ich mag einfach diesen moralischen Zeigefinger nicht der mit "du darfst nicht..." daher kommt. Liegt vielleicht daran, dass mir damit DSA verprellt wurde
Dann VERGISS deine "DSA-Traumatisierung" mal ganz schnell. Ob und wie schlecht etwas bei DSA umgesetzt wurde, kann doch völlig egal sein, wenn man ein neues Regelsystem und eine andere Spielwelt verwendet.
Natürlich könnte man sagen: dann spiel halt keinen Priester
Genau. - WENN es eine Art von Charakter-Archetyp gibt, der sich wirklich STÄNDIG mit "richtigem Verhalten", moralischen Fragen, Gottgefälligkeit, dem Beachten von Tabus, dem Einhalten von Regeln, dem Folgen einer dogmatischen Lehre, usw. befaßt, dann sind es die PRIESTER.
Wenn man also bewußt und freiwillig sagt "Ich will einen Priester spielen!", was für VORSTELLUNGEN und ERWARTUNGEN bezüglich des Archetyps Priester hat man denn dann?
Unmoralische, gewissenlose, gotteslästerliche Asoziale, die nur wegen ihrer schönen blauen Augen von GÖTTERN mit WUNDERMÄCHTEN ausgestattet werden?
Wohl kaum! (Oder der betreffende Spieler mit solch einem Priesterbild ist völlig merkbefreit oder selbst unmoralisch, gewissenlos, gotteslästerlich und asozial - könnte ja durchaus der Fall sein, was diese Fehleinschätzung ein wenig entschuldigen könnte.)
aber unsere Charaktere existieren ja bereits und müssen jetzt in dieses Sündenkonzept passen oder "neu erfunden" werden, weil es dieses Konzept eben bei DW auch nicht gibt.
Was für eine FUNKTION haben denn die Priester bei DW? - Bekommen sie von den GÖTTERN irgendwelche WUNDERMÄCHTE verliehen? Oder sind sie völlig unmagische Kult-Anführer, die vornehmlich ihre fanatischen Kultisten herumkommandieren, aber nicht wirklich eine ECHTE Verbindung zum Götterhimmel besitzen?
Falls sie auch bei DW ihre Wundermächte von Gottheiten verliehen bekommen, was ERWARTEN diese Gottheiten denn von einem ihrer Priester? Welche VERHALTENSWEISEN gelten bei den DW-Gottheiten als gottgefällig (gut) und welche als gotteslästerlich (böse)?
Irgendeine moralische Komponente werden doch auch DW-Priester aufweisen - sonst sind sie KEINE Priester oder DW VERSAGT völlig bei der Umsetzung von Religionen, Gottheiten und deren sterblicher Diener. - Was ist bei DW der Fall?
Wenn die Charakter bereits als DW-Charaktere bestehen, dann dürften doch deren Gottheiten, deren Kulte, deren Priesterschaften, deren Glaubensgebote, der Glaubensverbote, deren Moral und Ethik VÖLLIG KLAR sein.
Ich kann daher Dein Problem und Dein "Bedenkentragen" bezüglich des schriftlichen Fixierens der Glaubensverbote nicht nachvollziehen. ALLES, was Du zum Umsetzen der Sündenliste bei SW-Priestern bräuchtest, WEISST Du doch schon lange, wenn diese Priester-Charaktere bereits nach DW-Regeln bespielt wurden.
Davon abgesehen finde ich es eben wirklich schwer die einzelnen Götter untereinander zu balancen
Whoa, Tex!
NICHT die Götter sollen untereinander "ausbalanciert" werden, sondern nur die Arkanen Hintergründe!
Bei den Göttern eines polytheistischen Götterhimmels gibt es mächtigere und weniger mächtige Gottheiten. DIE Erdgottheit als Muttergottheit, Fruchtbarkeitsgottheit, usw. ist eine der mächtigsten Gottheiten in den meisten Götterhimmeln. Dagegen ist EINE von vielen verschiedenen Korn-Gottheiten, wie die Göttin des Roggens, nur sehr eingeschränkt in ihrem Zuständigkeitsbereich und damit auch in den Mächten, die sie an ihre Anhänger weitergeben kann.
Bei einer Setting-Adaption oder einer Conversion paßt man normalerweise eben nicht nur die Sündenliste an die jeweilige Gottheit an, sondern auch die von der Gottheit zur Verfügung gestellten Mächte.
Beispiel Hellfrost: Hier sind die einzelnen Gottheiten KEIN STÜCK gegeneinander "ausbalanciert". Es wäre ja auch völlig unstimmig, wenn alle Götter dieselben oder auch nur dieselbe Anzahl an Mächten gewährten!
Die Hauptgottheiten gewähren ihren Priester MEHR Mächte, STÄRKERE Mächte, MEHR Einfluß. Der Preis dafür ist oft: HÄRTER zu beachtende Tabus, SCHWERER zu vermeidende Sünden, BRUTALERE Folgen bei schwereren Sünden.
Die niederen Gottheiten gebieten nur über einen sehr eingeschränkten Machtbereich und gewähren WENIGER Mächte, SCHWÄCHERE/EINGESCHRÄNKTERE Mächte, WENIGER Einfluß. Dafür sind die Tabus oft so speziell, daß sie LEICHTER zu beachten sind, die Sünden sind LEICHTER zu vermeiden, die Folgen für das Sündigen sind MILDER.
Eine Gottheit sollte sich von einer anderen Gottheit eben schon DEUTLICH unterscheiden!
Das betrifft sowohl die Spielwelt, welche ja die Götterhimmel beinhaltet, als auch die Regelumsetzung, welche bei SW über die Auswahl der gewährten Mächte, der zulässigen Ausprägungen dieser Mächte, der Tabus/Sünden und deren Folgen erfolgt.
(ich hoffe ja noch darauf, dass sich jemand hier im Forum erbarmt und mal einen Blick auf die Liste wirft die ich zusammen geschustert habe,
Möchtest Du Kritik an Deiner Liste dort im Thread haben, oder hier in diesem Thread?
Ein Hauptpunkt, der generell bei Deinen Sündenlisten zutrifft: Die Einträge wirken so, als ob Du Dir wenig bis keine Gedanken darüber gemacht hast, WIE MAN SIE SPIELEN SOLL.
Beispiel: Eldir - Leichte Sünde: "Sich selbst (oder andere) belügen".
Wie spielt man "sich selbst belügen" eigentlich aus? Woran MERKT man als Spielleiter, daß sich der CHARAKTER gerade selbst belogen hat und somit eine Sünde begangen hat?
Mir fällt dazu nichts ein, was irgendwie konkret genug wäre, daß ich das als brauchbare = SPIELBARE leichte Sünde betrachten würde.
sieht ja eher so aus als wenn keiner Lust hätte soviel zu lesen )
Nun, es geht um DemonWright. Das ist halt an sich nicht gerade prickelnd. Über die Regeln dieses müden D&D-Klons redet man besser nicht. Man könnte vermutlich das auch nicht gerade bemerkenswerte DemonWright-Setting IDEAL mit Labyrinth Lord spielen (das meiste gleich aus dem Grundregelwerk heraus, eben WEIL DemonWright so massiv von D&D "inspiriert" ist).
Ich schaue mir vornehmlich Conversions an, die mich entweder vom Setting her interessieren oder die für mich eine interessante Herausforderung bei der Umsetzung bestimmter Settingeigenschaften in SW-Regelelementen darstellen. Bei DemonWright ist beides leider nicht gegeben.
Hast Du Dir mal überlegt eine Conversion auf Barbarians of Lemuria oder auf Dungeonslayers 4 oder eben auf Labyrinth Lord vorzunehmen? Dungeonslayers und erst recht Labyrinth Lord sind für solche D&D-Klone geradezu IDEAL geeignet, da sie die gleiche "Denke", wie man eine Spielwelt und deren Charaktere in Klassen und Stufen umzusetzen hat, aufweisen, die auch DemonWright zugrunde liegt.
SW ist ziemlich ANDERS in der Herangehensweise und kann zwar auch für solche 08/15-Fantasy-Settings verwendet werden, doch ist schon allein aufgrund vieler regeltechnischer Besonderheiten (wie eben der Sündenliste) eine Umsetzung immer auch mit einem Verschieben des Brennpunktes dessen, was im Spiel "scharf gestellt" wird, verbunden. Savage DemonWright wird sich ANDERS spielen als DemonWright. Und genau das solltest Du Dir und Deinen Spielern bewußt machen. Denn die Priester-Charaktere in SW haben nun einmal ihre Sündenlisten, ihren je nach Gottheit eingeschränkten Mächte-Umfang, ihre vorgegebenen Ausprägungen für die Mächte, usw.
DemonWright stellt die Priester als sehr farblose Variante an "diffus gläubigen" ZAUBERERN dar. Auf eine kulturell stimmige, sich auch in regeltechnischen Elementen niederschlagende Umsetzung von Priestern, Religionen, Kulten, Gottheiten, usw. wird bei DW außerordentlich wenig Wert gelegt. Daher ist dieser Bereich in DW auch so flach, grau und leblos.