Thema: Offene oder gedeckelte Werte?

[der.hobbit]

Sollten die Werte, die man hat, beliebig hoch werden können (offen) oder sollte es eine feste Obergrenze geben (gedeckelt)? Oder findet ihr eine feste Obergrenze gut, die in Einzelfällen (z.B. Vorteil Bärenstärke) überschritten werden können? Oder soll es eine generische Grundlage zum Überschreiten geben, z.B. die Generation bei Vampire in der oWoD?

[Skyrock]

Keine Idee - das ist so wie die Frage, ob man Charakterbögen lieber auf rotem oder auf grünem Papier gedruckt hat, es kommt einfach darauf an was die Deckelung bzw. Offenheit in ihrer speziellen Ausprägung bewirkt und wie sie die Ziele des Spiels unterstützt oder behindert.

Cyberpunk 2.0.2.0, wo Cyberware cool sein und das sein soll, was einen übermenschlich macht, profitiert stark von der Kombination von gedeckelten natürlichen Werten und von Cyberware, die das Sprengen kann.

Andererseits profitieren z.B. D&D+Klone von den eskalierenden Hitpoints, die zwar stufenweise gedeckelt sind, aber theoretisch bis ultimo wachsen können und so die volle Skalierung vom Tellerwäscher über den Millionär bis zum epischen Titanenschlächter erlauben.

[ragnar]

Hat alles seine Existenzberechtigung. Höchstwerte machen natürlich irgendwo Sinn (Stärke-20-OttoNormalmenschen in der WOD-Skala sprengen die Suspension of Disbelief), aber oft ist das ganze auch recht selbstregulierend (mal über die Kosten, mal darüber das man von den anderen Spielern seltsam beäugt wird).

Vom spielerischem Standpunkt aus gesehen liebe ich Höchstwerte mit "erspielbaren" Ausnahmen (Stärke maximal 5, aber wer [Heldentat begeht] kann auch darüber steigern).

So oder sollte wichtig sein das System die ganzen Wertschwankungen auch mitmachen (wenn man sein Attribut mit 1w6 unterwürfeln muss, sind Attribute über 5 ein Würfelspaß-killer).

[der.hobbit]

Dann ist natürlich die nächste Frage, welche Unterschiede ergeben sich durch die unterschiedlichen Verfahren?

[Samael]

Kann man nicht pauschal beantworten. Beides hat seine Berechtigung.

[Ein]

Siehe Skyrock. Hat alles seine Berechtigung und kommt vor allem auf das Genre an.

Wenn character building sehr wichtig ist, ist es meist besser keine Deckelung zu haben.
Wenn das aber keine Rolle spielt, so ist es oft besser, wenn es eine Deckelung gibt.

Wobei man das auch wieder unterscheiden muss, welche Werte man hat und wie diese zusammenarbeiten. Was diese Werte beeinflusst. Welche Werte man überhaupt steigern kann und welche nicht. Und auch was überhaupt dargestellt werden soll.

[Darkling ["beurlaubt"]]

Ich bevorzuge gedeckelte Werte, die man aber auch per Ausnahme sprengen kann, denn Deckelungen helfen mir dabei, die Kompetenz meines Charakters in dem speziellen Gebiet besser einzuschätzen.
Ist der Höchstwert für Stärke z.B. 20 und mein Charakter hat 18, dann weiß ich, dass der eine ganz schön starke Sau ist, hat er aber einen Wert von 18 in einem System ohne Deckelung, dann ist er...ja was eigentlich?

[Samael]

Ohne Deckelung heißt ja nicht, dass nicht ein Vergleichsmaßstab gegeben ist.

[alexandro]

Kommt auf das System an.

Ist es W20-unterwürfeln, dann macht es Sinn die Werte auf (maximal) 20 zu deckeln, weil sonst das System effektiv ausgehebelt wird und man sich die Frage stellen muss: Warum würfle ich überhaupt noch?*

*natürlich kann man das mit Sub-Mechanismen kompensieren (z.B. Erfolgsgrad= Wert - Würfelwurf) und dadurch auch höhere Werte regeltechnisch interessant halten.

[Skyrock]

Dann gibt es wiederum selbstbalancierende Systeme wie z.B. StarCluster oder Traveller, wo Fertigkeiten theoretisch endlos wachsen können, aber praktisch der relative Wert von Fertigkeitsstufen mit steigender Höhe sinkt und Fertigkeitspunkte rar sind, was Streuung attraktiver macht.

[alexandro]

Naja, wenn ich bei Traveller einen Skill auf +5 habe macht Würfeln auch nicht wirklich mehr viele Sinn...

[Skyrock]

Der Sinn beginnt durch die Wahrscheinlichkeitskurve schon früher zu sinken, besonders wenn man Attributsboni hat.

Andererseits ist es bei 2W6 und Attributsmods im üblichen Rahmen von -2 bis +2 ein massiver Unterschied, ob man eine Fähigkeit gar nicht (-3) oder auf Stufe 0 (±0) hat.

[der.hobbit]

Ich stimme Darkling zu, gedeckelte Werte lassen sich besser abschätzen. Ungedeckelte werde kann man natürlich auch vergleichen, gedeckelte kann man aber direkt auf eine Skala einpassen - stärker als ich geht nicht mehr. Außerdem lässt sich wahrscheinlich ein System zu gedeckelten Werten besser austarieren: Wenn ich z.B. ein Überwürfeln System habe, dann kann ich mit ungedeckelten Werten die Würfel obsolet machen. Klar, das kann gewünscht sein, ist aber sicherlich eine Eigenschaft des Systems, die man beachten sollte.