Die 'Personalisiertheit' der Icons hinterliess bei mir deshalb einen negativen Beigeschmack, weil in Bezug auf die Frage, wie die Icons mit ihren Fraktionen auf globaler Ebene in Kontakt stehen und woher sie über alles Bescheid wissen etc. (zumindest für mich) viele logische Probleme nach sich zieht.
Du bist natürlich nicht gezwungen, das mit der persönlichen Verkörperung so wörtlich zu nehmen. Wenn du die Nachrichten einschaltest, hörst du ja auch am Meter Sätze wie "Putin/Merkel/Obama tut/sagt/denkt", wobei klar ist, dass damit oft nicht die Personen gemeint sind, sondern die nur stellvertretend für schwammige und unübersichtliche Gruppierungen, politische Strömungen oder Verwaltungsapparate genannt werden, weil es einfacher ist, sie unter einem Namen zusammenzufassen und sich die Akteure als menschliche Charaktere vorzustellen. Und wir denken ja durchaus auch in diesen Begriffen, z.B. Stichwort "Putinversteher".
Bei 13th Age gehe ich davon aus, dass nicht jedesmal, wenn ein Gardist so etwas ruft wie "Im Namen des Kaisers! Halt!/Macht auf!/Ich nehme euch fest!", da der Emperor persönlich einen Befehl gegeben hat oder überhaupt davon unterrichtet ist. Und die "Beziehung zum Emperor" in der Situation bedeutet nicht unbedingt, dass man ein Duzfreund des Drachenkaisers ist, sondern vielleicht einfach nur, dass man ein angesehener oder zumindest respektabler Bürger des Reiches ist und eine Behandlung erwarten kann, die ein offensichtlicher Dämonenkultist oder stadtbekannter Drachensympathisant nicht bekommt. Für mich bedeutet eine Beziehung zu einem Icon, dass der Charakter Teil (oder Gegner) der Ideologie, Kultur, Bevölkerungsgruppe und des Genres ist, für die das Icon steht. Die Vorteile, die er dadurch bekommt, stammen nicht unbedingt von einer tatsächlichen Beziehung zu dem Icon, sondern funktionieren eher so, wie das Bier, das man bekommt, wenn man gerade den richtigen Mannschaftsschal trägt, den Insidertip, den man als Schlipsträger auf einem Kongress zugeraunt bekommt oder die Mitfahrgelegenheit über ein Hobbyforum.
Andererseits wird das Icon zumindest den Respekt seiner Fraktion haben und wer der Sohn von der Chefin ist, oder mit dem Obermotz zu abend isst, hat dann bei den unteren Rängen einen ganz dicken Stein im Brett.
Natürlich könnte es auch tatsächlich so sein, dass die Icons unangefochtene Führer ihrer Fraktion sind und die Welt allein durch die Machenschaften dreizehn mächtiger Personen gelenkt wird. Und weil die in einem kalten Krieg / einem Gleichgewicht der Kräfte / einem System von Feindschaften, Bündnissen und Abhängigkeiten blockiert sind, brauchen sie unabhängige Agenten, um einen Vorteil zu gewinnen. Und darum schicken sie die Charaktere von Hüh nach Hott, beobachten sie den ganzen Tag in ihrer Kristallkugel und schicken ihnen je nachdem Strafen oder Belohnungen. Eben so, wie Sauron Frodo auf dem Kieker hat oder der Imperator Anakin Skywalker oder jeder Harry Potter.
Die Gruppe muss selbst entscheiden, was für einen Hintergrund sie bevorzugen. Wie vorher gesagt, wofür die Icons eingentlich da sind, ist, dass die Spieler dadurch "abstimmen" können, welche Genres oder Hintergrundelemente sie am meisten interessieren und dann das System dafür sorgt, dass der Spieler, der mit seinem Charakter gern was mit Magierakademie spielen würde auch in der Ork-Wildnis-Kampagne regelmäßig Forschungsexpeditionen des Erzmagiers, verlassene Magiertürme und Botengeister seiner magischen Zunft zum Interagieren bekommt. Und die Würfelei sorgt dafür, dass es nicht vorhersehbar ist, aber unterm Strich jeder gleich oft sein persönliches Interesse im Spiel vertreten sieht. Und das ist meistens auch fairer, als wenn man als SL versucht, alle Wünsche zu berücksichtigen.