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Feedback zu Matrjoschka
Von deiner Grundidee war ich ziemlich begeistert: Leute, die innerhalb eines Zeitlimits etwas Bestimmtes machen müssen, damit sie das Abenteuer bestehen können. Das erzeugt im Ansatz bereits eine gewisse Grundspannung im Szenario. Leider hast du das aber nicht zur Gänze durchgezogen, doch dazu später mehr. Die Umsetzung der vorgegebenen Stichwörter als Superkräfte ist hingegen gut gelungen und auch die Interpretation einiger davon gefallen mir sehr gut.
Bei der Aufbereitung gibt es ein paar Abzüge. Ein Inhaltsverzeichnis vermisse ich bei diesem Szenario schmerzlich – besonders weil der Spielleiter ja das Gefühl des Zeitdrucks vermitteln soll und langes Nachschlagen das Ganze dabei etwas ausbremst. Die Karte ist wirklich gut gestaltet, aber sie hätte auch ein wenig detailierter ausfallen können – mehrere Karten, von denen eine im Überblick die Fundorte der Matrjoschkas angibt und eine dritte vielleicht die auftretenden Bedrohungen inklusive der SGs angibt, wäre hilfreich gewesen, denn das hätte dem SL gleich einen Überblick gegeben. Auch eine Zusammenfassung des Hintergrundes in der Ausführlichkeit der Einzelerinnerungen und eine detailierte Timeline hätte ich gerne gehabt – einfach um auch als SL zu wissen, was passierte wann und warum und welche Konflikte zwischen den SCs ergeben sich schließlich daraus. In der Tat erreichst du zumindest bei mir mit „Matrjoschka“ nicht den „Drama-Faktor“, den du dir vielleicht erhofft hast. So interessant die SCs auch sind, – diese ganze russisch-revolutionäre „Färbung“ gefällt mir sehr gut und auch die Figuren selbst stelle ich mir spannend zu spielen vor, besonders die Beziehung zwischen Schumacher und Cody – sie geben mir nicht allzuviele Ansätze für echtes Drama, weil es eben keine klaren Gruppen und klaren Meinungen gibt, die sich gegeneinander durchsetzen wollen. Sekundärziele unter den Figuren hätten mir gefallen, wie zum Beispiel, dass Beltaine langsam herausfindet, dass sie den Komplex eigentlich zerstören will, Cody Schumacher abservieren will oder Vanja unbedingt Hiob finden möchte. Gegenläufige Ziele der SCs, die sich nach und nach entblättern, hätten mir da etwas Pulver gegeben. Auch finde ich es immer schwierig zu diktieren, dass ein Spieler seinen vorgefertigten Charakter „as written“ spielen muss, damit das Abenteuer funktioniert. Hier hättest du erklären können, dass die Behandlung von Hiob, die die Erinnerungen der SCs löschte, durchaus auch unbeabsichtigte Persönlichkeitsveränderungen hätte hervorrufen können.
Ich verstehe, warum du IT-Gespräche vom Zeitlimit ausgenommen hast: Eben um das zwischenmenschliche Drama zu fördern. Doch dazu fehlen mir irgendwie die Ansatzpunkte und die Bereitschaft. In der Tat stelle ich es mir interessanter vor, das Zeitlimit auch für Gespräche gelten zu lassen: Wenn die Spieler wissen, dass die Zeit drängt, dann sprechen sie brennende Punkte womöglich direkt an und reden nicht um den heißen Brei herum. Zumal ja im Falle eines Ablaufs des Zeitlimits ja zunächst einmal nichts passiert: Du gibst zwar Impulse, wie sich das Szenario danach entwickeln könnte, doch ich hätte es besser gefunden, wenn du zumindest einen oder zwei von diesen Vorschlägen etwas ausführlicher und mit Regeln unterfüttert präsentiert hättest – so bleibt bei mir das Gefühl, dass diese gesamte Prüfung reichlich ziellos gewesen war und ich glaube als Spieler wäre es mir auch so gegangen. Eine Idee wäre vielleicht, den Ablauf des Zeitlimits auch physisch sichtbar zu machen, zum Beispiel eben durch ein langsames Sich-Auflösen des Komplexes (Halluzinationen, die bröckeln).
Hiob bleibt als Figur für mich leider auch etwas dunkel. Mir wird nicht klar, warum Hiob Prüfungen entwirft, bei denen seine Freunde verletzt werden können, wenn er es doch ablehnt, sie zu töten – ihm müsste klar sein, dass das gefährlich ist. Ich durchschaue diesen Jungen als SL absolut nicht, vor allem, da ich nicht weiß, was für eine neue Weltordnung er sich genau vorstellt. Hier fehlen mir einfach ein paar Infos. Das bedeutet nicht, dass das Szenario logisch überhaupt nicht funktionieren würde – eigentlich klappt es in sich geschlossen recht gut – aber es fehlt mir einfach hier und da ein wenig der größere Sinn des Ganzen. Mir fehlen bei den Prüfungen auch klar die moralischen Entscheidungen, die Hiob ja eigentlich forcieren will. Wenn er Illusionen zur Verfügung hat, warum baut er dann nicht Prüfungen mit „echten“ Menschen, die es zu retten oder zu besiegen gilt?
Über die Mechanik will ich keine großen Worte verlieren. Sie funktioniert mit dem Szenario sicherlich, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass sie das, was „Matrjoschka“ sein will, besonders unterstützt. Wenn ich das Szenario so lese, habe ich etwas wie „Dread“ im Kopf: Ein System dass die Dringlichkeit des Zeitdrucks mit in die Regeln gießt. But maybe it's just me.
Letzten Endes kann ich nur sagen, dass du bei „Matrjoschka“ an einigen Stellen noch die grobe Feile ansetzen musst, damit das Szenario wirklich rund wird, aber für die frische Idee und das interessante Setting habe ich Einiges übrig.