fähigkeiten der Charaktere gestaltet. Hier ergibt sich im Idealfall von vorneherein, dass die Regeln dort entscheidend werden, wo sie auch passen.
Diesselbe Regel bei Spieler A auf eine Weise und zehn Minuten später bei Spieler B auf eine andere Weise zu nutzen, erschließt sich mir weiterhin nicht als sinnvoll. Hat auch nichts mit einfach oder sonstwas zu tun.

Ich habe nie angezweifelt, dass Regeln das Spielgefühl wesentlich bestimmen. Ich habe sogar genau das geschrieben. Daher soll sich eine Gruppe ja möglichst ein passendes System suchen. Ich habe nur geschrieben, dass die REgeln nicht alleine den Spielspaß bestimmten und das daher auch ein Regelwerk, bei dem alle den Kompromiss eingehen, dass ihnen mal dieser und mal jener Teil nicht so gut gefällt, sehr wohl Spaß macht, wenn man sich an die Regeln hält.

Ich ging dort extrem heran, weil meine Lesart der widersprechenden Posts genauso dieses Extrem suggeriert hat. Wenn ich das  falsch gelesen habe, dann macht das auch die extreme Erwiderung unnötig.
Also nochmal:
Wie ich schon vorher schrieb, für mich (eigene Erfahrung etc.) führt die goldene Regel, im Sinne einer Regelgestaltungsmacht, die alleine beim SL liegt, nicht zu mehr Spielspaß. Das GEgenteil ist der Fall. Wenn alle sich an ein gemeinsames Regelwerk halten und unschlüssige Regeln gemeinsam ändern, dann fördert das meinen Spaß am Spiel. Ich will mitnichten behaupten, dass dies für alle Spieler und für alle Gruppen gilt. Ich behaupte, aber das es für mich gilt.


Offline Falcon

  • HvD
  • Titan
  • *********
  • Raise Your DICE !
  • Beiträge: 12.009
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Tiamat
Re: Warum DSA und seine Abenteuer einfach nix für mich sind
« Antwort #102 am: 1.01.2008 | 14:14 »
Gawain schrieb:
Zitat
Wenn eine Gruppe für sich "repariert" und damit den Wünschen anpasst, finde ich das völlig in Ordnung. Was ich nicht mag ist situative ignorieren oder ersetzen von Regeln aus welchen Gründen auch immer.
Das ist aber eben häufig ein und dasselbe. Deswegen hatte ich reparieren verwendet.

erschreckenderweise neige ich im Übrigen dazu Eulenspiegel in allen Punkten zuzustimmen.
Falls jemand mit Mikroskopen umgeht:
Die goldene Regel ist sowas wie der Feintrieb des Gerätes, die Regeln der Grobtrieb. Regeln haben keinen Feintrieb, deswegen gibt es keine Alternative. Und es ist auch nicht sinnvoll beim einstellen einen Kompromiß einzugehen (die Ränder sind jetzt unscharf, ach egal).
Feintrieb sagt auch gleichzeitig, daß man ihn in Maßen einsetzt und er niemals den Grobtrieb ersetzen kann (sonst wird es sehr mühselig zu Mikroskopieren.. äh zu spielen ;) ) aber je besser man mit dem Teil umgehen kann, bzw. je teurer (besser) das Gerät, desto weniger braucht man den Feintrieb.

wobei ich im RPG sowohl die Methoden
- Abstimmung
- SL offen
- SL heimlich
benutze.

p.s. Das ein SL etwas erzwingt will wohl niemand, deswegen ist es eigentlich überflüssig von Gawain es zu erwähnen. Darüber brauchen wir nicht zu disktutieren. Wenn es nur dem SL gefällt gehört es nicht ins Spiel. und das ist unabhängig davon wie es passiert. Goldene Regel ist eine Möglichkeit, schlechte Plots eine andere usw... deswegen würde ich aber nie auf die Idee kommen die goldene Regel zu verbieten (gut, das tut Gawain ja auch nicht, gibt aber genug Leute).
kann mich nur wiederholen. Wer die goldene Regel verstehen will, muss Risus gespielt haben ;)
« Letzte Änderung: 1.01.2008 | 14:58 von Falcon »
Roll and ROCK! GetSavaged!
             still counting: "... dieses EINE Mal stimme ich Falcon zu..."
hoch ist gut Sowas wie'n Blog