Manchmal ist es garnicht so schlecht, mal in Regeln hineinzuschauen. Ich habe einfach mal drei Rollenspiele ausgewählt und schaute mir deren Kriterien an. Ich entschied mich für DSA4, Shadowrun und Buffy.
DSA verfolgt eine klare Linie:
"
AP gibt es für (verwertbare) Erlebnisse der Helden in Aventurien und für clevere/passende/innovative Lösungsansätze eines Problems von Spielerseite." (Das Schwarze Auge "Basisheft", S. 158)
- es ausdrücklich nichts für "rollengerechtes Verhalten"
- es gibt ausdrücklich nichts für "im Vordergrund präsent sein"
- es gibt keine Abzüge für "still in der Ecke sitzen"
Shadowrun (3rd) bietet da schon mehr Kriterien:
- Gutes Rollenspiel, allerdings mit der Aufforderung, dass die Gruppe selber entscheidet, was ihnen da wichtig ist
- Mutiges Verhalten im Kampf
- "Cleverness" (Rätsel lösen, gelungene Strategien, zu wissen, wann man sich zurück zieht)
- "Motivation" - Geschichte vorantreiben
- "Richtige Zeit / Richtiger Ort" - zu wissen, wann die richtige Zeit für die passende Fertigkeit gekommen ist
- "Überraschung", auf eine Strategie bezogen, auch Strategien, die die Pläne des SL durchkreuzen
- "Humor und Drama" - wer die Spielgruppe (rollengerecht) zum Lachen bringt oder sie mit einer "hochdramatischen Szene beeindruckt", bekommt Bonuspunkte
Das ist schon relativ ausgefeilt und deckt viel ab.
Buffy:
Es gibt eine Grundlage an Punkten für die Spielsitzung überhaupt und "thwarting evil through teamwork, heroic butt-kicking and creative thinking". Weitere Bonuspunkte gibt es dann für
- "stay in character" und helfen, die Geschichte (story) voranzutreiben
- Bonuspunkte für das Erreichen besonderer Story-Arcs
Interessanterweise wird empfohlen, die Summe der Punkte auch abhängig von der Häufigkeit des Spielens zu machen: Je seltener man spielt, desto mehr Punkte sollte es geben, um dennoch in einem realistischen Zeitrahmen eine Verbesserung der Charaktere zu erzielen.
Nun muss man aber bedenken, dass es in Buffy auch noch die Drama Points gibt. Diese kann man von XP kaufen, aber auch bekommen für:
- "Quotable Quotes" - also einfach coole Sprüche, die zu Buffy passen
- "Heroic Acts" - wer sich heldenhaft verhält und ernsthafte Risiken eingeht, verdient Drama Points
- "When Bad Things Happen To Good People" - wenn der SL einen Spieler reinreitet (z.B. er wird überfallen etc.), bekommt der Spieler zum Ausgleich Drama Points
- "The Agony That Is Life" - widerfährt einem Spielercharakter eine Tragödie (im Rahmen eines Sub-Plots), ist auch dies Drama Points wert
- "Support Your Local Hero" - wenn die White Hats den Helden moralisch unterstützen
Wenn man wirklich konsequent verschiedene XP vergeben möchte, finde ich ein ausgefeiltes System wie in Shadowrun noch am ehesten sinnvoll, würde dieses aber noch weiter konkretisieren und optimieren. Ich finde aber, dass man hier schon sehr gut sieht, wie so ein konkretes System funktionieren kann. Auch wenn man bei Buffy die Drama-Point-Vergabe mit berücksichtigt sieht man hier sehr schön, wie hier die Kriterien tatsächlich dem konkreten Spielziel dienen sollen, indem sie das unterstützen, was man im Spiel sehen möchte. Beiden Varianten ist auch gemein, dass sie schon sehr, sehr konkret sind.
Ich versuche mal die gefundenen Kriterien ein wenig zu verallgemeinern.
Kriterien können sich anscheinend beziehen auf:
- Geschichte (z.B. vorantreiben)
- Atmosphäre (z.B. coole Sprüche, melodramatisches Spiel, Humor)
- Heldentum (z.B. Aufopferungsbereitschaft, mutiges Verhalten im Kampf, riskante Manöver)
- Beziehungen zu anderen Charakteren (auch NSC) (z.B. Tragödien)
- Lösungsstrategien (z.B. überraschende Pläne)
Vor längerer Zeit habe ich in meiner Gruppe mal vorgeschlagen, auch überragende Regelkenntnis mit Bonus-XP zu belohnen. Wir hatten das Problem, das viel in Regelbüchern geblättert wurde. Mein Anliegen war nun, Spieler, die sich so gut in den Regeln auskannten, dass sie dies durch Wiedergabe der korrekten Regeln verhindern konnten, angemessen zu belohnen
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