Was ich zur Arc Dream Wild Talents Ausgabe schrieb:
The Kerberos Club ist ein Settingband für Arc Dreams Wild Talents Superheldenrollenspiel. Verfasst wurde es von Benjamin Baugh (Monsters and other Childish Things, Don't Lose Your Mind), Cubicle7 bringt in ein paar Wochen eine Neuauflage heraus.
So lange wollte ich nicht warten, nachdem Baugh schon für eines meiner Lieblingssettings (The Dreadful Secrets of Candlewick Manor) verantwortlich ist, hab ich mir das Buch direkt in den USA bestellt.
Die Aufmachung ist ein wenig schlicht, einfaches Softcover mit guten, aber nicht sonderlich vielen Illustrationen. Ich gehe davon aus, dass die Cubicle7 Ausgabe, schon durch anderes Papier und kräftigere Druckfarben, besser aussehen wird.
Das ist aber auch das einzige Haar in der ansonsten sehr leckeren Suppe. Baughs Schreibe liest sich sehr schön, das Buch enthält alles, was man fürs Spiel braucht, von Hintergrundbeschreibung und Regelergänzungen über Beispielcharaktere/NSCs bis zum Einstiegsabenteuer.
Der Keberos Club ist eine Mischung aus dem Hellfire Club (sowohl der realen als auch der Marvel-Comics Variante) und den Avengers, eine zunächst mehr, im Lauf der Zeit aber immer weniger geheime Organisation, die Königin und Vaterland gegen die Bedrohungen des Fremden (tatsächlich wörtlich "Strange") verteidigt.
Die Mitgliedschaft des Clubs reicht von unerschrockenen Entdeckern und echten Helden über Vigilanten bis zu gefährlichen Gestalten, die nur vom Club unter Kontrolle gehalten werden können. Allen gemeinsam ist, dass sie vom Fremden berührt wurden und deswegen über fantastische Fähigkeiten verfügen.
Während zu Victorias Thronbesteigung das Fremde noch in den unzugänglichen Winkeln der Welt verborgen ist - z.B. gibt es einige Zugänge zu den Reichen der Feen, der Kaiser von Brasilien hält einige Dinosaurier, deren Ursprung nicht wirklich geklärt ist - tritt das Übernatürliche mit der Zeit immer stärker zu Tage, zur Jahrhundertwende sind Luftschlachtschiffe, Armee-Regimente aus Feen oder Gestaltwandlern, Magie, Uhrwerkmänner und Vampire fester Bestandteil des Lebens.
Davon ausgehend ist das Setting in drei zeitliche Abschnitte aufgeteilt, die verschiedene Spielstile möglich machen. In den 30er und 40er Jahren bewegt man sich im Bereich von X-Files und Buffy und versucht, das Empire vor dem Fremden abzuschirmen, von 1850 - 1880 sind die Vorbilder eher Heroes und The 4400, zum Ende des Jahrhunderts hat das Setting die Merkmale echter Superheldencomics. Dabei bleibt die moralische Ausrichtung aber immer recht ambivalent, Victoria mag zwar eine quasi göttliche Verkörperung Britanniens sein, die das Reich mit ihrer Macht vor Gefahren schützt. Sie nutzt diese Macht aber ebenfalls, um ihre Herrschaft absolut zu machen. Genau so sieht es im Kerberos Club aus, wo Gut und Böse nebeneinander existieren und manchmal sogar eine Wohnung teilen.
The Kerberos Club mischt Pulp, Steampunk und Fantasy-Elemente zu einem sehr gelungenen Superheldensetting. Einen Quick-Start Guide gibt's z.B. bei e23.