Ich habe ja auch schon selbst ein paar Regelwerke geschrieben. Das erste Problem dabei ist, dass in den allermeisten Systemen, allein was die Regeln angeht, schwierig ein stringenter linearer Aufbau möglich ist, da die verschiedenen Regeln kreuz und quer vernetzt sind und miteinander in Wechselwirkung treten. Es gibt keine logisch zwingende Reihenfolge, außer dass man mit der Charaktererschaffung beginnt.
Ein Beispiel: Verwundung und Heilung. Wo soll sie hin? Man wird im Kampf verwundet. Man nimmt Schaden aus weiteren Quellen. Man hat Abzüge im Kampf, aber auch bei sonstigem Fertigkeiteneinsatz. Für die Heilung wird ein Fertigkeiteneinsatz oder aber Magie nötig. Was also tun? Alles da besprechen, wo es anfällt? Ein Kapitel über Verwundung und Heilung, auf das dann verwiesen wird? Ich habe mich für letztere Variante entschieden.
Ein anderes Beispiel: Manche Rollenspiele halten den Abschnitt über Charaktererschaffung kurz, erläutern dann die allgemeinen Spielmechanismen und kommen zu den einzelnen Spielwerten erst dort, wo deren Einsatz erklärt wird. Andere bringen bereits im Kapitel über Charaktererschaffung alle relevanten Details zu den Eigenschaften, Fertigkeiten etc. Wieder andere teilen es irgendwie auf. Keine dieser Lösungen ist optimal, weil man einerseits nicht vorgreifen will, andererseits für die Charaktererschaffung die Info braucht, wozu die Werte taugen.
Je komplexer ein System wird und je mehr Optionalregeln es bietet, desto mehr stehen diese Regeln zudem nebeneinander, ohne aufeinander aufzubauen. Auch hier gibt es keine logisch zwingende Gliederung mehr, was bleibt, ist eine Aneinanderreihung der Optionalregeln. Man kann und sollte allerdings versuchen, sie in sinnvolle Kategorien einzuteilen, damit man sie schneller wiederfindet.
Dann ergibt sich das nächste Problem, dass bei den meisten Systemen Regeln und Hintergrund ineinander greifen. Was also tun? Den Hintergrund unabhängig von den Regeln vorab beschreiben? Ihn hinterher beschreiben? Oder alles in einen Topf werfen? Ich habe schon elegantere und weniger elegante Lösungen für dieses Problem gesehen.
Ich persönlich schätze ein Regelwerk, bei dem sich die beabsichtigte Stimmung des Spiels auch in den Regeln wiederfindet und dementsprechend wie ein roter Faden durch die Erläuterungen der Regeln zieht. Insofern sollte man auch mit einer Einführung in den Hintergrund beginnen, ehe man damit anfängt, was Rollenspiel ist und wie man einen Charakter bastelt. Der Hintergrund sollte bei der Lektüre immer präsent sein, Details können dann im Anschluss an die Regeln näher beschrieben werden.
Dann müssen ja auch noch die Rollenspieltipps und SL-Infos rein. Wie man Abenteuer schreibt und so. Okay, man kann ersteres auch im Anhang als FAQ und letzteres gar nicht machen wie die DSA BaBo, aber das ist nun wirklich ziemlich dünn. Es hilft einerseits, wenn man bei jeder Regel gleich einen passenden Rollenspieltip findet, andererseits wird das Nachschlagen dann wiederum schwierig.
Ich merke schon, mein Post wird langsam so unübersichtlich wie ein WoD-Regelwerk...
Ich denke, das Hauptproblem ist, einen Kompromiss zwischen einem Regelwerk zu finden, das bei der ersten Lektüre einen guten Einblick gibt und den Leser an das Spiel gut heranführt, und einem Regelwerk, in dem man beim Nachschlagen schnell alles findet. Das erstere erfordert nämlich ein didaktisches Vorgehen und eine hinreichende Redundanz (Wiederholung der wichtigen Punkte), das letztere erfordert vor allem eine übersichtliche, logisch durchstrukturierte Gliederung. Eine logisch strukturierte Gliederung
trennt die natürliche Einheit des späteren Rollenspielgeschehens in voneinander abstrakte Elemente, ein didaktischer Aufbau
verbindet sie.