Autor Thema: Eine gut gefüllte Vorratskammer  (Gelesen 6080 mal)

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Offline Eismann

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Re: Eine gut gefüllte Vorratskammer
« Antwort #50 am: 28.08.2011 | 00:44 »
Wieviele Leute sind denn in der Burg und wie lange sollen die Vorräte halten?

Pyromancer

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Re: Eine gut gefüllte Vorratskammer
« Antwort #51 am: 28.08.2011 | 01:03 »
Wieviele Leute sind denn in der Burg und wie lange sollen die Vorräte halten?

Wie gesagt: Es sind etwa ein Dutzend Erwachsene (+ vielleicht 2-3 Kinder). Und die Vorräte sollen so lange reichen, bis die Bauern wieder irgend etwas geerntet haben.

Offline Auribiel

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Re: Eine gut gefüllte Vorratskammer
« Antwort #52 am: 28.08.2011 | 01:31 »
Ich versuch mich mal an einer Zusammenfassung:

Getreide: In Säcken gelagert, Zubereitung vor allem als Grütze.
Hülsenfrüchte: In Säcken gelagert, Zubereitung als Eintopf.
Milchprodukte: In Form von Hartkäse und Butter (gesalzen, damit sie nicht ranzig wird).
Öle und Fette: Dürften sich bei niedrigen Temperaturen recht gut aufbewahren lassen.
Obst: In Zucker eingekocht (selten), als Trockenobst (Beeren wurden z.B. auf Schnüren aufgezogen und getrocknet). Äpfel halten sich bei richtiger Lagerung auch mehrere Monate.
Gemüse: Karotten halten sich bei kühler Temperatur (ggf. unter Sand vergraben) mehrere Monate lang. Eingelegter Kohl (z.B. als Sauerkraut), saure Bohnen usw.
Fisch: Dörrfisch oder eingesalzen und in Fässern aufbewahrt.
Fleisch: Dörrfleisch, Räucherschinken, -würste, -fleisch.


Das heißt, die Speisekammer könnte wie folgt aussehen:
Große Säcke mit Getreide und Hülsenfrüchten. An Schnüren aufgezogene, getrocknete Beeren und Pilze hängen von der Decke. In Fässer eingelegtes Sauerkraut, dazu in Regalen Tontöpfe mit Essiggurken,  sauren Erbsen und sauren Bohnen. In Gläsern (? Oder besser auch Tontopfe?) eingelegtes Obst (erfordert Zucker, eine wahre Delikatesse!), ebenso Honig. In kleinen Fässchen sicher verstaut die gesalzene Butter, in Regalen liegen große Käselaibe. Große Tonkrüge mit Öl und Schmalz.  Große Kisten mit Karotten und Äpfeln (wenn möglich getrennt von einander gelagert, Äpfel lassen anderes Gemüse und Obst schneller reifen!). Zu Beginn des Winters ev. noch einige Kisten mit Eiern (halten sich bei kühler Lagerung ca. 4 Wochen).


Gehe ich mal von einer leicht veränderten Liste (Notvorräte) aus, käme ich etwa auf folgende Zahlen pro Person:

60 kg Getreide, 60 kg Hülsenfrüchte, 5 kg Obst (grobe Schätzung), 60 kg Gemüse, 15 kg Fleisch/Fisch, 10 kg Käse, 10 kg Öl/Fett (auch fette Schwarte, Schmalz usw.).


Bei 12 Personen + 2-3 Kindern rechne ich mal für 15 Personen (könnte ja sein, dass man auch mal einen Gast hat, bzw. mehr verdirbt) und komme dann grob auf folgende Werte:

1 Tonne Getreide, 1 Tonne Hülsenfrüchte, 75 kg Obst (getrocknet, gezuckert oder eingelagerte Äpfel), 1 Tonne eingemachtes Gemüse, 250 kg Fleisch, 150 kg Käse, 150 kg Fett/Öl.


Kommt mir fast vor, als wär das zu viel Gemüse?
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Offline Dragon

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Re: Eine gut gefüllte Vorratskammer
« Antwort #53 am: 28.08.2011 | 10:04 »
Naja die Hauptmahlzeiten der Bauern bestand hauptsächlich aus Getreidebrei, Milch, eventuell Honig und (wilden) Kräutern und Pflanzen und eben das Gemüse das man selbst angebaut hat (sofern man nicht alles abgeben muss).
Im Winter also überwiegend Kohl.

Die Ernährung der Reichen und Adligen sieht zwar üppiger aus, basiert aber immer noch auf diesen Grundnahrungsmitteln.

Offline Skele-Surtur

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Re: Eine gut gefüllte Vorratskammer
« Antwort #54 am: 28.08.2011 | 12:05 »
Dann nimm was vom Gemüse weg und schlag das in Sauerkraut oben drauf, an den Zahlen sollte sich dadurch nicht so viel ändern. Fragt sich halt, wie passgenau die Zahlen sind. Wie bist du denn auf die gekommen Auribiel?
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Offline Auribiel

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Re: Eine gut gefüllte Vorratskammer
« Antwort #55 am: 28.08.2011 | 17:32 »
Grob orientiert an den Werten für die zweiwöchige Notrationen (etwas weniger Fleisch und Milchprodukte, etwas mehr Gemüse, Getreide und Hülsenfrüchte).

Das dann auf 6 Monate gerechnet (könnte zuviel sein, aber ich dachte so von Mitte Oktober bis Mitte April fährt man wenig an Ernte ein, noch dazu verdirbt wohl auch einiges) und auf die entsprechende Zahl von Personen (15+).

Wobei mir einfällt: Da fehlt natürlich noch Bier und Wein.
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Offline Skele-Surtur

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Re: Eine gut gefüllte Vorratskammer
« Antwort #56 am: 28.08.2011 | 17:39 »
Kann man (und mit "man" meine ich: jemand anderes als ich) das nicht irgendwie am durchschnittlichen Kalorienverbrauch und Vitaminbedarf ausrechnen? Wobei man damit nur auf das kommt, was man braucht, die Burgbewohner werden wohl vielmehr alles einlagern, wo sie ihre Finger ranbekommen und es wird am Ende vermutlich doch nicht so ganz reichen. Wobei man ja auch im Winter - je nach Gegend und Klima - auch noch ein wenig Jagen/Fischen kann.
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Offline mattenwilly

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Re: Eine gut gefüllte Vorratskammer
« Antwort #57 am: 28.08.2011 | 18:37 »
Da das ganze in Schlesien spielt:

http://de.wikipedia.org/wiki/Schlesische_K%C3%BCche

Die Fleischmenge scheint mir recht klein für eine Burg. Ein einzelnes (Wild)Schwein wiegt (geschlachtet) zwischen 50 und 160kg. Hausschweine dieser Zeit sind etwa in der selben Region, ggf. etwas größer. Und in der Region kommt Rind und ggf. Pferd dazu
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Offline Auribiel

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Re: Eine gut gefüllte Vorratskammer
« Antwort #58 am: 28.08.2011 | 18:58 »
Also ich komme für eine durchschnittlich große/schwere/alte/neutralgeschlechtliche Person bei überwiegend gehend/stehender Tätigkeit* auf ca. 3000 kcal/Tag.

Kalorienangaben:
Getreide ca. 350 kcal/100g,
Sauerkraut ca. 25 kcal/100g, Essiggurken ca. 15 kcal/100g, Erbsen/Bohnen ca. 30 kcal/100g, Karotten ca. 30 kcal/100g
Hülsenfrüchte getrocknet ca. 350 kcal/100g,,
Fleisch ca. 220 kcal/100g (fett = 367/100g, mager = 143/100g macht durchschnittlich dann die 220),
Hartkäse ca. 375 kcal/100g,
Öl/Fett ca. 900 kcal/100g
Obst ca. 50 kcal/100g**, getrocknet ca. 280 kcal/100g

Daraus berechne ich jetzt mal Anhand der Vorräte für eine Person:

540.000 kcal pro Person (= 3000 kcal x 180 Tage) müssen abgedeckt werden.

Das wären ca. pro Tag

300g Getreide,
300 g Hülsenfrüchte,
300 g Gemüse,
100 g Fleisch,
100 g Käse,
100 g Obst,
25 g Fett = 3020 kcal

Das wäre für ca. 6 Monate pro Person:

54 kg Getreide,
54 kg Hülsenfrüchte,
54 kg Gemüse,
18 kg Fleisch,
18 kg Käse,
18 kg Obst,
4,5 kg Öl/Fett

Übrigens stehen wir damit auch bei der Ernährungspyramide recht gut da: Breite Basis an Getreide und Hülsenfrüchte, Obst+Gemüse der zweitgrößte Posten, danach Fleisch+Milchprodukte, wenig Öle und Fette. Yeah! :D

Zitat
60 kg Getreide, 60 kg Hülsenfrüchte, 5 kg Obst (grobe Schätzung), 60 kg Gemüse, 15 kg Fleisch/Fisch, 10 kg Käse, 10 kg Öl/Fett (auch fette Schwarte, Schmalz usw.).

Lag also nicht soo weit daneben, wobei die Angaben zu Obst und Käse nur Schätzungen sein und daher sehr variieren können.
Was Vitamine angeht: Das müsste über eingemachtes Obst/Gemüse weitgehend abgedeckt werden können - und wenn nicht, hieß es auch damals: Pech gehabt, willkommen Skorbut!






*körperlich extrem anstrengend wollt ich nicht nehmen, das dürfte die Burgbewohner durchschnittlich gesehen nicht betreffen.
** stark vereinfacht und zusammengefasst, schwankt je nach Fruchtsüße zwischen 40 kcal und 70 kcal, Äpfel haben 50 kcal/100g.
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Offline Skele-Surtur

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Re: Eine gut gefüllte Vorratskammer
« Antwort #59 am: 28.08.2011 | 21:45 »

Lag also nicht soo weit daneben, wobei die Angaben zu Obst und Käse nur Schätzungen sein und daher sehr variieren können.

Jo, eine recht gute Schätzung, tatsächlich.
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Pyromancer

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Re: Eine gut gefüllte Vorratskammer
« Antwort #60 am: 28.08.2011 | 23:35 »
Danke! Das hilft mir schon sehr viel weiter!

Offline Auribiel

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Re: Eine gut gefüllte Vorratskammer
« Antwort #61 am: 28.08.2011 | 23:44 »
Nachtrag:

Ich hab schon wieder das flüssig Brot = Bier vergessen. Da kommen für 1 l Bier nochmal 300-500 kcal drauf. Ich habe aber keinen Plan, wieviel Alkohol damals Bier hatte (Kaloriengehalt richtet sich u.a. auch danach).

Da müsste jetzt ein Bierexperte ran. Isch trinke ga' kein Bie'!
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Pyromancer

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Re: Eine gut gefüllte Vorratskammer
« Antwort #62 am: 28.08.2011 | 23:47 »
Bier wird einfach mit dem erhöhten Kalorienbedarf durch die Kälte im Winter verrechnet. Andere Frage: Hält sich Bier einfach so ein paar Monate lang oder muss da nachgebraut werden?

Offline Dark_Tigger

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Re: Eine gut gefüllte Vorratskammer
« Antwort #63 am: 28.08.2011 | 23:58 »
Soweit ich weiß hielt sich Bier früher nicht lange.
Hat irgend was mit der Rezeptur zu tun und obergärig und untergärig... hab das aber nie so richtig verstanden.  ;D
Muss also Nachgebraucht werden.
Außerdem hatte Bier damals wohl wesehntlich weniger Alkohol als heute.
Zitat
Noli Timere Messorem
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Offline Auribiel

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Re: Eine gut gefüllte Vorratskammer
« Antwort #64 am: 29.08.2011 | 00:07 »
Im Internet steht etwas von 3-6 Monaten für heutige Biere. Aber wie der Tigger sagt: Glaube früher war der Alkoholgehalt niedriger und es hielt sich daher wohl nicht so lange wie heute. Andererseits: Im Winter ist's kalt, da könnte es auch länger gehalten haben, wenn richtig gelagert?  wtf?
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Offline Village Idiot

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Re: Eine gut gefüllte Vorratskammer
« Antwort #65 am: 29.08.2011 | 00:14 »
Die Erfindung länger (sprich einige Monate) haltbarer Biere dürfte ins Mittelalter fallen. Der Export hat einige Städte recht reich gemacht, aber eben auch, weil die Herstellungsmethoden noch nicht weit verbreitet war.
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Offline Eismann

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Re: Eine gut gefüllte Vorratskammer
« Antwort #66 am: 29.08.2011 | 11:32 »
Je nach Region kann man da auch ganz gut Wein nehmen.

Offline mattenwilly

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Re: Eine gut gefüllte Vorratskammer
« Antwort #67 am: 29.08.2011 | 12:33 »
Beim Bier ist u.a die Brauart/Hefeart wichtig

Siehe hier

Obergärig ist ja typischer für das MA und nur kurz haltbar. Kühl lagern ist wichtig!

Untergärig ist neuer, heute typischer und haltbarer.

Aber auch "nachbrauen" sollte gehen also Hopfen, Malz einlagern und im Winter brauen
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Offline Dragon

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Re: Eine gut gefüllte Vorratskammer
« Antwort #68 am: 29.08.2011 | 18:25 »
typisch für die Zeit ist aber auch Wein, länger haltbar und wurde verdünnt, bzw. mit wenig Alkoholgehalt bereits an Kinder verteilt, Wasser war ja pfui bah, das hat ja auch die gute gesunde Schmutzschicht abgewaschen :D und Wein galt als gesund. Wie Bier gerne auch warm getrunken, auch gerne als Medizin.

Offline Auribiel

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Re: Eine gut gefüllte Vorratskammer
« Antwort #69 am: 29.08.2011 | 19:19 »
Wasser war ja pfui bah, das hat ja auch die gute gesunde Schmutzschicht abgewaschen

Vor allem war es häufig nicht geklärt, also wirklich bah! *fg*

...aber ja: Wein, gewürzt und erhitzt, könnte ich mir in der Winterzeit gut vorstellen... oder schlichtweg TEE.
Brombeerblättertee, Hagebuttentee, Minztee, Brennesseltee... *wirr weiteraufzähl*

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Offline Dragon

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Re: Eine gut gefüllte Vorratskammer
« Antwort #70 am: 29.08.2011 | 20:15 »
Zitat
...aber ja: Wein, gewürzt und erhitzt, könnte ich mir in der Winterzeit gut vorstellen...
Glühwein ;)
ich mag Glühwein, den guten selbstgemachten  ;D

Offline Rabenstein

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Re: Eine gut gefüllte Vorratskammer
« Antwort #71 am: 31.08.2011 | 17:56 »
Sehr interessanter Thread, den ich leider viel zu spät entdeckt habe. :)

Das Meiste Wichtigste wurde hier schon geschrieben und der mehrmals verlinkte Wikipedia-Artikel ist eine wunderbare Quelle und Zusammenfassung, die die eine oder andere Halbwahrheit ausräumen sollte.
Das eine oder andere möchte ich noch hinzufügen:

In einer spätmittelalterlichen Welt war Getreide das Nahrungsmittel Nummer eins. In mittleren und unteren Schichten besonders, aber auch in den oberen Schichten. Verarbeitet zu Brei, Grütze, Suppen, Eintopf und Brot. Laut Robert Fossier aß ein erwachsener Mensch bis zu 2 kg Brot am Tag! Dieses wurde alle paar Tage wenn nicht jeden Tag frisch gebacken (nicht nur einmal im Monat ;) ). Der Hauptanteil an eingelagerten Lebensmiteln wird also Getreide sein, der Haltbarkeit wegen ungemahlen.

Schlachtvieh wurde hauptsächlich Anfang des Winters geschlachtet. Einerseits, wie schon jemand geschrieben hat, weil sich die Tiere im Herbst ihren Winterspeck angefressen haben. Zum anderen aber vorallem wegen der einfacheren Verarbeitung. Durch die niedrigeren Temperaturen und geringerer Schädlingsanzahl wie z.B. Fliegen kann es besser verabreitet werden. Was nicht frisch zubereitet wird, wird auf die verschiedensten Arten (trocknen, räuchern, salzen...) haltbar gemacht. Was so nicht verarbeitbar ist, wird zu Würsten "verwurstet".
Da sich viele dieser Fleischvorräte gegen Ende des Winters dem Ende zu neigten, wurde oft der Rest mit einem Gelage oder Dorffest feierlich verspeißt und damit sozusagen verabschiedet. Dieses "Carne vale!" (frei übersetzt mit "Tschüss Fleisch!") gibt unserem Karneval seinen Namen – und damit beginnt die Fastenzeit.
Man kann also sagen, daß im Winter mehr Fleisch und weniger Gemüse als im Sommer am Speiseplan stand. Vorallem weil viele Gemüse sorten nicht ausreichend lange konserviert werden konnten.

Grundsätzlich würde ich den Speiseplan und damit die Vorratskammer eines einfachen Burgherren mit seinem Gesinde eher am bäuerlichen Umfeld der Burg als an reicheren Bürgern oder sogar dem Hochadel orientieren. Nur daß der Burgherr vielleicht etwas mehr und bessere Qualität auf den Tisch bekam. Ein hochadeliges Festmahl dürfte aber die Mittel eines solchen Burgherren überfordern. Wobei eingangs nicht gesagt wurde, wie reich der Burgherr ist...

Der Kalorienwert der Nahrung war eigentlich recht hoch, höher als teilweise heutzutage. Eher war das Problem die Unausgewogenheit der Kost, die verschiedene Mangelerscheinungen zur Folge hatte. Insbesondere eben im Winter.
« Letzte Änderung: 31.08.2011 | 17:58 von Rabenstein »
Wer also erschricket gern
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Re: Eine gut gefüllte Vorratskammer
« Antwort #72 am: 1.09.2011 | 00:03 »
Man darf ja auch nicht vergessen, dass die Leute damals deutlich kürzer lebten als heute, nicht zuletzt auch wegen Mangelerscheinungen, die altersbedingte Krankheiten (besonders im Bereich der Knochen) begünstigen.

Außerdem war das Essen für unsere heutigen Verhältnisse eher fad, Gewürze waren schweineteuer und daher selten, auch Salz (das weiße Gold!) ist ein Luxusartikel.
Und was teuer ist, damit brüstet man sich gerne, so steht als Zwischengang auf mittelalterlicher Festtagstafel gerne mal ein Löffel Pfeffer :D

Offline Rabenstein

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Re: Eine gut gefüllte Vorratskammer
« Antwort #73 am: 1.09.2011 | 10:02 »
Daß die Menschen im Mittelalter nicht so alt wurden, kann man so generell nicht sagen. Zumindest im Spätmittelalter wurden auch Menschen aus mittleren und unteren Schichten gern mal 70 oder 80 Jahre alt. Gleichzeitig gab es aber eine hohe Kindersterblichkeit, was unterm Strich dann die Statistik nach unten drückt. Aber es stimmt schon, daß in diesen Bevölkerungsschichten die Lebensumstände härter und sagen wir mal ungesünder waren als in unserem heutigen Wohlstandsstaat mit ausgeprägtem Gesundheitswesen und guter Versorgung. Doch ganz so düster und trostlos war das Mittelalter auch nicht. ;)

Was den Geschmack betrifft – für unseren heutigen Geschmack schmeckten die meisten Gerichte zumindest anders, vielleicht etwas fremder. Gerichte wurden anders gewürzt und Aromen anders kombiniert. Was zum Teil auch mit der mittelalterlichen Körpersaftlehre zusammen hängt. Wobei heutzutage in der Lebensmittelindustrie zuviel gewürzt und mit Geschmacksverstärkern und chemischen Aromen gearbeitet wird, daß wir fast schon vergessen haben, wie die echten Zutaten schmecken. Ich würde also nicht unbedingt sagen, daß mittelalterliches Essen fad schmeckt. Eher auf die Basics reduziert. Gewürzt wurde mit dem, was der eigene Garten hergab und exotische Gewürze hatten eben nur die, die es sich leisten konnten.
Wir kochen immerwieder nach mittelalterlichen Rezepten auf den Feldlagern oder anderen Veranstaltungen und ich muß sagen: Fad ist das garnicht! :)
« Letzte Änderung: 1.09.2011 | 10:05 von Rabenstein »
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