Ich will euch erzählen von Mastaire. Ja, kommt ruhig näher ihr Kinder und Alten, ihr Krieger und Zauberer. Ihr alle seid willkommen.
Wir Menschen nennen die Lande von Mastaire unser Eigen. Doch das war nicht immer so. Hört nun meine Geschichte. So sie euch gefällt, habt ihr auch sicherlich einen Obolus für einen alten Mann?
Das Erste Zeitalter
(vor mehr als 20.000 Jahren vor Sonos Landung)
Niemand weiß genau, wie lange dieses Zeitalter her ist. Es war das Zeitalter, als die Große Mutter und der Allvater ihre Heimat verlassen mussten, als der Weltenfresser ihre Brüder und Schwestern erschlug und ihre Heimat verschlang. Mit einem Schiff aus Zauberholz und magischem Stahl brachen sie durch den Himmelsozean auf und erreichten nach langer und beschwerlicher Reise diese Welt, die wir heute Ainaris nennen.
Allvater und Große Mutter erbauten die Götterfeste auf dem höchsten Berg des Göttergrats und lehrten ihre Kinder all das was sie gelernt hatten.
Doch wie Kinder sind, waren diese zerstritten und uneins und so ersann Allvater ein Spiel. Jedes Kind solle ein Wesen schaffen, das im Wettstreit mit den anderen liegen solle. So entstanden die alten Völker der Riesen, der Drachen, der Feen und noch weitere, deren Namen und Gestalt heute niemand mehr kennt.
Noch während die Kinder mit ihren Schöpfungen spielten, kam der Weltenfresser den flüchtigen Göttern auf die Spur und verfolgte sie hierher. Allvater verließ die Welt mit seinen ältesten Söhnen und Töchtern, um den Weltenfresser zu täuschen und von Ainaris weg zu lenken. Es gelang ihm, doch kehrte er nie aus dem Kampf zurück.
Die große Mutter hütete Ainaris und öffnete eine alte Truhe, die ihr ihr Vater mitgegeben hatte. In der Truhe ruhten fünf Amphoren mit den Elementen, mit denen die Schöpferin die unwirtliche Welt durch einen elementaren Sturm umformte. Ihre Kinder sahen fasziniert zu und verlagerten ihr Spiel auf das neu geformte Ainaris.
Das Rote Zeitalter
(ca. 20.000 bis 8.000 Jahre v.S.)
In dem Land, welches wir heute Mastaire nennen, siedelten drei der Völker der Gotteskinder. Ihre Reiche wuchsen. Ihr Einfluss wurde größer und schon bald trafen sie aufeinander. Furchtbare Kriege wüteten. Die Drachen verwüsteten die Wälder der Feen, die Riesen zerstörten die Horte der Drachen und die Feen brachten die Bau- und Bollwerke der Riesen zum Einsturz. Der Kampf war schon fast entschieden, als eines der Götterkinder das Geheimnis des Lebens – welches er heimlich aus der Truhe seiner Mutter gestohlen hatte - an die Feen verriet. Aus Licht und Zauberei gebaren die Feen eine kriegerische und zauberkräftige Rasse: die Elfen. Diese übernahmen den Krieg der Feen und löschten die Riesen beinahe aus. Im hohen Norden kann man noch ihre Bauwerke und die Ruinen als Abglanz der alten Zeit bewundern.
Doch als die Drachen ebenfalls der Macht und Zauberkraft der Elfen und Feen zu unterliegen drohten, verriet das Götterkind auch den zwei fast ausgelöschten Völkern das Geheimnis des Lebens.
Die Drachen gebaren die Schlangenmenschen, die sich schnell im Süden ausbreiteten und ein großes Imperium errichteten. Die Riesen züchteten die unheilvollen Urväter der Trolle, Orks, Goblins und Oger, die noch immer das Land jenseits des Göttergrates unsicher machen.
Und es kam wieder zu Krieg. Die Streiter hatten sich geändert, doch die Schlachtfelder waren die gleichen geblieben.
Die Götterkinder durchschauten das Treiben ihres Bruders, nahmen ihm seine Farbe und verstießen ihn aus dem Heim der Götter. Und so entstand der Gläserne Gott, der das Geheimnis des Lebens nun selbst nutzte, um in den Höllen unsagbare Kreaturen zu zeugen: Die Dämonen.
Als die Große Mutter – abgelenkt durch die Gefahr aus dem Kosmos - das Treiben ihrer Kinder bemerkte, unterband sie den direkten Einfluss auf die sterblichen Völker. Sie gab ihren Kindern den Auftrag, ihr Spielzeug sich selbst zu überlassen und lieber die Feste zu sichern. Mit dem Geheimnis des Lebens erschufen die Götterkinder nun die Engelscharen der Duraphim, der Astraphim, der Tiophim, der Elderphim und viele andere, die sich den Dämonen entgegenwerfen sollten.
In der großen Schlacht vom Göttergrat wurde das Land nordwestlich des Gebirges von den Schlachten verwüstet und unwirtlich. Es gelang den Götterkindern ihren Bruder in die Höllen zurückzutreiben, doch mit einem letzten Angriff stieß er seinen Kristallspeer tief in das Herz seiner Mutter. Die Göttin starb und mit ihr brach das Zeitalter der neuen Götter an.
Das Schwarze Zeitalter
(8.000 bis 5000 v.S.)
Die Neuen Völker und ihre Vasallen bekriegten sich lange Zeit. Die Welt brannte. Auch auf anderen Kontinenten herrschte Krieg. Inmitten Mastaires tauchten auf einmal zwölf Zwergenstämme auf, die von einem Land weit im Westen vor einem namenlosen Übel geflohen waren. Sie ließen sich in den Bergen nieder und gründeten ihre Bingen, die auch noch heute stehen.
In den Auen und Waldlanden tauchte ebenfalls ein neues Volk auf, die Halblinge, die sich jedoch nicht an den Kriegen der anderen Völker beteiligten.
Auch auf unserem Mutterkontinent Dagna im Osten tobte in dieser Zeit der Kampf zwischen den ersten Menschen und dem Volk der raubkatzenartigen Mang. Doch von Dagna will ich euch ein anderes Mal erzählen.
Am Ende des Zeitalters gelang es den Handlangern des Gläsernen Gottes erneut, die Höllen zu verlassen. Diesmal schickte er die Schwarze Seuche, die die letzten der alten Völker dahinrafften. Nur die geringsten der Drachen, die schwächsten der Feen und die dümmsten der Riesen überlebten dies. Die Zeit der ersten Völker war nun endgültig vorbei.
Ihre Kinder, die Elfen, Bestien und Schlangenmenschen waren nun frei.
Das Goldene Zeitalter
(5000 bis 1100 v.S.)
In diesen Zeiten erblühten die Reiche der Schlangenmenschen von Kash und der Mondelfen von Luthien. Die Zwerge dienten beiden Reichen als zuverlässige Söldner. Gemeinsam vertrieben sie die Rieslinge und Bestien hinter den Göttergrat und teilten Mastaire unter sich auf. Der Norden solle den Elfen gehören, der Süden den Schlangen, die Berge den Zwergen. In den folgenden Jahrhunderten erkundeten beide Völker die Küsten und kamen sogar bis nach Dagna, von wo sie menschliche Sklaven nach Mastaire verschleppten.
Dieser Vertrag überdauerte viele Jahrhunderte bis der gläserne Gott abermals in die Geschicke der Welt eingriff und die Mondelfenprinzessin Thiona und den Schlangenpriester S’Sriss durch seine Einflüsterungen verdarb und zu seinen Dienern machte. Durch Intrige und Verrat gerieten die Elfen in einen langwierigen Bürgerkrieg, während die Schlangenmenschen ihre eigenen Leute in blutigen Ritualen dem gläsernen Gott opferten. Beide Imperien überstanden dies nicht und zerfielen am Ende des goldenen Zeitalters.
Das Graue Zeitalter
(1100 v.S bis 0 )
Nach dem Untergang der Mondelfen und Schlangenmenschen erhoben sich ihre Sklaven. Menschen, Orks sowie unterdrückte Splittergruppen der Schlangenmenschen und Elfen gründeten ihre eigenen Reiche und Städte. Die Orks eroberten fast den gesamten Norden Mastairs, im Süden gründeten Menschen das Wüstenreich von Attas Mir.
Doch in vielen Jahrhunderten konnten sich kein Herrscher und keine Dynastie richtig durchsetzen.
Im Jahr 87 vor der Besiedlung setzte jedoch der Zwerg Thabash Eisenzorn mit einem Schiff über das Eiserne Meer über und brachte verschiedene mastairische Waren in das kaiserliche Imperium des Ostkontinents Dagna. Kaiser Valian war überrascht von der Güte und Vielfalt der Waren, so dass er beschloss, auf Mastaire eine Handelskolonie zu gründen. Zwei Flotten gingen im Eisernen Meer verloren, doch im Jahr 0 der Besiedlung gelang es seinem achtzehnten Sohn Prinz Isovar Sonos in der Eisernen Bucht zu landen, dort wo sich heute die kaum bedeutende Hafenstadt Ersthafen befindet.
Das Weiße Zeitalter
(seit dem Jahr 0)
Die Besiedlung begann. In den folgenden Jahren kamen weitere Flotten mit Pionieren und mutigen menschlichen Abenteurern nach Mastaire. Im Jahre 15 wurde die heutige Haupt- und Thronstadt Kronwacht gegründet. Die Expansion führte schließlich zu einem Treffen mit Elfen und Zwergen, was im Jahr 85 in den Krieg von Bogen mündete. Im Jahr 86 nutzten die Smaragdelfen der Verboten Insel ein mächtiges Mondelfenartefakt, um einen Mahlstrom östlich der eisernen Bucht zu erzeugen. Die Verbindung zum Kaiserhaus im Osten brach für immer ab.
Der Krieg hielt an und bedeutet den Tod für viele Siedler, jedoch auch Elfen und Zwerge. Ein ganzer Zwergenstamm wurde sogar durch das Haus Elaron vernichtet.
Doch im Norden und Osten wuchs die Bedrohung durch die Orks, Trolle und Bestien. Im Jahr 235 kam es schließlich unter Vermittlung des Halblings Kirin vom Mondwasser zu einem Treffen von Königin Telana von den Menschen, Elfenprinzessin Da’oren von den Smaragdinseln, Tannelfenfürst Lindarion Windklinge, Thronelfenfürst Shadan Blutklinge sowie dem Zwergenhochkönig Braxas Sohn des Grosch.
Die Herrscher besiegelten im Ehernen Vertrag eine Allianz des Lichts zwischen den Völkern der Elfen, Menschen, Zwerge und Halblinge und zogen gegen die Orks.
Land um Land, Mark und Mark, Baronie um Baronie, Dorf und Dorf erkämpften sie von den Orks zurück, die abermals hinter den Göttergrat in das Jenseitige Land oder die Frostöden des Nordens gedrängt wurden. Im Jahr 245 fand bei Neuwacht die letzte große Schlacht auf den Stelenfeldern statt, in der die Allianz des Lichts gegen die Horden siegte.
Nachträglich setzten sie einen neuen Vertrag auf, der die Besitzansprüche der Nationen sicherte: Die Elfen verblieben in den ihnen angestammten Wäldern, die Zwerge in den Bergen und die Menschen und Halblinge in den Ebenen.
Seitdem schützen sie zusammen die Grenzen vom Jenseitigen Land gegen Übergriffe der Bestien.
Im Jahr 541 kam es zu einem Eklat zwischen den Herrschern von Attas Mir und denen von Kronwacht. Ein langjähriger Krieg der Menschen des Nordens und Südens war die Folge, der jedoch nie richtig entschieden oder beendet wurde.
400 Jahre später (im Jahr 910) verstarb der letzte Erbe des Hauses Sonos kinderlos. Sein Hohepriester Gorian übernahm die Macht, ließ die hohen Fürsten ermorden und etablierte eine Herrschaft des Schreckens im Namen der Götter. Die alten Verträge mit den Elfen und Zwergen gerieten bei den Menschen langsam in Vergessenheit, die diplomatischen Kontakte brachen ab. Durch Inquisitoren und selbsternannte Paladine kam das Leid über das Land der Menschen. Jahrtausende altes Wissen ging verloren, Tausende fielen den Scheiterhaufen als Verbrecher, Verräter und schwarze Hexen zum Opfer. Bis sich Vertreter der Neun Familien sammelten und der Herrschaft der Kleriker im Jahr 959 ein Ende setzten.
Doch danach herrschte Uneinigkeit, wer den Königsthron besteigen sollte. Es blieb nur der Bastardsohn des alten Königs oder der Vertreter des nun mächtigsten Hauses Mastak. Die Thronkriege der Neun Häuser folgten. In diesen wurde das Land abermals verheert, die Grenzen zu Attas Mir und dem jenseitigen Land waren empfindlich instabil. Dennoch kam es nicht zur Invasion der Scheusale des Westens.
Als das Neunte Haus, dessen Namen nie mehr genannt werden darf, Dämonen auf dem Schlachtfeld einsetzte, um nun seinen Herrschaftsanspruch durchzusetzen, verbündeten sich die anderen zerstrittenen Häuser gegen sie, radierten das Neunte Haus aus und tilgten seinen Namen aus der Geschichte. Allerdings ist alles Land jenseits der Schimmersee verloren. Dort wandeln noch heute die Toten und Dämonen. Im Jahr 971 unterzeichnen die verbliebenen acht Häuser die Bille der Acht und setzten König Arlgar, den Bastardsohn des letzten Königs des Hauses Sonos auf den Thron. Auch wenn der nunmehr 87 jährige Arlgar nur drei Monate herrschte, so hatte er doch viele Kinder, die ihm nachfolgen konnten und das Fortbestehen der Dynastie sicherten.
Die folgenden Jahre waren geprägt durch die Sicherung des Landes gegenüber den Eiswüsten, dem jenseitigen Land und dem Reich von Attas Mir. Zu größeren Kriegen kam es jedoch nicht.
Im Jahr 1208 allerdings fielen erstmals kargarische Piraten von Norden kommend über die Küstenstädte der Eisernen Bucht her. In den nächsten Jahren folgten immer wieder Raubzüge der Nordlandkorsaren, deren Herkunft ungewiss ist. Vielleicht sind sie gar die Nachfahren einer der verlorenen Flotten der Besiedlungszeit.
Heute schreiben wir das Jahr 1312. Und ich sage euch, dass sich seltsame Dinge tun. Die Jäger des Blutwaldes erzählen von den Prophezeiungen der Knochenelfen, die von einem großen Krieger sprechen. Die 6 verbliebenen Zwergenstämme senden Abgesandte nach Tiefmir. Und dies tun sie eigentlich nur, wenn sie einen neuen Hochkönig für schwere Zeiten wählen. Und im Norden tun sich ebenfalls seltsame Dinge.