Also erstmal: man hat in PF für jede Stufe einen Erwartungswert, welchen Wert von wievielen GM jeder Charakter mit sich herumtragen sollte. Das nennt sich Wealth-By-Level (WBL).
Wird dieser Wert massiv unterschritten, hat man je nach Klasse ein fettes Problem mit eigentlich stufengerechten Herausforderungen. Umgekehrt, hat man deutlich zuviel Klimperklimper am Leib, wird das Spiel u.U. zu leicht -- aber das kommt drauf an was man mit der Kohle macht.
Auf Stufe 9 sollte man beispielsweise über Ausrüstung im Wert von 46.000GP _pro Nase_ verfügen. Abweichungen von sagen wir +/-20% sind da relativ wurscht, aber deutlich größere Abweichungen werden zunehmend problematisch. Umgekehrt siehst du aber auch: 4000GP aus der Reichskasse sind da nur Kleckerkram, auf den es nicht ankommen sollte.
Kingmaker ist nun dafür berühmt, dass man nach hinten raus den WBL _massiv_ sprengen kann, eben durch die von der Wirtschaft generierten Summen, sowie durch die Möglichkeit selber zu craften. Und ja, da ist es meines Wissens durchaus möglich und üblich, sich zu bedienen.
Disclaimer: ich selber habe KM nur relativ kurz angespielt (nie über Band 2 hinausgekommen, weil die Gruppe nie aus dem Quark kam), daher weiß ich nicht wie sich das in der Praxis verhält. Darum versteh ich grad auch nicht so ganz, woher das Geld in der Reichskasse denn kommen soll, wenn ihr keine Steuern erhebt.
Trennung.
Ich habe hingegen auch mal über längere Zeit und mit großer Freude Dominionspiel in AD&D2 betrieben, mit einer anderen Gruppe. Dazu muss man sagen, da ist es quasi vom Spiel so vorgesehen, dass man als Krieger auf Stufe 9 ein Lehen erhält. Bei uns war es schon etwas früher soweit (Stufe 7), weil es da gerade gut in die Kampagne gepasst hat. Allerdings gibt es in AD&D auch keine WBL-Tabellen, und man kann magische Gegenstände nicht einfach so handeln wie nen Sack Kartoffeln.
So wurde mein Charakter also Baron. (Die anderen SCs nicht, weil sie keine Krieger waren. Dafür hat der Priester einen Tempel aufgebaut und die Schurkin ein Geheimdienstnetzwerk.) Es kamen jährlich Einnahmen durch Steuern und Zölle herein, die ich meistens sofort in den Ausbau der Infrastruktur gesteckt habe (Straßen, Festung, Tempel etc.). Wir hatten sogar einen Sozialfonds für Opfer von Monsterüberfällen und dergleichen. Nach hinten raus hatten wir außerdem eine florierende Waffenproduktion aufgezogen, deren Exporterträge die Steuereinkünfte um ein vielfaches überstiegen, und mir außerdem ermöglichten, meinem König ein stehendes Heer auszurüsten. Und selbst diese Erträge waren nur ein Bruchteil dessen, was wir in der gleichen Zeit durch abenteurern gewonnen haben.
Das war jedenfalls echt spaßig -- nicht zuletzt, weil wir das irgendwo zwischen "frei Schnauze" und "simulationistisch" abgewickelt haben, und nicht mithilfe komischer Tabellen wie in Kingmaker, die mir immer schon enorm meta vorkamen und überhaupt kein echtes Dominion-Feeling aufkommen ließen.
Na jedenfalls: ich bzw mein Charakter hat die Baronie-Einnahmen also nicht für sich selber verwendet, sondern im Gegenteil locker nochmal soviel aus seinen Abenteuergewinnen zugebuttert, damit es schneller vorwärts ging -- was aber schlicht daran lag, dass ich einen Selbstanspruch hatte, ein Guter zu sein und dass es meinem Volk an nichts fehlen sollte. Nichtsdestotrotz war es ebenso völlig klar, dass ich als geadelter Herrscher das absolute _Recht_ hatte, mit dem Geld jederzeit alles zu machen wozu ich Bock gehabt hätte.
Von daher finde ich Äußerungen, dass ihr "Despoten" wärt, ziemlich fehl am Platze. Staatsgebilde in Fantasywelten sind eben klassischerweise feudalistisch strukturiert, und wenn man Herrscher ist, sagt man an was Sache ist, und das wird dann so gemacht. Punktum. Nun mag es zwar in Golarion auch mehr oder weniger demokratische Enklaven geben, aber dieses von Pseudo-Polen gesponserte Territorium da gehört ganz sicher nicht dazu.