Vielleicht zunächst ein Eindruck zu den Serien.
Es ist korrekt das Drama-Serien ohne oder nur mit sehr dezenten phantastische Elementen den größten Anteil der TV-Unterhaltung ausmachen. Gerade in Deutschland wo sich Serien, außer in Ausnahmefällen, mit phantastischen Thema recht schnell auf den Rücken drehen.
Letztes Opfer: Sleepy Hollow.
Meines Erachtens kann man allerdings auch beobachten das Serien ohne den Anteil gerade in Rollenspielkreisen ein eher schlechteres ansehen geniessen. Unabhängig davon ob bei Greys Anatomy aufkommt das es unrealistische Beziehungsschmonzetten sei oder eingeworfen wird, wenn man offenüberlegt wie man Desperate Housewives in einem Rollenspiel umsetzen könnte, das man weder das Genre noch unbedingt die Zielgruppe - respektive das was man dort unterstellt - im RPG wünscht.
Ansonsten habe ich vor kurzem einmal meinen aktuellen Serienkonsum gezählt und bin auf 29 laufende Serien gekommen bei denen ich keine Folge verpasse. Hierbei stehen 6 Serien die ich unter Umständen als "normal" bezeichnen würde:
Hannibal, Boardwalk Empire, Devious Maids, Elementary, The Big Bang Theory, The Americans
Insgesamt 23 Serien gegenüber bei dem die Bezeichnung nicht hinkommt. Sortiert ist es nach Gefallen.
Game of Thrones, Once Upon a Time, Arrow, American Horror Story, Grimm, Sleepy Hollow, Axe Cop, Family Guy, Once Upon a Time in Wonderland, Black Mirror, Black Sails, Lost Girl, Supernatural, Witches of the East End, Under The Dome, Agents of SHIELD, Doctor Who, Falling Skies, True Blood, The Walking Dead, Revolution, Da Vincis Demons, Dracula
Wieso unter Umständen? Weil ich von den angeführten Serien nur zwei auf einer mit Greys Anatomy vergleichbaren Ebene der Normalität sehe. Devious Housewives sowie Elementary. The Big Bang Theory ist einfach eine Comedy-Serie. Boardwalk Empire sowie The Americans spielen beide in der Vergangenheit, fokussiert auf einen Lebensbereich den eher die wenigsten Menschen zu der Zeit ausfüllten. In einem, aus europäischer Sicht, fremden Land.
Bei Boardwalk Empire kommt hinzu das die Figuren zwar interessant sind, jedoch nicht "normal" wirken und die zeitliche Distanz eine größere ist. Hinsichtlich Hannibal fordert einerseits der "abartige Serienmörder" mitunter etwas die Vorstellungskraft heraus, demhinzukommt das die Charaktere weniger normal sind als, jeder auf seine Weise, überaus gestört.
Die Konflikte mit denen sich die Figuren bei Boardwalk Empire, The Americans, Hannibal [oder auch das häufig genannte Breaking Bad] auseinandersetzen sind nicht normal. Klar, sie ziehen nicht aus um Drachen zu erschlagen, aber sie stehen vor der Herausforderung ihre Existenz im kriminellen Umfeld zu organisieren, ihrer Tätigkeit als KGB Agenten nachzugehen oder als Serienmörder ein Interesse an einem Profiler entwickelt zu haben.
Bringt man allzu alltägliche Konflikte und Probleme in phantastische Serien ein, kann das schnell dazu führen das die Serie genau dafür Prügel bezieht. Man werfe nur einen Blick in den Thread zu Arrow. Nun und auch bei Breaking Bad hatte sich während der Ausstrahlung eine gewisse Abneigung gegenüber Figuren wie Skylar oder Marie kultiviert, die im Grunde dazu dienten die alltäglichen Konflikte - neben Drogen kochen und aweso...böse sein - zu adressieren.
Woran liegt für euch der Reiz solcher Spiele? Und warum stoßen sie euch ab? Warum werden sie im Rollenspielbereich nicht mehr gespielt?[/b]
Direkt abstossen tut es mich nicht.
Ich finde es von der Grundkonzeption oftmals einfach langweilig. Das heißt insbesondere in der Serienform, sofern die Serie nicht einen gewissen Humor oder einen netten Twist besitzt.
Daneben kann es passieren das das Grundkonzept etwas sehr, prätentiös rüber kommt. Manchmal ist ein Lars von Trier Film interessant, spannend und lädt zum nachdenken an, manchmal kann ich bei sowas wie "Kalt wie der Abendhauch" richtig mitheulen. Manchmal finde ich aber das ganze auch gewollt oder mal "emo-scheiße".
Letztlich kann es auch zu anstregend werden. Nachdem mich "Die letzten Glühwürmchen" für eine Woche so richtig heftig runtergezogen hatte, brauche ich mir den Film erstmal nicht mehr anzusehen.
Dann kommt das Problem das Rollenspiele entweder auf der langweiligen Schiene fahren, das heißt man hat quasi "Lindenstrasse" oder es aber in die artsy-fartsy-emo-Ecke geht. Die dann auch mechanisch nahe am Monster kloppen bzw. der WoD ist nur das am Ende alle (Charaktere) heulen.
Wenn ich jedoch Greys Anatomy schaue, oder damals, als das geniale Desperate Housewives noch lief, dann gucke ich das nicht weil ich danach heulen mag.
Ich gucke das wegen der coolen Stimme am Anfang und am Ende, weil die mir so etwas sehr den Bauch pinselt.
Ich gucke das weil ich bei GA sehen will wie Christina Yeng rockt oder bei DA welche absurden Situationen durch Bree's konservative Haltung, Gabbys Model-Attitüde oder Susans Verplantheit entstehen.
Klar, es gibt da todtraurige Folgen. Die machen auch Spaß. Aber die sind nicht der Fokus der Serien, nicht der Kern. Weil am Ende am Seasonfinale, so nachdem Unglück zur Midseasonpause sind es keine Serien über Leute die an Gräbern heulen, sondern von Leuten die den Hintern wieder hochkriegen und dennoch coole (GA) oder humorvolle (DH) Dinge durchmachen und erleben.
Kürzer:
Die durchschnittliche Serie mit "Normalen" Inhalt ist ein Feel Good-Erlebnis
Die durchschnittliche RPG-Runde mit "Normalen" Inhalt ist ein Tränendrücker.
Letztlich ist da der Aspekt das man phantastische Elemente haben kann und die der charaktergeschichte nicht im Weg stehen.
Klar kann man Games of Thrones auch ohne Drachen, Ritter, Walker etc. pp. haben. Aber schaden tun sie auch nicht.