Autor Thema: Tatort... Wo ist er hin?  (Gelesen 1300 mal)

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Offline Gorilla

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Tatort... Wo ist er hin?
« am: 5.01.2014 | 22:23 »
Ich habe heute dem Tatort mal wieder ne Chance gegeben und tatsächlich hat er mich ein wenig positiv überrascht:
Zwar war der Mörder natürlich von psychologischen Problemen (Wahnvorstellungen) geplagt. Und natürlich war ein Familienmitglied (alternativ auch Jugendfreund, Stiefkind, Tochter, von der niemand wusste,...) in dem Fall als mögliches weiteres Opfer involviert. Und natürlich ist der ermittelnde Kommissar von eigenen psychischen Problemen geplagt; in diesem Fall Alkoholismus (alternativ ginge auch Autismus oder schizophrene Tendenzen).
Aaaaaber: Der Kommissar war kein 25-Jähriger. Immerhin.

Jetzt erklärt mir doch mal bitte jemand, warum die "neuen" Tatorte unbedingt so auf US-Krimiserien machen müssen. Wo wir doch wissen, dass deutsche Regisseure in aller Regel genau Eines nie schaffen: Hollywood "gut" immitieren.
Also, wo ist er hin, der gute, alte, biedere aber unanstrengende und nett unterhaltsame Krimi. Schaffen das nur noch die Briten (s. Inspector Barnaby)?

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Re: Tatort... Wo ist er hin?
« Antwort #1 am: 6.01.2014 | 15:59 »
Der erst Weimarer-Tatort fiel in diese Liga. War echt genial. Tschirner und Ulmen sind aber halt auch ein verdammt gut eingespieltes Team.

Ansonsten gefallen mir noch die Muensteraner-Tatorte sehr.

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Re: Tatort... Wo ist er hin?
« Antwort #2 am: 6.01.2014 | 16:13 »
Wenn Du mal Tatorte sehen willst, die anders sind (also keine Klamauk-Tatorte a la Münster oder Hollywoodklone) dann kannst Du ja mal aktuelle Tatorte aus dem Saarland ausprobieren. Die sind gewiss keine typischen Tatorte und deren Qualität wird mehr als kontrovers diskutiert (meine Eltern schauen saarländische Tatorte aus genau diesem Grund nicht mehr), aber mir gefallen sie.

Ansonsten gefallen mir die bayrischen Tatorte mit dem Doppelpack Batic/Leitmayr recht gut. Die dürften auch noch unter "gute alte Krimis" fallen.
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Re: Tatort... Wo ist er hin?
« Antwort #3 am: 6.01.2014 | 16:19 »
Ich fand den letzten Tatort aus Kiel sehr sehenswert. Die Story war zwar etwas Columbo-like (der Zuschauer kannte die Mörderin im Gegensatz zum Kommissar), aber die Schauspieler haben wirklich überzeugt, und es war nicht übertrieben amerikanisch.
Im übrigen bin ich der Meinung, dass der Tatort sich ruhig ein bißchen ändern darf, dieses sozialkritische deutsche Betroffenheitsfernsehen, was beispielsweise aus Ludwigshafen kam (die arme Ulrike Folkerts, die musste immer gegen blöde Plots anspielen). Mich stört auch, dass die Bösen immer mit den gleichen Schauspielern besetzt werden, und selbst wenn das Grundthema etwas brisanter ist, am Ende wars doch der betrogene Ehemann / die Ehefrau / Geliebte.
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Re: Tatort... Wo ist er hin?
« Antwort #4 am: 6.01.2014 | 16:25 »
@Dr Hoo:
Falls Du die Gelegenheit bekommst: "Nie wieder frei sein" mit Batic und Leitmayr.
Gefiel mir bisher am besten. Und der betrogene Ehemann/die Ehefrau/Geliebte war es nicht. ;)

EDIT: Die Ludwigshafener Tatorte habe ich aber auch gefressen...
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Re: Tatort... Wo ist er hin?
« Antwort #5 am: 6.01.2014 | 16:35 »
Als bekennender Inspektor Barnaby Fan muss ich dem Gorilla da zustimmen: Mir werden viele Tatorte langsam aber sicher zu depri.
Und ja, auch das Münchner Team nimmt langsam grauere und grauere Züge an.
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Re: Tatort... Wo ist er hin?
« Antwort #6 am: 6.01.2014 | 16:37 »
Als bekennender Inspektor Barnaby Fan muss ich dem Gorilla da zustimmen: Mir werden viele Tatorte langsam aber sicher zu depri.
Und ja, auch das Münchner Team nimmt langsam grauere und grauere Züge an.

Definiert doch bitte mal "depri".
Inspektor Barnaby würde imho im deutschen Fernsehen gar nicht funktionieren, weil niemand einen netten Polizisten sehen möchte, der sich mit englischem Humor durch pittoreske Dorflandschaften ermittelt. Naja, vielleicht im Bullen von Tölz oder "Mord mit Aussicht". Aber eins zu eins wird das nicht funktionieren.
Übrigens sind 4-5 Tote bei Barnaby Minimum, das find ich jetzt nicht unbedingt weniger grau. Das fällt nur nicht so auf, weil da immer so schön skurrile englische Typen durchs Bild laufen.
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Offline Thandbar

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Re: Tatort... Wo ist er hin?
« Antwort #7 am: 6.01.2014 | 16:42 »
Der erst Weimarer-Tatort fiel in diese Liga. War echt genial. Tschirner und Ulmen sind aber halt auch ein verdammt gut eingespieltes Team.

War meiner Auffassung nach zu sehr postmoderne Selbstparodie, um ein "richtiger" Tatort zu sein. Das tolle Spiel der prominenten Hauptdarsteller erdrückte ein bisschen den ziemlich schwachen Würstel-Fall.

@Dr Hoo:
Falls Du die Gelegenheit bekommst: "Nie wieder frei sein" mit Batic und Leitmayr.
Gefiel mir bisher am besten. 


+1

Die Bayern gefallen mir insgesamt sehr gut. Die frühen Münsteraner-Folgen mag ich auch sehr.
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Re: Tatort... Wo ist er hin?
« Antwort #8 am: 6.01.2014 | 16:42 »
Definiert doch bitte mal "depri".
Inspektor Barnaby würde imho im deutschen Fernsehen gar nicht funktionieren, weil niemand einen netten Polizisten sehen möchte, der sich mit englischem Humor durch pittoreske Dorflandschaften ermittelt. Naja, vielleicht im Bullen von Tölz oder "Mord mit Aussicht". Aber eins zu eins wird das nicht funktionieren.
Übrigens sind 4-5 Tote bei Barnaby Minimum, das find ich jetzt nicht unbedingt weniger grau. Das fällt nur nicht so auf, weil da immer so schön skurrile englische Typen durchs Bild laufen.

Ein Teil von "Depri" hier hat damit zu tun, dass in den letzten zwei Jahren im Tatort immer mehr Opfer zu Tätern wurden. Ein weiterer Teil von "Depri" hat damit zu tun, dass Täter aus Umständen heraus genau so hart bestraft werden und die Endabhandlung immer gnadenloser ausfällt, also sich den amerikanischen Krimi-Serien nähert.

Ich bin es z.B. leid, zu sehen dass ein, sagen wir mal, Vergewaltigungsopfer das seinen Peiniger umbringt dann gnadenlos als Täterin gejagt wird. So eine Scheiße will ich in meiner Freizeit nicht zur Entspannung sehen.
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Offline Boba Fett

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Re: Tatort... Wo ist er hin?
« Antwort #9 am: 6.01.2014 | 16:48 »
ich muss gestehen, dass ich es gut finde, dass alle Tatort-Handlungsorte einen für sich typischen Charakter haben und auch, dass die sich unterschieden.
ich schau gern den Münsteraner an, aber da erwarte ich auch nicht viel mehr als Klamauk.
Ich seh gern den Kieler, den Bremer und noch einige mehr (Hannover).
Köln, Berlin und München gehen für mich persönlich gar nicht.
Frankfurk gefiel mir mit Andrea Sawatzki fand ich auch sehr gut (tolle Schauspielerin, auch wenn das Haifischgrinsen abschreckt) - die Nachfolger haben mich nicht so begeistert. Joachim Krull (Kroll?) fand ich ansonsten bisher sehr genial (Komissar Brunetti zB), aber im Tatort eher bescheiden.

Aber das macht Tatort eben aus, dass die Settings unterschiedlich sind und die Geschmäcker eben auch.
Aber der Gesamtwertung "mir gefallen zunehmend weniger Orte" kann ich mich anschliessen...

Seit einiger Zeit sehe ich auf Anraten von meinem Kollegen auch ab und zu den Polizeiruf, die auch echt gute Settings haben. Gefällt mir.

Barnaby ist aber zB eine andere Liga, da wird ein netter Krimi mit englischem Humor und echter Satire über die englische Gesellschaft gewürzt. (Leider kenne ich da inzwischen so gut wie alle)
Ansonsten gibts aber auch gute Krimialternativen (Brunetti, Lynley, Laurenti, ...) aber auch da: Geschmäcker sind verschieden.
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Offline Selganor [n/a]

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Re: Tatort... Wo ist er hin?
« Antwort #10 am: 6.01.2014 | 17:08 »
Wer etwas "klassischeren" Tatort mag, dem sei der ARD Radio Tatort empfohlen. Ich hoere den schon seit Jahren (und habe den Tatort im Fernsehen seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen...
Abraham Maslow said in 1966: "It is tempting, if the only tool you have is a hammer, to treat everything as if it were a nail."

Offline Gorilla

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Re: Tatort... Wo ist er hin?
« Antwort #11 am: 7.01.2014 | 14:30 »
Ok. Schon mal beruhigend, dass ich mit meinen Empfindungen nicht ganz alleine bin.
Die unterschiedliche Tonalität und die Unterscheidbarkeit stört mich gar nicht - ganz im Gegenteil. Saarland z.B. ist auch wirklich witzig (nur leider ist abgesehen vom Hauptdarsteller die Schauspielerriege imho einfach nur schlecht).
Mich stört tatsächlich nur der überall zunehmende Pathos, Profiling-Mist und die überbordende Dramatik. Das ist etwas, das gerne in den unsäglichen Criminal CSI Minds of Miama in Hannibal's Vegas Serien aus den USA bleiben darf. Dort weiß man, dass es kommt. Im Tatort wirkt es für mich einfach nur deplaziert.

Offline Evil Batwolf

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Re: Tatort... Wo ist er hin?
« Antwort #12 am: 7.01.2014 | 15:13 »
Meine Favoriten sind Maria Furtwängler, Jörg Hartmann und Axel Milberg.

Was ich gar nicht kann, sind die Tukur-"Tatorte".

Insgesamt war die Tatort-Reihe nie durchgängig geschmacksstringent. Schimanski und Max Palü z. B. waren wohl eher nicht für die gleiche Zielgruppe gedacht.

Solange für mich aber immer noch was dabei ist, bin ich zufrieden. Man muss ja nicht jede Folge anschauen.