Ich finde nicht, dass es irgendwie überlegen ist, lange bei einem Spiel zu bleiben anstatt den Trends hinterher zu jagen. Soll doch jeder so, wie er möchte?
Natürlich soll jeder so, wie er möchte.
Wer in seiner Art und Weise zufrieden ist - egal ob stetig wechselnd oder konstant - der möge bitte bitte glücklich bleiben!
Warum ich den zitierten Text schrieb, kann ich nur so beantworten: Ich war lange Zeit sehr unzufrieden, dass ich kein System gefunden habe, dass mich länger fesseln konnte.
Und mir ging der Drang, sich immer wieder einem neuen Ding widmen zu wollen, weil es scheinbar das sein könnte, wonach man sucht, sehr auf den Keks - ohne die Möglichkeit zu haben, das abzuschalten.
Und ich glaube, dass es anderen auch so geht.
Im Moment ist bei mir Midgard das "big thing" und es fühlt sich so an, dass ich das Wort "next" streichen kann.
Wir spielen seit 10-12 Sitzungen (alle 14 Tage) das selbe System.
Um es mal klar auszusagen: Das ist schon was besonderes. So lange hat schon seit Jahren kein System mehr bei mir ausgehalten.
Ich spiele und leite sehr gerne One-Shots auf dem Tanelorn-Treffen, aber ich sehne mich nach eine Kampagne mit Story- und Charakterentwicklung.
Das scheint jetzt zu funktionieren (bin da immer noch sehr vorsichtig mit entgültigen Aussagen) und ich bin sehr froh darüber.
Ursachenforschung:
Natürlich befeuert das Internet und das Tanelorn speziell (für mich) dieses Problem - denn hier wird man ja sofort auf alles mögliche aufmerksam.
Alles Neue wird einem begeistert aufgetischt. Und alle Schwächen werden hier auch schonungslos aufgedeckt.
Das unterstützt das Problem natürlich massiv.
Andererseits kann ich nicht behaupten, dass ich das vorher nicht gehabt hätte. Auch da habe ich wenige Systeme wirklich mit einer ausdauernden
Kampagne geleitet und war lange von einem System begeistert. Earthdawn und Fading Suns habe ich beides mehrere Jahre als Kampagne geleitet -
aber auch unterbroche von mehreren Jahren des stetigen Wechsels.
Was mir sehr oft fehlt, ist der konspirative und konstruktive Austausch über das Spiel, was ich gerade spiele/leite.
Ich bin ein Feedback-Junky, hab ich an anderer Stelle schon geschrieben und brauche immer wieder positives Feedback, das mich antreibt.
Aber genauso fixt mich die Kommunikation untereinander über die aktuelle Kampagnen- /Abenteuersituation an. Für mich ist das Kreativer Input, der meine Synapsen beflügelt...
Und das wird mangels Zeit immer weniger.
Bleibt beides aus, dann werde ich flatterhaft und beginne mich für anderes zu interessieren und auch zu begeistern.
Oder schwärme verklärt für altes, was ich irgendwann mal aus dem gleichen Grund ad akta gelegt habe.
Dazu kommt, dass ich mich auch sehr einfach demotivieren lasse.
Anstatt Systemschwächen durch Hausregeln auszubügeln oder mit ihnen zu leben, sammel ich sie gedanklich, bis sie im Summe eine Argumentation des "ist ja eigentlich unspielbar" bieten.
Anstatt über Kritik von anderen zu stehen, setzt mir das zu und ich verliere Motivation.
Mich nervt das inzwischen gewaltig.
Und ich nehme wahr, dass ich damit nicht alleine bin - nicht damit, immer wieder dem next big thing hinterher zu jagen.
Und auch scheinbar nicht alleine damit, dass ich das eigentlich gar nicht möchte.
Und eines muss ich dazu noch schreiben:
In diesem Punkt beneide ich die DSA Spieler sehr. Wir lästern ja gerne mal über viele Unzulänglichkeiten in den DSA Spielregeln und den geplotteten Abenteuern herum.
Aber eines muß man ihnen lassen: Ausdauer haben die!