Mit dieser Frage habe ich mich auch schon seit längerem beschäftigt. Damals in meinen Vor-Internet-Zeiten waren Krankheiten ein legitimes Mittel des Spielleiters, den Helden das Leben schwer zu machen. Dafür gab es aber auch AP fürs Überwinden der Krankheit, was den Ärger ein bisschen linderte.
Irgendwann aber - ich kann den Punkt nicht bestimmen - veränderte sich die Praxis. Ich weiß gar nicht, ob es mit der 4. Edition zusammenhing, ob der Spielleiter keine Lust mehr hatte, die Helden mit Krankheiten zu piesacken oder ob die Spieler keinen Bock mehr auf "Verarsche" hatten.
Jedenfalls habe ich im Rückblick auf meine 4.-Edition-Spielrunden nie irgendeinen infizierten Helden erlebt. Gift kam bisweilen vor, aber das kann man ja auch gut heilen (Antidot oder Klarum Purum).
Vielleicht war es auch das: das Fehlen einer guten Heilung. Magisch ist de facto nichts zu machen, Elixiere gibt es auch nicht, die bei den Krankheiten genannten Heilmittel sind oft nur nur Linderungen. Karmal geht durchaus was, aber im Grunde auch nur für Peraine-Geweihte. Vielleicht hat man als SL deswegen den Helden keine Krankheiten aufgehalst, weil sie so schlecht zu kurieren waren - und weil man mit einer Krankheit einen Helden mehr oder weniger aus dem Spiel nimmt und den Spieler dadurch gleich mit.
Vielleicht waren es auch die Regeln, obwohl man durchaus ja gute Chancen hatte, die Krankheit nur abgeschwächt zu erleiden, auch die Ansteckungswahrscheinlichkeiten sind nun nicht wirklich hoch in der Regel.
Vielleicht war es die Scheu vor dem buchhalterischen Aufwand, etwaige hygienische Fehltritte der Helden zu protokollieren und mit Krankheiten zu ahnden.
Vielleicht waren es auch die Diskussionen mit den Spielern à la: *würfel würfel* "Deine Wunde entzündet sich" - "Ach ja, ich hab sie aber verbunden" - "Hast Du nicht erwähnt" - "Ich bin Krieger, ich verbinde IMMER meine Wunden. Ach ja, und damit Du es weißt: ich atme ein... ich atme aus.... ich atme ein..."
Ich überlege also seit längerer Zeit, wie man Krankheiten wieder ins Spiel holen kann. Mit Giften hat es geklappt, das wird ja auch offiziell immer häufiger verwendet. Warum also nicht mit Krankheiten?
Das Hauptproblem dabei ist mMn wirklich das Aus-dem-Spiel-Nehmen eines Helden, der krank darniederliegt und sich erholen muss. Es ist natürlich dieselbe Art von Problem, die man hat, wenn ein Held vergiftet und bewusstlos ist oder wenn er Opfer eines Versteinerungszaubers wird.
Aber mal ehrlich: kann man das nicht auch ab und zu mal machen? Es kann ja nicht sein, dass die Spieler ein naturgegebenes Recht auf Beteiligung besitzen, denn dann dürfte man ja auch keine Helden umbringen (dann kann der Spieler ja auch nicht mehr weiter mitspielen, bis er sich einen neuen Helden gemacht hat). Ehrlich gesagt, die Gefahr einer solchen Bewusstlosigkeit/Verzauberung oder eben Krankheit sollte es mMn durchaus geben und dann wäre es Aufgabe der Heldengruppe, mit einer solchen Situation fertig zu werden, d.h. ihrem Kameraden den schnellstmöglichen Wiedereinstieg zu ermöglichen.
Und damit wäre ich beim glaube ich entscheidenden Punkt: die Heilmöglichkeiten. Gäbe es einen Heilzauber für Krankheiten, so wie es ihn für Gifte gibt, hätte ich glaube ich keinerlei Skrupel, häufiger Krankheiten einzusetzen. Dann wäre es nämlich schlicht Aufgabe der Spieler, sich gegen diese Gefahr zu wappnen. Aber es gibt halt irgendeine uralte Setzung, dass Krankheiten nicht mit solch leichten Mitteln zu bekämpfen sein sollen (was ja auch passende Elixiere ausschließt). Vielleicht ist diese Setzung nicht mehr aktuell, sondern schwebt nur noch als düsterer Mythos über den heutigen Autoren? Schön wär's ja!...
Schöne Grüße
Chris