Autor Thema: [Fahrenheit] Filmreifer Okkult-Thriller mit interessanten Spielansätzen  (Gelesen 2925 mal)

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Offline Jestocost

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Zu meinem Geburtstag habe ich das Computerspiel Fahrenheit bekommen: Also habe ich es letzte Woche mal installiert und ausprobiert: Und es hat wirklich was.

Schon das Vorwort ist interessant: Der Autor und Regisseuer David Cage hat nach eigenen Angaben versucht, neue Wege im Computerspiel einzuschlagen, in dem er sehr viel Wert auf das Erleben der Story wert legt: Auch die Spielmechanik ist darauf angelegt, in Action-Sequenzen gefordert und gestresst zu werden, damit man voll dabei ist.

Worum geht's: Mit einem Mord, den man selbst an einem Fremden begeht. Dabei hat man Visionen eines Rituals, in dem man wie eine Marionette fremdgesteuert wird. Nun beginnt eine Tour de Force, in der man den Täter, die beiden Polizisten und noch den Bruders des Täters spielt, um herauszufinden, was nun wirklich passiert ist.

Neben vielen Filmsequenzen gibt es dabei praktisch zwei Spielebenen: Auf der einen Seite steuert man seine aktuelle Figur durch eine frei rotierbare 3D-Welt und löst dabei kleine Rätsel, bei Actionsequenzen muss man dagegen bestimmte Richtungstasten auf dem Controler in der richtigen Reihenfolge drücken, bzw. zwei Tasten abwechselnd schnell hinterinander mehrmals drücken, um sich im Spiel körperlich anzustrengen: Klingt langweilig, ist es aber nicht, weil man dadurch so richtig in die Actionsequenz reingezogen wird. Und es hat scohn was, wenn man wie wild seinen Controler betätigt, um sich aus den Klauen eines fieses Geistwesens zu befreien... Misslingt etwas, dann verändert sich der Geisteszustand des Charakters zum Negativen oder man verliert einen Lebenspunkt.

Ich fand's sehr klasse, wenn auch recht kurz (in 8 Stunden oder so durchgespielt). Man sollte es unbedingt mit Controler auf dem PC spielen, da man sonst wohl gut ins Rotieren kommt.  Leider fällt das Ende storymäßig ab, aber die ersten zwei dritten sind sehr spannend und stimmungsvoll: Und man beginnt die verschiedenen Charaktere wirklich gern zu mögen.

Es ist auf jeden Fall einen Blick wert und auch sehr interessant für Leute, die sonst kaum Computerspiele spielen... Und das ist schon ein guter, wenn auch nicht wirklich perfekter Versuch.
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Preacher

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Ich hab mir es letztens auch gekauft und bin noch dran - und finde es auch sehr gut und atmosphärisch. Es kommt durch Schnitte, Perspektiven und auch die unterschiedlichen Spielfiguren) vom Feeling her sehr nahe an einen guten Mystery-Thriller ran.

Den Kritikpunkt "zu wenig Spielzeit" kann ich bislang noch nicht nachvollziehen - da sag ich dann Bescheid, wenn ich es durch hab. ;) Aber ich bin auch so ein Typ, der verschiedene Szenen mehrmals unterschiedlich durchspielt, um verschiedene Möglichkeiten, wie die Story weitergeht auszutesten - entsprechend länger dauert das ganze dann natürlich auch ;)

Ab wann kann man denn den Bruder spielen? Ich hatte gerade die Rückblende, in der man die Jungs vor dem Feuer rettet, aber den Bruder kann ich bislang nicht steuern....

Offline Vale waan Takis

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Fahrenheit
« Antwort #2 am: 15.02.2006 | 14:07 »
Mal wieder ein kleine Spielempfehlung abgeben:
Fahrenheit von Atari

Ein verdammt cooles Adventure mit interessanten Ideen und mal ganz anders als andere Point-n-Click Teile.
Habs gestern an einem Stück durchgespielt und bin neben einigen kleineren Nörgelpunkten hellauf begeistert.

Zunächst die Story, die mein Cthuloides-Rollenspielerherz erfreut. Sehr düster sehr mystisch (zumindest anfangs) einfach genial.
Man spielt (zunächst) Lucas Kane, einen ganz normalen Mann, der leider von einem Magier missbraucht wird unter besessenheit einen Mord zu begehen.
Im weiteren Verlauf des Spiels schlüpft man auch noch in die Rolle von Carla Valetti (einer Polizistin, die den Mörder jagt und echt schnuckelig ist  ;D) und Tyler Miles (ihren Kollegen, den coolen Clichee Afro-Amerikaner  ;)).

Die Steuerung ist anfangs gewöhnungsbedürftig, da alles (natürlich) 3-D ist und man nicht normal point-n-click mäßig ducrch die gegend streift sondern mit der Maus interageirt (läßt sich schwer beschreiben, man macht quasi an bestimmten stellen die bwegung mit der maus die der charakter ungefähr machen müsste). man lernt das ganze aber schnell.
Dann gibt es noch die Aktion-Sequenzen in denen man entweder nach der guten alten Winter-games Manier (hach was kamen da für nostalgische Gefühle auf) wild auf zwei tasten herumkloppt oder aber mit WSAD und den Pfeiltasten geschickt auf Leuchtzeichen reagieren muss. Leider bekommt man dadurch ab und an etwas wenig von der echt schön gemachten Sequenz mit weil man viel zu viel mis tastenhacken beschäftigt ist...

Die Story wird zwar leider im Laufge des Spiels immer abstruser, aber spass macht es trotzdem auf jeden Fall. Einige Aktionen haben sogar Auswirkungen aufs Spiel. Rette ich ein Kind, oder lass ich es ertrinken, die Wahl liegt beim Spieler. Die völlige Freiheit, die einem versprochen wird bleibt zwar leider aus (* Bitte unter Spoiler lesen), aber dennoch kann man das Spiel getrost mehrmal spielen und wird neue Wege entdecken. Anscheinend gibt es aber nur 3 unterschiedliche Endsequenzen, die alle in Abhängigkeit nur von dem finalen Kampf abhängen...naja es wäre ja auch zu schön gewesen.

Auf alle Fälle eine Empfhlung für alle die es mysteriös, gruselig und spannend mögen. Jene denen Matrix 1 gefallen hat (ihr werdet es im Laufe des Spiels verstehen  ;)) und die Wintergames lustig fanden. auch für die, de diese seltsamen japanischen ich- drücke-eine-taste-wenn-ein-licht-erscheint Spiele mögen ;-)


***************
Spoiler
***************

* Falls mir irgendjemand sagen kann ob man Tiffany nicht doch irgendwie retten kann sagt mir bescheid, das ist das was mich am meisten gestört har  ;). Die Arme. Völlig unsinnig der Tod, nur um die Szene am Grabstein zu haben...

Mehr Spoiler wenns mich überkommt  ;D
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Offline Bluerps

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Re: Fahrenheit
« Antwort #3 am: 15.02.2006 | 14:45 »
Mich schrecken an dem Spiel zwei Dinge ab. Zum einen die Story - mit "anfangs lahm aber später spannend" könnte ich leben, aber umgekehrt hab ich wenig Lust drauf. Zum anderen das ich viel unter Zeitdruck machen muss. Ich hasse Zeitlimits ausserhalb von Actionspielen und selbst da mag ich sie nur, wenn sie sehr sparsam und an der richtigen Stelle benutzt werden (gutes Beispiel sind Sequenzen in Richtung "Das Gebäude explodiert in zwei Minuten, bis dahin musst du draussen sein").


Bluerps
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Offline Spicy McHaggis

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Re: Fahrenheit
« Antwort #4 am: 15.02.2006 | 14:47 »
Hab Fahrenheit für die X-Box gespeilt und fand die Atmosphäre grandios...
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Preacher

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Re: Fahrenheit
« Antwort #5 am: 15.02.2006 | 14:54 »

Offline Suro

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Offline Vale waan Takis

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Offline Timberwere

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Fahrenheit ist klasse, aber arg kurz, fand ich.
Die brillianten Spielideen haben nicht aufgewogen, dass das Spiel schon nach viel zu kurzer Zeit wieder um war.
Zitat von: Dark_Tigger
Simultan Dolmetschen ist echt kein Job auf den ich Bock hätte. Ich glaube ich würde in der Kabine nen Herzkasper vom Stress bekommen.
Zitat von: ErikErikson
Meine Rede.
Zitat von: Shield Warden
Wenn das deine Rede war, entschuldige dich gefälligst, dass Timberwere sie nicht vorher bekommen hat und dadurch so ein Stress entstanden ist!

Offline Bluerps

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Nachdem ich Fahrenheit grade durchgespielt habe, ist das ne gute Gelegenheit mal wieder nen Thread von den Toten zurückzuholen.

Die ersten drei viertel des Spiels sind nicht übel, wenn auch nicht so brillant wie gern behauptet wird. Keine der Ideen in dem Spiel ist wirklich neu (die Idee die Tastatur zu malträtieren um die Spielfigur zu bewegen ist sogar über 20 Jahre alt), auch wenn sie noch nie so gut umgesetzt wurden. Ausnahme ist die erwähnte Tastaturfolter. Die wird einfach zu oft eingesetzt. Mir ist schon klar das der Spieler so die Anstrenung der Figur nachempfinden soll, aber das hätte auch schon mit viel weniger funktioniert. Wenn ich ein Computerspiel spiele will ich Spaß haben, und nicht Stress.

Mit der angeblichen Dynamik des Plots ist es auch nicht soweit her. Der Plot ist immer derselbe, es ändern sich nur Details. Ob man mit den Cops selber auf die Spur des Mörders kommt oder sich vom Streifenpolizisten aushelfen lässt macht für mich keinen großen Unterschied. Nach ca. der Hälfte des Spiels ist es damit ganz vorbei, weil es ab dann völlig Action dominiert wird.

Je länger man das Spiel spielt desto repetitiver wird es. Wo man am Anfang noch interessante Adventure-Szenen hat, kommen gen Ende immer mehr ewig lange Reaktions-Sequenzen, so das das Spiel aus fast nichts anderem mehr zu bestehen scheint. Viele von den Szenen sind zwar für sich genommen spannend, aber irgendwann hat man genug davon. Manche sind auch einfach überflüssig. Wenn mir das Spiel eine Zwischensequenz zeigt und mich dabei alibi-mässig zwingt alle paar Sekunden eine Taste zu drücken ist das nur noch albern.

Das alles macht solange nichts, solange einen die Handlung motiviert weiterzuspielen. Damit ist es aber spätestens nach der Kampfsequenz auf dem Dach des Waisenhauses (die auch schon selten dämlich ist) vorbei.

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Ich dachte ich bin in nem schlechten Trash Film gelandet. Ein mexikanischer Wrestler der zum Schluß reinstürmt und das Orakel platt macht hätte das Spiel echt aufgewertet.

Das Finale selber war auch nicht besonders toll. Fast die ganze Zeit ist man damit beschäftigt wie bescheuert abwechselnd auf zwei Tasten zu drücken bis einem die Hand abfällt. Ich hab mir schlechtes Ende #1 und schlechtes Ende #2 angesehen. Das gute Ende hab ich dann letztendlich bleiben lassen, weil ich Mr. Lichtgestalt nicht geschafft hab. Mein Rechner hat manchmal ne Macke das er für ne Sekunde kurz stehenbleibt (macht er schon seit Jahren, ich habs aufgegeben nach der Ursache zu suchen). Wenn das während einer der Tasten-Hacksequenzen passiert geht die automatisch schief und da man beim Kampf gegen die Lichtgestalt nur einen Versuch hat und man das ganze Finale nochmal spielen muss um es nochmal zu versuchen, war mir das nach dem dritten Fehlversuch zu doof. Ich meine, der Kampf gegen das Orakel ist ja ganz einfach, aber zusammen mit dem ganzen Gelaber dauert das immer seine Zeit.

Fazit: Am Anfang sehr vielversprechend, durchschnittlich in der Mitte, frustrierend und schlecht am Schluß. Weiterempfehlen würd ichs nur mit ausführlicher Vorwarnung.


Bluerps
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Hab das Spiel auch durchgezockt (vor einiger Zeit schon). Anfangs war ich echt begeistert. Ich fand die Spielmechanik und vor allem auch die Sequenzen die Zeitgleich abliefen hammer genial. Die Atmosphäre war der ABSOLUTE Bringer. Und dann kam der Wendepunkt. Und der ist zufällig genau der, den Bluerps anspricht. Nach dem Kampf auf dem Waisenhausdach, fällt alles ab. Am schlimmsten fand ich einfach diese Sache mit der KI. Das passte vorne und hinten nicht in die Story. Das der Penner zu einer alten Untergrundorganisation gehörte, fand ich nichtmal schlimm. Wenn man drüber nachdenkt: Wie kann man sich besser tarnen als als Landstreicher? Aber dieser KI-Kram hat mir echt das komplette Spiel vermiest. Ich hatte gegen Ende das Gefühl, das die Story, von den Ideen der Entwickler her, noch um einiges länger gegangen wäre, aber aus Zeitgründen dann einiges verworfen wurde oder nur in Ansätzen verwirklicht wurde - sehr schade.

Zum Tastendrücken: Es nervte mich nach einiger Zeit sehr, weil ich das Problem hatte mich dann wirklich nur noch auf die aufblinkenden Tasten kozentrieren zu können. Die Actionsequenz lief dann so im Hintergrund ab und einige Details verschwammen völlig.

Preacher

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Zum Tastendrücken: Es nervte mich nach einiger Zeit sehr, weil ich das Problem hatte mich dann wirklich nur noch auf die aufblinkenden Tasten kozentrieren zu können. Die Actionsequenz lief dann so im Hintergrund ab und einige Details verschwammen völlig.
Jo, das Problem hatte ich auch.

Ich kann mich auch nur anschießen: Fängt genial an, flacht extrem ab. Schade eigentlich. Guter Ansatz.

Offline Uebelator

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Fahrenheit hat mir persönlich ganz gut gefallen. Das lag weniger an der Handlung - die wie bereits gesagt zum Schluss hin arg dämlich wird - sondern eher an der Atmosphäre und der Hollywood-mäßigen Machart.
Die so häufig angepriesenen neuen Spielideen und Innovationen hab ich allerdings vergeblich gesucht. Videos mit Knopfdruck-Sequenzen gabs auch damals schon bei den alten Laserdisc Spielen "Dragonslair" und "Space Ace". Und abwechselndes Gedrücke zum Verdeutlichen der Anstrengung gabs auch schon in "Summer Games".

Insgesamt war Fahrenheit spiel-mechanisch mehr als mau, konnte mich aber durch die Filmreife Präsentation und die großteils spannende Story motivieren.

Offline Suro

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Ich würde es insgesamt auch mit einem "gut" bewerten. Der Anfang macht wirklich sehr viel Spaß, gegen Ende muss ich zustimmen das sowohl Mechaniken als auch die Story ziemlich nachlassen.
Trotzdem, der Anfang wiegt das für mich auf.
Die Drückerei hat mich allerdings nicht sonderlich gestört, kann aber auch daran liegen, dass ich mit Gamepad gespielt hab und es daher etwas intuitiver war.
Suro janai, Katsuro da!

Offline Dr.Boomslang

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Für mich ist Fahrenheit ganz klar eines der besten Spiele der letzten Jahre. Die ganze Darstellung, die  Präsentation als interaktiver Film, das ist alles nicht neu, aber wirklich noch von keinem so gut umgesetzt wie hier. "Interaktiver Film" war für mich immer ein Widerspruch, bis ich Fahrenheit gespielt habe.

Das Tastenhacken als Instrument Stress aufzubauen ist wirklich schon alt, aber es entfaltet eben seine Wirkung. Manchmal stört es ein bisschen, als Zuschauer. Aber ich war nachher ganz gut im Tasten hämmern, obwohl es nicht unbedingt extrem einfach wahr (zumindest auf höchster Stufe nicht), und als Spieler persönlich besser zu werden bringt den Leistungsaspekt in eine ansonsten leistungsfreie, plotgesteuerte Erzählung.
Die Sache mit den Mausgesten wirkt immersionsfördernd, auch wenn sie spielerisch in der Form nicht viel bietet.

Die scheinbare Interaktivität ist auch toll gemacht. Natürlich ist sie pure Illusion, und damit ist die Enttäuschung garantiert, wenn man mal genauer rumprobiert. Aber das kann man verzeihen, es wäre ja anders kaum machbar.
Man kann so viel beeinflussen mit dem man nachher wieder konfrontiert wird, natürlich spielt das eigentlich alles keine Rolle, aber es macht die Welt scheinbar lebendig. Man muss wirklich Entscheidungen treffen und kann nicht alles probieren. Das sorgt für ein Gefühl der Kontinuität und ist optimal für Spannung und Immersion.
Allein die Gespräche mit einem Zeitlimit zu versehen macht die Interaktion so viel "realistischer" im Gefühl, weil man eben nicht alles Sätze ausprobieren kann, das was man sagt hat Auswirkungen die nicht Rückgängig zu machen sind. Auch hier gibt es zwar in der Praxis ein paar kleine Probleme z.B. wenn man einfach nicht schnell genug begreift welche Optionen man eigentlich hat, aber irgendwas ist ja immer.

Was die Story angeht, habe ich das Ende nicht als so schlimm angesehen. Ich fand die Wandlung von Mystery zu Matrix-like eigentlich eine recht gute Überraschung. Ok die letzten Storywendungen waren etwas lahm und  wirkten gewollt. Die Entwickler haben auch zugegeben, dass dafür Produktionsprobleme verantwortlich waren, und sie das Ende selbst nicht so toll finden. Man kennt das.

Ich bin auf jeden Fall extrem gespannt auf das nächste Projekt von Quantic Dream, für das sie sich auch viel Zeit lassen. Es soll keine Fortsetzung von Fahrenheit sein, aber auch ein "interaktiver Film" mit dem namen "Heavy Rain". Zu dem gibt es auch ein altes Preview in dem sie die neue Engine zeigen.

Offline Bluerps

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Die Drückerei hat mich allerdings nicht sonderlich gestört, kann aber auch daran liegen, dass ich mit Gamepad gespielt hab und es daher etwas intuitiver war.
Intuition war gar nicht das Problem. Ich hatte mir das ganz gut konfiguriert so das ich vor dem Finale die meissten Action-Sequenzen sehr problemlos hinter mich gebracht hab.

Das Tastenhacken als Instrument Stress aufzubauen ist wirklich schon alt, aber es entfaltet eben seine Wirkung. Manchmal stört es ein bisschen, als Zuschauer.
Das Problem ist, das jeder positive Effekt auf den Spieler zerstört wird, sobald er an so einer Sequenz mehr als zwei- oder dreimal scheitert. Danach fühlt er nichtmehr den nachempfundenen Streß der Spielfigur, sondern sondern den eigenen.

Zitat
Die scheinbare Interaktivität ist auch toll gemacht. Natürlich ist sie pure Illusion, und damit ist die Enttäuschung garantiert, wenn man mal genauer rumprobiert. Aber das kann man verzeihen, es wäre ja anders kaum machbar.
Letztendlich hat jedes Spiel Grenzen was die Freiheit angeht, das liegt in der Natur der Sache, insbesondere bei einem stark handlungsbasierten Spiel. Das heißt aber nicht das bei Fahrenheit nicht mehr gegangen wäre. Ein Plot der sich z.B. nicht erst im Finale verzweigt. Man hätte auch Szenen stärker verändern können, so dass man auf andere Figuren trifft, oder andere Aufgaben bewältigen muss, je nachdem wie man sich in früheren Szenen verhalten hat.

Zitat
Man kann so viel beeinflussen mit dem man nachher wieder konfrontiert wird, natürlich spielt das eigentlich alles keine Rolle, aber es macht die Welt scheinbar lebendig. Man muss wirklich Entscheidungen treffen und kann nicht alles probieren. Das sorgt für ein Gefühl der Kontinuität und ist optimal für Spannung und Immersion.
Das ist ein Effekt der für mich irgendwann aufgehört hat zu wirken. Die Erkenntnis das sich ohnehin nicht viel verändert, egal wasich tue - von Aktionen abgesehen die mich direkt töten - hat mir viel von der Immersion vom Anfang genommen.

Zitat
Ich bin auf jeden Fall extrem gespannt auf das nächste Projekt von Quantic Dream, für das sie sich auch viel Zeit lassen. Es soll keine Fortsetzung von Fahrenheit sein, aber auch ein "interaktiver Film" mit dem namen "Heavy Rain".
Darauf bin ich allerdings auch gespannt. Fahrenheit hatte auf jeden Fall Potential und man kann Quantic Dream auch nicht vorwerfen, einfach irgendein anderes Spiel kopiert zu haben. Heavy Rain könnte also viel besser werden als Fahrenheit.


Bluerps
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Wann kommt denn Heavy Rain? Habe eben gelesen dass es was Film-Noir-mässiges werden soll...und das ist natürlich GENAU mein Genre...

Offline Dr.Boomslang

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Man hätte auch Szenen stärker verändern können, so dass man auf andere Figuren trifft, oder andere Aufgaben bewältigen muss, je nachdem wie man sich in früheren Szenen verhalten hat.
Das ist ein Effekt der für mich irgendwann aufgehört hat zu wirken.
Bei mir hat die Illusion erst nach dem Rumprobieren mit zwei drei verschiedenen Möglichkeiten nachgelassen. Anders kann ich es mir auch nicht vorstellen, da man ja sonst gar nicht wissen kann was alles möglich ist.
Wie gesagt hat mich dann aber auch enttäuscht wie wenig das eigentlich ist. Andererseits zeigt das eindrucksvoll mit wie wenig man eine schöne Illusion erzeugen kann (ist beim Zaubern ja auch so, die Methoden sind banal, man darf sie nur nicht kennen).

Eigentlich teile ich ja deine Kritik auch in allen Punkten. Ich finde nur dass Fahrenheit trotzdem ein Pflichtprogramm für jeden sein sollte, der sich für Adventures oder "Interactive Fiction", wie es so schön genannt wird, interessiert. Außerdem ist es zumindest beim ersten Spielen ein absolut unterhaltsames Spiel (bis auf das etwas wirre Ende).

@Phantom
Heavy Rain soll frühestens Mitte 2008 kommen, also wohl eher noch mindestens ein Jahr warten.

Plansch-Ente

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Sehe ich ähnlich: Jeder der gute Mystery-Serien oder Filme und/oder Adventures mag, sollte Fahrenheit gespielt haben.

wjassula

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Boah, übel. Ich hatte schon nach dem Tutorial keinen Bock mehr, und nachdem ich die erste Sequenz dann zum dritten Mal wiederholen musste, hab ich das Spiel wieder deinstalliert. Sein selbst gestecktes Ziel verfehlt Fahrenheit klar: Wenn man die Spieler in eine filmähnliche Handlung hineinziehen möchte, darf man nicht eine derart unintuitive Steuerung verwenden. Argh, die Perspektivensteuerung! Das doofe Masugeschiebe, wo man genau so rumrütteln muss, wie es der kleine Punkt anzeigt! Und dann diese plötzlich auftauchenden "Actionsequenzen": jetzt ganz schnell wie ein Hamster im Laufrad links und rechts drücken, sonst darfst du alles noch mal machen. Würg.

Nein, nein. Interaktivität geht anders. Bisschen weniger Kunstanspruch und bisschen mehr Spieldesign wären ganz gut gewesen.

Offline Felixino

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Ging mir damals auch so, nur habe ich dann soweit weitergespielt, bis ich nen Buch in ner Bibliothek suchen musste, was ne 1:10 Chance hat, dass du das richtige anklickst, aber nach jedem Fehlversuch sind die wieder routiert *würg*
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Offline Dr.Boomslang

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@Jasper
Wenn man es mit Geschichten und Interaktivität zu tun hat, dann können immer leicht zwei Prinzipien in Konflikt geraten, das Erzählprinzip und das Leistungsprinzip.
Einerseits soll dem Spieler was erzählt werden und er soll das Gefühl der Teilnahme an einer Geschichte bekommen, andererseits soll er etwas leisten und gefordert werden, oder zumindest den Eindruck haben. Außerdem verstärkt sich die Immersion u.U. auch durch die persönliche Anstrengung, nämlich dann wenn einem etwas gelingt und man im Flow ist. Das Problem ist natürlich das man völlig raus geworfen wird wenn man die Leistung nicht bringen kann.

Mit anderen Worten: Du bist zu schlecht! ;D

Andererseits kann ich dich schon verstehen. Erstens habe ich bei vielen Spielen auch den Anspruch einer leichten Zugänglichkeit. Wenn ich mich nicht dransetzen und sofort losspielen kann ohne irgendwas zu lernen oder zu üben, dann reagiere ich normalerweise genauso wie du. Zweitens, wenn man dem Spiel eines vorwerfen kann (außer dem etwas komischen Ende) dann ist es die steile Lernkurve am Anfang. Ich habe die erste Szene im Tutorial etwa 10 mal gemacht bis ich überhaupt gerafft habe was die von mir wollen. Die Sache mit den Mausgesten ist auch so eine Schwierigkeit, da sie einen schon ein bisschen damit fordern wollen das auch mal eine komplexere Bewegung gemacht werden muss.
Ich kann dir aber sagen im Verlauf des Spiels sind die Mausgesten einfach nur dazu da geschafft zu werden. Sie dienen im Prinzip nur dazu das der Spieler etwas macht was der Bewegung der Figur ähnelt. Herausfordernd ist das eher selten. Und über die Reaktionsspielchen kann man sich streiten. Wenn man sie einmal kann ist selbst die schwierigste Stufe eigentlich kein Problem (du kannst übrigens jederzeit auf leicht stellen).
Da muss man eventuell ein bisschen üben, das lohnt sich aber. Bei den Mausgesten muss man z.B. keine genauen Formen abfahren, sondern nur grobe Richtungen hintereinander schieben (weil man ja über die Ränder nicht hinaus gehen kann). Für die Reaktionsspielchen ist es gut sich die Tasten so zu legen dass man beide Hände gut auf die Tastatur legen kann, z.B. links WASD und rechts Nummernblock.

Man muss aber zugeben: Den Designern ist nicht wirklich eingefallen wie sie den Misserfolg des Spielers in das Spiel einbauen. Insofern ist es nicht wirklich interaktiv. Das ganze Spiel ist so angelegt, das man einfach alles schaffen muss, damit es normal läuft. Das ist aber normalerweise auch kein Problem (wie gesagt gibt es ja noch den Schwierigkeitsgrad). Wenn man alles richtig macht ergibt es aber eine wie ich finde gute Illusion der eigenen Beteiligung und Leistung (mit sehr einfachen Mitteln), mich hat das erstaunt. Man sieht sowieso wie man Illusionismus machen kann (scheinbare Interaktivität, bei eigentlich recht statischem Verlauf). Das muss man halt auch mögen.