Autor Thema: Schadet "Verkopfung" dem Spiel?  (Gelesen 5404 mal)

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Offline Hotzenplot

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Re: Schadet "Verkopfung" dem Spiel?
« Antwort #25 am: 11.05.2015 | 10:27 »
"Verkopfung" fühlt sich schon negativ besetzt an :)

Für mich ist das so: Ich rede gerne über Rollenspiel, auch nach und vor dem eigentlichen Spiel. Mit Menschen, die das ebenso tun, fällt ein Feedback deshalb sehr viel leichter. Es ist dann - so auch in meinen Runden - gar nicht ein bewusstes Feedback im Sinne von "so, wir machen jetzt die Nachbesprechung", sondern fließt einfach in völlig normale Rollenspielgespräche ein.
Ich kann mir vorstellen, dass ein etwas gesteuerteres Feedback schneller einen erzwungenen Eindruck gewinnt und deshalb nicht so gut ankommt.

Fazit: Locker machen und Hosen runter  ;D
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Offline Bad Horse

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Re: Schadet "Verkopfung" dem Spiel?
« Antwort #26 am: 11.05.2015 | 21:10 »
Genau wie alles andere muss man lernen, wie und in welchem Rahmen man über das Spiel kommuniziert und reflektiert.

Als Rollenspieltheorie gerade in den Kinderschuhen steckte, war ich total begeistert davon - endlich ein Vokabular, mit dem ich über meine Probleme reden konnte! Yay! Musste ich sofort allen erzählen!

...manche fanden das dann gut. Manche hat das nicht interessiert, und manche gingen in Verteidigungshaltung. Nach und nach ist mein Enthusiasmus etwas abgeebbt, aber das Vokabular und etliche Erkenntnisse sind geblieben und haben letzten Endes dazu geführt, dass mir das Spielen mehr Spaß macht und dass wir besser darüber reden können, wenn etwas nicht klappt (Bandwurmsatz!).

Insofern würde ich das nicht aufgeben, auch Feedback nicht, aber ich würde es locker angehen. Ein vermurkstes Abenteuer ist halt auch noch kein Beinbruch, aber wenn sich manche Sachen dauernd wiederholen, dann kann man das schon ansprechen.

Hier würde ich eher versuchen, mehr positives Feedback zu geben - sich beim SL zu bedanken, einem Spieler erzählen, was man toll fand und so weiter. Ich glaube, das führt auf Dauer zu besserer Stimmung.
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Offline Erg

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Re: Schadet "Verkopfung" dem Spiel?
« Antwort #27 am: 12.05.2015 | 09:18 »
Kurz: Ja, "Verkopfung" schadet (wie der Begriff schon nahelegt). Die Abhandlung zur Erläuterung der Gründe spare ich mir (dürfte von eher geringem allgemeinen Interesse sein).
Das Ausmaß meiner "Verkopfung" hängt davon ab, wieviele Normen ich einhalten soll, und wie deren Einhaltung durchgesetzt wird (z.B. Art und Häufigkeit von Kritik an meinem Tun).
Mit der Zeit (je mehr ich die Normen verinnerliche) sollte die "Verkopfung" nachlassen. Die Frage ist nur, wie lange das dauert (immer vorausgesetzt, ich möchte die jeweiligen Normen überhaupt einhalten...).
Ob ich durch dieses Tal der Tränen gehen möchte, ist wieder eine andere Frage...

Zum Thema Kritik: das im Eingangsbeitrag geschilderte Ausmaß würde mir gehörig auf den Senkel gehen (als Spieler noch weit mehr denn als Meister), zum Glück habe ich das noch nicht erlebt.
Geplante, regelmäßige Kritikrunden habe ich (beim Rollenspiel) auch noch nicht erlebt, bisher lief das immer recht informell und war generell eher selten. Konstruktive, freundlich vorgetragene Kritik ab und an ist etwas Feines, aber man kann es sehr leicht übertreiben, was die Häufigkeit angeht...
Und wie meine Vorrednerin bereits anmerkte, ist bei vielen Leuten Lob wirksamer als Tadel

Achamanian

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Re: Schadet "Verkopfung" dem Spiel?
« Antwort #28 am: 12.05.2015 | 09:55 »
Kurz: Ja, "Verkopfung" schadet (wie der Begriff schon nahelegt). Die Abhandlung zur Erläuterung der Gründe spare ich mir (dürfte von eher geringem allgemeinen Interesse sein).
Das Ausmaß meiner "Verkopfung" hängt davon ab, wieviele Normen ich einhalten soll, und wie deren Einhaltung durchgesetzt wird (z.B. Art und Häufigkeit von Kritik an meinem Tun).
Mit der Zeit (je mehr ich die Normen verinnerliche) sollte die "Verkopfung" nachlassen. Die Frage ist nur, wie lange das dauert (immer vorausgesetzt, ich möchte die jeweiligen Normen überhaupt einhalten...).
Ob ich durch dieses Tal der Tränen gehen möchte, ist wieder eine andere Frage...


Was hat das bitte mit "Normen" zu tun? Deine (übrigens ziemlich normative) Behauptung trifft nur zu, wenn man ein ziemlich Autoritäres Verständnis von Theorie hat.

Offline Erg

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Re: Schadet "Verkopfung" dem Spiel?
« Antwort #29 am: 12.05.2015 | 10:27 »
Was hat das bitte mit "Normen" zu tun? Deine (übrigens ziemlich normative) Behauptung trifft nur zu, wenn man ein ziemlich Autoritäres Verständnis von Theorie hat.

Den Begriff "Normen" habe ich verwendet, um Verwechslungen mit den Spielregeln des Systems zu vermeiden.
Wenn jemand mein Tun tadelt, dann habe ich (aus seiner Sicht) irgendwelche Regeln nicht eingehalten (irgendwelche Kriterien, mein Verhalten als tadelnswert zu beurteilen, wird er wohl haben). Diese müssen nicht explizit sein, möglicherweise sind sie nicht einmal explizit darstellbar. Ob ich sie kenne, oder ob ich bei Kenntnis bereit wäre, sie zu befolgen, ist eine andere Frage.

Dem letzten Teil ("autoritäres Verständnis von Theorie") kann ich nicht folgen. Könntest Du das näher erläutern ?

(Anmerkung: offenbar haben wir unterschiedliche Vorstellungen von der Bedeutung des Begriffes "normativ". Ich würde meine (zugegeben in keiner Weise empirisch geprüfte) Behauptung eindeutig als deskriptiv bezeichnen. )
« Letzte Änderung: 12.05.2015 | 10:37 von Erg »

Achamanian

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Re: Schadet "Verkopfung" dem Spiel?
« Antwort #30 am: 12.05.2015 | 10:55 »
Den Begriff "Normen" habe ich verwendet, um Verwechslungen mit den Spielregeln des Systems zu vermeiden.
Wenn jemand mein Tun tadelt, dann habe ich (aus seiner Sicht) irgendwelche Regeln nicht eingehalten (irgendwelche Kriterien, mein Verhalten als tadelnswert zu beurteilen, wird er wohl haben). Diese müssen nicht explizit sein, möglicherweise sind sie nicht einmal explizit darstellbar. Ob ich sie kenne, oder ob ich bei Kenntnis bereit wäre, sie zu befolgen, ist eine andere Frage.

Dem letzten Teil ("autoritäres Verständnis von Theorie") kann ich nicht folgen. Könntest Du das näher erläutern ?

Ich verstehe "Verkopfung" hier als negativen Begriff für Gespräche über das Spiel auf einer irgendwie gearteten theoretischen Ebene. Solche Gespräche können normativ ablaufen ("Du hast RR betrieben, das ist falsch!"), was ich auch für ziemlich unerquicklich und blödsinnig halte. Sie können aber auch im Gegenteil geeignet sein, unbewusst gesetzte Normen aufzubrechen ("Wir gehen hier irgendwie immer davon aus, dass es am wichtigsten ist, dass man seinen SC(TM) rollengerecht spielt, aber eigentlich sind alle immer nur genervt davon, dass es deshalb dauernd zu Alleingängen und Clashs kommt; wollen wir nicht einfach mal den Schwerpunkt verschieben und sagen: Am wichtigsten ist es, dass wir alle mit Blick auf den Gruppenzusammenhalt spielen?"). Und letzteres ist genau die positive Erfahrung, die ich mit "verkopften" Zugängen zum Rollenspiel gemacht habe.
Eine gelegentliche Theoretisierung ("Verkopfung") des RSPs muss m.E. gar nichts damit zu tun haben, dass irgendjemand sich an irgendwelchen Normen messen muss, sondern kann auch darum gehen, sich die impliziten Normen, nach denen man spielt, bewusst zu machen und sie zur Debatte zu stellen. (Von mir aus auch mit dem Ergebnis: "Ist doch super, machen wir weiter so!")

Offline Erg

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Re: Schadet "Verkopfung" dem Spiel?
« Antwort #31 am: 12.05.2015 | 11:26 »
Möglicherweise habe ich den Eingangsbeitrag mißverstanden. "Verkopfung" habe ich nicht auf das Gespräch über das Spielen bezogen, sondern auf den Zustand eines Spielers, während des Spiels permanente Selbstbetrachtung zu üben, ob sein Tun den Erwartungen (Regeln Normen) gerecht wird.
Das (Kritik-)Gespräch an sich kann ebenso nützlich wie schädlich sein, je nach Art und Häufigkeit. Erwartungen klar zu machen, ist in (fast) jedem Fall von Vorteil, ebenso das Erzielen von Einigkeit. Ob das nun unter Verwendung theoretischer Begriffe geschieht oder nicht, dürfte eher zweitrangig sein.