Autor Thema: [Chronicles of Skin] Der vergessene Krieg  (Gelesen 1121 mal)

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Offline asri

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[Chronicles of Skin] Der vergessene Krieg
« am: 30.08.2012 | 13:41 »
Nach dem Tod des alten Königs gossen die Croen und die Iho Öl ins Feuer und wetzten ihre Messer. Eine der großen Flaggen brannte, und die Zivilisation war am Ende. Ich bin ein Schreiber der Haut. Heute werde ich die Geschichte des vergessenen Krieges aufdecken.

Es war der Anfang des Bürgerkriegs, bei Höhlen von Byzen.
Der König besuchte mit seinem Volk, sowohl Iho als auch Croen, die heiligen Höhlen, deren Wände der Weltenmaler zu Beginn der Tage gestaltet hatte. Mitten in der Menge stürzte der König und blieb reglos am Boden liegen. Mabyl Piny, ein General der Croen, beugte sich über den König und verkündete seinen Tod. In den Kreis, der sich gebildet hatte, trat Marmyn, ein einfacher Soldat. Seine gestreckte Klinge richtete sich auf seinen General: „Ihr habt den König ermordet! Gesteht Euren Frevel!“ Die Schwerter seiner Kameraden erhoben sich gegen Marmyn, um ihren General zu beschützen. Da bebte die Erde, die Höhle knirschte, und Staub fiel von der Decke. „Gesteht! Euer Verbrechen hat die Erde in Aufruhr gebracht. Mabyl, Ihr seid der Mörder!“ - „Ich gestehe“, erwiderte er, „doch tat ich es nicht aus eigenem Antrieb. Ich bin nur Ausführende einer Verschwörung der reichen Kaufleute der Iho.“ Und sein Blick fiel auf Hol, den wohlhabenden Händler. Doch Hol und Mabyl liebten sich heimlich, und Hol zog einen Dolch hervor. Er forderte Marmyn heraus, der Händler den Kämpfer, um das Leben seines geliebten Mabyl zu retten. Wieder zitterte die Erde, die bemalten Höhlenwände zerrissen und Steine fielen um die Kämpfenden herab.  Und Mabyl, der Königsmorder, erstach Marmyn hinterrücks, um sein Herz zu retten. Das Volk floh vor dem Einsturz, doch die Iho töteten alle Croen, die die Höhle verlassen wollten. Marmyn sah in die toten Augen seines Königs. „Mein Herr“, und seine Stimme brach, „im nächsten Leben...“ Währenddessen flohen die Liebenden tiefer in die Höhle. Mabyl fand Sicherheit, doch er sah Hol sterben, zerquetscht von einem Felsen. Ohne Ausgang, ohne Nahrung sah er seinem Untergang ins Auge. Da zeichnete das Gesicht seines Geliebten an die Wand, mit seinem eigenen Blut. Und viele Croen starben an diesem Tag, und die Erde war blutgetränkt.

Es war mitten im Völkerkrieg, bei der Baumstadt am Kreuz. Viele wichtige Iho hatten sich im Versammlungsraum des größten Baumhauses versammelt. Gastgeberin war die Hohepriesterin Oda Abi, und ihre Sklaven Epedus und Babyss bedienten die Herrschaften. Die beiden waren Geschwister. Epedus wünschte sich, dass Oda Abi die größte und herrlichste Herrscherin der Iho sein möge. Er mischte Gift in die Getränke der Gäste. Seine Schwester Babyss bemerkte den kleinen Jungen Hobi, der über ein Fenster in den Saal geklettert war. Doch sie konnte ihn nicht aufhalten. Er sprang auf die Tische und rief, dass die Croen den Staudamm über der Stadt sprengen wollten, um die ganze Stadt zu überschwemmen. Damit das Eindringen von Hobi ihr nicht angelastet würde, tat Babyss emsig und verteilte die Getränke von Epedus an alle Gäste. Doch sie wusste nichts von dem Gift, und als die wichtigsten Iho-Führer nach kurzer Zeit sterbend am Boden lagen, erwürgte Oda Abi ihre Sklavin mit ihren eigenen Haaren. In seiner Verzweiflung tötete Epedus erst seine Herrin, dann trank er selbst die letzten Tropfen Gift. Während die Baumstadt unterging, wurde der kleine Junge Hobi von den Croen gefangengenommen und wuchs als einer der ihren auf.

Es war zum Ende des Völkerkriegs, im Urwald von Seriphim. Bargar, eine alte, weißhaarige Matriarchin der Croen, befehligte ihr Volk im Angriff gegen die Iho-Priester, die auf einer Waldlichtung mit einem Ritual Dämonen beschwören wollten, die die Croen auslöschen sollten. Zu Bargars Kämpfern gehörten ihr Sohn Grun Kemper und Nini Lars, ein fähiger Jäger. Beide waren verliebt in die schöne Brynyn, eine gewandte Kriegerin. Mit einem wilden Schrei stürmten die Croen auf die Lichtung, doch Nini Lars zog Brynyn beiseite und gestand ihr seine Liebe. Da tauchte eine Nachhut der Iho auf, und die Croen sahen sich plötzlich zwischen ihren Feinden eingekeilt. Grun Kemper erschlug die Priester auf der Lichtung, doch zu spät: Das Portal war geöffnet und schon wütete ein Dämon ungehemmt unter Croen und Iho, da kein Priester mehr lebte, um ihn zu kontrollieren. Nini Lars wollte die gnadenlose Bargar erschlagen, doch der Dämon mähte die Menschen neben ihnen nieder und schnellte in Richtung Brynyn weiter. Besorgt um ihre Geliebte ließ Nini Lars die Matriarchin stehen und rannte davon. Grun Kemper erkannte, dass ohne eine Macht, die die Dämonen auf die Iho lenkte und die Croen beschützte, alles verloren sei. Um selbst diese Macht zu erlangen, opferte er seine Mutter, Bargar. Doch die Dämonen spürten nun die Verzweiflung in den Croen, und griffen nur noch sie an. Die Iho konnten sich zurückziehen, während ihre Feinde niedergemetzelt wurden. Nini Lars und Brynyn starben in dem Rachen eines Dämons. Grun Kemper sprang durch das Portal, sein Schicksal ist unbekannt.

Trotz ihrer Niederlage in der Baumstadt am Kreuz gewannen die Iho den Krieg. Sie gruben die eingestürzten heiligen Höhlen von Byzen wieder aus und fanden in einer Nische, neben einem Skelett, ein Bild an der Wand, ein Bild des Weltenmalers. Das Volk der Iho erschuf ein großes Reich, dessen Glanz viele Jahrhunderte lang strahlte.

Und das ist die Geschichte des vergessenen Krieges und des Untergangs der Croen.