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Autor Thema: Bluebeards Bride / Bewertung & Rezension  (Gelesen 3011 mal)

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Offline Yozora

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Bluebeards Bride / Bewertung & Rezension
« am: 6.01.2018 | 15:07 »
Hier der Direktlink zu meinem Blogbeitrag: https://inyo.home.blog/2018/01/02/was-ist-bluebeards-bride/


Zu ihrem Geburtstag bekam meine beste Freundin das frisch erschienene Bluebeards Bride geschenkt. Ein Rollenspiel, von Frauen geschrieben und mit Horror, der eher Frauen betrifft. Ein spielergesteuerteres Rollenspiel. Ein Rollenspiel, in dem alle Spieler dieselbe Person spielen. Bluebeards Bride wurde Ende 2016 gekickstartert und kommt nun endlich mit einiger Verspätung in die Läden. Ein wunderschönes Cover mit Goldverzierungen verleiht dem kleinen Buch einen edlen Touch. Im Regelwerk selbst finden sich viele hübsche, aber auch einige unheimlichere Zeichnungen.


Das Thema


Es handelt sich um ein Horror RPG, welches Themen angeht, die eher an Frauen gerichtet sind, sie häufiger betreffen. So können beispielsweise häusliche oder sexuelle Gewalt vorkommen - müssen aber nicht! Was gespielt wird, liegt selbstverständlich immer in der Hand der Spieler und es gibt auch den Vorschlag, eine Karte mit einem X drauf hochzuhalten, wenn einem ein Thema nicht behagt.

Zu Beginn des Spiels wird das Märchen von Blaubart vorgelesen. Die Kurzfassung für diejenigen, die es nicht kennen: Eine junge Frau wird mit einem König mit blauen Bart verheiratet. In seinem Schloss gibt es hunderte verschiedener Türen. Eines Tages muss Blaubart abreisen und gibt seiner Frau einen Schlüsselbund. Sie darf davon alle Schlüssel außer einem einzigen benutzen. Natürlich schließt sie irgendwann die verbotene Tür auf und findet die Leichen ihrer Vorgängerinnen. Da nun Blut am Schlüssel klebt, weiß Blaubart, dass sie sein Gebot gebrochen hat und will sie hinrichten, doch die Frau ruft ihre Brüder zu Hilfe, welche sie in letzter Sekunde retten.

Es gibt sicherlich noch andere Varianten, aber diese haben wir in unserer ersten Runde gewählt. Im Spiel hat man leider keine Geschwister, die einen retten können. Man ist also ganz auf sich alleine gestellt...


Die Spieler - Der Charakter

Die Spieler spielen die Braut, bzw. verschiedene Aspekte ihrer Persönlichkeit. Es gibt 5 Aspekte: Die Fatale, den Animus, die Mutter, die Jungfrau und die Hexe. Jeder Aspekt mag einen der anderen Aspekte besonders und kann einen anderen nicht leiden. Welchen, darf man selbst auswählen. Die Charakterisierung der Aspekte ist sehr vage gehalten, sodass jeder einiges an Spielraum hat, um ihn individuell zu gestalten. Auf den Charakterblättern finden sich zudem ein paar Fragen zum Aussehen der Braut, wie sie zu Blaubart steht, was sie ihm geschenkt hat usw. Diese sollen dem Spielleiter Anhaltspunkte geben, was er in die Geschichte einbauen kann. Außerdem hat jeder Aspekt die Wahl zwischen drei verschiedenen "Faces", welche ihm jeweils andere Spezialfertigkeiten bieten.

Jeder Aspekt kann zudem bis zu 5 Traumapunkte sammeln. Es gibt viele Wege, diese zu bekommen, aber nur wenige, um sie zu entfernen. Hat man alle 5 Traumapunkte gesammelt, "shattered" der Aspekt. Das bedeutet, er dreht seinen Charakterbogen auf die Rückseite, wo er neue Regeln findet. Sind alle Aspekte shattered, hat dies Auswirkungen auf das Ende des Spiels.


Aktionen

Einer der Aspekte beginnt als der aktive. Als Zeichen erhält der aktive Spieler einen Ring. Da dieser allerdings oft vergessen wurde, wird allgemein die Verwendung eines Schlüsselbundes vorgeschlagen, da dies thematisch ebenfalls passt. Der aktive Spieler darf bestimmen, was die Braut tut und sagt, die anderen Spieler dürfen allerdings auf ihn einreden und versuchen, ihn zu beeinflussen.

Für alle Spieler zugänglich sind die sogenannten Maiden Moves: Sich um jemanden kümmern, ein Objekt untersuchen und die Situation überblicken. Hierzu muss man mit 2W6 würfeln und das Ergebnis addieren. Bei einer 1-6 erhält man nicht die gewünschten Informationen und etwas Schlimmes passiert. Zudem bekommt man meist 1, manchmal auch 2 Traumapunkte. Bei einer 7-9 erhält man die Information, manchmal aber trotzdem das Trauma. Erst ab 10+ bekommt man kein Trauma. Modifiziert werden die Würfe minimal durch die Stats des jeweiligen Aspekts: Blood, Carnality und Resilience. Hierauf dürfen nämlich zu Anfang die Werte -1, 0 und +1 verteilt werden.

Der aktive Aspekt darf außerdem die Ring Moves anwenden: Shiver from fear, Caress a Horror, Dirty yourself with violence, Cry out for help und Give up the ring. Diese Optionen können jeweils in unterschiedlichen Situationen von Nutzen sein. Mit Caress a Horror kann man beispielsweise die Wut oder den Angriff eines Ungeheuers/Fluchs/Whatever auf eine andere Person umleiten. Gibt man dagegen den Ring ab, ist man für eine gewisse Zeit immun gegen Traumata.

Schließlich gibt es noch die Exit Moves, die ebenfalls nur der aktive Spieler durchführen kann. Er kann damit entweder versuchen, einen Raum zu verlassen oder die Wahrheit hinter dem, was er darin gesehen hat, vermuten und dadurch entkommen.

Nachdem man eine Wahrheit ausgesprochen hat, muss man sich entscheiden, ob dies dazu beiträgt, dass man Blaubart eher vertraut oder misstraut. Hat man entweder 3 Punkte Vertrauen oder Misstrauen angesammelt, gelangt man zur verbotenen Tür und kann sich entscheiden, was man nun tut. Die Optionen, die man erhält, sind abhängig vom eigenen Stand zu Blaubart und vom Shattern.


Worum geht es


Man spielt die neuste Braut von Blaubart. In der Hochzeitsnacht muss er dringend fort und man erhält den Schlüssel zu allen Türen im Schloss. Der aktive Spieler sucht sich den ersten Schlüssel aus und erzählt, wie dieser aussieht. Dies geschieht jedes Mal, wenn ein neuer Spieler einen Raum auswählen darf. Man findet dann den entsprechenden Raum und tritt ein. Spielleiter und Spieler können nun beschreiben, was sie darin finden. Während sie sich im Raum befinden, können die verschiedenen Moves eingesetzt werden, um mehr Informationen zu erhalten, während sich allmählich der Horror des Raumes verbreitet. Gleichzeitig sprechen sich die Aspekte darüber ab, was sie tun sollen und was die Dinge, die sie erfahren haben, bedeuten könnten. Gegebenenfalls kann sogar ein Aspekt dem aktiven Spieler den Schlüssel entreißen, wenn er dies für sinnvoll hält oder unzufrieden ist.

Irgendwann hat man aber jeden Raum zur Genüge erkundet und möchte ihn verlassen - entweder, weil man genug zu wissen glaubt, oder weil es einfach furchtbar ist und man fliehen möchte. Man erhält allerdings nur Ver- oder Misstrauen, wenn man sich überlegt, was im Raum geschehen ist. Flieht man, wird man vom Spielleiter vor eine unschöne Wahl gestellt. Es müssen mindestens drei Räume untersucht werden, in denen jeweils ein neuer Horror lauert und der Braut nach dem Leben trachtet - oder nur nach ihrer geistigen Gesundheit.

Natürlich kann man auch mit den Bediensteten des Schlosses interagieren und je nachdem, wie man sich ihnen gegenüber verhält, können sich diese Interaktionen auf die mit anderen Dienern auswirken, da sich natürlich herumspricht, wie sich die Braut verhält.

Hat man drei Punkte Ver- oder Misstrauen gesammelt, kommt es zum Finale. Man tritt vor die verbotene Tür und muss eine Entscheidung treffen. Dann wird jedem Spieler reihum eine Frage vom Spielleiter gestellt, die er beantworten muss. Auf diese Weise gestalten die Spieler das Finale komplett selbst.


Fazit


Das Spielprinzip klingt sehr einfach und ist hauptsächlich spielergesteuert. Der Spielleiter hat wenig Einfluss, muss aber auch gut improvisieren können. Hauptakteure sind aber immer die fünf Geistesaspekte, welche auch ihre Umgebung mitbestimmen dürfen. Dies erfordert sicherlich ein wenig Übung, ist dann aber eine interessante Abwechslung zu den sonst eher spielleitergesteuerten RPGs.

Wenige Regeln vereinfachen das Spielen. Es wird nur minimalistisch gewürfelt und minimal durch Stats beeinflusst. Das macht alles sehr leicht zu merken und durchzuführen. Allerdings sollte man thematisch aufpassen, da eben viele Themen vorkommen können, mit denen sich die Spieler unwohl fühlen. Es ist also wichtig, vorher über Tabus zu sprechen.

Wichtig ist auch, dass eine abwechslungsreiche Atmosphäre geschaffen wird. So kann ein Raum beispielsweise offensichtlich düster und gruselig sein, ein anderer dagegen zunächst schön - der Horror zeigt sich erst auf den dritten oder vierten Blick...

Die Spieler können deutlich mehr mitbestimmen. Mehr selbst, als beispielsweise bei Ten Candles und das kann sehr ungewohnt sein. Es ist daher durchaus möglich, dass die erste Runde nicht ganz so ideal verläuft, weil die Spieler noch etwas verhalten sind oder nicht genau wissen, was nun eigentlich alles ihre Aufgabe ist. Daher: Versuch macht klug und Übung macht den Meister. Lasst euch nicht vom ersten Misserfolg ins Bockshorn jagen lassen, sondern redet über eure Spielerfahrung und macht es beim nächsten Mal einfach besser.
« Letzte Änderung: 29.03.2019 | 07:49 von Yozora »
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Ucalegon

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Re: Bluebeards Bride / Bewertung & Rezension
« Antwort #1 am: 6.01.2018 | 19:24 »
Eine gelungene Systemvorstellung.  :d Ich hätte gern noch ein bisschen mehr darüber gelesen, was du von dem Spiel hältst. Stärken/Schwächen?

Wie ist es denn bei euch gelaufen - falls ihr schon gespielt habt?

Wenn das in Thallions Auswertung einfließen soll, könntest du, glaube ich, auch nachträglich noch eine Umfrage einfügen, so dass wir nach Punkten bewerten können.

Offline Yozora

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Re: Bluebeards Bride / Bewertung & Rezension
« Antwort #2 am: 8.01.2018 | 14:15 »
So, die Umfrage sollte jetzt eingefügt sein, danke für den Hinweis  :d

Selbstverständlich haben wir das System auch sofort getestet und ich sitze aktuell daran, den Spielbericht zu schreiben. Der bekommt dann auch noch ein schönes Fazit, deshalb wollte ich noch nicht zu viel vorwegnehmen. Vielleicht schaffe ich es heute noch, ansonsten kommt der Bericht im Laufe der Woche auf alle Fälle.
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Offline Thallion

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Re: Bluebeards Bride / Bewertung & Rezension
« Antwort #3 am: 8.01.2018 | 14:32 »
Hier könnt ihr eure Meinung zum Bluebeard's Bride abgeben und nach Punkten bewerten.



Shop-Seite
Bluebeard's Bride

Regel/Quellen-Bände-Übersicht
Hier gelangt ihr zu der Auswertung und Übersicht bereits bewerteter Regel- und Quellen-Bände:
http://www.tanelorn.net/index.php/topic,96807.0.html

Klappentext:
WILL YOU OPEN THE FINAL DOOR?
A young bride is wed to an ugly, but powerful man with a blue beard. He invites her to explore the house...but one room is forbidden. Eventually, the young bride falls prey to her curiosity and opens it, discovering the gruesome display of former brides murdered...

Explore Bluebeard's mansion and create your own beautifully tragic version of the dark fairy tale with Bluebeard's Bride. Experience the nightmarish memories that haunt the rooms of this broken place and discover the truth of what happened here. But it is up to you and your friends to decide whether or not you are a faithful or disloyal bride.

In this book, you get:

Five playbooks, each representing a different aspect of the Brides personality
Detailed instructions for running the game and playing to find out what happens
Tools for creating your own custom servants, rooms, and horors for Bluebeard's Bride
Tips and tricks for managing horror at your table, including safety mechanisms
Bluebeard's Bride is an investigatory horror tabletop roleplaying game that makes use of the same rules-light engine as Apocalypse World, Monsterhearts, and Urban Shadows to create stories of feminine horror in the vein of Crimson Peak, American Horror Story, and The Company of Wolves.

3-5 players | One-Shot Play | 2-4 hour sessions | Rated Adults Only | Powered By the Apocalypse |

Offline Yozora

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Re: Bluebeards Bride / Bewertung & Rezension
« Antwort #4 am: 9.01.2018 | 22:47 »
Sooo, der Bericht samt Fazit ist fertig!

Den Bericht könnt ihr im Forum nachlesen: https://www.tanelorn.net/index.php/topic,105253.0.html

Oder auf meinem Blog: http://black-oracle.blogspot.de/2018/01/bluebeards-bride-die-naive-braut.html

Das Fazit packe ich aber trotzdem noch einmal hier rein:


Wo soll ich anfangen? Es gibt so viele Dinge, die ich über diese Runde erzählen möchte! Zuerst einmal vielleicht: Es war unsere allererste Runde mit diesem System und das hat sich bemerkbar gemacht. Wir waren zwar viele Spieler, die sonst sehr aktiv sind und viele Ideen haben, doch bei der extremen Spielersteuerung war die Gruppe merklich überfordert. Und auch der Spielleiter war nicht immer ganz sicher.

Woran lag es das?

Das Regelwerk gibt nur ein paar wenige Beispiele vor, wie die Räume aussehen können. Klare, gut ausgearbeitete Ideen dagegen fehlen, was gerade in einem System, das durch seine Andersartigkeit glänzen will, nicht ganz ideal ist. Hier wäre es wichtig gewesen, dem unerfahrenen BB-SL etwas Arbeit abzunehmen und zu zeigen, was das System kann und vor allem will.

Spieler dagegen sind es gewohnt, dass der SL viele Dinge vorgibt. In BB dagegen haben die Spieler während des Spiels dieses mitzugestalten. Das verlangt von ihnen deutlich mehr Improvisation als gewöhnlich und kann daher überfordernd sein, vor allem, da sie gleichzeitig dauernd miteinander agieren müssen, um die Braut zu steuern. Gleichzeitig hat man außerdem sehr viele Möglichkeiten durch die Maiden und Ring Moves, bei denen man zum Beispiel Fragen stellen kann. Nun war es zumindest mir nicht immer ganz klar, ob die dann vom SL oder den anderen Spielern beantwortet werden sollen. Wir haben es mal so, mal so gehandhabt. Zudem haben wir sie leider nur sehr wenig genutzt - manche davon überhaupt nicht-, vielleicht auch, weil eben die Nutzungsmöglichkeiten unklar waren. Zwar hat jeder Punkt ein paar Beispiele, aber eben nur 1-3 und die sind auch nicht weiter erläutert. Es fehlt einfach ein griffiges Werkzeug, die Gebrauchsanleitung für unerfahrene Neulinge.

Ein intensives Einlesen, Coaching und mehr Beispiele sind notwendig, um mit diesem Spiel zurecht zu kommen. An den Beispielen hapert es leider im Grundregelwerk gewaltig.

Die Runde gefühlt

Durch die ersten beiden Räume sind wir ziemlich durchgehetzt. Wir haben uns nur wenige Minuten dort aufgehalten und aus extrem wenigen Informationen irgendwelche Storys gesponnen, die der Mehrheit gerade in den Kram gepasst haben. So ist anfangs viel von dem Grusel ausgeblieben und es wurde schnell klar, in welche Richtung es gehen wird: Wir sind naiv und vertrauen Blaubart. Nach Raum 2 haben wir das dann aber auch gemerkt, das Tempo etwas gedrosselt und dadurch auch mal schlimme Erlebnisse gehabt.

Der Wintergarten war auch in anderer Hinsicht ein Wendepunkt. Hier hat uns der SL zum ersten Mal mehr selbst beschreiben lassen, wie sich unsere Umgebung gestaltet. Aber auch das Miteinander der Schwestern hat hier einen neuen Höhepunkt erreicht. Wir haben extrem viel miteinander diskutiert und auch endlich richtig die Maiden Moves getestet. Der Garten hätte grandios sein können: Der Horror, gestalkt zu werden, hat sich schon ein wenig gezeigt, wurde aber zu sehr von den Diskussionen und der Aufmerksamkeit auf die beiden Dienerinnen abgelenkt. Hier hätte man zum ersten Mal ein Horrorthema für Frauen haben können: Heimliche Beobachter bzw. Stalking. Leider ist das zu sehr untergegangen. Wieder haben wir uns auf einen anderen Punkt versteift und danach bzw. davor nicht weiter nachgeforscht. Schade, denn hier ist viel Potential verloren gegangen.

Das Ende war dann auch sehr schnell abgehandelt. Je nach Entscheidung für oder gegen Bluebeard hat man die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten und dann wird jedem Spieler eine Frage gestellt (oben in Kursiv und Englisch). Diese sollen eigentlich das Finale bilden und die Geschichte abrunden und zu Ende erzählen. Bei uns waren die Antworten leider sehr kurz und undetailliert, sodass kein echtes Finalfeeling aufkommen wollte. Und dann war es schon vorbei. Ein wenig enttäuschend, aber daran waren wir in unserem unsicheren, überforderten Zustand selbst mit Schuld. Und vielleicht hat auch unser SL nicht den richtigen Riecher für den Horror, der hier Platz finde könnte. Ich kenne mittlerweile seine Auslegung vom Unheimlichen und einige seiner Kniffe und bin seinen Horror gewohnt. Meiner Meinung nach müsste man hier aber anders vorgehen. Ich weiß, dass er sowas auch kann - in dem Harlekin Oneshot von Unknown Armies hat er eine richtig, richtig geile Stalking-Sequenz hingelegt, bei der ich richtig Angst bekommen habe. Nur hier hat er das leider nicht genutzt. Wobei ich dazusagen muss, dass er das Buch erst 2 Tage vor der Runde bekommen hat. Ansonsten wären seine Vorbereitungen für ihn selbst als auch für unsere Einführung sicher intensiver gewesen.

Ebenfalls eine Möglichkeit, um die Räume vielseitig und spannend zu halten: Abwechslung zwischen subtilem, sich langsam ausbreitendem Grusel und offensichtlichem Horror: Ein hell erleuchteter Raum, wo man nach und nach immer mehr Hinweise auf furchtbare Geschehnisse findet vs. die dunkle Grotte mit seiner zerfledderten Wasserleiche. Man sollte nie wissen, was einen erwartet. Und es fehlen tatsächlich normale Räume! Es gibt anscheinend keine Option, mal in ein gewöhnliches Bad zu gehen oder ein Gemeinschaftszimmer der Bediensteten zu finden oder so etwas. Das hätte ich mir gewünscht, ein wenig Abwechslung von eben jenen Räumen, die vorgeschriebenerweise das Unheimliche enthalten müssen.

Ein letzter Punkt, der mir sehr wichtig ist: Es darf nicht jeder Raum so sein, dass ganz offensichtlich Blaubart der Böse ist. Klar, er hat die Frauen umgebracht, aber ich möchte nicht jedes Mal mit der Nase darauf gestoßen werden. Es sollte Hinweise darauf geben, aber auf die Frage "Was ist hier geschehen?" sollte nicht zu oft Blaubart als Täter gezeigt werden. Das hatten wir glücklicherweise auch nicht, aber er kam schon in jeder Vision zumindest als Schatten vor. Allerdings weiß ich wegen unserer Eile nicht, wie es noch weitergegangen wäre. Es ist denke ich sehr schwierig, Hinweise zu streuen, die auf verschiedene Weise interpretiert werden können oder eben nur weinzige Infos beinhalten, die die Waage dann zum Kippen bringen. Ich persönlich könnte das glaube ich nicht.

Was ich jetzt von Bluebeards Bride halte

Ich muss ganz ehrlich sagen: Diese Runde hat mir nicht gefallen. Ich glaube aber, dass das Spiel Potential hat, wenn man sich damit länger auseinandersetzt und es häufiger gespielt hat. Wir haben uns vorsichtig herangetastet und ich denke, wenn wir unsere Optionen besser kennen, kann das Spiel richtig gut werden. Es verlangt sehr, sehr viel von den Spielern. Und damit muss man erstmal klarkommen. Das ist nicht einfach und ich kann mir vorstellen, dass viele nach so einer Runde das Buch ins Regal stellen und nicht wieder anfassen. Das Regelwerk bräuchte mehr Beispiele und Anleitung, damit es beim ersten Mal schon gut wird. So bleibt es aber an den Spielern und am SL, sich da hineinzufuchsen und das Beste draus zu machen. Wer also eine Gruppe hat, die gern viel erfindet und gut improvisieren kann (und auf Horror steht), sollte diesem Werk mehrere Chancen geben, ehe er sich entscheidet. Ich werde hoffentlich bald in den Genuss einer zweiten Runde mit weiblichem SL kommen und damit einer anderen Herangehensweise.
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Offline Rabe

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Re: Bluebeards Bride / Bewertung & Rezension
« Antwort #5 am: 10.01.2018 | 17:45 »
Inzwischen (09.12.2018) ist die Vorabversion des Book of Rooms verfügbar (zumindest für die Backer).

Darin enthalten sind 40 Räume, jeder davon mit einer Illustration des Raumes und vier interessanten Objekten, von denen zwei näher beschrieben sind.

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Damit wird es viel einfacher werden, ohne weitere Vorbereitung loszuspielen und die beschriebenen Räume eignen sich IMHO ausgezeichnet als Beispiele und setzen die besondere Stimmung von Bluebeards Bride sehr schön um.

Was die Gestaltung angeht entsprich sie, soweit man aus dem (Preview-) PDF erkennen kann, dem Grundregelwerk. Ist also sehr schön.  :D

Offline Bad Horse

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Re: Bluebeards Bride / Bewertung & Rezension
« Antwort #6 am: 10.01.2018 | 21:07 »
Ich habe es gerade gespiel, und mir hat es sehr gut gefallen. Ich hatte aber auch zwei Mitspieler, die das System schon kannten, und die beide sehr kreativ sind. Bisher haben wir zwei Räume erforscht - beim einen waren wir uns einig, dass Blaubart gar nichts dafür kann, beim zweiten nicht mehr so ganz. Die Beschreibung des Schlüssels hat schon ein bisschen was vom Raum vorgegeben, gruselig war's auch; aber das steht und fällt natürlich damit, wie gut der SL den Raum beschreiben und wie gut die Spieler darauf eingehen können.

Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

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Re: Bluebeards Bride / Bewertung & Rezension
« Antwort #7 am: 20.02.2018 | 16:04 »
Eine gelungene Systemvorstellung.  :d Ich hätte gern noch ein bisschen mehr darüber gelesen, was du von dem Spiel hältst. Stärken/Schwächen?

Wie ist es denn bei euch gelaufen - falls ihr schon gespielt habt?

Wenn das in Thallions Auswertung einfließen soll, könntest du, glaube ich, auch nachträglich noch eine Umfrage einfügen, so dass wir nach Punkten bewerten können.
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