Autor Thema: BESM Dritte Edition - Mein erster Eindruck vom Buch  (Gelesen 1506 mal)

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Offline Jed Clayton

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Hallo zusammen,

der folgende Text ist eigentlich die Übersetzung eines Mailing-List-Beitrags, den ich gestern schon auf Englisch an einige Freunde geschickt habe, nur leicht ergänzt und erkärt.

Ich möchte darauf hinweisen, dass die folgenden Kommentare zu BESM 3. Edition nicht als "Rezension" zu verstehen sind, auch nie als Rezension des Werks gedacht waren, allenfalls als eine kleine Beschreibung des Buchs, kurz nach dem ich es aus dem Paket genomen und das erste Mal durchgeblättert habe. Daher wählte ich auch gleich den Titel "Erster Eindruck" ...

Wie ich alles in allem zu dem neuen Regelwerk stehe und ob ich es mal spiele oder leite, wird sich in den nächsten Monaten noch zeigen.

Mit dieser Vorrede, hier meine Beschreibung:


Gestern erhielt ich mit der Post ein schönes großes Paket mit meinem Exemplar des Regelbuchs für „BESM 3rd Edition“.

Das heißt, genauer gesagt, „Big Eyes Small Mouth“ (abgekürzt: BESM), das erste wirklich „größere“ Pen & Paper-Rollenspielsystem basierend auf Anime/Manga, ursprünglich veröffentlicht von Guardians of Order.

BESM 3e, wie ich es gern abkürze, war eigentlich schon seit Sommer 2004 fest angekündigt, wurde dann aber mehrere Male verschoben. Es befand sich sogar zeitweise in einer Art von publizistischem „Limbo“, nachdem der Verlag Guardians of Order seinen Bankrott erklärt hatte. Ich schätze es wäre wahrscheinlich überhaupt nicht mehr erschienen, zumindest nicht als professionelles Buchprodukt, falls nicht jemand an verantwortlicher Stelle bei White Wolf Games beschlossen hätte, das System für das White-Wolf-Unterlabel „ArtHaus“ zu erwerben.

Letzten Monat kam dieses Buch nun also endlich heraus, und gestern bekam ich mein Exemplar davon.

Zunächst einmal sollte ich sagen, dass es sich bei BESM 3e um ein beachtlich großes Buch handelt: 240 großformatige Seiten (kein Taschenbuchformat mehr, wie die erste und zweite Edition), auf Hochglanzpapier und in Farbe, als solides Hardcover. Es scheint in etwa das dreifache Gewicht eines meiner anderen, typischen Softcover-Rollenspiel-Regelbücher zu besitzen, oder auch immerhin das Doppelte an Größe und Gewicht der jetzigen RuneQuest-Edition von Mongoose Publishing, nur um einmal ein Beispiel zu nennen. Natürlich ist es statistisch gesehen auch dicker als die bisherigen Editionen von BESM selbst. Falls ihr zufälligerweise schon die jetzige ArtHaus-Edition von „Pendragon“ zu Hause habt, stellt euch einfach ein Buch in fast genau derselben Größe und Gewichtsklasse vor, mit der gleichen Seitenzahl, aber eben alles in einem sehr comic-artigen (manga-artigen) Stil gemacht. Das Cover ist auf einem schreiend primär-roten Hintergrund platziert und das neue BESM-Logo hat einen absichtlich hingekritzelt wirkenden, schiefen Charakter in der Art eines Graffitis. Auf der Vorderseite des Einbands steht noch nicht einmal der Name „Big Eyes Small Mouth“ ausgeschrieben, sondern nur „BESM Third Edition“. Der neue Leser muss nun wahrscheinlich erst einmal fragen oder nachschlagen, für was diese vier Buchstaben „BESM“ stehen.

Der weibliche Charakter auf dem Einband sieht aus wie eine schwarzhaarige Sailor-Moon-Kopie mit einem riesigen Fantasy-Schwert … Nun, genug der beschreibenden Worte; ihr könnt dieses Bild bestimmt schon auf diversen Internetseiten sehen (unter anderem natürlich bei White Wolf) und ich kann euch auch auf Wunsch ein JPEG des Motivs schicken.

Ihr habt möglicherweise schon in den Promo-Texten für dieses Buch gelesen, dass es eine vollständig überarbeitete Fassung des Tri-Stat Systems enthält, nämlich eine neue Variante, in der man mit 2W6 möglichst hoch würfeln muss (nicht wie früher möglichst niedrig), und bei der dann die Fertigkeiten und Boni direkt auf das Würfelergebnis aufgeschlagen werden. Das Buch enthält außerdem fast ausschließlich neues Artwork. Die überwiegende Zahl der vertretenen Illustratoren sind im Zusammenhang mit BESM ebenfalls neu, aber, nur um es mal festgehalten zu haben: Es ist auch wieder etwas von Julie Dillon dabei (was mir persönlich sehr gut gefällt!).

Im Inhaltsverzeichnis des Werkes werden bereits 40 Charakter-Archetypen erwähnt: dies sind 20 „Rasssen“-Archetypen und 20 „Berufe“ beziehungsweise berufsmäßige Archetypen (quasi „Charakterklassen“). Alle basieren auf typischen Anime-Klischees. Die Reihe der „Rassen“ enthält einige lang etablierte Favoriten von Fans sowie auch sehr seltsame Dinge … darunter befinden sich zum Beispiel der Giant Living Robot (großer lebendiger Mech), die „Grauen“ (das ist ein Archetyp, nicht nur eine Hautfarbe), Halb-Oni (japanische Halbdämonen), die „Haud“ (brutale Reptilienwesen mit Schlangenzungen, ursprünglich aus dem „Silver Age Sentinels“ Rollenspiel von Guardians), die „Homo Psyche“ (ein etwas seltsam klingender Name, wenn ihr mich fragt, *räusper* … nun, es sind Psi-Benutzer oder Mentalisten damit gemeint), die Nekojin (Katzenmenschen … kleiner Gruß an Michael!), lebendiger Schleim, die Schneemädchen (aus einem japanischen Märchen), die Woolies (das sind praktisch die „Wookies“, also die „Chewbaccas“ aus der BESM-Space-Welt, und entsprechen auch völlig diesem Klischee), und die Yurei. Übrigens haben nicht alle der angekündigten Charakter-Schablonen aus den „Enlightened Self-Interest“ Mitteilungen ihren Weg in diese Liste gefunden, wie z.B. das Halbdrachen-Mädchen oder japanische Fantasy-Elfen (die mit den langen Yoda-Ohren).

Was für viele Rollenspieler ebenfalls gut zu wissen sein dürfte, entweder zum Positiven oder zum Negativen, ist, dass diese Edition von BESM erstmalig das neue, offizielle BESM-Anime-Multiversum (Cosmic Web) vorstellt. Zuvor hatte BESM ja weder feste Charaktertypen, noch eine fest vorgegebene BESM-Welt. Das ist im Prinzip auch in der Dritten Edition noch so, aber zum schnelleren Einstieg und mit dem Blick auf spätere Bände gibt es nun eben auch eine Standard-Welt beziehungsweise mehrere typische Anime-Welten, in denen man mit geringem Aufwand fast sofort losspielen könnte (ähnlich den „Ready-to-Run Series“ in Cartoon Action Hour, aber weniger strikt in den Vorgaben, dafür mit mehr Welt-Info-Text). Die Beschreibung der Beispielwelten aus dem Cosmic Web macht das letzte Kapitel des Regelbuchs aus, und sie besteht streng genommen auch nur aus 15 Seiten Text wenn man mehrere ganzseitige Bilder von der Seitenzahl abzieht. Bisher enthält jenes Anime-Universum, über das es im Vorfeld der Veröffentlichung bereits einige Diskussionen gegeben hat, sieben vorgeschlagene (!), nicht vorgeschriebene, Kampagnenwelten: eine davon im Stil der realen Erde der Gegenwart (eben nur als Anime), eine postapokalyptische Welt, eine Fantasy-Welt, eine Space-Opera-Welt inspiriert durch Star Wars/Space Battleship Yamato/Gundam usw., eine so genannte Reality-Punk-Welt, eine für Horror, und eine mit Engeln (die Serie „Angel Sanctuary“ lässt grüßen).

Nun werde ich mich erst einmal daran machen, dieses Buch auch von vorne bis hinten zu lesen. Für ungefähr die kommenden vier bis acht Wochen werde ich persönlich BESM 3e mit anderen meiner Lieblingsregelwerke vergleichen, auf die eine oder andere Weise, bewusst oder unbewusst, so zum Beispiel mit CAH und OVA. Vielleicht werde ich es als Schatztruhe für Ideen benutzen, als Inspirationsquelle, oder manche der vorgeschlagenen anime-typischen Dinge daraus mit CAH kombinieren.

Falls ihr irgendwelche konkreten Fragen zu BESM habt, lasst es mich ruhig wissen (PM oder Forum-Antwort). Viele Grüße!


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« Letzte Änderung: 10.02.2007 | 15:39 von Jed Clayton »
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Online Selganor [n/a]

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Re: BESM Dritte Edition - Mein erster Eindruck vom Buch
« Antwort #1 am: 10.02.2007 | 15:12 »
Wie sieht's in dieser Auflage mit der "Quick-Play"-Funktionalitaet aus?

Wir haben vor Kurzem eine BESM-Runde angefangen und sind da lieber auf die (kleine) 1. Edition ausgewichen, da in der 2. Auflage zwar ein Haufen Kram (z.B. Attributes fuer alle moeglichen Dinge) war, aber wir im Gegensatz dazu mit der 1. Ausgabe nach 5-10 Minuten pro Spieler den Charakter komplett fertig hatten...
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Offline Jed Clayton

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Re: BESM Dritte Edition - Mein erster Eindruck vom Buch
« Antwort #2 am: 10.02.2007 | 15:56 »
Wie sieht's in dieser Auflage mit der "Quick-Play"-Funktionalitaet aus?

Wir haben vor Kurzem eine BESM-Runde angefangen und sind da lieber auf die (kleine) 1. Edition ausgewichen, da in der 2. Auflage zwar ein Haufen Kram (z.B. Attributes fuer alle moeglichen Dinge) war, aber wir im Gegensatz dazu mit der 1. Ausgabe nach 5-10 Minuten pro Spieler den Charakter komplett fertig hatten...

Schwer zu sagen. Also, wenn ich schwierige, oder sagen wir nachdenkliche und unentschlossene Spieler am Tisch habe, oder Leute, die ich noch nicht gut kenne oder solche, die nicht viele eigene spontane Ideen haben, dann kann ich selbst mit einfachen Regelwerken und bewusst auf Einsteiger getrimmten Systemen kein "Quick Play" betreiben. Gerade die Charaktererschaffung kostet eben fast immer Zeit.

Um deine Frage zu beantworten, muss ich BESM 3e erst mal durcharbeiten. Dann weiß ich es besser. Momentan sieht es so aus, dass immerhin die 40 Archetypen aus der 3. Edition eigentlich dazu gedacht sind, kompakte Einsteigerpakete (für neue Spieler!) zu bieten. Man sucht sich eine Vorlage, also ein Klischee oder einen Archetypen aus, und übernimmt Werte und Attribute, die dort schon vorgedruckt stehen.

Außerdem ist auch wieder das Charakter-Erschaffungs-Beispiel mit der Katzenmädchen-Weltraumpilotin (Tabitha) drin, das aus der 2. Edition, wo immer in den dunklen Info-Textkästchen die Charaktererschaffung Schritt für Schritt begleitet wird. Generell würde ich sagen, die 3. Edition schließt definitiv an die 2. Edition an, auch im Hinblick auf die Komplexität.

Allerdings habe ich eben gesehen, dass es auf vielen Seiten noch orangefarbene Textkästchen mit "Designer's Notes" gibt (von Mark C. MacKinnon oder David Pulver selbst), speziell zu dem Thema, wie man die Regeln und die Charaktergenerierung einfach hält ... z.B. Energy Points weglassen, manche Defects als verbindlich voraussetzen, und so weiter.

Im Text findet man sich da ganz gut zurecht.
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Offline Der Nârr

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Re: BESM Dritte Edition - Mein erster Eindruck vom Buch
« Antwort #3 am: 29.11.2008 | 10:24 »
Raise Dead.

Ich habe mich mit BESM noch nicht intensiv beschäftigt, aber mal kurz Tristat dx angeschaut und die Ansätze schienen mir OK.

Mich würde interessieren, wie in dem Spiel Battle Suits / Power Armors und Mechas (Bubblegum Crisis bis hin zu BattleTech) umgesetzt werden.

Haltet ihr das System für flexibel genug, damit ein Setting wie RIFTS umsetzen zu können (und falls ihr das originale RIFTS kennt, für besser geeignet)?

Und wie steht jetzt eigentlich BESM 3rd zu TriStat dX?

Inzwischen scheint BESM 3rd auch schon wieder eingegangen zu sein, oder? Zumindest habe ich das Grundregelwerk weder bei Dragonworld noch Sphärenmeister gefunden?
« Letzte Änderung: 29.11.2008 | 10:29 von Hamf aus der Dose »
Spielt aktuell Deadlands reloaded
Spielleitet aktuell gar nix
In Planung Fate Core, Pendragon

Offline Roland

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Re: BESM Dritte Edition - Mein erster Eindruck vom Buch
« Antwort #4 am: 29.11.2008 | 10:44 »
BESM 3rd. gibts leider nicht mehr im Handel, die Auflage wurde einmalig von White Wolf produziert, als Guardians of Order schon auf dem Weg zum Konkurs war. Generell kann man mit BESM alle gängigen Anime-Genres abdecken, zu Mechas speziell kann ich nicht sagen, die kamen bei uns nie vor.

TriStat dX ist der aus BESM destillierte generische Regelband, es gab mal die Idee, darauf aufbauend diverse Quellenbücher zu produzieren, daraus ist aber nicht mehr geworden.
Who knows what evil lurks in the hearts of men? The Shadow knows!

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