Autor Thema: Feuerzangenbowle: Auf der Suche nach der verlorenen Jugend  (Gelesen 3882 mal)

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http://www.rp-online.de/public/article/magazin/film/news/34827
 
Düsseldorf (rpo). "Da stelle mer uns janz dumm", ist der wohl berühmteste Satz der "Feuerzangenbowle" mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle. Der Film hat auch sechzig Jahre nach seiner Uraufführung 1944 nichts von seinem Reiz verloren. Aller Kritik zum Trotz, es handele sich um NS-Propaganda.

Tatsächlich wurde die "Feuerzangenbowle" auf Betreiben des Nazi-Bildungsministers Bernhard Rust zunächst verboten. Erst eine Fürsprache des Haupdarstellers Heinz Rühmann führte dazu, dass Propagandaminister Göbbels sich den Film ansah.

Das Ergebnis ist bekannt: Die Feuerzangenbowle wurde aufgeführt und schnell zur erfolgreichsten Komödie des Dritten Reichs. Doch obwohl der Film in die Strategie der NS-Diktatur passte, die Bevölkerung von ihrem Elend abzulenken, bezieht er seinen Charme aus Rühmanns Spielweise und der Situationskomik.

Schon der Plot bietet genügend komische Spannung: Der Schriftsteller Hans Pfeiffer ist von einem Privatlehrer unterrichtet worden. Er kann bei einem Männerabend keine lustigen Geschichten aus seiner Schulzeit beitragen.

Nach einigen Gläsern Feuerzangenbowle wird beschlossen, dass Hans noch einmal die Schulbank drücken muss. Anstelle seines jüngeren Bruders holt Hans Pfeiffer nun die Streiche der Pennälerzeit nach und wird zum Lehrerschreck. Nebenbei findet er die Liebe seines Lebens.

Ein nicht zu unterschätzender Erfolgsgrund liegt allerdings bereits Heinrich Spoerls Roman zugrunde: Der Wunsch, die eigene Jugend noch einmal besser erleben zu können. Ein Wunsch, den ganz besonders die Kriegsjugend hatte. Einige der jugendlichen Darsteller selbst konnten  diesen Traum nicht mehr träumen. Sie waren nach Abschluss der Dreharbeiten im Krieg gefallen.

Offline Roland

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Re:Feuerzangenbowle: Auf der Suche nach der verlorenen Jugend
« Antwort #1 am: 28.01.2004 | 11:24 »
Ich kann mit dem Film bis heute nicht viel anfangen, mir fehlt wohl der Wunsch meine Jugend noch einmal erleben zu wollen.  :'(
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Offline bolverk

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Re:Feuerzangenbowle: Auf der Suche nach der verlorenen Jugend
« Antwort #2 am: 28.01.2004 | 12:36 »
augenblick, hab ich das richtig verstanden?
der film ist NS-propaganda, weil er im 3. reich rauskam,  und von göbbels gesehen wurde? ???
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Re:Feuerzangenbowle: Auf der Suche nach der verlorenen Jugend
« Antwort #3 am: 28.01.2004 | 18:07 »
augenblick, hab ich das richtig verstanden?
der film ist NS-propaganda, weil er im 3. reich rauskam,  und von göbbels gesehen wurde? ???

Das steht da nirgends... ::) Aus dem bisschen Bericht kann man so einen schluss imho nicht ziehen. Ausser man liest regelmäßig und nur die BLIND-Zeitung und besucht einen elaborierten Stammtisch... ;D

Offline Vandal Savage

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Re:Feuerzangenbowle: Auf der Suche nach der verlorenen Jugend
« Antwort #4 am: 29.01.2004 | 11:02 »
Ich hab damals schon gestaunt, was für lustige Filme die Deutschen 1944 (wos ja schon steil bergab ging) noch machen konnten.

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Offline Kaymac

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Re:Feuerzangenbowle: Auf der Suche nach der verlorenen Jugend
« Antwort #5 am: 29.01.2004 | 11:12 »
Interessant ist auch das die Romanvorlage von Heinrich Spoerl stammt, der ja gerade im "Maulkorb" sich über die bierernste Obrigkeitshörigkeit der Deutschen lustig macht.
Er war nicht gerade sehr beliebt bei den NS-Leuten!
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Offline 6

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Re:Feuerzangenbowle: Auf der Suche nach der verlorenen Jugend
« Antwort #6 am: 29.01.2004 | 12:20 »
Auch interessant finde ich, dass der Film "nur" ein Remake eines älteren Filmes ist, in dem Heinz Rühmann die gleiche Rolle spielte... *g*
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Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

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Re:Feuerzangenbowle: Auf der Suche nach der verlorenen Jugend
« Antwort #7 am: 29.01.2004 | 16:40 »
Das Original ist aber lange nicht so gut ;D
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Re:Feuerzangenbowle: Auf der Suche nach der verlorenen Jugend
« Antwort #8 am: 29.01.2004 | 16:42 »
Ich wüsste nicht wo in diesem Film anzeichen für den Überlegenheits oder Rassenwahn der Mazis gewesen sein sollte.
Wer schweigt stimmt nicht immer zu.
Er hat nur manchmal keine Lust mit Idioten zu diskutieren.

Offline bolverk

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Re:Feuerzangenbowle: Auf der Suche nach der verlorenen Jugend
« Antwort #9 am: 29.01.2004 | 16:46 »
augenblick, hab ich das richtig verstanden?
der film ist NS-propaganda, weil er im 3. reich rauskam,  und von göbbels gesehen wurde? ???

Das steht da nirgends... ::) Aus dem bisschen Bericht kann man so einen schluss imho nicht ziehen. Ausser man liest regelmäßig und nur die BLIND-Zeitung und besucht einen elaborierten Stammtisch... ;D


also hab ichs nicht richtig verstanden...sorry, hab den text nur sehr flüchtig gelesen  ::)
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Offline Meister Analion

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Re:Feuerzangenbowle: Auf der Suche nach der verlorenen Jugend
« Antwort #10 am: 29.01.2004 | 16:50 »
Ich wüsste nicht wo in diesem Film anzeichen für den Überlegenheits oder Rassenwahn der Mazis gewesen sein sollte.
Der eine Lehrer sagt mal was, das man als Propaganda deuten könnte, ich weiß aber nicht mehr, was das war ;D
PS: alle Aussagen sind nur meine persönliche Meinung. Ihr habt meine ausdrückliche Erlaubnis, eine andere Meinung zu vertreten.

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lunatic_Angel

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Re:Feuerzangenbowle: Auf der Suche nach der verlorenen Jugend
« Antwort #11 am: 29.01.2004 | 16:54 »
Ich wüsste nicht wo in diesem Film anzeichen für den Überlegenheits oder Rassenwahn der Mazis gewesen sein sollte.
Der eine Lehrer sagt mal was, das man als Propaganda deuten könnte, ich weiß aber nicht mehr, was das war ;D
Also wenn Propagande dann eher in die Richtung gehend, dass man das Volk ablenken wollte

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Re:Feuerzangenbowle: Auf der Suche nach der verlorenen Jugend
« Antwort #12 am: 29.01.2004 | 17:01 »
@Juhanito: Ich habe da was gefunden:
Zitat
Auf der Ebene der vorgeführten Werte ist die Feuerzangenbowle aber durchaus ein Beispiel für NS-konforme ideologische Prozesse im Film. Die späten Schulstreiche des Doktor Pfeiffer sind ein Musterbeispiel dafür, wie eine harmlose Aufmüpfigkeit oder scheinbare Rebellion als eine notwendige Stufe bei der Integration in Autoritätshierarchien funktioniert. Der Bildungsprozeß der Hauptfigur gestaltet sich als Regression in die Jugendzeit. Seine Einbindung in die kleinbürgerliche Familie setzt voraus, daß er seine vorherige (erwachsene) Identität aufgibt, die dann als Angeberei gepaart mit Großstadtallüren diskreditiert wird.

Der Film verfolgt eine Doppelstrategie, indem er einerseits die Überlegenheit der Figur durch die gelungenen Streiche vorführt (Pfeiffer erscheint dabei als Führerfigur und als einer, dem alles gelingt), andererseits diese Figur verharmlost, indem die gegebene Autorität letztlich anerkannt wird. Die Streiche funktionieren nur, solange die Rollen der Schüler und Lehrer und das Autoritätsgefälle zwischen ihnen fest und klar definiert sind. Die Streiche gehören auch zum System, wie der etwas jüngere Lehrer, der den Typ einer NS-Führerfigur verkörpert, deutlich macht. Die Komik im Film entwickelt nie den Biß, die Autoritätsstrukturen selbst anzugreifen. Er hält sich bei individuellen Eigenarten und vor allem bei der Figur Pfeiffers auf. Ein Wunsch nach persönlicher Überlegenheit kann ruhig auf Pfeiffer projiziert werden, denn er wird grundsätzlich nie die Autorität untergraben, weil er schon von vornherein zu denen "oben" gehört. Mit seinen Büchern und Titeln steht er sogar "über" den Lehrern. Seine Maskerade als Schüler, die die Hauptquelle der Witze im Film hergibt, garantiert für ihre Harmlosigkeit. Die Witze sind "Ventile [...] aus denen der angehende junge Deutsche seine anarchistische Luft abläßt" – das passt sich nahtlos in Goebbels Konzept der sich als unpolitisch tarnenden Unterhaltung ein.

Nebenbei liefert der Film eine klassische Bestätigung von Moralvorstellungen und Geschlechterrollen, vor allem in der Konfrontation der "mondänen" Großstadtdame (sprich "Hure") mit dem "natürlichen", "unschuldigen" Mädchen, das "eine Frau zum Heiraten" wird. Hierin findet sich wieder die typische Bändigung der Erotik, sowohl bei der Frau als auch bei dem Mann, der erst lernen muß, heiratswillig zu werden. solche Stereotypen, die Autorität, Stand und Geschlechterrollen bestätigen, finden sich fast durchgängig in den Filmen der NS-Zeit. Sie dienen dazu, Wünsche – z.B. nach Rebellion, nach individueller Erfüllung – anzusprechen, sie umzuleiten und einzudämmen.
(Quelle:http://www.bildung.hessen.de/mversuch/tv-weiser/fzb/fzb_int.htm)
 
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Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist