Ich finde das Spiel ganz nett, aber der Riesen-Metaplot Strang, den eshinter sich her zieht, stellt erst mal alles in den Schatten, was ich so kenne. Einschliesslich DSA. Kann man sich gut dran stoßen, oder den Metaplot schlicht mehr oder weniger ignorieren. Das Regelwerk behauptet von sich selbst, zeitlinienneutral zu sein, und schafft es auch in vielen Teilen, diesem Anspruch zu genügen.
Das System ist von vorneherein und völlig gewollt unbalanciert, und mit vielen kleinen Ecken und Schrauben ausgestattet, die es erlauben, Charaktere sehr, sehr stark zu optimieren. Es gibt ein paar Charaktere, die schlicht besser sind, und das ist vom Spiel auch voll und ganz so vorgesehen. Die Art und Weise, wie die Schulfertigkeiten aufgebaut sind, macht das Regelwerk auch sehr, sehr unübersichtlich, weil viele Schulen kleine Sonderregeln und Sonderfälle mit sich bringen. Also kurz: Das Spiel ist nix für Leute, die sich per se mit komplexen Regeln schwer tun und das Regelwerk würde sehr von einem gezielten und konsequent umgesetzten Streamlining-Prozess profitieren.
Das klingt jetzt erst mal relativ negativ, aber anderereseits bietet Rokugan eine sehr bunte Spielwelt an, bei entsprechender Regelkenntnis flutscht das Spiel ganz schön und das System ist gut dazu geeignet, hoch dramatische - und ziemlich blutrünstige - Szenen umzusetzen. L5R kann relativ schnell relativ tödlich für Charaktere enden, da muß man auch als Spielleiter etwas ein Auge drauf halten.
Ich spiele etwa seit Erscheinen der 4. Edition in einer nicht übermäßig oft spielenden Runde mit, die sich jetzt in den mittleren School Ranks tummelt. Seit Spielbeginn sind zwei Charaktere verstorben (einer durch Feindeshand, der andere durch sein eigenes Schwert, nachdem er bei einer großen Dummheit enttarnt wurde) und es wurde viel Blut vergossen.
Und zu guter Letzt: Ich kann persönlich nix dazu sagen, weil ich die englische Version habe, aber ich habe gehört, die deutsche Übersetzung sei von der Qualität der Schreibe zudem unterstes Niveau und mittelmäßig furchtbar, gerade wenn man sie mit dem Original vergleicht. Ob das so stimmt, weiß ich aber wie gesagt nicht. Die englische Version ist ganz gut lesbar und auch für mich als jemand, der von japansicher Kultur und Geschichte wenig mehr als den Inhalt einiger Kurosawa-Filme kennt, gut nachvollziehbar.