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Offline Skyrock

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Überblick
« am: 11.12.2011 | 23:55 »
Unterhalb der Seesteige stand in uralter Zeit eine reiche Stadt mit einem Kloster. Als die Ueppigkeit ihrer Bewohner so groß geworden war, daß sie Weißbrodlaibe aushöhlten, die Brosamen dem Vieh fütterten und in der Kruste wie in Schuhen umhergingen, versank die Stadt in die Erde, und an ihrer Stelle entstand die Südlache. In dessen Tiefe ist bei hellem Wetter die Thurmspitze des Klosters noch sichtbar, das, wenn jenes zu Friedenweiler versinkt, wieder aus dem Wasser emporsteigt.

Vor vielen Jahren fing der See an, auszubrechen. Da kam in der Nacht eine alte Frau, verstopfte unter zauberhaften Worten die Oeffnung mit ihrer weißen Haube und verhinderte dadurch den Ausfluß. Von der Haube verfault jedes Jahr ein Faden, und wenn der letzte verwesen ist, bricht der See aus und überschwemmt das ganze Seenthal.

Nachdem es schon Manche versucht hatten, die Tiefe des See’s zu ergründen, fuhr auch Einer auf einem Kahn in die Mitte desselben und warf an einer fast endlosen Schnur das Senkblei aus. Schon waren achtzehn Spulen Faden im Wasser und noch genug zu weiterm Abwickeln vorhanden, da rief aus den Wellen eine fürchterliche Stimme:
   "Willst du mich messen,
   so werd ich dich fressen!"
Voll Schrecken ließ der Mann von seinem Unternehmen ab, und seitdem hat es Niemand mehr gewagt, nach der Tiefe des See’s zu forschen.

- alte Volkssagen über die Südlache aus dem Fürstentum Fischler

* * *

Die Vendel-Liga hat weite Teile der Wirtschaft der Eisenlande fest im Griff. Monat für Monat und Jahr für Jahr wird der Griff fester und fester. Im gleichen Maße sehen die Handelsprinzen der Vodacce ihre Felle davon schwimmen.

Die Karawanen aus Vodacce sind einfach nicht konkurrenzfähig. Wo diese über die schlammigen, verfallenen Reichsstraßen nordwärts nach Freiburg stapfen müssen, segeln die Vendeler einfach mit ihren Booten den Roth hinunter.

Nun, das sind von Theus gegebene Dinge, an denen man nichts machen kann, oder?
   Falsch gedacht.

Theus mag den Vendelern den Roth gegeben haben, aber den Vodacce gabe er dafür jahrhundertelange Erfahrung damit, sich die Erde untertan zu machen. Wer eine Reihe von Inseln zu einer Landzunge vereinigen kann, der kann auch einen Wasserkanal durch die Erde graben.

Die Planungen der Prinzenfamilien gingen erstaunlich schnell und mit erstaunlich wenig Dolchstößen über die Bühne, und noch erstaunlicherer Weise tragen die Vendel die Pläne mit.
Die Vendeler werden von Norden vom Roth aus graben. Wische, Pösen und Heilgrund gaben sofort ihren Segen für diese Planungen.
Die Vodacce werden unterdessen vom Süden her vom Handelsfluss aus graben. Es war ein hartes Stück Arbeit, einem so störrischen Esel wie Erich Sieger die Erlaubnis abzuringen, aber der Principe der Mondavis hat es dennoch geschafft.

Natürlich mißtrauten Vodacce und Vendeler einander und gingen davon aus, dass die andere Seite bummeln wird, um der anderen dadurch mehr Arbeit am Projekt und damit einen größeren Anteil an den Kosten aufzuhalsen.
Also hängte man ein großes Bonbon an das Projekt: Diejenige Seite, die es zuerst bis zur Südlache schafft, wird den Zuschlag dafür bekommen, Fürstentum Fischler den Kredit in jährlichen Nahrungslieferungen zu geben, den es braucht, um dem Fischbestand in der Südlache Zeit zum erholen zu verschaffen.

Beide Seiten haben mit dem Kanalbau begonnen. Und alles ging glatt.
   Bis jetzt.


Während die Vendeler ihren Kanal vom östlichen Roth aus in den Zufluss der Südlache treiben werden, werden die Vodacce entweder direkt in die Südlache stoßen müssen, oder einen Umweg an den Schwarzen Wäldern vorbei nehmen müssen, der es unmöglich macht, die Vendeler zu überholen.

Sobald die Leute von Fischler von dem Plan hörten, schlugen sie das Kreuzzeichen. Der von Legenden umwobenen Südlache wird mit Ehrfurcht begegnet, und die abergläubischen Eisen haben mehr als ein Bauchgrummeln bei dem Gedanken daran, mit Spaten ein Loch in sie hinein zu schlagen.

Die Emmissäre der Handelsprinzen winkten mit Beuteln voller Senatoren und versuchten zu beschwichtigen, aber dann begannen die Probleme. Am Kanalufer gelagertes Holz für den Bau geriet in Brand. In Seehafen rutschte die Hafenfaktorei der Mondavis ab und versank im Wasser. Ein Botschafter der Caligaris verschwand spurlos, und man fand nur noch seinen Stiefel und eine Blutspur in die Schwarzen Wälder.

"Das Seeweib und ihr Gemahl, der Schwarze Mann", raunen die abergläubischen Eisenländer. "Die Legion und ihre menschlichen Diener", sagen die überzeugten Kirchengelehrten. "Vendeler Saboteure", donnern die mißtrauischen Vodacce. "Rilasciare, die sich den Aberglauben zunutze machen", meinen die pragmatischen Vendeler und winken ab.


* * *

Das Abenteuer richtet sich an Spielfiguren aus Vodacce, die im Namen der Handelsfamilien in das Eisenländer Fürstentum Fischler gehen, um in der Hauptstadt Seehafen auf die Offiziellen einzuwirken, dem örtlichen Vendeler Gildenhaus auf die Finger zu schauen, den Geschehnissen nachzuegehen und auch sonst Theus und Legion in Bewegung zu versetzen, um diese Schlacht im Handelskrieg zu Gunsten der Vodacce zu drehen.
Aus der Höhle des Schwarzwaldschrates - Mein Rollenspielblog

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- Ludwig von Mises