Ich will das Online einfach nicht mehr missen. Es hat mir so viele schöne Stunden erbracht, dass ich schon nostalgische Gefühle habe, wenn ich nur daran zurückdenke.
Doch will ich bei "Online - Rollenspiel" gewaltige Unterscheidungen machen!
Wir haben das Online Spiel, ob Ultima Online, Worlds of Warcraft und andere Konsorten.Als ich gerade in der Oberstufe war, habe ich die "Ultima Online" Welt für mich entdeckt und bin gleich auf einem privaten Server angefangen. Privat weniger im Sinne von "man kennt sich", sondern eher im Sinne von "nicht vom Ursprünglichen Entwickler gehostet"
Wieviele Abenteuer ich erlebt habe, wie viele echte Freundschaften, welche bis ins reale Leben gereicht haben, sich dort erschlossen haben, will ich gar nicht aufzählen. Es war einfach fantastisch!
UO war aber auch mehr der grafisch aufgepeppte Chat. Sein Nachfolger WoW konnte an die rollenspielerischen Erlebnisse für mich nicht anknüpfen. Ich habe immer wieder gehört, dass es auch dort Gruppierungen gab, welche das Rollenspiel hochgehalten haben, ich konnte aber nur Erfahrungsberichte davon finden.
Inzwischen Spiele ich Guild Wars 2 und es ist für mich mehr ein PC Spiel geworden, als dass ich ernsthaft Rollenspiel betreiben würde.
Die nächste Kategorie ist das reine ChatspielenHab ich erlebt, hat eine Weile Spaß gemacht.
Man hat via Mail einen Termin vereinbart indem man gleichzeitig in einem bestimmten Chatroom war und hat dann in erster und dritter Person gesprochen. Erste Person, wenn man direkte Aussagen getätigt hat und dritte, wenn man Aktionen beschrieb.
Die Interaktive Geschichte A - Das gemeinsame TextdokumentWeird Holy Fantasy, war mein Einstieg in diese Sparte des Rollenspiels. Es gab eine SL und eine handvoll Mitspieler und man hat eigentlich nur an einem Dokument rumgeschrieben. Manchmal haben zwei Spieler gemeinsam einen etwas längeren Text geschrieben und den dann später ins aktuelle Spieldokument eingefügt. Es wirkte für mich etwas wie mit mehren einen Roman zu schreiben, wobei jeder eine andere Meinung darüber hat, was angemessen sei und was nicht.
Die Interaktive Geschichte B - Das ForumabenteuerEs ähnelt der IG A, nur ist das ganze linearer, weil man nicht an einem Dokument rumfrickelt und nur weitere Post anhängen kann.
Der VoicechatAls erstes hatte ich Voicechat als Update der anderen Spielformen erlebt. Während des Zockens halt noch mit den Kumpels in den TS, dann braucht man weniger tippen, sondern erklärt die Taktik einfach kurz mündlich.
Das man damit "normales" Rollenspiel betreiben kann, ist mir erst später bewusst geworden. Ich hab mich aber beim reinen Voicechat irgendwie blind gefühlt.
Der Spieltisch plus VoicechatHier konnte ich dann die Augenbinde wieder abnehmen. Eine gemeinsame Kritzelfläche um Antworten auf gestellte Fragen zu verdeutlichen hat eine Menge ausgemacht.
Der VideochatSo langsam kommen wir ans Tischrollenspiel ran. Ich kann meine Mitspieler sehen, kann Gestiken und Mimiken wieder wahrnehmen und auch eine Erklärung ohne Skizze wird dank den Händen wieder einfacher.
Der Spieltisch plus VideochatMein persönlicher heiliger Gral im Moment. Ich glaube abgelöst, wird das erst durch die Fulldive-Technologie des Nervgears *fg*
Ich sehe und höre meine Mitspieler!
Ich sehe eine Kritzelfläche!
Ich kann mir nur leider nichts bei den anderen Mitspielern schnorren, bzw. mich am gemeinsamen Pool bedienen.
Vor- und Nachteile des Onlinerollenspiels via Videochat mit angeschlossenen Spieltisch (womit ein einfaches Google Zeichendokument ausreicht!):
+ Anfahrtswege. Ich bin für meine Tischrunde jede Woche ca. 2 Stunden unterwegs und spiele dann jeweils 2 Stunden und habe eine Stunde Laberzeit im Schnitt, weil Kind noch nicht im Bett. Von den insgesamt 5 Stunden habe ich 3 Stunden soziale Interaktion mit meinen Freunden, zwei Stunden fahre ich Ubahn+Auto.
Wenn meine Onlinerunde um 19:00 Uhr anfängt, bin ich um 18:45 Uhr am Rechner um letzte Technik zu checken. Theoretisch kann ich dann von 19 Uhr bis 23 Uhr insgesamt 4 Stunden unter der Woche genüsslich zocken. Die Praxis erwähne ich dann in der "Negativ"-Abteilung.
+ Schnupperrunden. Ich wollte die Tage mal wegen den Kickstarter Numenera ausprobieren. Meine Tischrunde ist aber mitten in einer langen Kampagne und für kurze Testspiele auch weniger zu haben. Online habe ich dann aber eine nette Runde gefunden und konnte jetzt schon einmal reinschnuppern. Hätte ich erst eine Runde dafür suchen müssen, würde es vor Januar wohl nichts werden. Ich wohne zum Glück in NRW, da ist die Dichte der Rollenspieler recht hoch.
+ Mir sind (Nicht)Raucher und Allergiker egal. In meinem Zimmer ist es so kalt/warm/frisch/verqualmt wie ich es will. Auch meine Hündin kann gerne ins Zimmer kommen und sich zu meinen Füßen gesellen, ohne dass jemand meckern kann.
+ Mir ist auch die körperliche Hygiene meiner Mitspieler egal. Ob jemand frisch aus der Muckibude total verschwitzt da rumsitzt, oder sich jemand in Parfüm eingelegt kann mir egal sein. Ich rieche es ja nicht
+ Distanzen sind relativ. Ich überlege mir in der letzten Zeit, dass es mal cool wäre auf englisch mit ein paar Amerikanern/Engländern zu zocken. Das einzige was sich beachten muss, ist die Zeitzone. Das Flugticket brauch ich zum Glück nicht einmal die Woche ^^
Das trifft auch regional zu. Wenn jemand in München wohnt, ist mir das Würstchen. Das gleiche gilt für Wien, Hamburg oder Zürich. Deutschsprachige Rollenspieler gibt es nicht nur in meinem Bundesland
Wenn man auf englisch spielen kann/will, kann man auch die Runde haben, wo es eine französische SL, einen dänischen Mitspieler, eine polnische Mitspielerin und noch andere gibt. Eine Lingua Franca hat zum Glück auch Vorteile ^^
- Technik ist eine komplizierte Sache. Manchmal funzt es einfach nicht. Man startet den Rechner neu, nutzt einen anderen Browser, aber dennoch will die Sau einfach nicht starten. Kommt vor und hat mir schon einmal gute 45 Minuten Spielzeit geklaut. Ohne, dass wir irgendwie einen Grund gefunden hatten. Passiert einfach mal, aber ist dennoch ein gewaltiger Nachteil gegenüber der Tischrunde. (Wobei es auch da Staus, Bahnstreiks und andere unplanmässige Verspätungen gibt...)
- Technik ist manchmal eine Fremdsprache. Ich hatte schon erlebt, dass manche in einer Runde mitspielen und dabei gefühlt in der Kneipe sitzen. Oder im Wohnzimmer, wo die Familie gerade lautstark sich unterhält oder Film guckt. Das kann einem echt Nerven kosten.
- Zuverlässlichkeit. Ich hatte schon Mitspieler, bei denen war Rollenspiel eine sehr geringe Prio. Die waren sauer, dass ich am Dienstag nachfrage, ob die Runde am Mittwoch den stattfindet! Wohl bemerkt, sauer auf mich! Weil ich nachfrage, ob die Runde stattfindet!
Solche Leute hat man Online halt auch und ich habe das Gefühl, dass da die Hemmschwelle kleiner ist, einen Termin mal nicht zuzusagen und einfach nicht mehr mitzuspielen. Zuspätkommer (also aus Prinzip, nicht weil es einen Grund gab!) habe ich aber kaum erlebt.
- Man kann nur einen oder keinen verstehen. Am Tisch, kann man irgendwie 1 Gespräch führen und in ein anderes reinlauschen, dass geht via Voicechat gar nicht. Wenn da einer spricht und ein zweiter was sagt, versteht man einfach nichts mehr. Hat aber auch seine Vorteile, dass Nebengespräche über Fußball und/der Kino gleich abgewürgt werden
Mein persönliches Fazit:
Videochat mit gemeinsamer Zeichenfläche ist mindestens gleichwertig zum Tischrollenspiel, manches ist sogar besser!