Autor Thema: Bringen Rollenspiel unterschiedliche Spielarten mit?  (Gelesen 8278 mal)

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Fredi der gebildete Elch predigt es ja nun schon seit längerem: Unterschiedliche System unterstützen unterschiedliche Spielarten, was dann logischerweise zur Folge hat, dass unterschiedliche Rollenspiele auch unterschiedliche Spielarten begünstigen.

Dies bedeutet ganz konkret, dass ich, wenn ich ein bestimmtes RSP aus dem Regal ziehe damit automatisch einen bestimmten Spielstil erhalte. Habe ich also Lust auf urbanen Horror, in welchem sich alles um die Charaktere als zentralen Knotenpunkt rankt greife ich zu Unknown Armies oder auch der WoD, will ich dagegen heroische und "cinematische" Action in ähnlicher Umgebung haben fällt meine Wahl eher auf D20 Modern oder Feng Shui.
Meine Frage: Handhabt ihr das genau so wie Fredi es vorschlägt oder macht ihr alles mit demselben System, getreu dem Motto: "Ein paar Änderungen hier und da, dann kann ich auch hiermit HighFantasy spielen auch wenn es dafür nicht gedacht war".
Wechselt ihr also mit Spielstil und Genre auch das System oder bastelt ihr euch das "altbekannte" so zu recht, dass es passt?
Und andersherum: Wechselt ihr mit dem System auch euren Spielstil oder spielt ihr im Grunde immer gleich nur mit unerschiedlichem System?

Ein paar Anschlussfragen ist: Falls ihr das System wechselt wie sieht es dann in den Grenzgebieten aus? Wann spielt ihr Cthulhu und wann Unknown Armies auf dem Street Level? Sind die Beiden sich nicht sehr ähnlich? Sicher es gibt große Unterschiede, aber die Frage ist wie groß fühlen diese sich für die Spieler an?
Viel nickeliger fand ich es mir aber gestern Abend zu überlegen wann ich Unknown Armies (ja, ich lese das gerade, was dagegen ;)) auf dem Global Level mit Adepten und wann ich Mage: the Ascension in der 3rd Edition spiele. Ich konnte mir gestern Abend Ratzfatz einen Magus mit dem Leitthema "Magick based on mathematic paradoxes" erstellen, daraus einen "School of Magick" zu machen würde wesentlich länger brauchen.
Gesetz dem Fall also "System matters", wann wird es letzten Endes doch wieder zu Geschmacksfrage?
« Letzte Änderung: 11.09.2003 | 10:25 von Marcel Gehlen »

Offline Monkey McPants

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Re:Bringen Rollenspiel unterschiedliche Spielarten mit?
« Antwort #1 am: 11.09.2003 | 11:35 »
Ok, hier meine 2... vielleicht drei cent.

Ja, ich finde schon, daß einzelne Systeme bestimmte Spielstile fördern und unterstützen. Am Beispiel Shadowrun sieht man das IMO recht nett. Shadowrun besitzt für seine verschiedenen Sparten (Kampf, Matrix, Magie und Rigger) jeweils ein, mehr oder weniger, eigenes Regelsystem. Klar, sie funktionieren auch nach dem Grundsystem von "[Fertigkeit] W6 gegen Schwierigkeit, zähl die Erfolge", sind aber mehr oder weniger modifiziert, um ihren bestimmten Zweck zu erfüllen.

Nun ist es ja auch so, daß es in Shadowun elendslange Supplements mit Waffen, Cyberware, Fahrzeugen und Zaubern gibt. Man wird also sehr verleitet zu powerzugamen, oder zumindest einen Spielstil zu betreiben, in dem die Ausrüstung wichtiger ist als der Kerl dahinter. Wer 15 Stunden damit zugebracht hat sich seine perfekte Kampfausrüstung zusammenzuschrauben, der will sie natürlich auch einsetzen und wird sich etwas vernachläßigt vorkommen, wenn das nicht geschieht. Das, zusammen mit den spezielen, sehr ins Detail gehenden Kampfregeln, macht aus Shadowrun ein Spiel, in dem Kampf mit großer Wahrscheinlichkeit eine Rolle spielen wird.

"System does matter."

Es geht natürlich auch anders, aber man wird leicht in eine gewisse Richtung gedrängt, was man vor allem bei Newbies sieht.

Was mich persönlich angeht, ist es so eine Sache. Ich bin, aufgrund meines Hintergrunds (Komme von Shadowrun, stehe auf Shadowrun...) natürlich versucht Sachen nach dem Shadowrunsystem zu machen, zumindest war ich das. Nun hab ich aber inzwischen einen ziemlichen Haufen Systeme zuhause stehen, aus den verschiedensten Sparten und mit den verschiedensten Ansprüchen.

Inzwischen werde ich es mir zweimal überlegen, ob ich mir die Arbeit mache, "Shadowrun" so hinzubiegen, daß es meinen Vorstellungen gerecht wird, einfach weil es Systeme gibt, die das von mir geforderte schneller und einfacher liefern. Genauso geht es mir zB mit D&D. Klar, ich find das Grundprinzip nett. Aber ich bevorzuge klassenlose Systeme, um mal ein Beispiel zu nehmen. Wenn ich also die Wahl hab ein System zu nehmen, an dem ich erst rumbasten müsste um es klassenlos zu kriegen (Falls es überhaupt geht!), oder ein System zu nehmen, daß bereits klassenlos ist, sprich zB BESM, dann werd ich es mir vermutlich einfach machen.

Außerdem gefällt mir der Spielstil nicht, den D&D "fördert". Was jetzt keine Aufforderung zum flamen ist!

Fazit:

IMO spielt das System sehr wohl eine Rolle und wenn ich die Wahl hab, dann nehme ich das System, das bereits am ehesten meinen Vorstellungen entspricht.

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Re:Bringen Rollenspiel unterschiedliche Spielarten mit?
« Antwort #2 am: 11.09.2003 | 11:41 »
ohne alles gelesen zu haben ist mir nur eine Kleinigkeit aufgefallen:

zuerst heißt es "unterschiedliche Systeme UNTERSTÜTZEN unterschiedliche Spielarten", was ich durchaus bejaen kann (sofern man wirklich gemäß des Systems spielt nicht eh daran rumbastelt), dann wird daraus aber schnell ein "unterschiedliche Systeme BEDINGEN (automatisch) unterschiedliche Spielarten".

Das sind zwei ganz verschiedene Schuhe.

Darüber hinaus würde ich "Spielarten" nicht ao ohne weiteres gleich "Genre" setzen, wies es bei Marcel oben rüberkommt.
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Offline Boba Fett

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Re:Bringen Rollenspiel unterschiedliche Spielarten mit?
« Antwort #3 am: 11.09.2003 | 11:48 »
Grundsätzlich: Es gibt kein System, das eine Methode des Rollenspiels unterstützt und eine andere nicht.
Aber die Systeme fördern durch bestimmte Merkmale manche Spiel-Stile und behindern andere.
Beispiel: Einfache Systeme erleichtern cinematisches Rollenspiel.
Systeme, die weniger tödlich in ihren kampfregeln sind, erleichtern cinematisches Rollenspiel.
Systeme, die sehr viel Wert auf die Erschaffung und die Steigerung des Charakters legen, fördern narratives Rollenspiel.
Systeme, die sehr detaillierte Kampfregeln haben, fördern gamistisches Rollenspiel.

Trotzdem kann man mit allen Rollenspielen gamistisch, narrative, cinematisch oder sonst wie spielen. Die Frage ist nur: "Wie leicht"

Oder: "Erleichtert das System, das ich nutze die Art, wie ich spielen möchte, oder legt es mir sogar Steine in den Weg?"

Zu Deinen Fragen: Wir wechseln das System.
Wenn wir cinematisch spielen wollen, nehmen wir ein möglichst einfaches System, wo die Charaktere nicht so ohne weiteres sterben (z.B. 7. See, Fading Suns, Star Wars von WEG, oder Feng Shui). Wenn wir narrative spielen wollen, nehmen wir uns etwas, was entsprechend viel Wert auf die Charaktere und die Story legt (Beispiele fallen mir grade nicht ein).
Wollen wir gamistisch spielen nehmen wir etwas mit einem sehr ausgefeilten Kampfsystem (z.B. D&D 3E [Nichts gegen gamistisches Spiel!]).

Wir haben auch festgestellt, dass das Rollenspiel-System teilweise unserer Art zu spielen beeinflusst.
Beispielsweise wurden wir nach 18 Monaten D&D 3E uns bewust, dass die Spieler mit ihren Charakteren im Kampf viel mehr taktieren als sonst üblich.
Bei Earthdawn verfiel der Kampf in ein Ausreizen der Talente, während wir bei Star Wars eher "frei" gekämpft haben (Kampfrunden und Initiative war meistens unnötig).

Zur Geschmacksfrage wird es dann, wenn man bestimmte Vorlieben im Rollenspiel besitzt.
Abgesehen von diesen Vorlieben ist die Vorliebe für ein bestimmtes Setting natürlich auch maßgeblich für die Wahl des Rollenspiels.

Ich will das nicht verallgemeinern und behaupten es wäre bei jeder Runde so!
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Offline 1of3

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Re:Bringen Rollenspiel unterschiedliche Spielarten mit?
« Antwort #4 am: 11.09.2003 | 12:03 »
Ich hasse es, wenn das Board mein Post frisst.... Argh. Ganz ruhig, Stefan. Tief durchatmen und antworten....

Ich schließe mich mal der allgemeinen Meinung an. System does indeed matter. Aber es ist nicht der einzige Faktor. Die anderen wurden IMO schon genannt.

Des weiteren haben Menschen nur ein begrenztes Wissen. Ich kenne UA nicht und meine Gruppe kennt UA nicht. Aber wir kennen Magus vorwärts, rückwärts und seitwärts. Und wir hatten schon ne Menge Spaß damit. Mag sein, dass UA viel besser zu dem passt, was ich will. Aber wir spielen trotzdem Magus.

Offline Rokal Silberfell

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Re:Bringen Rollenspiel unterschiedliche Spielarten mit?
« Antwort #5 am: 11.09.2003 | 12:03 »
Ich würde mal ganz spontan sagen: Ja!

Zumindest bei Newbies merkt man das. Ein Newbie wird bei D&D sofort in ein Klassensystem (fast schon Kastensystem) gedrängt. Bei D&D kommen wenn man doch mal ganz ehrlich ist immer nur Archetypen mit einigen verschiedenen Varianten raus. Der Krieger ist immer kräftig, der Magier immer Schwächlich und Inteligent. Natürlich gibt es ausnahmen, aber zum einen bestätigen die die Regel und zum anderen reden wir hier ja nicht über Veteranen, die machen eh was sie wollen.... und wahrscheinlich schrauben sie zuerst am System ;D. Außerdem ist der Hintergrund bei der Charaktererschaffung zu wenig eingebunden, was zu erhöhtem Munchkinism führt; MinMaxing ist auch gang und gebe, man kann ja überall was rausholen. wenn ich damit jetzt jemandem auf den Schlips getreten bin, kann ich daran auch nix machen. Natürlich hat D&D auch gute Seiten, aber um einen Systemkrieg gehts hier nicht!
Wenn ich mir dann auf der anderen Seite Vampire anschaue, dann seh ich, das hier das MinMaxing recht eingeschränkt ist und man viel mehr wert auf Story legt (naja da gibts dann ja auch nen einheitlichen Hintergrund sofort dazu). Und ich glaube auch das in Vampire nicht für jeden Mi** gewürfelt werden muss. Was bei D&D z.B. (oder auch bei DSA) nicht der Fall ist. Da ist jeder Husten bis ins letzte Eck geregelt.

Dann gibt es noch den generellen Unterschied: Spiele, die schnell gehen und wo man nicht lange an nem Kampf würfelt - Systeme wo man ne halbe Stunde für eine einzelne Attacke braucht.
Sicher gibts noch mehr....  aber ich hab ja auch nicht ewig Zeit :P (Drum bevorzuge ich schnelle, einfache Systeme)
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Re:Bringen Rollenspiel unterschiedliche Spielarten mit?
« Antwort #6 am: 11.09.2003 | 12:34 »
Jedes Regelwerk erleichtert einen bestimmten Spielstil. Man wird nicht automatisch dazu gezwungen und kann versuchen mit jedem System einen beliebigen Stil zu spielen, aber nimmt man das für seine Bedürfnisse falsche System endet es in einem Gegen-Den-Strom-Schwimmen - siehe auch die Diskussion über "Beziehungen in d20", das ist ein typischen Beispiel welchen Aufwand es ergibt ein System anzupassen.

Mehr siehe auch: System does Matter (Ron Edwards)

Systeme, die sehr viel Wert auf die Erschaffung und die Steigerung des Charakters legen, fördern narratives Rollenspiel.
Da muss ich wiedersprechen - dies sind meist Simulationism-Spiele, da Charaktere besonders dann komplex werden wenn man es realistisch haben möchte. Um Narrativism zu fördern ist es viel wichtiger die Motivationen der Charaktere in Regeln abzubilden und die Spieler zu "belohnen" wenn sie director stance einnehmen. Ob du dazu viel oder wenig Regeln hast ist egal.

Systeme, die sehr detaillierte Kampfregeln haben, fördern gamistisches Rollenspiel.
Muss nicht sein - Riddle of Steel hat auch ausgefeilte Kampfregeln ist aber Narrativ, da man Kämpfe nur gewinnen kann wenn man die Spiritual Attributes zu Hilfe nimmt.
« Letzte Änderung: 11.09.2003 | 12:48 von Gelasma »

Offline Rokal Silberfell

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Re:Bringen Rollenspiel unterschiedliche Spielarten mit?
« Antwort #7 am: 11.09.2003 | 12:51 »
hab mich da wohl etwas blöd ausgedrückt...

Natürlich kann man mit jedem System jeden Stil pflegen, aber gerade Newbies werden vom System her schon ziemlich geprägt (auch wenn fast alle zu MinMaxing und Powergaming neigen, was ja nix schlimmes is)

Ich als erfahrener Rollenspieler kann abschätzen ob ein System zu meinem Spielstil passt oder obs was dagegen "unternimmt". Aber wenn man Rollenspiel schon längere Zeit betreibt, lässt man sich nicht so in eine Schiene drängen von den Regeln. Oder aber man fängt an zu schrauben.

Und um mal die Anfangsfrage zu beantworten: Ja auch wir wechseln das System... Ich will mit D&D oder DSA einfach kein Darkfantasy oder Steampunk spielen.... genauso wenig wie ich anfangen würde die SR Waffentabellen und Ausrüstungen auf ein Fantasysetting umzuformen!
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Offline Fredi der Elch

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Re:Bringen Rollenspiel unterschiedliche Spielarten mit?
« Antwort #8 am: 11.09.2003 | 14:01 »
Öh, na sowas...
Man könnte ja fast meinen, das wäre hier Konsens. Wenn ich daran denke, was ich mit der Meinung schon gegen die Wand gelaufen bin... Ob wohl die Fraktion "Es kommt nur drauf an wie man spielt" zu sehr verschreckt ist?

Ich habe keine 2 Cent, also einfach meine Meinung:
- kompliziert oder so kann man glaube ich als high vs. low points of contact bezeichnen. Im Moment (die verdammten Spinner auf The Forge ändern ja ständig ihre Terminologie, ich sag nur Vanilla vs. Pervy...)
- Ein kompliziertes Kampfsystem fördert noch lange keinen Gamismus. Es kann auch sehr simulationistisch sein. Ein ausführliches Kampfsystem heißt nur, dass Kampf als sehr wichtig im Spiel angesehen wird.
- Narrativismus soll von Director Stance unabhängig sein. Ich habs auch nicht verstanden... ???

@Gelasma
Ach, es ist so schön, mal jemanden zu treffen, der auch The Forge liest... *freudenschnuff*
Wir bauen mal ein RPG zusammen und dann schaun mer mal. Wenn ich Zeit habe...

Fredi
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Zitat von: 1of3
D&D kann immerhin eine Sache gut, auch wenn es ganz viel Ablenkendes enthält: Monster töten. Vampire kann gar nichts.

Offline Bitpicker

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Re:Bringen Rollenspiel unterschiedliche Spielarten mit?
« Antwort #9 am: 11.09.2003 | 14:37 »
Ich bin durchaus der Meinung, dass Regelwerke bestimmten Spielstilen zugewandt sind und andere vernachlässigen. Ich glaube nicht, dass ein einzelnes Regelwerk jemals allen Spielstilen gerecht werden kann.

Dabei sehe ich keine direkte Verbindung von Spielstil und Genre. Zwar tendieren Fantasy-Rollenspiele wie D&D und DSA eher zu einem heroischen Stil und weniger zu einem realistischen, aber man kann Fantasy auch mit einem realistischen System spielen - das Ergebnis sieht zwar anders aus, ist aber immer noch Fantasy.

Eben weil Systeme Spielstile mitbringen, habe ich aufgehört, mich um die Systeme von Spielwelten noch zu kümmern - ich schmeiße sie raus und spiele alles mit meinem eigenen System, weil mein Spielstil eben narrativ und realistisch ist und möglichst wenig Kontakt mit Regeln während des Spiels will. Genauer gesagt, das Regelsystem unterstützt meine Erzählung und meine Entscheidungen als SL auf der Basis von meinem Bild der Setting-Realität und diktiert nichts.

Insofern kann man sagen, dass jedes Setting und jedes Genre bei mir demselben Spielstil unterliegt. Eine Ausnahme machen nur humoristische Spiele wie Paranoia, deren Regeln ich als Teil des Spaßes betrachte, und Nobilis, weil dessen würfelloses System für das Genre und den intendierten Stil wie die Faust aufs Auge passt und mir der Stil zudem gefällt.

Aber um ein Gegenbeispiel zu nennen, Engel würde ich weder mit d20 noch mit dem Arkana-System spielen - und ich kann mir nicht vorstellen, dass Engel unter dem d20 System auch nur annähernd ähnliche Ergebnisse zeitigt wie mit dem Arkana-System, und wenn ich mein eigenes System dafür verwende, rechne ich wiederum mit einem anderen Ergebnis.

Robin
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Re:Bringen Rollenspiel unterschiedliche Spielarten mit?
« Antwort #10 am: 11.09.2003 | 14:56 »
Meine Meinung geht auch dahin, dass bestimmte Regelsysteme bestimmte Spielweisen fördern bzw. behindern, aber ich bin der festen Überzeugung, dass man jedes Rollenspiel auf die Weise spielen kann, wie man es für richtig hält.

Ich bin deshalb auch sehr gegen "Vorverurteilungen", weil jemand irgendein Regelsystem bevorzugt.

Ein gutes Beispiel ist Vampire, bei dem man rein vom Regelsystem sehr gut Powergaming machen kann, da man ja übersinnliche Fähigkeiten hat und diese auf hohem Level ganz schön heftig sind. Dagegen kann man aber gerade bei der Stimmung und Atmosphäre bei Vampire enorm gut Storytelling spielen.

Also meine Meinung: "Jedes Rollenspiel ist so gut wie seine Spieler und Spielleiter."


Offline Bitpicker

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Re:Bringen Rollenspiel unterschiedliche Spielarten mit?
« Antwort #11 am: 11.09.2003 | 15:58 »
Es kommt darauf an, wie man 'spielen' definiert. Natürlich kann man D&D spielen - aber man kann es nicht z. B. 'realistisch' spielen, weil das Trefferpunktsystem und das Charakterklassensystem das nicht zulassen. Ein System, in dem man aufgrund vorhandener Trefferpunkte weiß, dass einen eine bestimmte Waffe auch in drei gelungenen Attacken noch nicht töten kann, weil ihr maximaler Schadenswert einfach zu niedrig dafür ist, kann nicht für ein realistisches Spiel benutzt werden. Ebensowenig eignet sich z. B. das System von Call of Cthulhu für heroisches und cinematisches Spiel. Keines der beiden Systeme eigent sich für einen simulationistischen Spielstil. Das heißt nicht, dass man solche Spiele nicht spielen oder nicht gut spielen kann, aber die Systeme unterstützen trotz allem einen gewissen Stil.

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Offline Boba Fett

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Re:Bringen Rollenspiel unterschiedliche Spielarten mit?
« Antwort #12 am: 11.09.2003 | 16:28 »
Es geht nicht um "gut" oder "schlecht" spielen, denn das sind absolute Maßstäbe.
Es geht um "besser" oder "schlechter".
Die Behauptung, man könne mit D&D "nicht gut" Cinematisches Rollenspiel machen würde ich nicht so im Raum stehen lassen.
Die Behauptung, dass man mit Star Wars von WEG "besser" cinematisches Rollenspiel realisieren kann, als mit D&D (oder D20) schon.
Absolute bewertungen sind im Rollenspiel doch ohnehin meist fehl am Platz. Ein System ist nicht "gut" oder "ungeeignet".
Es wird subjektiv als gut eingeschätzt, aber das sagt nichts aus.
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Re:Bringen Rollenspiel unterschiedliche Spielarten mit?
« Antwort #13 am: 11.09.2003 | 16:40 »
Eine Bewertung eines Rollenspiels an sich ist sicher nicht angebracht und alle Bewertungen eines Rollenspiels bezüglich einer bestimmten Spielweise sind immer nur relative Angaben zu anderen Rollenspieln, da stimme ich zu. (Bin übrigens ein großer Fan von dir, Boba, hab sogar ein Poster in meinem Zimmer hängen)

Es ist auch richtig, dass ein System mit Trefferpunkten in den meisten Fällen nicht "realistisch" ist, weil man unmenschliche Dinge überleben kann.

Das sind auch jeweils Punkte, die ich meine, wenn ich behaupte, dass manche Systeme sich ebene weniger für einen bestimmten Spielstil eignen als andere. Trotzdem denke ich, kann man jedes Rollenspiel und vor allem jede Hintergrundwelt so ausspieln, wie man es für richtig hält.
Bei mir zum Beispiel verhalten sich Menschen bei DSA oder AD&D wie normale Menschen, sie sind sich nicht bewußt, dass sie 30 Trefferpunkte haben und damit mindestens die nächsten 3 Schwerthiebe überleben.

Spieltechnische Werte sind für mich nur eine Art Simulationsmodus, auf den halt ab und zu umgeschaltet wird. Im besten Fall unterstützen sie das Rollenspiel noch (Engel), im schlechtesten stellen sie sich ihm in den Weg (Shadowrun). Trotzdem kann man auch dadurch, dass man "kleine, nebensächliche" Regeln einfach nicht so strikt beachtet (den Fahrzeugkampf in D20 Modern oder die Bewegung auf Hex-Feldern bei GURPS ignoriere ich z.B. völlig) oder ganz ignoriert, sich geeignetere Umstände schaffen.

Und wichtig für die Art des Rollenspiels ist auch all das, was zwischen den Kämpfen passiert. Cthulhu mag ganz tole Regeln für das Abgleiten in den Wahnsinn haben und von daher als psychologisches Horror-Rollenspiel gelten, ohne die richtige Atmosphäre und das Ausspielen solcher regeltechnischer Aspekte ist es aber auch nicht mehr und nicht weniger Hack & Slay als D&D den Ruf hat.

Offline Bad Horse

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Re:Bringen Rollenspiel unterschiedliche Spielarten mit?
« Antwort #14 am: 11.09.2003 | 17:32 »
Und hier ist meine Meinung (meine Cents behalte ich lieber!  :)):

Man kann prinzipiell mit jedem System (fast) alles spielen - wenn man entsprechend Arbeit hineinsteckt. Manche Systeme sind von ihrer Auslegung her sicherlich besser für die eine oder andere Art von Abenteuern oder Spielstilen geeignet, was aber nicht heißen muß, daß man nichts anderes damit machen kann.

Wenn wir Fantasy spielen, verwenden wir meistens die D20-Regeln. Unsere Chars sind sich meistens nicht bewußt, daß sie auch "schwere" Treffer überleben können, daher verhalten sie sich auch so. Unsere Gruppe ist immer ein wenig verschwätzt (d.h. in-Character-verschwätzt, selbst im tiefsten Dungeon können wir uns noch über traditionelle Elfengerichte unterhalten...). Die Tendenz, viel über "Nebensächlichkeiten" und die Beziehungen untereinander zu reden, haben meine Gruppen eigentlich immer, egal, welches System wir spielen. In dieser Hinsicht ändern wir uns nicht.

Aber ansonsten suche ich mir schon lieber ein System, daß zu dem Setting paßt. Da ich nur selten Lust habe, ein eigenes System zu entwerfen, greife ich da normalerweise auf Standard-Settings zurück. Was mir nicht gefällt, wird halt modifiziert.

Und es gibt halt Systeme, die Settings und auch Spielstile unterstützen oder eben auch nicht. Aber ich denke, daß der Spielstil fast eher von Spielleiter und Gruppe beeinflußt wird als von den Regeln.

Die übelsten Powergamer hab ich übrigens bei Vampire getroffen ("Mein Char ist 5. Gen und kann alle Dissis auf 8 oder so" "Gähn"). Zumal bei Vampire Powergaming meistens viiiiel überzogener ist als bei D&D3 (finde ich zumindest...  ;))

Oh, und OT: Fehlt da nicht ein "e" hinter Rollenspiel im Titel?  ;)

Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Offline Lord Verminaard

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Re:Bringen Rollenspiel unterschiedliche Spielarten mit?
« Antwort #15 am: 11.09.2003 | 22:27 »
Ja! System does matter! Wir wechseln die Systeme! Nächster Thread! :D

Na ja, mein eigenes System haben wir auch auf unterschiedlichen Hintergründen und Genres benutzt, und es hat funktioniert. Ist eben auch die Frage, ob man Lust hat, sich ein neues System anzueignen, und vor allem, ob die möglichen Schwächen eines Systems seine Vorteile beim Unterstützen des Spielstils aufwiegt.

Ein wichtiger Faktor ist natürlich die Lethalität eines Systems, die unter Umständen einen bestimmten Spielstil regelrecht ad absurdum führen kann. Aber die Lethalität lässt sich bei den meisten Systemen mit ein paar schnellen Handgriffen anpassen. Insofern: immer schön Ball flachhalten!

Wir spielen eh meist heroische Action, egal ob Fantasy oder Space Opera. Aber wenn ich mal die Chance habe, echten Horror zu spielen, muss definitiv ein neues System her (oder ich muss auf das gute alte Cthulhu zurückgreifen, will ich aber eigentlich nicht).
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Offline Meister Analion

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Re:Bringen Rollenspiel unterschiedliche Spielarten mit?
« Antwort #16 am: 12.09.2003 | 01:40 »
Natürlich hängt die Stimmung vom System ab, Horror mit D&D würde nicht so gut rüberkommen. Wenn wir was anderes als high fantasy spielen wollten, würden wir auch ein anderes System nehmen.

Es stimmt schon, daß Anfänger vom System in einen bestimmten Spielstil geködert werden können, aber ich behaupte mal, das man JEDES System hauptsächlich Narrativistisch spielen kann, denn die Story braucht keine Regeln. Bei Simulationistisch und Gamistisch sieht es da anders aus, diese Stile können ohne Regeln nicht bestehen. Ich persönlich will immer einen logischen Grund, warum mein lösen von Problemem die Story voranbringt - ich mach also alles drei auf einmal.
Ansonsten gebe ich Boba, Demon und bitpicker recht.

PS: könnte mal jemand einen Thread ohne diesen pseudowissenschaftlichen Quark machen? Ich kann gamismus und narrativismus nicht mehr hören. Oder noch besser: mehr spielen, weniger labern ;D
PS: alle Aussagen sind nur meine persönliche Meinung. Ihr habt meine ausdrückliche Erlaubnis, eine andere Meinung zu vertreten.

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Re:Bringen Rollenspiel unterschiedliche Spielarten mit?
« Antwort #17 am: 12.09.2003 | 10:13 »
@Meister Analion:
Zitat
...aber ich behaupte mal, das man JEDES System hauptsächlich Narrativistisch spielen kann, denn die Story braucht keine Regeln.

Naja, aber wenn man rein narrativistisch (ein tolles Wort) - also erzählerisch - spielt, dann benutzt man unter Umständen nur Bruchteile des momentan verwendeten Regelsystems, und schafft sich sozusagen durch seine Spielweise ein neues System.
Wir sprechen hier ja von Spielregeln und nicht von Hintergrund oder Spielwelt.

@all:
Ich finde die Diskussion "System does/doesn't Matter" macht nur dann Sinn, wenn man auch davon ausgeht, daß die Regeln im Spiel größtenteils auch so verwendet werden, wie Sie im Buch stehen.
Natürlich kann man jedes Rollenspielsystem anpassen wie man mag (einige leichter, andere schwerer), und damit dann auch jeden Spielstil betreiben, aber darüber braucht man ja nicht zu diskutieren.

Wenn man von eben Gesagtem ausgeht, dann gibt das Regelsystem bereits einen gewissen Rahmen vor, in dem man sein Rollenspiel ausleben kann. Diesen Rahmen zu sprengen ist möglich, aber eben je nach System mit größeren oder kleineren Änderungen verbunden.
Mir persönlich ist das Flair des Rollenspielsystems selber sehr wichtig, und es beeinflusst auch meine Spielweise (natürlich auch als SL). Deshalb nehme ich lieber ein ganz anderes System, wenn ich einen anderen Stil, ein anderes Spielgefühl haben will, bevor ich ein bestehendes völlig umkrempel.

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Re:Bringen Rollenspiel unterschiedliche Spielarten mit?
« Antwort #18 am: 12.09.2003 | 11:37 »
Zitat
zuerst heißt es "unterschiedliche Systeme UNTERSTÜTZEN unterschiedliche Spielarten", was ich durchaus bejaen kann (sofern man wirklich gemäß des Systems spielt nicht eh daran rumbastelt), dann wird daraus aber schnell ein "unterschiedliche Systeme BEDINGEN (automatisch) unterschiedliche Spielarten"
Mea Culpa. Ich meinte ersteres: Unterschiedliche Systeme _unterstüzten_ unterschiedliche Spielarten und nicht automatisch bedingen, sicherlich zwingt mich kein magischer Bann dazu mit einem gewissen Spiel eine bestimmte Spielart zu betreiben. Es ist lediglich so, dass eben unterschiedliche Systeme unterschiedliche Spielarten oder Spielstile besonders unterstüzen und so - zumindest meiner Meinung nach - auch ein wenig fördern.

Zitat
Darüber hinaus würde ich "Spielarten" nicht ao ohne weiteres gleich "Genre" setzen, wies es bei Marcel oben rüberkommt.
Ehm ja, hast recht,  ist unsauber formuliert, aber ich wollte nicht auf drei Reihen mit vier Sätzen fünfmal "Spielarten" schreiben, kommt davon wenn man seine Postings schreibt wenn jederzeit der Chef die Türe reinkommen kann...
Spielart und Genre sind natürlich verschieden, worauf ich mit meiner Frage hinauswollte ist: Wenn ihr eure Spielart wechselt, wechselt ihr dann auch in ein System, dass euch unterstüzt? Und wenn ihr das System wechselt, wechselt ihr dann auch in die Spielart, die es unterstüzt? Ist aber trotzdem beantwortet: Ja, die meisten tun es.
Ich kam auf diese Frage als mir jemand - zusammengefasst - erzählte, dass seine Spieler bei D&D - Dragonlance genauso rangenommen werden wie bei Cthulhu, als ich im sagte, dass würde ich nicht wollen meinte er, dann würde ich bei ihm wohl nicht glücklich. Er zieht also im Grunde mit 2 System die unterschiedliche Spielarten begünstigen dieselbe Spielart durch, ich verurteile dies in keinster Weise stellte nur fest, dass ich es eben anders machen würde.

Zitat
Trotzdem kann man mit allen Rollenspielen gamistisch, narrative, cinematisch oder sonst wie spielen. Die Frage ist nur: "Wie leicht"
Vollste Zustimmung! Meine Frage ist dann nur: Will man das? Will ich mir jetzt die WoD so umstricken, dass ich damit HeroQuest (das Brettspiel) spielen kann oder hole ich dann nicht besagtes Spiel vom Schrank? Oder umgekehrt.
Ich gehe einmal davon aus, dass fast jeder hier den Schrank voller Grundregelwerke hat, wenn ich nun eine bestimmte Spielart haben will dann hole ich ein bestimmtes von ihnen aus dem Regal. Ist das nicht die Daseinsberechtigung der ganzen unterschiedlichen Regelwerke? Andernfalls bräuchte ich doch nur eins. Und auch nur ein Brettspiel, poppel ich mir Schach mit Hausregeln eben so um, dass ich damit Dame spielen kann. Ist kein Problem, aber tut das jemand?

Zitat
Des weiteren haben Menschen nur ein begrenztes Wissen.
Stimmt natürlich, aber hol' Theorien doch nicht so hart in die Praxis zurück ;)...

Zitat
Also meine Meinung: "Jedes Rollenspiel ist so gut wie seine Spieler und Spielleiter."
Laaaaaangweilig ;-)
5 Euro ins Phrasenschwein. ;-)
Klar liegt letzten Endes alles an der Gruppe, aber damit schlage ich so ziemlich jede Systemdiskussion tot.
Es geht mir hier darum inwieweit die Systeme die da schwarz auf weiß in den Regelwerken abgedruckt sind bestimmte Spielarten fördern und ob ihr das nutzt oder ob ihr immer alleszurecht biegt bis euer präferrierter Spielstil herauskommt. Oder aber, was ich sehr interessant finde, ob ihr es macht wie bitpicker, der seinen Spielstil gefunden hat und selber Regeln entwarf, die ihn und seine Gruppe 100% unterstützen und die er dann über die unterschiedlichen Settings stülpen kann.

Zitat
Oh, und OT: Fehlt da nicht ein "e" hinter Rollenspiel im Titel?  ;)
Stilmittel. ;)

Zitat
PS: könnte mal jemand einen Thread ohne diesen pseudowissenschaftlichen Quark machen?
Wie wäre es mit dir?

Offline Fredi der Elch

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Re:Bringen Rollenspiel unterschiedliche Spielarten mit?
« Antwort #19 am: 12.09.2003 | 15:17 »
Hehe, das ist sooo cool!
Wie einig sich auf einmal alle sind...

Aber wenn ich jetzt sage, dass D&D sich gut für Hack&Slay eignet und nicht so gut für Narrativismus, geht der Krieg wieder los... Tja, klar, System does Matter. Aber doch nicht bei D&D! ;D (oder dem beliebigen Lieblingssystem...)

Fredi
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Zitat von: 1of3
D&D kann immerhin eine Sache gut, auch wenn es ganz viel Ablenkendes enthält: Monster töten. Vampire kann gar nichts.

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Re:Bringen Rollenspiel unterschiedliche Spielarten mit?
« Antwort #20 am: 12.09.2003 | 15:21 »
:-*
Ich kann mich nicht entsinnen dir jemals widersprochen zu haben ;)

Offline Meister Analion

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Re:Bringen Rollenspiel unterschiedliche Spielarten mit?
« Antwort #21 am: 12.09.2003 | 19:46 »
Hehe, das ist sooo cool!
Wie einig sich auf einmal alle sind...

Aber wenn ich jetzt sage, dass D&D sich gut für Hack&Slay eignet und nicht so gut für Narrativismus, geht der Krieg wieder los... Tja, klar, System does Matter. Aber doch nicht bei D&D! ;D (oder dem beliebigen Lieblingssystem...)
Fredi

Wie schon gesagt, man kann jedes Sytem Narrativ spielen, ohne an den Regeln zu schrauben. Wenn du das mit D&D nicht fertigbringst, dann liegt das eher an deiner Gruppe als am Sytem. Wobei ich es sowieso für schwachsinn halte, sich auf einen Stil zu versteifen, erst die richtige Mischung macht's. Was bringt mir die Story, wenn sie von vorne bis hinten unlogisch ist? Was macht die Story spannend, wenn es keine Probleme zu bewältigen gibt?
PS: alle Aussagen sind nur meine persönliche Meinung. Ihr habt meine ausdrückliche Erlaubnis, eine andere Meinung zu vertreten.

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Gast

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Re:Bringen Rollenspiel unterschiedliche Spielarten mit?
« Antwort #22 am: 12.09.2003 | 21:09 »
M.E. kommt es kaum auf die Regelmechanismen, sondern auf den mitgelieferten Hintergrund an. Wenn man nicht zu jedem System seine eigene Spielwelt basteln will, ist man auf den mitgelieferten Hintergrund angewiesen. Und wenn es da (wie bei Cthulhu) alte knarrende Häuser mit Bibliotheken voller pfeffrig riechender Folianten gibt, ist es nur bedingt für harte Action geeignet... es sei denn, man macht daraus "The Bride of the Reanimator" (würg).
Midgard hat z.B. einen eher putzeligen Hintergrund, den ich gerne verwende, wenn ich klassische Schneewittchen-Fantasy spiele. Hingegen ist z.B. Warhammer sehr schön grindig und finster und eignet sich hervorragend für Low Dirty Fantasy. Hat sowieso m.E. mit den besten Hintergrund, ein herrliches Renaissance-Flair, da muß man vor den alten GW-Meistern wirklich den Hut ziehen.
Aber im Prinzip könnte man vor all diesen Hintergründen mit demselben Regelsystem spielen... deshalb ist D20 wohl so ein Erfolg. Wenn man eineigermaßen gut meistert und die Spieler mitgehen, ist die Technik unwichtig (auf die Größe kommt es an... nicht auf die Technik...  ;))
« Letzte Änderung: 12.09.2003 | 21:11 von Schattenbarde »

azentar

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Re:Bringen Rollenspiel unterschiedliche Spielarten mit?
« Antwort #23 am: 12.09.2003 | 22:00 »
Unterschiedliche Systeme bringen sehr wohl unterschiedliche Spielweisen mit. Habe es selbst erfahren: Ich habe L5R mit den d20 Regeln und den Original-Regeln gespielt, mit den selben Spielern. Die Charaktere und das Spielgefühl waren jeweils sehr unterschiedlich.

Eigentlich kann man mit jedem System auf jede Art spielen, bloß es ist dann systemabhängig einfacher oder schwieriger, da nicht alle Spielweisen gleich gut unterstützt werden können. Aber eine Erfahrung die ich gemacht habe ist, daß Powergaming in so gut wie jedem System funktioniert, während Storytelling nur von manchen Systemen gefördert wird.  

Offline Minne

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Re:Bringen Rollenspiel unterschiedliche Spielarten mit?
« Antwort #24 am: 13.09.2003 | 12:02 »
Wie so häufig nicke ich vorallem bei bobas aussagen, möchte aber noch einen weiteren Faktor nach aussen kehren :

Nämlich wie wichtig für die Gruppe das System ist.

Für mich und die meisten Spieler die ich kenne ist das System -->absolut<-- untergeordnet, erstaunlich wie viel Würfelei man durch etwas spielerdisziplin, Logik und ein bisschen cineastischen narrativismus ersetzen kann.

Systems matter as long as you care for them.

In meiner D+D runde hat kein spieler "typische" d+d charaktere, die klassen sind alle gemäss der vorstellung der spieler (und meinem low magic hintergrund) modifiziert (der eine Krieger ist eher ein Streuner, der Barde kann nicht zaubern hat aber dafür einiges mehr an diebestalenten und mehr skillponts ) und gestern abend haben die spieler eine taverne gegen ein paar assasinen verteidigt... und wir haben an dem ganzen etwa 6-7 mal gewürfelt.

Wenn genug Vetrauen in den Spielleiter und genug glaubwürdigkeit der Welt, genug identifikation der Spieler mit ihren Charakteren da ist und genug Konsens was die Spielweise da ist kann man sich das System eigentlich schon schenken.
Ich weiss nicht genau wie man das in diese gns geschichte einreihen soll, es ist mir aber auch egal.

Ich habe zuletzt ein abenteuer in einem cyberspace nach der art von otherland gemeistert... und es war toll, und wir haben nicht nach den cyberpunk 2020 regeln gespielt, auch nicht nach den sr matrix regeln sondern komplett auf erzählerischer basis.

ich wiederhole mich zwar nur ungern, meine aber das das gesagt werden muss :

system matters - but your gaming style matters more.

Für mich ist das regelwerk nichts weiter als ein hilfsmittel, eine Krücke oder eine Prothese.

das system kann dir entgegenkommen oder dich blockieren, aber im zweifelsfalle wird das system einfach ignoriert.

[edit] Ach ja, um auf eine der usrpünglichen fragen zurückzukehren; wozu mit großartig vielen systemen jonglieren wenn die eh untergeordnet sind?  [/edit]
« Letzte Änderung: 13.09.2003 | 12:09 von Minneyar »