Man kann es drehen und wenden, wie man will - die potentiellen Erträge aus einer Erweiterung der Kundenschaft lohnen den zu erwartenden Marketing-Aufwand nicht. Denn:
a) Das Kundenpotential ist nun mal nicht groß. Du brauchst Leute, die kreativ, fantasievoll, halbwegs intelligent und sprachbegabt sind, die sich nicht genieren, auch ein bisschen schauzuspielern, die sich durch den anfänglichen Lernaufwand nicht abschrecken lassen, die genug Zeit haben und die - nicht zu vergessen - überhaupt für Rollenspiel zu begeistern sind. Es gibt nämlich genug Leute, die es einfach blöd und unergiebig finden. Und dann müssen solche potentiellen Rollenspieler sich noch zu Gruppen zusammenfinden. Und von diesen Gruppen ist dann im Endeffekt nur
einer Käufer von Rollenspielprodukten.
Und um das Rollenspiel attraktiv für ein breiteres Publikum zu machen, dürfen die Produkte nicht zu teuer sein ("alles in einem Buch"), was die Erträge weiter senkt, weil es dann nicht nur für die Neuen, sondern auch für die "Stammkäufer" billiger wird.
b) Der Marketingaufwand wäre ganz erheblich. Trotz allem gibt es (auch unter jungen Leuten) immer noch sehr, sehr viele, die überhaupt noch nie etwas von Rollenspiel gehört haben. Und wie bereits richtig gesagt wurde: das kann man nicht mit einem Satz erklären. Die Werbung müsste also ziemlich aufwendig sein, um den Leuten zunächst mal klarzumachen, worum es bei dem Produkt überhaupt geht. Und sie müsste gut platziert sein, also nicht nur in ein paar Fachzeitschriften, sondern in Bravo, Yam, PC Spiele, TV Spielfilm, Amica, Playboy etc. Am besten natürlich sogar im Fernsehen, aber dass das utopisch ist, wissen wir wohl alle. Gleiches gilt für die Platzierung der Produkte selbst. Karstadt stellt ja nicht einfach so ein Rollenspielregal in seine Spielwarenabteilung, weil man nett drum bittet.
Also eine Kosten-Nutzen-Rechnung ergibt: betriebswirtschaftlich gesehen ist die Strategie der Rollenspiel-Konzerne, lieber nichts in die Gewinnung neuer Kunden zu investieren, sondern den vorhandenen Kundenstamm auszunehmen bis aufs letzte Hemd, durchaus nachvollziehbar.
Damit bleibt es an
uns, den engagierten Rollenspielern, hängen, unser schönes Hobby in die große weite Welt hinauszutragen! An der Uni in Hamburg gibt es übrigens einen Rollenspieler-Treff, da laufen im zwei-Wochen-Rythmus so ca. 8-10 Runden, würde ich mal schätzen. Sind aber zu 90% Leute, die auch schon vorher Rollenspiel gemacht haben...
Ich persönlich habe bisher 16 Leute zum Rollenspiel animiert, von denen 5 auch noch aktiv spielen (wenn ich richtig gezählt habe). Einer von ihnen hat sogar mal kurzzeitig eine eigene Runde geleitet, an der ich nicht beteiligt war. Ein paar stehen auch noch auf der Warteliste, und trotz meiner erheblichen zeitlichen Belastung würde ich mich sicherlich nicht lumpen lassen, noch eine weitere Runde zu leiten - allein, das leidige Terminproblem... Ist halt alles nicht mehr so wie zu Schulzeiten! Also, Ihr Forum-Junggemüse, nur Ihr seid es, die das Überleben der Gattung sichern können!