Mich wundert ein wenig, dass der Name Heinlein noch nicht gefallen ist - oder hab ichs überlesen? Der arbeitet ja auch mit Venus als Djungelplanet, Mars als einigermaßen bewohnbarem Winterplaneten und Ganymed als Agrarkolonie, um die wichtigsten zu nennen.
Zweitens, die Moralkeule mit der Fremdenfeindlichkeit würd ich einfach mal stecken lassen, war schon so oft da dass es einfach nur noch Augenrollen hervorruft.
Drittens, mein Steckenpferd:
Wie lange darf denn so eine Reise zwischen zwei Planeten dauern? Je nachdem, welchen Zeitrahmen du dafür erlaubst, brauchst du die Technologie nichtmal so wahnsinnig handwaven. Es ist ja bekannt, dass ich mehr so für Hard SF bin, auch wenn man da nicht päpstlicher sein muss als der Papst.
Denn eines sollte klar sein, bei allem Willen zur Suspension of Disbelief: was für die Raumfahrt recht ist, ist auch für das normale Leben billig. Wenn deine Raumschiffe in einer Woche zum Mars fliegen sollen, müssen sie eine wirklich gewaltige Energiequelle zur Verfügung haben (gegen die sich Kernfusion wie ein Teelicht auf Sparflamme ausnimmt). Wenn es so eine Energiequelle gibt, dann kann es auch auf der Erde selbst keine Energieprobleme mehr geben. Solche "Ripple Effects" muss man halt beachten.
Mögliche "nichtmagische" Antriebskonzepte:
- chemisch, also das was wir bisher auch verwenden: Reise zum Mars dauert 6-8,5 Monate.
- Plasma-elektrisch, z.B. VASIMR: angeblich 90 Tage Reisezeit möglich
- nuklear-thermisch (NTR): je nach Modell bis runter auf ca. 35 Tage.
NTRs haben natürlich den "Vorteil" dass sie nicht unbedenklich sind; je nach Konzept blasen sie ihre radioaktiven Abfälle einfach mit dem Abgasstrahl raus, während andere im Normalbetrieb durchaus sauber sind, aber dafür weniger Leistungsstark, und so weiter. Das birgt jdf. meines Erachtens auch wieder Story-Potential.
(Die einfachsten denkbaren NTRs können wir schon seit 50 Jahren bauen; in den 60ern wurden die Dinger bereits auf dem Boden getestet. Für interplanetaren Flug sind diese Solid-Core-Geschichten aber zu schwach.)
Edit:
Ach, du hast ja schon was dazu geschrieben, hatte es überlesen. Also 2-4 Monate pro Strecke -- schön, das passt ja zusammen. Das von dir genannte Antriebssystem wäre allerdings kein Ionen- sondern ein Plasmaantrieb wie die o.g. Option 2 (Ionenantriebe sind sehr massiv und haben sehr geringen Schub und sehr harte physikalische Grenzen in ihrer Leistungsfähigkeit).
Das ist doch schön, weil man da gar nicht viel handwaven muss; man arbeitet ja an genau solchen Antrieben. Das Hauptproblem ist m.E. die umständliche Energieumwandlung: erst erzeugt der Atomreaktor Wärme, die muss dann mittels Wärmekraftmaschine unter erheblichen Verlusten in elektrischen Strom umgewandelt werden, welcher dann wiederum die ionisierte Stützmasse auf beschleunigt. Und die ganze Abwärme muss mit riesigen Radiatoren ins All abgestrahlt werden, was wiederum die Gesamtmasse erhöht. Der alte Teufelskreis.
Die Russen haben sich übrigens in den 60ern einen ganzen Schwung nuklearthermischer Antriebe überlegt:
GrafikDie meisten davon sind allerdings sogenannte "Open-Cycle Gas Core NTRs", welche wie gesagt den ganzen Müll einfach im Abgasstrahl rauspusten, was für den rein interplanetaren Betrieb aber unter Umständen akzeptabel wäre.
Auch eine schöne Variante - mit deutlich mehr Unobtainium, will heissen wir haben keine Ahnung wie man sowas bauen soll - wäre ein Gas/Closed Motor, wie etwa im
Liberty Ship. Dieses Konzept wäre primär dazu angedacht, um schwere Nutzlasten zwischen Planetenoberfläche und Orbit zu befördern, aber es würde natürlich auch im interplanetaren Betrieb funktionieren.