Das Long Po füllte sich auch an diesem Abend wieder gemächlich. Einen großen Teil der Gäste machten die Reisenden aus: Ein lautstarker Offizier der Armee von Zhao saß an einem Tisch, zusammen mit zwei Soldaten. Sicherlich waren auch diese hochdekoriert, denn der Offizier scherzte und redete mit ihnen, als ob sie gleichgestellte wären. Seine befehlsgewohnte Stimme machte eine Unterhaltung an den Nachbartischen unmöglich, und selbst auf der Ballustrade im oberen Stock konnte niemandem die Auflistung der Heldentaten der mächtigen Kavallerie von Zhao entgehen.
Neben dem Offizier lehnten zwei mächtige Hämmer am Tisch, er hatte schon in den vergangenen Tagen manchen der Bauern herausgefordert, diese zu schwingen. Wem es gelänge, auch nur einen Streich damit zu führen, der bekäme von ihm ein Tael Silber. Viele hatten ihr Glück und ihre Kraft versucht, aber einzig Feng Tuibi war es gelungen, einen halbherzigen Schwung auszuführen. Dem kräftigen Bauern aus der Region, der schon manchen Ringkampf durch seine schiere Kraft zu seinen Gunsten entscheiden konnte, hatte der Offizier redlich ausbezahlt. Lachend schenkte er ihm neben dem Silber auch das Essen und den Wein für den gesamten Abend - und bot ihm ebenfalls an, in der mächtigen Armee von Zhao im Range eines Gruppenführers aufgenommen zu werden.
Auch weniger illustre Reisende hatten sich eingefunden: Ein Krieger aus dem Norden hatte an einem Tisch Platz genommen, von seinem Äußeren her schien er kein Chinese zu sein. Die Bauern in der Gaststätte musterten ihn mit unruhigen Blicken. Ein junger Krieger, der nach seinem staubigen Äußeren zu schließen eine lange Reise hinter sich hatte, ließ sich im oberen Stock nieder, während unten eine reisende Heilerin ihren Platz fand - und sich sogleich nach der Gesundheit von Wirt und Familie erkundigte. Ein junger, reisender Mönch beeindruckte den Wirt mit einer sehr umfangreichen Bestellung, die für eine Familie gereicht hatte. Eine hübsche Dame, die wenig später eintraf, wurde von ihm genauso eingeladen wie auch der Krieger aus dem Norden, der mit seiner eigenen Bestellung wohl nicht so recht zufrieden war.
Wieder öffnete sich die Türe, und neben der abendlichen Kühle kam ein hochaufgeschossener Mann herein, an dessen Seite sofort zwei Soldaten aufschlossen. Mit schnellen Blicken hatte der Neuankömmling den Raum gemustert, jede seiner Bewegungen verriet den geübten Kämpfer. Kein Detail entging ihm, während er jeden einzelnen musterte, und angesichts des Offiziers aus Zhao stutzte. Aber es schien zu spät: Umringt von weiteren sechs Soldaten betrat ein feister, in edle Seide gehüllter Mann das Long Po, schnalzte genüsslich mit der Zunge während er seinen von der Reise schmerzenden Rücken streckte.