Autor Thema: Lifepathbau  (Gelesen 1554 mal)

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Offline Maarzan

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Lifepathbau
« am: 2.02.2009 | 18:35 »
Ich bin dabei für ein Fantasyrollenspiel eine Charaktererschaffung zubauen.
Dabei habe ich mir vorenommen neben dem möglichen Punktebau entweder offen oder als Baukasten ein Lebenspfadsystem zu kreieren.

Genaugenommen bin ich da erst einmal von der reinen Vorgabe der Charaktererschaffung zum Spiel auf eine Lifepathgenerierung als Art Minisolospiel abgekommen- daher ist "Rede mit deinem Spielleiter" keine Lösung.

Im Moment habe ich folgende Situation. Um entsprechende Hintergrunddetails berücksichtigen zu können, ist die Charaktererschaffung eng an die Beschreibung einer Beispielgegend gekoppelt. Diese Beispielgegend enthält nun zahlreiche Konflikte, zunächst zwischen Ureinwohnern und einer ersten Einwandererwelle nun etwas später mit auf der einen Seite landenden Barbaren und auf der anderen Seite auf Grund eines Kriegs in der Heimat nachziehende kulturell eigentlich höherstehende Verwandte der ersten Einwanderer - also schön viele potentielle und akute Konflikte zwischen den Parteien und auch zwischen Fraktionen innerhalb derselben.

Mein Problem ist nun, dass es in der Vergangenheit nun innerhalb weniger Halbgenerationen erhebliche Umwälzungen gegeben hat, ich also eigentlich keinesfalls von den statischen Bedingungen typischer Lebensläufe ausgehen kann. Der entwurzelte Veteran derselben Kultur ist unter ganz anderen Bedingungen groß geworden als der Jungspund.

Kennt jemand andere Systeme, welche den Lebenslauf dynamisch betrachten?

Um die Uneleganz das Zielalter vorher festlegen zu müssen und in den letzten Monaten in Richtrung Abenteuerstart regelnd eingreifen zu müssen werde ich wohl nicht herumkommen, oder hat da jemand noch eine geniale Idee?
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Offline Yvo

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Re: Lifepathbau
« Antwort #1 am: 6.02.2009 | 09:57 »
Ich weiß nicht, ob ich dich soweit verstanden habe, aber ich würde es so regeln.

Verzichte auf das typische (Geburt, Kindheit, Jugend, Ausbildung) Schema.
Mach vielleicht stattdessen
"Kindheit" (oder "Zeit, vor dem Kontakt")
"Der erste Kontakt"
"Die ersten Auseinandersetzungen"
"Die Zeit danach"

Bei den "ersten Auseinandersetzungen" könnte man dann entscheiden, ob man als Kriegsheld gefeiert wurde, zu der Gruppe gehörte, die es diplomatisch regeln wollten, ob man in Gefangenschaft geriet oder zu denen gehörten, die eher wenig damit zu tun hatten oder im Hintergrund die Fäden zogen...
Dann würde ich zu jeder dieser Optionen drei weitere machen, damit es "soloabenteuerig" bleibt.

Beispiel:
Kriegsheld:
1. steht weiter loyal zu seinem Herrscher
2. Hinterfragt die Schrecken des Krieges
3. wird verbittert, zynisch, kalt und gewissenlos

oder

Gefangenschaft:
1. Ihm gelingt die Flucht und ist ein verbitterter Feind der Widersacher
2. Er wird Sklave und findet sich mit seinem Schicksal ab
3. Er arrangiert sich und spielt für die andere Partei...

Wie gesagt, nur erste Gedanken. Ich bin mir auch noch nicht so ganz sicher, was du willst und wie genau dein Rollenspiel aussieht...

Bye,
Yvo
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Offline Maarzan

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Re: Lifepathbau
« Antwort #2 am: 6.02.2009 | 15:50 »
Hallo

Das passt leider nicht, weil ich es ja gerade als Minispiel aufziehen will.
Da muss das Ganze schon ineinander greifen und sollte dann auch entsprechende Spielerentscheidungen berücksichtigen. Von der Art der Beschäftigung in einem Zeitraum hängt dann auch die Fertigkeitsentwicklung ab.

Mein Kernproblem hier war, dass gerade eine interessante Zeitperiode zum Spielen eben nicht stationät homogen ist, wie es in den bisher von mir gesehenen Lebenspfaden ist.

Ich bin inzwischen zu der Lösung gekommen, den Spieler die "GenerationX" als Startpunkt abgeben zu lassen und davon aus dann den Lebenslauf zu verfolgen. Damit habe ich ein wenig mehr Flexibilität in den Jahren. Generation X ist dann ein quasihomogener Kulturzustand, welcher einen bestimmten Zeitgeist und sein Milieu bechreibt. Die Dauer so einer Genration ist dann flexibel und abhängig von der örtlichen Geschichte - in meinem Testgelände werden es wohl so 10 Jahre sein, wie heutzutage jemand ein Kind der 70er, 80er etc ist. Je nach Elternhaus muss das aber auch nicht mit dem Kalender übereinstimmen.
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Re: Lifepathbau
« Antwort #3 am: 15.03.2009 | 18:29 »
Entschuldige, wenn ich hier Threadnekromantie betreibe, aber mir kam gerade eine Idee:

Mach doch den Lebenspfad rückwärts. Dein Spieler hat sicher eine Vorstellung, wie der Charakter aussehen soll, und der Lebenspfad stellt halt fest, wie es dazu gekommen ist.

Nehmen wir mal ganz generisch an, der Charakter ist ein Veteran, der am Ende eines Kriegs aus den Streitkräften ausgetreten ist.

Erste Frage: war er bei den Siegern oder den Verlierern?
Zweite Frage: was hat er während des Kriegs gemacht - Frontschwein oder in der Etappe oder an der Heimatfront?
Dritte Frage: ist der erst zu Kriegsbeginn eingetreten bzw eingezogen worden, oder war er vorher schon bei der Truppe?
Vierte Frage: warum ist er überhaupt erst Soldat geworden?

Und so weiter...
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Offline Maarzan

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Re: Lifepathbau
« Antwort #4 am: 15.03.2009 | 19:03 »
Das hat zwar den Reiz für das Rollenspiel eine Punktlandung am Spielstart zu garantieren, aber für das zusätzlcih angestrebte Minispiel eignet es sich nicht.

Dazu weis ich nicht, ob da die Kausalität hält. Bei einem Aufbau per Geburt kann man immer auf dem aufbauen, was man im letzten Lebensabschnitt an Fakten geschaffen hat. Wenn man gegen den Zeitstrom arbeitet hängt das im Losen.

Wenn man vorher schon so genau weis was am Ende herauskommen soll, bietet sich ja auch eine Wahlerschaffung, z.B. über Punkte oder direkt eher an.
Ziel eines Lebenslauf ist denke ich ja gerade den Spieler eben zu unterstützen Konsistenz zu bewahren und Fragen zu beantworten, die sonst gar nicht erst gestellt worden wären und wenn man etwas mehr Zufall hineinbringt überraschende Elemente zu ergänzen bis zum Extrem den Charakter ganz selbst zu erschaffen (Nebenprodukt sollte auch noch ein PC-NSC-Generator werden).
 
Ansonsten: Besser späte Anregungen/Tips als gar keine - also trotzdem danke.
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Offline Maarzan

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Re: Lifepathbau
« Antwort #5 am: 13.06.2014 | 17:18 »
Neues Teilgebiet:
In den üblichen eher primitiven Kulturen der Fantasy ist ja auch die Familie und ihre Gestaltung von hoher Bedeutung für den Charakter - und je nach Kultur ist diese eben auch nicht auf Vater-Mutter-Kind beschränkt. Allerdings beschränkt sich das auch wieder je nach Entfernung (geographisch wie verwandtschaftlich), Kultur und Lebendigkeit (und Erinnerungshorizont) dieser Verwandten.
Aber auch hier gibt es das Problem, dass eine deterministische Betrachtung eigentlich von einem in noch ungeklärter Entfernung stehenden relevanten Vorfahren abhängen würde, woran dann je nach Kultur dann Ehepartner mit abgelegeneren "Familienwolken" zum eigenen Nachwuchs dann zustoßen würden.

Kennt da jemand Systeme oder Lösungen, welche so etwas entsprechendrückwärtig gerichtet betrachten?
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