Thema: Erfahrungen zu Fahrzeugkampf am Spieltisch?

[Mentor]

Für einen Boot/Schiffskampf und einen Wagen-vs-Wagen Kampf (Deadlands Reloaded) habe ich mir die Vehikel-Kampf-Regeln angesehen (SW Deluxe) und bin nicht sicher, ob ich das am Spieltisch haben möchte oder nicht. Vor allem die Bewegungsregeln mit Beschleunigung/Bremsen und Würfelfürfen für enge Kurven oder diverse eher simple Fahrmanöver usw. erscheinen mir als etwas bockig für meinen Geschmack und betreffen zudem nur den Fahrer/Lenker, während der Rest vielleicht etwas schießen kann, sonst aber nur zusieht. Auch bin ich nicht sicher, ob der Ausgang des Kampfes durch die Bewaffnung + Panzerung der Vehikel nicht schon vor dem Kampf feststeht, wenn unterschiedliche Arten von Booten gegen einander antreten. Und ich kann nicht einschätzen, ob man mit dem Platz eines Spieltisches da vernünftig auskommt, selbst wenn man den Maßstab etwas senkt - Fahrzeuge können halt schon sehr rasch sehr weit kommen oder Richtungen ändern.

Hat die Regeln schon jemand von euch praktisch ausprobiert und kann von den Erfahrungen berichten? Gibts evtl Empfehlungen, wie man das im Sinne der Regeln mit ein paar anderen Proben besser handwedelt?

[Sadric]

Die Kurvenkampfregeln sind Regeln zum handwedeln. Das heißt wenn du nicht viel Beschreibung und andere Aktionen reinpackst ist es recht schnell langweilig. Das bedeutet es muss auch was auf den Fahrzeugen selber passieren. Gerade bei Deadlands kann also auch mal irgendetwas fliegendes, untotes, beschworenes, tauchend, vom Felsen springend auf einmal auf dem Schiff auftauchen und dort kämpfen. Für Schiffe ist es ganz brauchbar 2 oder 3 Kampfrunden für eine Fahrzeugkampfrunde zu spielen.
Also in etwa 3 Runden Kampf auf dem Schiff, eine Runde Fahrzeugkampf. SC die dann lokal kämpfen haben pro Kampfrunde die sie kämpfen und nicht steuern bzw. Geschütze bemannen WM-1.

Ich würde oft auch eher das alte verfolgungsjagdsystem benutzen als das neue Kurvenkampfsystem. Für Raumjäger kann es ganz sinnvoll sein wenn sie eine Runde weit weg (-4) sind, nächste Runde in Nahlkampfreichweite, und die folgende Runde wieder weit weg sind. Für Segelschiffe ist das immer etwas seltsam, soviele Klippen, krängendes Schiff, Rauchwolken etc. sind schwer zu erfinden die den Malus erklären können.

Mann kann das ganze aber auch sehr gut als Kampf im großen Maßstab durchführen, ein Hex entspricht 10 Meter (was bedeutet das ein großes Schiff durchaus 3-4 Felder lang ist). Natürlich bedeutet das, das ein Fußgänger (Bewegung 6) nur alle zwei Runden ein Hex bewegt wird (bzw. jede Runde wenn er rennnt).

Und, ja, wenn man im Maze mit einem Ruderboot einen mexikanischen Panzerkreuzer angreift ist der Kampf schon recht schnell entschieden, selbst wenn die SC's auf dem Boot alle Rang Held sind. :-)

Wenn sie es schaffen würden einen Hinterhalt zu legen, mit 2-3 schwere Gatlings in irgendwelchen Kliffwänden (von Statisten bemannt) , einen Dynamit werfenden Verrückte Wissenschaft-Fluggerät und einigen (Ghostrock) dampfbetriebenen Schnellbooten wird das ganze zumindest cool. :-) Sowas könnte man dann auf einer großformatigen Battlemap durchspielen.

[Kardohan]

Man sollte sich zu Beginn der Situation klar darüber sein, WAS man darstellen möchte.

Für einen Kampf Fahrzeug zu Fahrzeug nimmt mEn eine Verfolgsjagdvariante der eigenen Wahl. Da braucht man sich über das Spielfeld keine Gedanken machen und je nach Variante werden Geschwindigkeitsunterschiede kaum oder recht übersichtlich gehandhabt. Spielerinteraktion ist gerade bei den älteren Varianten kein Thema und man kann auch relativ einfach Reichweiten und sonstige Modifikatoren angeben.
Als Verfolgungsjagd sind solche Konfrontation außerdem ruckizucki abgehandelt, was in Abenteuern wo solche Sachen eher Mittel zum Zweck sind sehr angenehm ist.

Die detaillierten Fahrzeugregeln nimmt man eher für "statische" Situationen, wo das Fahrzeug nur kurze Strecken fährt, oder langsam, oder verschiedene Fahrzeuge (inkl. Personen zu Fuß) beteiligt sind.
Ja, der Ablauf ist ein wenig ANDERS aber nicht wirklich schwerfällig. Der Fahrer ist hauptsächlich mit Fahren beschäftigt (außer er macht Mehrfachaktionen). Jedes Fahrzeug hat vielleicht eine Handvoll an Manövern und die kann man schnell vorab notieren und rüberreichen. Mit etwas Übung sind die Schnell drin. Wie das Fahren scharfer Kurven muss man da eigentlich nur was machen, wenn wirklich was ansteht. Zumeist reduziert es sich eh auf Bremsen und Beschleunigen.
Wenn ein Fahrzeug dann die Spielfläche verlässt könnte man (so die Gegner folgen) den Maßstab wechseln, aber ich empfehle dann zu den Verfolgungsjagdregeln zu wechseln.

Ich habe damit Fluchtszenarien in den 30ern durchgespielt, Verfolgungen zu Kutschen oder div. Reittieren, Angriffe von Fluggeräten oder Tieren, Flugzeuge, Raumschiffe, Schiffe, paarweise und mehr auf beiden Seiten, "sortenrein" oder wild gemischt uvam. Alles in allem liefen sie flüssig von der Hand.

Was das Kämpfen untereinander betrifft, sollte einem klar sein, dass gerade bei stark gemischten Zusammenstellungen es große Kräfteunterschiede gibt. Aber mal ehrlich, ein bisschen GMV sollten die Spieler schon haben. Ein voll bemanntes und bewaffnetes Handelsschiff etwa mit einer Handvoll Kleinseglern anzugreifen zeugt von "grande cojones" oder dass man einen genialen Plan ausbaldowert hat.

[Jeordam]

Auf dem Spieltisch funktioniert es mit fußgänger/reitertypischen Geschwindigkeiten (oder kombiniert mit diesen) sehr gut. Wir haben das bei Necropolis 2350 relativ konstant praktiziert.  Straßenkampf zur Unterstüzung der abgesessenen Infanterie lief super, reine Panzergefechte haben nicht mehr auf den Tisch gepasst. Aber das war auch futuristische Technik, in Deadlands kommt man ja kaum mal über Pferdegeschwindigkeit und Colt-Distanzen raus.

Ein bisschen mehr als nur schiessen können die Nichtfahrer auch. Z. B. Geistige Duelle, um den gegnerischen Fahrer angeschlagen zu bekommen.

Ein deutlich besserer Untersatz ist in der Tat ein Vorteil. Soll er aber ja auch sein.

[Kardohan]

Passend zum Thema:

SWGMH: S11E09 - Vehicular Combat