Natürlich gibt es Regeln, die einen geistig unterfordern und daher anöden. Hab ich selbst oft genug am eigenen Leib erfahren. Und ja, das Ergebnis ist: Gediegene Langweile.
Meines Erachtens gibt es bei Regeln einen relativ breiten Bereich zwischen "zu viel Fiddelkrams" und "zu abstrakt", der eher eine Frage des persönlichen Geschmacks als von richtigen Qualitätsunterschieden ist.
Wenn die Regeln zu klein-klein werden, werdn sie unübersichtlich, schwer zu erlernen und schwer anzuwenden und machen das Spiel langsam(er) und träge(r). Im schlimmsten Fall wirkt so ein Spiel arkan und unzugänglich und behindert den Spielfluß.
Wird das Spiel zu stark verschlankt und somit übermäßig abstrakt, wird die Darstellung oberflächlich und unscharf und letztendlich beliebig und nicht mehr nachvollziehbar - an die Stelle einer regeltechnischen Abbildung tritt bei einem übermäßig abstrakten Spiel ein reines Regelartefakt, dass keine Verbindung mehr mit dem dargestellten Spielelement besitzt.
Beide Extreme sind tendentiell eher schlecht und neigen dazu, dass eher die Regeln als das Spiel gespielt wird, entweder weil die Regelanwendung zu arbeits- und zeitintensiv wird oder weil die Regeln belanglos sind. Spiele, die zu sehr in eine Richtung tendieren müßen meines Erachtens schon eine ganze Reihe anderer Qualitäten aufweisen, um interessant zu werden.
(Und natürlich stellt jede Regel beim Rollenspiel eine Abstraktion dar. Die Frage ist also nicht, ob die Regeln abstrakt sind oder nicht, sondern wie sehr und auf welche Art sie abstrakt sind.)