Hintergrund:
Die Völker der Nebelinsel
Die Insel Laellir liegt nebelumschlossen im Nordwesten vor der Küste von Eire, alt wie das Uldwyld, geheimnisumwittert wie Avalon. Für die fliehenden Túatha Dé Danann soll sie der letzte Halt bei ihrem Rückzug in die Anderswelt gewesen sein, und gleichsam eines der Tore dorthin. Die Wasser in denen sie liegt, sind dunkel und voller Riffe, das Wetter der schroffen Küsten streng, und die Nebel äußerst trügerisch – viele Schiffe sind gekentert beim Versuch, hier an Land zu gehen. Die Zivilisation vom Festland hat nur langsam einen Fußhalt auf der Nebelinsel gefunden. Abgeschnitten vom Rest der Provinzen der Hochkönige von Eire und späterer, modernerer Herrscher, ändern sich die Verhältnisse auf Laellir immer noch nur langsam, und Neuerungen dringen nur allmählich dorthin durch. Die von der irischen Armagh-Kirche ausgehende Christianisierung erreicht das Inselkönigreich ebenfalls erst als letzten Teil Irlands, und die Alten Wege werden hier erbittert verteidigt. Als die Christianisierung in den Städten abgeschlossen ist, hat sich auf dem Land und in den Tiefen der Wälder wenig an dieser Lage geändert. Laellir wehrt sich gegen die Zeichen der Zeit in seiner Abgeschiedenheit, so erscheint es, und jede Neuerung, die diese Insel schließlich erreicht, findet bei ihrer Ankunft bereits ein reiches, stets fruchtbares Mythengeflecht noch älterer Zeiten vor, das nur schwerfällig bereit ist, Platz zu machen, nicht ohne Widerstand geht, und nie ganz verschwindet.
Laellirs Familien und sein König halten Irland die Treue seit der Zeit der Hochkönige, und sehen sich als eine seiner Provinzen, jedoch werden sie aufgrund ihrer Isolation oft vom Rest des Landes vergessen, und sind in Europa fast gänzlich unbekannt, was ihnen nicht selten zum Vorteil gereicht, während auf den Britischen Inseln und auf dem Festland die Zeiten sich ändern...
Das Haus Thainbar, mächtigste der Glaan-Familien von Laellir, stellte viele Generationen lang den König über die Insel. Der vorletzte Thainbar-König Ulbagh band die anderen Ritterfamilien durch eine Art "Tafelrunde"-Ideal an sich und aneinander, beflügelt durch die Geschichten seiner Barden nach dem Vorbild von König Artus. Der "Eid der Runde" machte die Ritter des Reiches Laellir beinahe ebenbürtig, und hielt die Intrigen und das Misstrauen unter ihnen gering.
Die Zerbrochene Runde
Wir schreiben das Jahr 1254. Vor einigen Generationen haben für das Königreich Laellir schwere Zeiten begonnen. Die Gold- und Silbervorräte, welche viele Provinzen der Insel in vorsichtigem Handel in Eire und auf dem Festland schlagartig reich gemacht hatten, gehen seit der Zeit des vorigen Thainbar-Königs Donabagh zur Neige. Der Sechste Kreuzzug Europas ist gescheitert und weitgehend beendet, und die beiden kleinen Ritterhäuser, die daran teilgenommen haben, sind schließlich nach mühseliger Irrfahrt aus Persien und Ägypten auf die Insel zurückgekehrt. Die Kreuzritter der kleinen Insel hatten sich erhofft, Gelder für ihre Bauvorhaben von seitens der Kirche akquirieren zu können durch ihre Teilnahme für den englischen König. Mitnichten aber hat der Kreuzzug ihnen Wohlstand und Frieden gebracht, und auch der Rest des Inselreiches zieht keinen Gewinn aus dem Geschehenen.
In der Hauptstadt der Insel sollte eine Kathedrale entstehen wie es sie auf dem Festland gibt und noch größer gar, und Unsummen wurden von der vorigen Generation und König Donabagh Thainbar für den Bau ausgegeben. Auf dem Festland streiten nun Kaiser und Papst erbittert miteinander, in England hat die Heimkehr der überlebenden Kreuzritter Verwaltungschaos ausgelöst. Die Leitung durch den irischen Adel und Klerus dringt derzeit nicht bis Laellir durch. Die auf der Insel herrschende Königsfamilie der Thainbar wird nun vom großspurigen König Donnacha Thainbar eisern geführt, doch die Richtung scheint falsch zu sein, nun sind die Thainbar durch König Donnachas Wahn und Feindschaft mit sowohl der Kirche als auch den Druiden der Wälder endgültig bankrott gegangen. Der "Eid der Runde" ist zerbrochen, und die Ritter und Adelshäuser sind uneins. Die Glaans schauen mit besorgtem Blick gen Thainbar Neamhnaid, ihrer Hauptstadt, wo die Kathedrale von Simbollough als halbfertige Ruine zu bestaunen ist, und sprechen von der "Zerbrochenen Runde". Viele der armen Bauern der Provinzen wurden in den letzten Jahren zu Räuberbanden, die die dunklen Wälder unsicher machen, einige der Ritterhäuser wurden zu Raubrittern, welche gierig und verzweifelt nach den Resten der einstigen Macht auf der Insel zu greifen versuchen.
Familien mit "Hexenblut", "Feenblut" oder "Tierblut" werden auf dem Land immer noch geschätzt und respektiert, wie zur Blütezeit der Druiden und der Danu-Anbetung, aber vom Klerus und Adel in den Städten und auf den Burgen werden sie gefürchtet. Noch "das Uldwyld" in sich zu tragen gilt zumindest als anrüchig und verdächtig. Nun sind jedoch die Ressourcen nicht mehr da, um sie zu verfolgen, wie einstmals, und verzweifelte Adelige halten es bisweilen gar nicht mehr für so abwegig, den Rat oder die Dienste derer mit dem Uldwyld-Blut zu erbitten.
Und vielerorts geschieht es, dass das Volk von Laellir sich zurück in seinen alten Volksglauben flüchtet: Sie verehren Waldgeister. Die Bräuche der Druiden und der Glaube an Danu sind auf Laellir nie ausgestorben, und wurden vorsichtig in den ländlichen Regionen gehütet, wie auch die alten Geschichten der Alten Wege. Sidhe, Elfen, Zwerge, Trolle und anderes Wylde Volk beantwortet die Gesuche und Angebote, und beginnt in diesen Gebieten den Sterblichen außerhalb ihrer Hügel und Kultstätten im Myurrwyld-Wald zu erscheinen. Das Wylde Volk erinnert sich allzu gut der Zeiten, als es unangefochten über die Nebelinsel Laellir herrschte, und seine Kontrolle noch nicht auf das außerweltliche Tír na nÓg begrenzt war, und beobachtet die Ländereien der Menschen in diesen stürmischen Zeiten mit scharfem Auge. Der Aberglaube älterer Zeiten erwacht auch in den Städten und beginnt mit dem Christentum zu wetteifern. Nun hat selbst König Donnacha Thainbar an seinem Hof einen Berater, der ein berühmter Magier sein soll – nach einer möglichen Rettung aus den schweren Zeiten wird überall gesucht, wie es scheint, und nichts wird unversucht gelassen…
Der Sechste Kreuzzug hat jedoch noch etwas anderes aufgestört, aber die einzigen, die dies zu ahnen beginnen, sind jene Kreuzritter, die von dort heimgekehrt sind und seither erfolglos versuchen, den Albtraum ihrer Irrfahrten in jenen fernen Landen zu vergessen. Dieses neu erwachte Übel ist älter als das Christentum, und auch älter noch als die Bräuche der Kelten. Der Feind zeigt nun sein Gesicht, endlich, nachdem er während dem Niedergang der Königsfamilie Thainbar und dem Zerbrechen der Runde in den Schatten gelauert hat und seine Kräfte gesammelt hat. Auf einmal scheinen seine Schergen überall zu sein. Die Vermummten, die des nachts in den Wäldern umgehen, sind keine Druiden und keine Räuber, sondern die Anhänger einer Monstrosität, die laut einiger Wahnsinniger schon länger in Eire und anderen Teilen der uralten Welt weilt, als sich die Menschen und selbst das Wylde Volk erinnern können. Schwarze Reiter in zerschlissenen Kuttenmänteln und schwarzglänzenden Harnischen werden von unbekannten Herren ausgeschickt, um ihrerseits Erkundungen über die Sterblichen einzuholen, wie man berichtet, und die nächtlichen Straßen sind nicht mehr sicher vor ihrem scheußlichen Anblick. Die Herrscher-Häuser der Insel konsultieren ihre Späher und die Weitgereisten ihres Landes, und beginnen, ein erschreckendes Bild zusammenzusetzen, gegen das sie nun vorerst jedoch scheinbar nichts unternehmen können. Eine ganze Reihe an Kulten sucht demnach die Provinzen heim, und sie werden – obschon man fast nichts über sie weiß, auch nicht, wer die Götzen überhaupt sind, die sie anbeten – als wachsende Gefahr angesehen für das Königreich.
Auf Hilfe vom Festland ist in absehbarer Zeit nicht zu hoffen. Nur wenige irische und leallirische Schiffer trauen sich überhaupt zu, die halbverborgenen Seerouten durch die zahllosen Riffe zu nehmen, und in dieser Jahreszeit spielen Nebelbänke und Unwetter besonders verheerende Streiche. Laellir ist eine verlorene Kolonie. Die Glaans und Völker müssen sich nun vereinen, um sich selbst zu helfen.