Autor Thema: Anderen Leuten die Nebenrollen geben  (Gelesen 1640 mal)

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Offline 8t88

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Anderen Leuten die Nebenrollen geben
« am: 11.11.2008 | 10:13 »
Ein Kumpel von mir fängt an sich ein wenig mit Schreiberei zu beschäftigen. Neben den recht gut selbst auszuarbeitenden Protagonisten möchte er die Nebenrollen zumindest zum großen Teil von "Anderen" leuten denen er seine Idee Vorstellen wird, beeinflussen lassen.

Das spart arbeit, und setzt ggf. Kontrapunkte in Storyverlauf und Charakterhandlungen.
Ich finde diesen Ansatz mehr als interessant. So alle Paar wochen wird er wohl den Storyverlauf "Updaten" und sich dann ein paar Ideen von diesen 5 bis 7 Leuten holen.

Was haltet Ihr davon?
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Offline AlexW

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Re: Anderen Leuten die Nebenrollen geben
« Antwort #1 am: 11.11.2008 | 10:32 »
Klingt nach einer normalen Schreibgruppe (Input von allen). Wenn er's schafft, daraus eine kongruente Story zu bauen, steht dem nichts entgegen. Fuer mich waer's nichts (ich mag Input, aber der darf auch nicht zu sehr eingreifen).

Offline 8t88

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Re: Anderen Leuten die Nebenrollen geben
« Antwort #2 am: 11.11.2008 | 10:34 »
Dass Die Technik nicht allzuneu ist dachte ich mir, und die Gefahr seine Story zu verlieren, sieht er ja auch schon.
Aber Danke, genau sowas wollte ich auch hören! Für genau solche Fragen ist ja dieser Channel hier da! :D

Gibts irgendwie noch mehr Tipps oder infos zu so "Schreibgruppen" oder sind die zumeist "quasi selbstregulierend".
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Offline AlexW

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Re: Anderen Leuten die Nebenrollen geben
« Antwort #3 am: 11.11.2008 | 14:34 »
Das wesentliche Problem wird sein, dass jeder der "Mit-Autoren", seine Figur behandeln wird wie die Hauptfigur. Hauptfiguren unterscheiden sich aber - im Mainstream - entscheidend von Nebenfiguren. (Im experimentellen Bereich kannst du alle Charaktere gleich behandeln, siehe "Ensemblefilme" - Black Hawk Down ist ein Beispiel - aber Leser sind es gewoehnt, einen oder einige *wenige* Leute als Hauptcharaktere zu sehen. Eine kleine Gruppe, wie bei Tolkien oder der ueblichen Questen-Fantasy geht auch noch, gerade in Fantasy und SciFi).

Es kann also ein witziges Experiment sein, oder der Autor koennte versuchen, alles in einen (von ihm bestimmten) Rahmen einzuarbeiten. So oder so, "leichter" wird die Arbeit nicht. Man sieht's an "Round-Robin"-Geschichten in diversen Schreibgruppen. Sowas laeuft sich i.A. nach einigen wenigen Postings tot.

Bei Schreibgruppen gibts zwei Sorten:

- Kuschelgruppen
und
- Arbeitsgruppen

Unter einer "Kuschelgruppe" verstehe ich den typischen VHS-Kurs, in dem sich Amateure zusammenfinden, sich gegenzeitig erzaehlen, wie toll sie sind, zusammen eine schlechte Anthologie bei "Tagen der offenen Bibliothek" verkaufen, davon ca 50 insgesamt im Freundes- und Bekanntenkreis verkaufen, und alle fuehlen sich als "echte Autoren". Kritik ist unerwuenscht, weil dabei auffallen koennte, dass 90-95% der Anwesenden totale Flachnasen sind, denen es wichtiger ist, sich als Autoren zu fuehlen, als real welche zu sein. Kuschelgruppen muessen nicht bei der VHS stattfinden (obwohl ich ihnen da mit schoener Regelmaessigkeit begegnete, im allgemeinen abgehalten von einer frustrierten Nicht-Autorin fortgeschrittener Jahrgaenge, die nie ein Buch verkauft oder zuende geschrieben hat, dafuer massig Halbwahrheiten uebers Schreiben auswendig gelernt hat, und dann auszieht, um anderen Leuten das Schreiben beizubringen). Ich habe auch schon massenweise Kuschelgruppen im Internet gesehen (und wurde im allgemeinen nach kurzer Zeit rausgeworfen oder habe anderweitig die Lust verloren). Es gibt auch viele, sehr bemuehte Kleinst- und Nanoverleger, die ihre Freunde und sich selbst "verlegen", dann 50 Exemplare an die Freunde und Verwandten verkaufen ... und so weiter. Ich habe nie erlebt, dass aus einer Kuschelgruppe ein Buch hervorging. Es ist das Kaffeekraenzchen fuer Autoren - man redet viel und tut gar nichts, oder doch nichts richtungsweisendes.

Die Arbeitsgruppe trifft sich zum, man merkt's am Begriff, Arbeiten. Ideal sind geschlossene Gruppen (zum Arbeiten gehoert Vertrauen). Das wesentliche hier ist, dass man am Text arbeitet - und zwar an dem eines anderen Autoren. Solche Gruppen funktionieren am besten auf einer "eine Hand waescht die andere"-Basis. Wenn ich dein 500-Seiten-Manuskript lese und durcharbeite (kommentiere, Tippfehler finde und aehnliches), dann bist du quasi moralisch verpflichtet, mein Werk im Gegenzug zu lesen und zu kommentieren. Tust du das nicht (in absehbarer Zeit), ueberlege ich mir zweimal, ob ich dein naechstes Werk lese. Die Leute, die viel Arbeit in fremde Texte investieren, gewinnen doppelt: erstens bekommen sie fuer ihren Einsatz mehr Feedback zurueck als jemand, der in der Gruppe nur Parasit ist, und zweitens schaerfen diese fleissigen Feedbacker *enorm* ihre Auge fuer Texte insgesamt - und diese Schaerfung wirkt sich extrem positiv auf ihr eigenes Schreiben aus. Wenn ich fuenfmal sehe, warum ein Anfang langweilig ist, dann schreibe ich selbst keine langweiligen Anfaenge mehr, ganz einfach.


Eine Sonderform sind Autorenseminare/Schulen.

Seminare sind kostenpflichtig, und treffen meist eine Vorauswahl; als Anfaenger kommt man da quasi nicht rein.

Die meisten Autorenschulen (die mit den grosseitigen Anzeigen in den wesentlichen Zeitungen) sind schlicht Bauernfaengerei. Deren Interesse ist, dass die Leute 2-5tausend Euro investieren, nicht, dass sie am Ende schreiben koennen. Ich habe einen recht guten Ueberblick ueber die wesentlichen Anbieter im Markt, und es ist, in 99% aller Faelle, Geldschneiderei. Am lustigsten ist immer, wenn wer mit nem Text zu mir kommt, der scheisse ist, ich ihm das so (oder freundlicher) sage, und das Autoerchen ganz eingeschnappt sagt: "Aber! Ich habe das Grosse Romanschreiben-Zertifikat der Susanne-Kruse-Akademie fuer Kreatives Schreiben!" Meine Reaktion: "Und?" Seine: "Aber! Die haben gesagt ich bin ein Ausnahme-Talent." Ich: "Und was hat dich das Zertifikat gekostet?" Er: "xtausend." Ich: "Weisst du was, gibt mir x/2tausend Euro, und ich stelle dir auch ein Zertifikat aus, dass du toll bist."

Manchen geht dann ein Licht auf. Denen kann man helfen.

Es gibt ein paar, sehr kleine Anbieter, zum Beispiel die kleine Werkstatt, die ich mitgegruendet habe und wo real Ausbildung passiert, gruppenbasiert, fundiert, und guenstig. (Ich habe das Ding damals mitgegruendet, eben *weil* die grossen Anbieter im wesentlichen Bauernfaengerei betreiben). Da werde ich ab Ende des Jahres auch wieder Workshops anbieten (Name auf Anfrage per PM).

Aber eine gute Arbeitsgruppe ersetzt diese kostenpflichtigen Angebote - jedenfalls fuer Leute, die sich richtig reinhaengen (und ist *ist* richtig Arbeit, das Schreibenlernen).

Eine andere Moeglichkeit der Autorenausbildung ist Mentoring. Man haengt sich an einen erfahrenen Autoren dran, der einem ein paar Milchzaehne zieht und solange Hinweise und Hilfen gibt, bis der Padawan selbst laufen kann. Ich habe so eine Handvoll Autoren auf den Weg gebracht und professionalisiert, teilweise von absoluten Grundlagen bis zu bezahlten Veroeffentlichungen. Warnung: Auch Mentore haben mal schlechte Laune, keine Zeit, oder machen gerade selbst eine Sinnkrise durch. Ich bin nicht der einfachste Mentor, aber ich kuemmere mich um meine (wenigen) Padawane, die im allgemeinen auch rasch Freunde werden. Man muss einfach zusammen passen. Wenn man also mit einem Autoren befreundet/naeher bekannt ist, hilft das auch schon weiter.

Dan gibt's einige gute Autorenangebote:

www.42erAutoren.de (guter Verein, habe ich damals ebenfalls mitbegruendet)
www.uschtrin.de (Und das namensgleiche Autorenhandbuch)
Der "Tempest" (kostenloser Newsletter, voller Tips)

So, das ist, was mir zu Autorenausbildung/Autorwerden spontan in der Mittagspause einfaellt.
« Letzte Änderung: 11.11.2008 | 14:39 von AlexW »

maika

  • Gast
Re: Anderen Leuten die Nebenrollen geben
« Antwort #4 am: 11.11.2008 | 19:42 »
Hallo zusammen,

erstmal möchte ich dir danken 8T88, dass du hier für meine Fragen ein Thema eröffnet hast. Weiter möchte ich AlexW danken, dass er sich in seiner Mittagspause soviel Mühe gegeben hat, um einen wirklich hilfreichen Beitrag zu schreiben... und ich hoffe, dass wir weiter Kontakt halten können;D

Wie ist das Thema überhaupt entstanden? Nachdem ich meiner Meinung nach viel gelesen habe(wobei es Leute geben mag, die das vieleicht auf der nächsten Mallorca-Reise innerhalb von 1 Woche all inclusive verschlingen  ::)), kamen mir immer wieder eigene Gedanken zu den Storys oder zu eigenen Geschichten. Naja und nun ist die Idee gekommen, einfach selber anzufangen. Ich muss dazu sagen, dass ich von Null anfange, jedoch hoffe, dass meine Fantasie und meine Kreativität alles Weitere erledigen. Ich weiss, so zu starten wird nicht einfach, doch gibt es mir auch die Möglichkeit zu lernen und nicht zu stark von Vorgaben beeinflusst zu sein. Darum kann ich mich auch kümmern, wenn ich ne Weile geschrieben habe.

Gerade aus diesem Grunde ist auch dieses Thema entstanden. Die Idee Anderen meine Geschichte vorzustellen, sie in die Rollen meiner Charaktere schlüpfen zu lassen und zu beobachten was dabei rauskommmt, finde ich ein spannendes Experiment unter dem großen Dächlein des viel größeren Experiments der Schreiberei. So finden sich am schnellsten Fehler und vielleicht ergeben sich auch Neuerungen die man einfließen lassen kann. Ich will das aber nicht zu oft machen, es soll mir halt ab und zu die Möglichkeit geben, eine neue nicht zu beschränkte Sicht auf meine eigene Geschichte zu bekommen. Naja mal sehen wo das Ganze hinführt.

Ich würde mich sehr freuen, wenn ich weiter auf gute Beiträge hier im Forum hoffen kann.

Naja, mal kurz eine persönliche Antwort von mir...  ;D

Bis bald mal

ChristophDolge

  • Gast
Re: Anderen Leuten die Nebenrollen geben
« Antwort #5 am: 12.11.2008 | 09:34 »
Nun, dieses Forum bietet eine imho ganz ordentliche Basis für solche Projekte, es gibt auch eine handvoll Leute, die ab und an Kommentare abgeben. Mich persönlich würde es sehr freuen, wenn man diesen Bereich ein wenig mehr beleben könnte.
Ich schreibe selber im Moment an meiner ersten "reiferen" Geschichte und könnte mir vorstellen gegen Lektorat auch bei jemand anderem reinzuschauen und meine völlig unreflektierte ätzende destruktive und demotivierende Kritik loszuwerden. Wer Interesse hat ... ;D

So eine Mentoring-Geschichte klingt ziemlich spannend. Wie läuft das dann genau - geht das gegen ein Honorar oder muss man einfach durch Fähigkeit und Durchhaltewille überzeugen, um so jemanden zu finden?

Achja, um mal direkt beim Topic zu bleiben: Für einen Anfänger fände ich das extrem schwierig, ich würde mir, obwohl ich schon recht viel geschrieben habe (aber nicht vorrangig Stories, sondern Settingbeschreibungen), nur ungern von jemandem "reinpfuschen" lassen. Da muss man glaube ich eine ganz andere Coolness entwickeln und daran glauben können, dass sich die Geschichte mit Fremdeinfluss auch toll entwickeln kann - nicht, dass ich das nicht könnte, aber das wäre auf ziemlich lange Dauer konsequent nötig. Und sowas kann sehr anstrengend sein.

Offline Fat Duck

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Re: Anderen Leuten die Nebenrollen geben
« Antwort #6 am: 12.11.2008 | 14:34 »
Puh, ich könnte das gar nicht.
Kritik ist ok, aber wenn andere zuviel Einfluss auf meine Geschichten haben wollen, werd ich sehr schnell bockig. Aber ich kann mir vorstellen, dass das für andere funktionieren könnte.

@maika:
Herzlich willkommen im Forum.
Falls du dann was zum Herzeigen hast, immer her damit.
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Offline AlexW

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Re: Anderen Leuten die Nebenrollen geben
« Antwort #7 am: 12.11.2008 | 14:43 »
Weiter möchte ich AlexW danken, dass er sich in seiner Mittagspause soviel Mühe gegeben hat, um einen wirklich hilfreichen Beitrag zu schreiben... und ich hoffe, dass wir weiter Kontakt halten können;D

Kein Problem. Ist spannender als das leise Weinen der Banker. :)

Zitat
Wie ist das Thema überhaupt entstanden? Nachdem ich meiner Meinung nach viel gelesen habe(wobei es Leute geben mag, die das vieleicht auf der nächsten Mallorca-Reise innerhalb von 1 Woche all inclusive verschlingen  ::)), kamen mir immer wieder eigene Gedanken zu den Storys oder zu eigenen Geschichten. Naja und nun ist die Idee gekommen, einfach selber anzufangen.

So haben vieler angefangen. James Fenimoore Cooper ("Der letzte Mohikaner" usw) war so genervt von der "Qualitaet" der Autoren, die er seiner Frau abends im Bett vorgelesen hat, dass er das selbst gemacht hat. Aehnlich ging's mir - "DSA-Romane sind so schlecht, das kann ich auch." (Ich trete hier nicht auf alle Kollegen ein, die fuer DSA geschrieben haben, sondern nur auf die Handvoll, die ich um die Jahrtausendwende second hand gelesen hatte. :) Man kommt durch's Lesen zum Schreiben.

Zitat
Ich muss dazu sagen, dass ich von Null anfange, jedoch hoffe, dass meine Fantasie und meine Kreativität alles Weitere erledigen. Ich weiss, so zu starten wird nicht einfach, doch gibt es mir auch die Möglichkeit zu lernen und nicht zu stark von Vorgaben beeinflusst zu sein. Darum kann ich mich auch kümmern, wenn ich ne Weile geschrieben habe.


Ich hab das oft gehoert: "Regeln/Theorie interessiert mich nicht, das mache ich mit Kreativitaet wett." Das *kann* funktionieren. Die wesentliche Faehigkeit eines Autors ist naemlich Sitzfleisch und Geduld (altmodisch: Disziplin). Ich kenne eine Autorin, die sprichwoertlich regalweise Mist geschrieben hat, bis sie - durch Abschleifen und Fleiss - zu dem Punkt kam, dass sie veroeffentlichungsfaehig wurde. Es heisst, erst muss man eine Million Woerter Mist schreiben, bis der eigene Output brauchbar wird. Das stimmt, in vielen Faellen, sicher. Buecher, die man am Ende verkauft sind im allgemeinen *keine* Erstlinge. Die (wenigen) Erstlinge, die verkauft werden (Benjamin Lebert: "Crazy") werden von professionellen Autoren/Lektoren im Lektorat bis zur Unkenntlichkeit umgeschrieben (oder: betreut).

Also: Disziplin kommt zuerst, keine Frage, und auch der Mut zur Peinlichkeit, zum Fehler, und zum Selbsthass (Angst, sich zu entbloessen, ist eine der ganz grossen Schreiblockaden).

Autoren muessen sich auch "freischreiben" - die ersten Ideen sind oft Muell, oder man hat schlicht nicht die technischen Moeglichkeiten, Dinge lesbar umzusetzen. Technische Schulung bekommt man entweder durch viel Lesen ("learning by reading/watching"), durch viel Schreiben ("learning by doing") oder durch Theorie ("learning by studying"). Ganz ehrlich; der dreifache Ansatz, lesen, schreiben und Theorie, ist fuer meine Begriffe am besten.

Es gibt einfach Techniken und Wissen, das Lektoren bei Autoren voraussetzen; wenn einer ganz offentlich keine Ahnung hat, was eine Perspektive ist, zum Beispiel, der bekommt Formschreiben als Absagen. Der Lektor wird (mehr oder weniger zu recht) davon ausgehen, dass dem Jungautor das "Handwerkszeug" fehlt. Das macht keine Kreativitaet der Welt wett, denn eine Story ist zum ueberwaeltigenden Teil nicht, *was* du erzaehlst, sondern *wie* du es erzaehlst.

Von daher halte ich es mit einem abgeaenderten Zen-Koan: Erst ist die Regel, dann ist keine Regel, und dann "ist", was ich verstehe als: Lerne die Regeln, dann vergiss die Regeln, und dann *sei* (Autor).

Zitat
Gerade aus diesem Grunde ist auch dieses Thema entstanden. Die Idee Anderen meine Geschichte vorzustellen, sie in die Rollen meiner Charaktere schlüpfen zu lassen und zu beobachten was dabei rauskommmt, finde ich ein spannendes Experiment unter dem großen Dächlein des viel größeren Experiments der Schreiberei. So finden sich am schnellsten Fehler und vielleicht ergeben sich auch Neuerungen die man einfließen lassen kann. Ich will das aber nicht zu oft machen, es soll mir halt ab und zu die Möglichkeit geben, eine neue nicht zu beschränkte Sicht auf meine eigene Geschichte zu bekommen. Naja mal sehen wo das Ganze hinführt.


Viel Glueck. :)

Und, egal was ich sage, nichts davon ist als Dogma gemeint.

---------------------------


Mich persönlich würde es sehr freuen, wenn man diesen Bereich ein wenig mehr beleben könnte.

Klar. Ich betreu's auch. Leider habe ich nicht die Zeit, hier ne richtige Werkstatt zu machen, aber ich schaue, dass ich vielleicht die Aktivitaeten etwas ausweite ...

Ich schreibe selber im Moment an meiner ersten "reiferen" Geschichte und könnte mir vorstellen gegen Lektorat auch bei jemand anderem reinzuschauen und meine völlig unreflektierte ätzende destruktive und demotivierende Kritik loszuwerden. Wer Interesse hat ... ;D

Genau. Man koennte eine "Boerse" machen, oder das per Mailingliste organisieren ... Mein "ProjektPhoenix" hat sich auch so organisiert. Eine geschlossene Mauilingliste hat den Vorteil, dass da nicht "jeder" mitlesen kann.

So eine Mentoring-Geschichte klingt ziemlich spannend. Wie läuft das dann genau - geht das gegen ein Honorar oder muss man einfach durch Fähigkeit und Durchhaltewille überzeugen, um so jemanden zu finden?

Das ist ein bisschen wie die Suche nach dem "Sensei" oder dem "besten Freund" - eine richtige Antwort gibt's nicht. In meinem Fall hat, in einem Fall, alles damit angefangen, dass mir jemand eine sehr nette Rezension (bzw Feedback) zu meinem zweiten Roman schrieb; man kam ins Gespraech, irgendwann erwaehnte mein Padawan, dass er auch schreibt, und weil ich ihn mittlerweile als lustigen und kreativen Kopf kannte, der mir sympathisch war, habe ich mir das angesehen. Der Text war richtig schlecht, deshalb habe ich erstmal angeklopft, wie ernst ihm die Schreiberei ist, habe ihn mehrfach gewarnt, dass "Autor werden" jahrelange, sehr harte Arbeit ist, habe ihm eine Buchliste gegeben, und den Ratschlag, wiederzukommen, wenn er die Grundlagen hat (ja, fieser Trick - Tatsache ist, ich verstehe, warum viele "Lehrer" Schueler erstmal abweisen - denn die Wankelmuetigen lassen's sein und man kann auf die Hartnaeckigen konzentrieren, schliesslich investiert man selbst sehr viel Zeit und Nerven in einen "Schueler"). Er hat sich nicht abschrecken lassen, sondern hat dann erstmal seine Million Woerter geschrieben, sich mit der Theorie auseinandergesetzt. Wir blieben im losen Kontakt, und irgendwann schickte er mir wieder was - und der Unterschied war wie Tag und Nacht; die Story war gedanklich okay, und die technischen Macken waren reparabel, und das habe ich gemacht: repariert und erklaert, was, warum, wie nicht funktioniert und wie's verbessert wird. Und danach hat er mir immer wieder Stories geschickt, bis zu einer, die, bis auf 1-2 Saetze perfekt war, und die hat er dann auch fuer gutes Geld an die c't verkauft.

(Vorerst letzter Akt: Wir werden naechstes Jahr einen Roman gemeinsam schreiben.)

Zu dem anderen Punkt: Natuerlich kann der Schueler dafuer bezahlen - in einem Fall habe ich mich fuer Lektorate in so einer Beziehung bezahlen lassen, oder aus bezahlten Lektoraten (die ich auch mache) ergeben sich engere Beziehungen. Das kann man nicht verallgemeinern. In gewisser Weise ist man im Rahmen einer Werkstatt oder eines Workshops schon "bezahlter Mentor".

Achja, um mal direkt beim Topic zu bleiben: Für einen Anfänger fände ich das extrem schwierig, ich würde mir, obwohl ich schon recht viel geschrieben habe (aber nicht vorrangig Stories, sondern Settingbeschreibungen), nur ungern von jemandem "reinpfuschen" lassen. Da muss man glaube ich eine ganz andere Coolness entwickeln und daran glauben können, dass sich die Geschichte mit Fremdeinfluss auch toll entwickeln kann - nicht, dass ich das nicht könnte, aber das wäre auf ziemlich lange Dauer konsequent nötig. Und sowas kann sehr anstrengend sein.

Ja. Fuer mich waere das ein bisschen so, als duerfte jeder an *meinem* Mamorblock herumfuhrwerken. Aber ich bin auch ein Kontrollfreak und habe meist eine sehr genaue Vorstellung, wie meine Statue am Ende aussehen soll. :)
« Letzte Änderung: 12.11.2008 | 14:59 von AlexW »

maika

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Re: Anderen Leuten die Nebenrollen geben
« Antwort #8 am: 12.11.2008 | 19:25 »
Wie gesagt, ich bin hochgradig begeistert von diesem Forum...  :o

Es gibt mir hier wirklich die Möglichkeit viele Leute zu treffen, denen es ähnlich erging oder die so was von klein auf bei ihren Schützlingen mitbekommen haben.
Zitat
Ich hab das oft gehoert: "Regeln/Theorie interessiert mich nicht, das mache ich mit Kreativitaet wett." Das *kann* funktionieren. Die wesentliche Faehigkeit eines Autors ist naemlich Sitzfleisch und Geduld (altmodisch: Disziplin).
Hierzu muss ich lindert sagen, dass mich die Theorie und die Regeln, sofern es diese überhaupt so wirklich gibt, denn Schreiben und das geschriebene Wort zu lesen, macht ja erst dann wirklich Spaß, wenn es sich von anderen abhebt, wobei dies natürlich auch immer abhängig ist vom Thema und vom Genre. Naja ganz unerfahren gehe ich ja auch nicht ran. Nach Ausbildung im eher klassischen Bereich der Bank und dem darauf folgenden Studium darf ich behaupten, schon ein wenig geschrieben zu haben und damit meine ich nicht die ellenlangen Essays für irgendeinen komischen Professor der sich die Dinger wahrscheinlich eh nie durchgelesen hat, sondern eher die ellenlangen Hausarbeiten im Bereich Pädagogik. Da habe ich zwar noch keine Geschichten verfasst, wobei das wohl auch eher im Auge des Betrachters liegt, kenne mich aber ganz gut mit der Suche nach Informationen aus und letztendlich habe ich immer was gefunden... das gepaart mit Ideen, könnte vielleicht zu ganz guten Ergebnissen führen...  ::)

Man, wenn ich mir das hier so durchlese, hört sich das eher nach einer Selbstdarstellung an, naja ihr verzeiht es mir, wenn ich schwaffel....

Noch mal zum Thema der Mithilfe von anderen Leuten, ich denke konstruktive Kritik die auch so gemeint ist, kann in jeder Hinsicht nur hilfreich sein. Irgendwann kriegen dein Werk ja auch mal Leute zu lesen, die es nur von vorne bis hinten zerreißen wollen. Da kann frühe Kritik schon gut sein und Kritik führt immer zum nachdenken. Was dann wieder hilfreich ist, weil du dich mit etwas auseinandersetzt, was du vielleicht schon abgehakt hast oder etwas was du so gar nicht gesehen hast. Klar ist es schwierig, wenn einer den Rotstift ansetzt, aber das wird nicht das letzte mal sein und die Perspektive einzunehmen, meine Geschichte aus einer mehr oder minder unabhängigen Perspektive zu sehen, nämlich der des Zuhörers... ist Klasse.

Sobald ich mal was habe, klar, ich lass euch gerne mal reinschnuppern, noch mehr fiese, kleine Rotstiftzücker... >;D

Bis denne

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Re: Anderen Leuten die Nebenrollen geben
« Antwort #9 am: 12.11.2008 | 20:47 »
Hierzu muss ich lindert sagen, dass mich die Theorie und die Regeln, sofern es diese überhaupt so wirklich gibt, denn Schreiben und das geschriebene Wort zu lesen, macht ja erst dann wirklich Spaß, wenn es sich von anderen abhebt, wobei dies natürlich auch immer abhängig ist vom Thema und vom Genre.

"Regeln" wuerde ich auch sehr weit fassen - alle Regeln, die mir in der Schreibtheorie begegnet sind, werden von Autoren gebrochen. Manchmal schreibt man einen Text auf eine bestimmte Weise, *um* die "Regeln" zu brechen. :)

Gleichzeitig gibt es Konventionen (Perspektive, Erzaehlhaltung, "Regeln" wie "show, don't tell") und Loesungen fuer Probleme ("Mein Text ist langweilig! Was tun?!"), die doch extrem weiterhelfen. Diese Theorie zu kennen macht Sinn. Du kannst natuerlich alles allein rausfinden, aber das ist Knochenarbeit, und unter Umstaenden sehr entmutigend ("Alle sagen, mein Text ist langweilig  :,,(...") und - nicht zuletzt, Verleger haben keine Zeit mehr, einem Nobody den Text verkaufsfaehig zu buegeln. :)

maika

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Re: Anderen Leuten die Nebenrollen geben
« Antwort #10 am: 12.11.2008 | 23:22 »
Da gebe ich dir absolut Recht, es ist nun mal noch kein Meister vom Himmel gefallen. Jeder auch die Größten haben nicht nur einmal klein angefangen, sondern haben sich auch bewusst mit Problemen und der Lösung auseinandergesetzt. Deswegen bin ich auch sehr froh in diesem Forum Leute zu finden die mir mit Rat und eventuell auch mit Tat zur Seite stehen... ich kann es nur nochmal sagen, dieses Forum ist Klasse  ;D

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Re: Anderen Leuten die Nebenrollen geben
« Antwort #11 am: 13.11.2008 | 00:56 »
Es ist auch ein Irrglaube, dass Regeln einschränkten. Regeln geben dir vielmehr überhaupt erst Freiheit: du kannst sie einhalten oder brechen. Beides ist ein bewusster Akt, ohne Regelkenntnis bleibt es meist bei einem planlosen Herumstochern. À propos planlos: Das gleiche Phänomen trifft auf Pläne zu. Pläne engen nicht ein, wer richtig(!) plant, gewinnt an Flexibilität.
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Re: Anderen Leuten die Nebenrollen geben
« Antwort #12 am: 13.11.2008 | 10:21 »
Am Rande: Kenne ich von mir... eigentlich will ich 2 andere Storys machen, aber ich "muss" dieses Spidey-Fanfiction fertig schreiben... das zeug brennt mri imme rim Zerebralkortex herum.

(Edit: Oops, repariert)
« Letzte Änderung: 13.11.2008 | 13:42 von AlexW »
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Re: Anderen Leuten die Nebenrollen geben
« Antwort #13 am: 13.11.2008 | 13:42 »
Ganz ehrlich? Folge der Energie. Schreib das, was am hellsten brennt. So ging's mir im August mit der Punisher-Story. :)