Guten Abend
Ich würde gern meine Methode zur Charakterkonzipierung vorstellen... da ich sie bereits in einem Dsa-Forum vorgestellt habe, sind die Beispiele dazu entsprechend auch Dsa4-Charaktere... ich benutze diese Methode aber auch für jedes andere Regelwerk...
Ich habe zwei kompatible Systeme entwickelt, nach dem ich vorgehe, ich Charaktere zu konzipieren, die Lineare, die Polymetrische Charakterkonzipierung. Beide sind abstrahiert aus einem ebenfalls selbstentwickelten System, das auf zwei konträren Grundideen basiert (Duale Charakterkonzipierung, z.B. "Elfischer Rondrageweihter", "Adlige Hexe", "Orkischer Stammeskrieger").
Lineare Charakterkonzipierung
Am Anfang steht die Idee, die die grobe Richtung angibt. Das kann eine Profession ("Ritter"), eine Kultur ("Ferkina"), eine Rasse ("Elf") oder ein Klischee ("Frauenheld") sein.
Nun charakterisiere ich die Figur näher im zweiten Schritt mit einem klischeehaften Charakterzug, z.B.: "Frauenheld, eitel", "Frauenheld, Spielernatur".
Von diesem Charakterzug aus suche ich mir eine weitere klischeehaften Charakterisierung, z.B. "Frauenheld, eitel, adelig", "Frauenheld, eitel, Horasier", "Frauenheld, Spielernatur, Söldner", "Frauenheld, Spielernatur, Streuner".
So kann man das je nach gewünschter Tiefe des Charakters ein paar Mal wiederholen.
Polymetrische Charakterkonzipierung
Am Anfang stehen mehrere Ideen, auf denen man den Charakter aufbaut, z.B. "Elf, Rondrageweihter", "Frauenheld, Spielernatur, Streuner".
Nun sucht man einen Charakterzug, der die Ideen miteinander verbindet, z.B. "Elf, Rondrageweihter, Darwinismus", "Elf, Rondrageweihter, Caritas", "Frauenheld, Spielernatur, Streuner, waghalsig", "Frauenheld, Spielernatur, Streuner, impulsiv".
Das wiederholt man je nach gewünschter Tiefe beliebig oft.
Erläuterungen und Kombinationsmöglichkeiten
Sowohl die Lineare als auch die Polymetrische Methode basiert auf Assoziationen / Klischees. Die Lineare Methode weitet das in dem Charakter angelegte Spektrum aus, die Polymetrische Methode verdichtet es und stellt Zusammenhänge her.
Man kann z.B. erst das Spektrum mit der Linearen Methode ausweiten und es dann mit der Polymetrischen Methode verdichten oder ein bereits verdichtetes Spektrum durch einen weiteren Begriff ausweiten.
Die gesammelten Charakterzüge können in einen Fließtext umgewandelt werden, sollten aber auch als Stichwortliste aufbewahrt werden (übersichtlicher).
Beispiel 2: Frauenheld Honorio Atilieran
1. Lineare Methode: Frauenheld, eitel, Horasier, Künstler, exzentrisch, beleidigend, jähzornig
2. Fließtext: "Der jugendhafte Schwertgeselle Honorio entstammt einer reichen Bürgersfamilie aus Vinsalt. Gelangweilt von seiner Lebenswelt liebt er es, Streit zu provozieren. Das Verfassen von harten Spottgedichten ist sein liebster Zeitvertreib gleich nach dem Verführen der Damenwelt. Wer auch immer seinen Unmut erregt, kommt ihm gerade recht, um ihn einen seiner gefürchteten Wutausbrüche zu demonstrieren."
Beispiel 2: Frauenheld Berrigo aus Al'Anfa
1. Lineare Methode: Frauenheld, Spielernatur, Streuner, waghalsig, lebensmüde, depressiv, süchtig
2. Polymetrische Methode: Frauenheld, Spielernatur, Streuner, waghalsig, lebensmüde, depressiv, süchtig, sexsüchtig, spielsüchtig Leben in Jetzt, Fechter, Al'Anfaner Drogenhändler
3. Fließtext: "Berrigo wuchs in ärmlichen Verhältnissen in Al'Anfa auf. Schon früh hat er gelernt, die Gedanken an die Zukunft zu verdrängen und seine Angst vor der Unberechenbarkeit des Lebens mit Boronwein zu betäuben. Er nimmt sich, was das Leben zu bieten hat ohne viel darüber nachzudenken. Frauen, Rauschmittel und Glücksspiel sind für ihn die wichtigsten Dinge im Leben. Um seinen Lebensstil zu finanzieren, schert er sich nicht viel um Risiko oder Moral. Immerhin hat Berrigo gelernt, sich mit seinem Rapier zur Wehr zu setzen. Also was sollte er schon fürchten? Und sterben muss sowieso jeder einmal."
Beispiel 3: Elfischer Rondrageweihter Rondriél Shannarion Schwertgesang von Donnerbach
1. Polymetrische Methode: Elf, Rondrageweihter, freiheitsliebend, fürsorglich, sich seiner Aufgabe bewusst, selbstsicher, zielstrebig, mystizistisch, intelligent, idealistisch
2. Fließtext: "Gelten die Donnerbacher Elfen ohnehin schon als badoc, so ist es Rondriél erst recht. Obwohl er stolz auf seine elfische Abstammung ist, fühlte er sich schon immer zu der Göttin Rondra hingezogen. Als ihm dann im Traum eine Löwin erschien, die ihm einen Platz auf ihrem Rücken bot, wusste er um seinen Platz in der Welt und klopfte an die Pforte des Rondratempels. Als er bemerkte, dass das Metall seine elfische Gabe nicht behinderte (Eisenaffine Aura), dankte er der Herrin Rondra dafür und entwickelte ein starkes Sendungsbewusstsein, die Ansichten der Salutaristen zu verbreiten. Rondriél befasst sich intensiv mit der Auslegung der heiligen Schriften und versucht, sie dem Volk näher zu bringen und geht stets mit gutem Beispiel voran. Im Glauben an die Herrin Rondra sieht er in erster Linie die Verteidigung der Freiheit gegen die Brut der Niederhöllen, die den Geist der Menschen knechten. Dass er weder ganz zu den Menschen noch zu den Elfen gehört, stört ihn nicht. Er weiss, dass Rondra Gefallen an ihrem Geweihten findet."
Nunja, ganz allgemein gefragt: Was haltet ihr davon? Seht ihr Schwachpunkte der Methode? Sollte ich daran noch irgendetwas ausbessern?