Autor Thema: Machen die SLs es sich zu schwer?  (Gelesen 8336 mal)

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Offline Lord Verminaard

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Re: Machen die SLs es sich zu schwer?
« Antwort #50 am: 21.11.2008 | 11:32 »
Wenn beispielsweise subtile Details wichtig sind (Wie eine Notiz oder das wiederekennen von Namen) auf die ich die Gruppe nicht stoße, dann entstehen doch Lücken die jede gute Story zum einstürzen bringen können.

Genau. Deswegen ist so was gefährlich, und leicht zu vermeiden ist es auch. Was demgegenüber gut daran sein soll, hab ich noch nie verstanden. ;)
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Offline scrandy

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Re: Machen die SLs es sich zu schwer?
« Antwort #51 am: 21.11.2008 | 12:11 »
Zitat
Ich glaube hier ist die Gefahr recht groß das der SL bei einem solchen Abenteuer zum reinen Geschichtenerzähler wird.

Ja ich denke die Gefahr besteht durchaus und zwar aus folendem Grund:

Es gibt verschiedene Bereiche im Rollenspiel, die jedoch eine Unterschiedliche Komplexität haben sollten jedoch oft die selbe Komplexität bekommen:

- Die Hintergrundgeschichte
- Die Weltdetails
- Das Betrachtungsfenster
- Die Lösungsschwierigkeit der Aufgaben

Was die Hintergrundgeschichte betrifft, kann sie doch sehr komplex werden (und das meinte ich in meinem letzten Post). Vorraussetzung dafür ist, dass die Fakten der Geschichte nicht in sehr Komplexen Weltdetails verborgen sind, die dann in der Kommunikation zwischen Spielleiter und Spieler verloren gehen (Deswegen auch lieber mehr hinweise oder deutlichere Hinweise). Außerdem sollte man auch beachten welches Betrachtungsfenster die Gruppe hat. Bei meiner aktuellen Gruppe ist es z.B. sehr klein. Wenn ich beispielsweise eine Person am ende des Abends wieder erscheinen lasse, der am Anfang eine klare Bedeutung für die Gruppe hatte, dann muss ich diese Inhalte für die Gruppe wiederholen, da sie weder Notizen machen noch sonst große Ermittler sind. Das klingt dann etwa so: "Als ihr durch die Flure des Palastes streift erkennt ihr plötzlich ein bekanntes Gesicht. Der Dienstbote der Merkari-Familie Holfgien betritt einen der Büroräume." Man sieht also das die Komplexitä der Story auf den Spieler angepasst wird. Das machen übrigens die meisten Filme genauso. Warum sagen die Filmhelden schließlich immer den Namen des Gegners wenn sie ihn sehen. Mit Sicherheit nicht weil das so logisch ist sondern um den Zuschauer mitzuziehen. Wenn es sehr komplex wird dann gibt es sogar Flashbacks in Filmen die den relevanten Inhalt wiederholen.
Ich denke das Problem mit der Komplexität ist vorallem dass man bei der Vorbereitung textet, also mit mitteln des Romanautors arbeitet aber letztenendes eher eine Art Bühnenstück für ein gewisses Publikum macht. Das Publikum muss immer berücksichtigt werden und ein Roman kann natürlich deutlich feinere Inhalte liefern als es das "Improvisierte Beschreiben" könnte.
Nun zur Lösungsschwierigkeit der Aufgaben: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass hier die Spieler am häufigsten überfordert werden, sei es weil sie nie den Kompletten Plot vor Augen sehen oder schon in den anderen Abschnitten wichtige Teile verpasst haben. Außerdem wäre noch zu berücksichtigen welche Art von Gruppe man hat. Ein Fragebogen in meiner Gruppe hatte zum Beispiel ergeben dass nahezu keiner Rätsel mag, dass nur die hälfte der Leute gerne Ermitteln und ebenso viele nur Intrigenabenteuer mit vielen Charakteren schätzen. Wie soll man denn mit solch einer Gruppe jemals ein für die Spieler anspruchsvolles Intrigenabenteuer spielen: Also habe ich meinen Stil hier angepasst. Insbesondere was das kombinieren der Fakten zur Lösung betrifft. Das bedeutet natürlichn nicht das die Story an sich einfacher wurde, sondern lediglich dass die Präsentation aus Sicht der Spieler deutlicher und einfacher wurde und ich jetzt statt riesiegen Verschwörungen schonmal Teilergebenisse lösen lasse die dann zum großen ganzen führen.
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Offline Taysal

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Re: Machen die SLs es sich zu schwer?
« Antwort #52 am: 21.11.2008 | 13:08 »
Mit Bezug auf die Frage in der Themenüberschrift würde ich gerne wissen, ob hier im Forum "Komplexität" und "komplex" für die Rollenspieltheorie definiert wurde.

Ansonsten bin ich der Meinung das weder eine vielfältige Gesamtheit, noch ein geschlossenes von seinen Einzelteilen abhängiges System (Welt, Abenteuer etc.) unbedingt schwer sein müssen.

Auch ein verwickeltes und vielfältiges Abenteuer kann leicht vorzubereiten und umzusetzen sein. Es muss nicht immer "Hercule Poirot", sondern kann auch "Lenßen & Partner" sein. Beide beinhalten komplexe Zusammenhänge und Intrigen, aber jeweils auf einer anderen Stufe des Anspruchs.

"Hercule Poirot" zu spielen ist eher schwer. Solch ein Abenteuer stellt Charaktere in den Mittelpunkt. Also bereitet man sich gut vor oder man hat einen guten Notizblock.

"Lenßen & Partner" ist eher leicht zu spielen. Diese Art von Abenteuer stellt die Aktion in den Mittelpunkt. Sehr überschaubar und trotzdem unterhaltend.

Für die meisten Spielgruppen ist "Lenßen & Partner" vollkommen in Ordnung. Man trifft sich am Wochenende, will ausspannen und einfach nur ein paar Stunden Spaß haben. Der Kopf soll frei werden, die Pizza heiß sein und das Bier kalt. Die Unterhaltung, also das Abenteuer, sollte entsprechend sein - locker und flockig.

Und trotzdem machen es sich einige Spielleiter gerne schwer, arbeiten ein umfassendes und verwickeltes Abenteuer aus, feilen mit Diagrammen und Zeittafeln daran herum, geben der Cousine dritten Grades der vierten Nebenfigur einen Lebenslauf und ergründen die Vergangenheit des Bösewichts, um seine Motivation für die grausame Tat zu enthüllen. Nett, aber die wenigstens Spielgruppen wollen das tatsächlich und es ist unnötig. Man gibt der Situation genau das, was die Situation in dem einen Augenblick verlangt. Fertig. Alles andere sind Kaufabenteuer mit stricktem Verlauf und Aktionsauslösern.

Wobei hier, meiner Meinung nach, die Vorbereitung natürlich stattfinden muss. Aber auch die sollte man einfach halten.

Ein Spielleiter kann es sich natürlich gerne schwer machen und alles bis ins Detail ausarbeiten, aber er sollte keinen Beifall erwarten oder glauben seine ganze Arbeit sei tatsächlich irgendwann mal nötig - und somit mal wieder seinen Schubladeninhalt erweitern ("Irgendwann kann ich es ja mal brauchen"). Ein solcher Spielleiter sollte einfach erkennen, dass er halt gerne schreibt und Ideen zu Papier bringt. Das ist für den Schreiber als Autor eine klasse Sache, aber der Schreiber macht es sich als Spielleiter einfach zu schwer.
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Offline Crimson King

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Re: Machen die SLs es sich zu schwer?
« Antwort #53 am: 21.11.2008 | 13:50 »
Komplexität ist nichts, was man zu Beginn der Kampagne oder auch des Abenteuers entwickeln muss. Abenteuer, die im Rahmen von < 8 Stunden durchgespielt sein wollen, können schon aus zeitlichen Gründen nicht beliebig viele Richtungswechsel und Subplots beinhalten. Größere Abenteuer wie auch Kampagnen bieten zwischen den Spielsitzungen Möglichkeiten, Details auf Basis des neu erspielten einzufügen. Dies eignet sich besonders, um improvisierte Elemente, die gut ankamen, nachträglich im Plot zu verankern. Was dagegen aus meiner Sicht kaum möglich ist, ohne die Plausibilität des Setups und des Plots zu gefährden, ist wichtige Plotelemente in eine bereits bestehende komplexe Struktur von NSCs, Ereignissen und Zusammenhängen einzuflechten. Da widerspreche ich einigen meiner Vorschreiber gerne.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

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Re: Machen die SLs es sich zu schwer?
« Antwort #54 am: 21.11.2008 | 14:04 »
In Ergänzung zu Crimson King: Es geht glaube ich gar nicht so sehr um Komplexität, sondern um mangelnde Flexibilität. Wenn das Abenteuer und der Hintergrund zu starr sind, nichts offen lassen, alles schon in der Vorbereitung festgelegt wurde, wenn das Abenteuer genau eine einzige Lösungsmöglichkeit hat, auf die noch dazu nicht so leicht zu kommen ist - das muss ja schief gehen.

Ein komplexer, gut ausgearbeiteter Hintergrund, der trotzdem offen ist, der den Spielern Platz lässt, sich zu entfalten, der danach schreit, während der fortschreitenden Kampagne noch weiter ergänzt zu werden - das ist kein Problem, aber der SL wird sich darauf einstellen müssen, sehr viel für den Papierkorb vorzubereiten, weil die Spieler auf gar keinen Fall den gesamten Hintergrund auch wirklich aufdecken und bespielen werden.
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Offline scrandy

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Re: Machen die SLs es sich zu schwer?
« Antwort #55 am: 21.11.2008 | 14:53 »
Es geht glaube ich gar nicht so sehr um Komplexität, sondern um mangelnde Flexibilität.
Genau das ist es! Ein Plot kann durchaus komplex werden, wenn er immer improvisierbar bleibt bzw. schon als Plot mit freiraum zur Improvisation geplant wird.

Zitat
aber der SL wird sich darauf einstellen müssen, sehr viel für den Papierkorb vorzubereiten, weil die Spieler auf gar keinen Fall den gesamten Hintergrund auch wirklich aufdecken und bespielen werden.
Er muss nicht zwangsläufig viel für die Mülltonne produzieren, wenn er versucht mit Lücken zu planen und statt einer festen Geschichte eher Vorlagen für Situationen generiert. Dann sind die Vorlagen durchaus weiterverwendbar, wenn sie nicht gebraucht wurden. So kann ich beispielsweise die Ideen von meiner letzten Schifffahrt auf der nächsten Reise wieder verwenden.
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